15.10.2024 -- 75.294 // Zuwachs zum 01.10.2024: 2.557
Russlands Präsident schickt die Jugend seines Landes in einen verbrecherischen Krieg. Wie viele russische Soldaten inzwischen in der Ukraine ihr Leben gelassen haben, können wir nicht komplett aufklären. Wir sammeln hier seit Beginn des Krieges im Februar 2022 die Todesmeldungen aus den Medien der Regionen und sozialen Netzwerken Russlands und verschaffen so zumindest einen ungefähren Überblick.
Im ersten Kriegsjahr haben wir noch die Meldungen im übersetzten Originaltext veröffentlicht, auf Grund der schieren Menge der Kriegstoten mussten wir später zur Tabellenform übergehen, jetzt führen wir nur noch reduzierte Listen. Eine Liste der Regionen und den dazu veröffentlichten Tabellen, finden Sie hier.
Alle 14 Tage veröffentlichen wir eine Zusammenfassung unserer Datenbank - die Liste mit allen Auswertungen finden Sie hier - Aktuell 30.09.2024 | Karte der Regionen Russlands | Föderationssubjekte
Wir haben am 26.08.24 eine Sperrverfügung der russischen Regulierungsbehörde für das Internet "Roskomnadsor" erhalten. Gleichzeitig wurde auch unser Servicedienstleister aufgefordert, unsere Webseite abzuschalten. Das wird nicht passieren.
Begründet wird die Sperrung mit der Verletzung der Privatsphäre russischer Bürger. Wörtlich heißt es in der Begründung:
Die Tätigkeit der Internet-Ressource wurde als rechtswidrig und als Verstoß gegen die Rechte der Bürger auf Privatsphäre, Persönlichkeits- und Familiengeheimnis anerkannt.
Unsere Seite dürfte ab diesem Zeitpunkt aus Russland nicht mehr aufrufbar sein.
Die Verfügung als pdf-Dokument, unsere Stellungnahme dazu.
Twer -- Urheber: CC BY 3.0 --
Twer befindet sich etwa 170 km nordwestlich von Moskau an der Mündung des Flüsschens Twerza in die Wolga. Die Stadt hat ungefähr 400 Tausend Einwohner und ist Hauptstadt der Oblast Twer mit knapp 1,4 Millionen Einwohnern. Twer ist ein wichtiges Industriezentrum in Russland mit Holz-, Textil und Chemieindustrie und zudem Universitätsstadt.
Twer: Teil I bis 100 -- Teil II bis 200 -- Teil III bis 400 -- Teil IV ab 401
Weiterlesen: Twer - Sterben mit Mut und Heldentum -- Teil IV
Panorama Astrachan - Urheber: CC BY-SA 3.0 --
Am Kaspischen Meer liegt die Oblast Astrachan mit etwa einer Million Einwohner. Die Hälfte der Bevölkerung lebt in der gleichnamigen Hauptstadt, die sich im Wolgadelta befindet. Die Bevölkerung besteht mehrheitlich aus Russen, es gibt aber bedeutende kasachische und tatarische Minderheiten. Wirtschaftlich bedeutend ist traditionell die Fischerei, in jüngerer Zeit wurden Erdöl- und Erdgasfelder entdeckt, die ausgebeutet werden.
Im russischen Krieg gegen die Ukraine sind die ethnischen Minderheiten dabei überproportional vertreten.
Astrachan: Teil I bis 100 -- Teil II bis 300 -- Teil III bis 500 -- Teil IV ab 501
Znamensky ist ein ländlicher Vorort der Stadt Krasnodar. Im Juli 23 hatten wir über eine Gedenkstätte berichtet, die die Namen von gefallenen Soldaten im Krieg gegen die Ukarine aus der Region Krasnodar auflistet. Finanziert wurde die Anlage durch Spenden von Angehörigen der Kriegsopfer und auch aus öffentlichen Mitteln.
Dieses Denkmal ist ein gutes Dokument für den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Die Zahl der Opfer wächst ständig.
Denkmal Znamensky 12.07.23:
Denkmal Znamensky 10.09.23:
Von den vielen Russlanddeutschen in der Region Altai sind nur wenige geblieben, der Großteil ist nach Deutschland umgesiedelt. Von denen, die geblieben sind, beteiligten sich einige am Krieg gegen die Ukraine - entweder unfreiwillig, weil mobilisiert oder freiwillig, meist aus finanziellen Gründen.
Anton Siebert (Foto links) war solch ein junger Mann, geboren wurde er am 19. März 1997 im kleinen Dorf Kamyschenka im Bezirk Petropawlowsk. Dort ging er auch zur Schule, danach zog es ihn in die Hauptstadt Barnaul, wo er in der Berufsschule eine Ausbildung zum Schweißer absolvierte. Gearbeitet hat er in diesem Beruf aber nicht, sondern hat als Fahrer seinen Unterhalt verdient. Und in seiner Freizeit hat er Fußball gespielt.
Die Söldnertruppe Wagner ist Geschichte, aber noch immer erreichen uns bisher unbekannte Informationen über im Krieg gegen die Ukraine gefallene Mitglieder. Der junge Mann, der ganz harmlos und freundlich auf dem Foto erscheint, gehörte auch zu den Söldnern, die die Gruppe Wagner aus den russischen Gefängnissen rekrutiert hatten.
Es ist Georgij Nikolajewitsch Dmitriew, geboren am 23.08.1992 aus Tomsk, der bereits im Alter von sechzehn Jahren eine Latte von Straftaten begangen hatte, die ihm 2008 drei Jahre Gefängnis einbrachten. Gebessert hat er sich danach nicht. Zusammen mit einem Komplizen tötete er betrunken einen Bekannten:
Bahnhofsvorplatz in Kirow -- Urheber: CC BY-SA 3.0 --
Kirow ist die Hauptstadt der gleichnamigen Oblast, die im östlichen Teil des europäischen Russlands liegt. Die Stadt hat etwa 470 Tausend Einwohner, die gesamte Oblast etwa 1,3 Millionen. Die Stadt Kirow liegt an der Transsibirischen Eisenbahn und am schiffbaren Fluss Wjatka. Kirow beherbergt Industrie in den Bereichen Maschinen- und Gerätebau, Elektrotechnik, Elektronik, mikrobiologische Industrie, Holzverarbeitung, Lebensmittel- und Leichtindustrie.
Kirow: Teil I bis 200 -- Teil II bis 400 -- Teil III bis 1.000 -- Teil IV ab 1.001
Weiterlesen: Kirow - Erinnerung an Helden wird verewigt - Teil III
Der Krieg Russlands gegen die Ukraine hat sich im Jahr 2023 verschärft. Die Opferzahlen sind gegenüber dem Vorjahr deutlich gestiegen. War es am Jahresanfang 2023 noch der russische Sturm auf Bakhmut, hauptsächlich vorgetragen durch Insassen von Haftanstalten, der die Todesrate in die Höhe schnellen ließ, werden diese zum Ende des Jahres übertroffen. Zu keiner Zeit haben wir mehr russische Kriegstote notiert, wie in den letzten Monaten des Jahres 2023.
Mit dem Eintragen in unsere Listen nach Regionen kommen wir kaum nach, unsere Datenbank ist aber aktuell. Danach ergeben sich Stand 31.12.23 folgende Zahlen:
Weiterlesen: Etwa 300.000 russische Kriegsopfer zum Ende 2023
Bei einem Raketenbeschuss der russischen Stadt Belgorod nahe der Grenze zur Ukraine soll es nach russischen Angaben 24 Todesopfer und 110 Verletzte gegeben haben. Unter den Todesopfern befänden sich danach auch drei Kinder.
Tatsächlich gab es einen Raketenangriff der Ukraine auf militärische Ziele im Stadtgebiet von Belgorod. Ein großes Waffendepot wurde auch getroffen. Bei dem Versuch, diesen Angriff abzuwehren, sind wohl Teile der Raketen beider Seiten über der Innenstadt abgestürzt und explodiert. Es gibt auch Videoaufnahmen die zeigen, wie fehlgeleitete Abfangraketen direkt im Stadtgebiet aufschlagen.
Einen Tag zuvor hatte Russland mit deutlich über 100 Raketen und Drohnen die Ukraine angegriffen und hauptsächlich zivile Ziele getroffen. Dabei kam es zu einer wesentlich höheren Anzahl an Toten und Verletzten.
Weiterlesen: Liste der in der Region Belgorod getöteten Zivilisten
Kriegsdenkmal und Heimatmuseum Brjansk -- Foto:
Die Oblast Brjansk liegt an der Grenze zur Ukraine und zu Belarus. Die Region ist etwas größer wie das Bundesland Nordrhein-Westfalen, es leben dort 1,3 Millionen Menschen, davon 400.000 in der gleichnamigen Hauptstadt. Ein Drittel des Landes ist bewaldet, wobei die Erde noch immer durch die Reakatorkatastrophe von Tschernobyl belastet ist. Durch den russischen Krieg gegen die Ukraine finden hin und wieder auch Kampfhandlungen in der Region Brjansk statt.
Oblast Brjansk: Teil I bis 400 -- Teil II ab 401
Straßenzug in Tula hin zum Kreml -- Foto: CC BY-SA 3.0 -- Lizenz:
Die Oblast Tula liegt etwa 200 km südlich von Moskau und profitiert von der Nähe zur Hauptstadt. Sie ist eine der am stärksten industrialisierten Gebiete des Landes. In der Hauptstadt Tula leben etwa eine halbe Million Menschen, die gesamte Oblast hat etwa 1,5 Millionen Bewohner.
Oblast Tula: Teil I bis 150 -- Teil II ab 151
Vorbemerkung: Nikita Viktorowitsch Worona war ein junger Vorzeigeoffizier der russischen Armee. Er durfte Russland bei internationalen militärischen Wetbewerben vertreten.
Doch irgend etwas lief schief in seiner Karriere. Er wurde an die Front versetzt und direkt dem Himmelfahrtskommando einer Sturm-Z-Einheit zugeteilt. Am 29.10.23 kam er ohne jegliche Kampferfahrung an, bereits am 08.11.23 war für ihn Schluss.
Nachfolgend der Beitrag der regionalen VK-Seite Amur.info aus Blagoweschtschensk.
Am 09. November 23 war in einem unscheinbaren Gebäude in der Stadt Skadowsk eine Morgenbesprechung der russischen Militärpolizei angesetzt, an der hochrangige Offiziere teilnahmen. Die Stadt Skadowsk liegt im russisch besetzten Teil der Region Cherson. Ganz genau nannte sich jener Truppenteil "126. militärische Ermittlungsabteilung des Russischen Untersuchungskomitees".
Der erste Friedhof der im Ukrainekrieg gefallenen Wagner-Söldner wurde in der Nähe der Großstadt Krasnodar angelegt. Auf halber Strecke zwischen Krasnodar und der Kleinstadt Gorjatschi Kljutsch liegt das Dörfchen Bakinskaya, das nur wenige Kilometer vom Trainingsgelände der Gruppe Wagner entfernt liegt. Knapp 700 Gräber haben wir dort gezählt, mit Holzkreuzen für die christlich getauften Söldner oder mit Halbmond für die Muslime.
All das ist inzwischen verschwunden, es gibt keine Grabhügel mit Blumen, Kränzen, Kreuzen oder Halbmonden mehr. Ersetzt wurde das alles durch sogenannte Drachenzähne - eigentlich eine Panzersperre, hier mit Namen und Daten der gefallenen Söldner versehnen.
Wladiwostok Skyline 2015 -- Foto: -- Lizenz: CC BY-SA 2.0
Fährt man mit der Transsibirischen Eisenbahn immer weiter nach Osten landet man am Ende in Wladiwostok. Die Stadt am Pazifischen Ozean ist die Hauptstadt der Region Primorje, was so viel heißt wie "am Meer gelegen". Von Wladiwostok aus gibt es übrigens eine Fähre weiter nach Japan. Die Region hat ungefähr zwei Millionen Bewohner wovon etwa 600 Tausend in Wladiwostok leben. Obwohl die Stadt geografisch auf Höhe von Florenz liegt, ist das Klima wesentlich rauer mit kalten und trockenen Wintern und schwül milden Sommermonaten.
Primorje hat eine lange Grenze zu China und was im Moment politisch interessant ist, eine kurze Grenze zu Nordkorea. Die ist nur 17 km lang, aber es gibt eine Eisenbahnbrücke über den Grenzfluss Tumen - keine Straßenverbindung. Genau über diese Verbindung kann Nordkorea Russland auch Nachschub an Waffen und Munition liefern.
Region Primorje: Teil I bis 300 -- Teil II bis 500 -- Teil III bis 1.000 -- Teil IV ab 1.001
Der russische Leutnant Iwan Nikolajewitsch Kriwoschejew wurde in der Ukraine getötet und am 16. Dezember 23 im Dorf Lapschowo in der Region Pensa beerdigt. Soweit der wesentliche Inhalt einer der vielen Todesmeldungen, die wir täglich im Internet sichten.
Auf der Suche nach einem Foto des Leutnants stellte sich heraus, dass der von uns bearbeitete Beitrag doch recht weit von der Wirklichkeit entfernt war.
Zunächst die erste von uns entdeckte Nachricht vom 14.12.23:
Orenburg: Unfertig und verlassen -- Urheber: CC BY 3.0 -
Orenburg - der Name klingt deutsch, aber sonst hat die Oblast und die Stadt Orenburg nichts mit deutscher Kultur zu tun. Die Region liegt im Süden Russlands mit einer langen Grenze zu Kasachstan. Die Fläche der Oblast entspricht etwa Bayern, Baden-Württemberg und Hessen zusammen. Wie viele andere Grenzregionen Russlands verzeichnet auch Orenburg einen hohen Blutzoll im Krieg gegen die Ukraine.
Oblast Orenburg: Teil I bis 99 -- Teil II bis 200 -- Teil III bis 300 -- Teil IV bis 500 -- Teil V bis 700 -- Teil VI bis 1.000 -- Teil VII ab 1001
Weiterlesen: Jugend aus Orenburg - getäuscht, belogen und geopfert - Teil VI
Maxim Aristarchow wurde Anfang November bei einem russischen Angriff auf Awdijiwka getötet. Er gehörte zu einer Sturm-Z Einheit, die sich aus Häftlingen der russischen Gefängnisse zusammensetzt.
Im Jahr 2022 war Maxim Aristarchow wegen Doppelmordes zu 16 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Er gehörte zu einer Organisation von russischen Neonazis rund um den Vlogger Maxim Marzinkewitsch, besser bekannt als "Tessak". Seine Verbrechen hatte Aristarchow aus Rassenhass begangen.
Weiterlesen: Rechtsradikaler Mörder getötet beim Sturm auf Awdijiwka
Magadan - Foto: CC BY-SA 3.0
Magadan, eine russische Hafenstadt im ganz fernen Osten, hat knapp einhunderttausend Einwohner und ist die Hauptstadt der gleichnamigen Oblast. Auf einer Fläche so groß wie Schweden leben insgesamt etwa 150.000 Menschen, davon ein Großteil in der Hauptstadt. Der Hafen von Magadan, der auch im Winter eisfrei ist, wird militärisch und kommerziell genutzt. Bergbau und Fischverarbeitung sind die Wirtschaftsfaktoren der Region. Ansonsten hat Magadan eine gruselige Geschichte aus Zwangsarbeiterlagern und Gulag.
Auch aus dieser fernen Region sterben Bewohner im Krieg gegen die Ukraine.
Magadan: Teil I bis 100 -- Teil II ab 101
Weiterlesen: Magadan - Wehrordnungen, Weisungen, Pflichten souverän erfüllt - Teil II
In einem freigegebenen US-Geheimdienstbericht vom 12.12.23 veröffentlichte die USA nun eigene Zahlen zu den russischen Verlusten im Krieg gegen die Ukraine. Danach hätte der Krieg bisher Russland 315.000 Opfer gekostet - Verwundete und Tote zusammengerechnet. Das berichtet Reuters vom 13. Dezember 23.
Russland hätte in Februar 2022 die Invasion der Ukraine mit 360.000 Soldaten begonnen. Es wären somit 87% der Gesamtzahl, mit der der Krieg begonnen wurde, getötet oder verletzt worden.
Nachdenkliche Stimmen zum Krieg gegen die Ukraine findet man in den sozialen Medien Russlands so gut wie nie. Um so überraschender, wenn man doch mal auf solch eine Meinungsäußerung trifft. Allerdings musste die Autorin dann doch einige Beispiele auf Empfehlung der Moderation herausnehmen, wie sie selbst schreibt.
Marina Birjukova - 7. Dez. 14:53 -- Link
Heute habe ich in meinem Feed eine Nachricht über die Aufstellung von "Heldentischen" in Schulen, deren Absolventen in der SVO gefallen sind, gefunden. In einem kleinen Tatischewski-Bezirk gibt es gleich zwei solcher Tische. Sergej Lygin (links) und Alexander Fjodorow.
Dies ist ein Beitrag der kritischen Initiative Dovod aus der Oblast Wladimir. Da im Artikel weitere Detais zu den sogenannten Sturm-Z Einheiten berichtet werden, haben wir ihn übernommen. Die hier beschriebenen Angriffe gehen noch immer weiter. Es sieht so aus, dass bis zur Präsidentenwahl 2024 die Stadt Awdijiwka erobert werden soll - koste es was es wolle.
Ein ehemaliger Sicherheitsoffizier wurde für den Krieg aus einem Strafgefangenenlager rekrutiert, wo er eine Strafe wegen Korruptionsverbrechen verbüßte.
Weiterlesen: Ein Ex-Mitarbeiter der Antikorruptionsabteilung wurde in der Ukraine getötet
Bushaltestelle, Republik Sacha -- Urheber: Artem Svetlov Lizenz: CC BY 2.0
Jakutien oder Sacha wie das Land heute amtlich heißt, ist eine Republik im nordöstlichen Teil des asiatischen Russlands. Die Fläche des Landes ist beinahe so groß wie Indien, aber dünn besiedelt, gerade mal eine knappe Million Einwohner hat die Region. Das Land ist reich an Bodenschätzen - Edelmetallen, Erdöl, Erdgas, Kohle und Diamanten.
Der Journalist Vitaly Obedin zu Jakutien: „Leider kann der Chef von Jakutien derzeit am besten das Image einer kreativen, exotischen und fortschrittlichen Region auf föderaler Ebene verkaufen ... Und dies wird nicht durch die Tatsache behindert, dass mehr als ein Viertel der Bevölkerung hier im Winter bei minus 40 "auf Holztoiletten geht, heizt die Räumlichkeiten mit Holz und nutzt mangels fließendem Wasser das auf den Seen gehackte Eis".(Telegram-Link)
Sacha (Jakutien): Teil I bis 100 -- Teil II bis 300 -- Teil III bis 500 -- Teil IV ab 501
Weiterlesen: Jakutien - mit goldenen Händen zum Krieg in der Ukraine - Teil III
Aus nachvollziehbaren Gründen will unser Team in der Öffentlichkeit nicht allzu präsent sein. Die Stuttgarter Wochenzeitung Kontext hat zuletzt einen lesenswerten Bericht über unser Projekt veröffentlicht und das zusammengefasst, was uns hier umtreibt - den Opfern dieses Krieges ein Gesicht zu geben. Denn all die vielen russischen Verletzten und Toten sind meist Täter und Opfer zugleich. Und da es sich nicht vermeiden ließ, gibt es auch ein paar Sätze zu einem unserer Macher.
Mitten in unseren Arbeiten zum Abschluss des Monats September hat Corona heftig zugeschlagen. Die gesamte Epedemie blieb dieser Mitarbeiter von jenen Viren verschont - aber wahrscheinlich gilt auch hier das Motto: Irgendwann erwischen wir auch dich.
Es wird in den kommenden Tagen deshalb etwas ruhiger auf unserer Webseite zugehen.
Die Aktualisierung der Listen der Regionen schreitet trotzdem voran, wie man an den häufigen neuen regionalen Seiten erkennen kann.
Um die russische Sperre zu umgehen, haben wir eine zusätzliche Domain mit dem neuen Namen gibtsnet.eu eingerichtet. Dieser Zugriff kann auch ganz allgemein von jedermann benutzt werden, denn er verspricht unter Umständen schnellere Ladezeiten unserer Seiten - besonders bei Zugriffen aus dem Ausland. Zudem bleiben die Besucher anonym.
Im Moment führen wir vier Sonderrubriken - Kriegsbilder, "ohne viele Worte", Friedhöfe Region Krasnodar und Gruppe Wagner - ohne Region. Das hat ganz unterschiedliche Gründe:
Der Krieg Russlands gegen die Ukraine geht unvermindert weiter und die Opferzahlen gehen nicht zurück. Bis heute haben wir die Daten bis zum 18.09.24 verarbeitet, einen zuverlässigen Abschluss zum September werden wir erst in etwa 12-14 Tagen vorlegen können.
Eine einfache, aber vorläufige Zahl der russischen Kriegstoten bis Ende September, die wir dann in unserer Datenbank haben, wird noch etwa drei Tage dauern findet ihr aktuell im Kopf der Seite.
Der Telegram-Kanal des großen russischen Ehrenfriedhofs in Mytischtschi wurde gelöscht. Alle von uns veröffentlichten Links, die mit der Adresse "https://t.me/fvm_pzo_memory/" beginnen, sind nicht mehr zu erreichen.
Einen Teil der Inhalte findet man im neuen Kanal "https://t.me/fvm_pzo_mo/", aber eben an neuer Stelle, so dass wir die Adressen nicht einfach automatisch umwandeln können. Zudem wurde die Benutzung des neuen Kanals stark eingeschränkt.
Das ist einer der Gründe, warum wir für alle von uns erfassten Kriegstoten auch Kopien der Seiten als Beleg speichern.
Это попытка обойти российский запрет на «OskarMaria». По крайней мере для наших текущих страниц это тоже должно работать из России.
Мы использовали для этого новый домен, который, надеемся, не заблокируют так быстро. Название представляет собой сокращенную форму немецкого выражения «нет».
Итак, теперь вы также можете связаться с нами по адресу
https://www.gibtsnet.eu
За скорейший и прочный мир.
Für unsere russischen Besucher
Es ist ein Versuch, die russische Sperre für OskarMaria zu umgehen. Er müsste zumindest für unsere aktuellen Seiten auch aus Russland funktionieren.
Wir haben eine neue Domain dafür benutzt, die man hoffentlich nicht so schnell blocken kann. Der Name ist eine verkürzte Form des deutschen Ausdrucks "gibt es nicht".
Also - ab sofort kann man uns auch unter https://www.gibtsnet.eu erreichen.
Auf einen baldigen dauerhaften Frieden.
Leider scheint die russische Sperrverfügung für unsere Seite zumindest in Russland zu wirken. Bei der Suche nach OskarMaria mit der russischen Suchmaschine Yandex sind wir von der zweiten Stelle weit nach hinten gerutscht.
Wir haben leider nur wenig Zeit für technische Spielereien. So haben wir eine zweite Domain mit anderer IP-Adresse auf unsere Seite geschaltet, doch ganz zielführend ist das noch nicht.
Und dann haben wir auch noch ein Problem mit Google. Eine Gaststätte in München hat sich vor einigen Jahren ebenfalls den Namen OskarMaria in der selben Schreibweise zugelegt und gleich noch als Marke eintragen lassen. Allerdings waren wir mit dem Namen Jahre früher aktiv - also eigentlich kein Problem. Nur kamen danach regelmäßig Tischreservierungen bei uns an. Damit war irgendwann mal Schluss, nämlich als Google uns in den Suchanfragen nach hinten katapultiert hatte. Und so leben wir mit der Tatsache, dass wir mit unseren hohen Benutzerzahlen bei den Suchmaschinen Bing, DuckDuckGo auf den vorderen Plätzen zu finden sind, bei Google aber ganz hinten.
Wir haben unseren Beitrag über das kleine Dorf Kanaewka noch einmal nach vorne geschoben, da er durch unsere Auguststatistiken schnell nach hinten durchgerutscht ist.
Wir haben über einen Zeitraum von etwa sechs Wochen aufgezeigt, wie der russische Angriffskrieg sich auch in kleinen Gemeinden in der Provinz manifestiert.
Falls nichts dazwischen kommt, können wir die Zusammenfassung des Monats August am späten Abend des kommenden Mittwochs Donnerstags (12.09.24) vorlegen.
Es ist ein ständiges Rennen gegen die Zeit - wenn wir uns eine Wochenendpause gönnen, dann ist es auf Grund der vielen Kriegsopfer nur schwer möglich, wieder aktuell zu werden.
09.09.24 -- OM
Nachdem die Aufmerksamkeit zu unseren Veröffentlichungen wächst, eine kurze Information zu OskarMaria.
Unter diesem Pseudonym war der Initiator im Internet seit über 25 Jahren recht unregelmäßig präsent. Ab dem Jahr 2014 hat er hier über die Situation in den von Russland besetzten Gebieten des Donbass geschrieben. Als einer der ersten Journalisten überhaupt informierte er über die damals neu gegründete Gruppe Wagner.
Beruflich war er seit den 80-iger Jahren Geschäftsführer von diversen Medienunternehmen im Printbereich. Jetzt im Ruhestand, Kinder erwachsen, bleibt etwas mehr Zeit, die gesammelten Erfahrungen zusammen mit wenigen Mitstreitern für dieses Projekt zu nutzen.
Nachtrag: OskarMaria– das ist eine kleine Verbeugung vor dem beinahe vergessenen Schriftsteller Oskar Maria Graf. In Zeiten der Bücherverbrennungen wurden seine Werke von den Nazis verschont, ja sogar teilweise empfohlen. „Verbrennt mich!“ schrieb er 1933 in der Wiener Arbeiterzeitung, „nach meinem ganzen Leben und nach meinem ganzen Schreiben habe ich das Recht, zu verlangen, dass meine Bücher der reinen Flamme des Scheiterhaufens überantwortet werden und nicht in die blutigen Hände und die verdorbenen Hirne der braunen Mordbanden gelangen!“ Schließlich floh er in die USA – dort lebte er in bescheidenen Verhältnissen. Deutschland wollte den unbequemen Mann nach dem Krieg nicht wieder haben. Er starb 1967 in New York.
Literaturempfehlung: Wir sind Gefangene - Autobiograhie 1927.
Doppelt
Wladimir: 25. Artem Kozhenkov // Nischni Nowgorod: 35 Artem Kozhenkov
Wolgograd: 01 Juri Agarkov // Pskow: 41 Juri Agarkow
Kutelev Stanislav, dreifach, Kostroma, Rjasan und Orenburg. Nur Orenburg
Nikolai Symov, Rjasan & Tschuwaschien - nur Tschuwaschien
Mamontov Mikhail - Krasnodar Teil 1 & Teil 2
Ivan Alekseevich Chulkov, Kostroma, Pos. 51/56
Elimov Alexey Michailowitsch , Kostroma & Tschuwaschien
Falsch einsortiert
Ruslan Khamitov, Tscheljabinsk, kein Söldner der Gruppe Wagner
Wadim Olegowitsch, 19 Jahre
Ein besseres Foto von Wadim Olegowitsch Schtscherbanew haben wir nicht gefunden. Die Fotos seiner Schule zeigen ihn nur vermummt. Wadim, geboren am 28. Mai 2005, kam aus dem Dorf Jirim mit weniger als 600 Bewohnern in der Republik Chakassien. Was ihn zum Militär getrieben hat - Geld, Strafverfahren oder falscher Patriotismus, bleibt unbekannt. Aber seiner Schule taugt er als Vorbild und so schreibt ein Vertreter: "Die Toten bleiben bei uns, lebendig in den Herzen und in der Erinnerung der Menschen, als Helden, die wissentlich das Kostbarste aufgaben – ihr Leben für Frieden und Ruhe auf Erden. Ihre Leistung inspiriert und lehrt uns, jede Minute des friedlichen Himmels zu schätzen und ihn zu schützen, egal was passiert." Passiert ist, Vadim wurde am 21.09.24 getötet.
Schon mehrfach hatten wir über die sibirische Stadt Ust-Kut berichtet, im dortigen Bezirk lebte Sergej Pawlowitsch Lunegow. Der Mann hatte sich auch der russischen Armee im Krieg gegen die Ukraine angeschlossen und wurde bereits am 1. März 2023 an der Front getötet. Es dauerte ziemlich lange, bis die sterblichen Überreste von Sergej in seine Heimat gebracht wurden. Am 5. Oktober wurde er dann im Dorf Jantal im Bezirk Ust-Kut bestattet. Die Trauerfeier fand in der Nähe des Kulturhauses "Ukraine" statt.
Der ehemalige Cheftierarzt der Stadt Rostow am Don zur Bekämpfung von Tierseuchen, Dmitri Chegay, wurde in der Ukraine getötet, das berichten lokale Medien Anfang Oktober 2024.
Dmitry Chegay und sein Chef wurden am 17. Februar 2022, nur wenige Tage vor Beginn des russischen Angriffskrieges, wegen Korruption verurteilt. Dabei ging es um Kontrollen von tierischen Produkten der Lebensmittelindustrie. Die Kontrolleure ignorierten Verstöße gegen die Veterinärvorschriften und stellten den Produkten die erforderlichen tierärztlichen Begleitpapiere aus, ohne die Ware tatsächlich zu kontrollieren. Dafür zahlten die Unternehmen hohe Bestechungsgelder an den Leiter des Veterinäramtes.
Dimitri Chegay war dabei ein kleines Licht - er fungierte nur als Vermittler und überwies die Gelder an seinen unmittelbaren Vorgesetzten. Im Gerichtsprozess wurde der Mann dann zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt.
Auch Dimitri wollte seine Haftstrafe nicht absitzen und verpflichtete sich beim Militär als Sturm-V Soldat. Jetzt ist er ein Held, "er hätte seine Sünden mit seinem Blut abgewaschen" und bekam jenen "Orden des Mutes" - posthum.
Dieses Foto ist uns aufgefallen. Waleri Wladimirowitsch Gerasimtschuk steht vor einem Wandgemälde, das einen martialisch verkleideten russischen Soldaten zeigt. Genau so wirbt das russische Militär um solche Freiwillige für die Armee, gut ausgestattet, hart und jeder Aufgabe gewachsen. Und Waleri hat sich vermutlich auch in dieser Rolle gesehen. Waleri kam übrigens aus dem kleinen Dorf Ababkovo in der Region Nischni Nowgorod.
Wie die Wirklichkeit dann aussah, das lassen wir seine Schwester berichten:
Die fast zweimonatige Suche nach meinem Bruder ist beendet. Waleri Wladimirowitsch Gerasimtschuk verließ das Land am 29. Juni 2024 aufgrund eines Vertrags für die spezielle Militäroperation und starb am 22. Juli.
Die Trauerfeier findet morgen, 2. Oktober, vor der Kirche auf der Straße statt.
"Wahrer Patriotismus ist nicht, wenn man stolz auf das Vaterland ist, sondern wenn das Vaterland stolz auf einen ist," ist das Motto des Dorfes Romanicha in der Region Perm auf deren VKontakte-Seite. Im Jahr 2010 lebten noch 71 Menschen in dem kleinen Dorf, wie viele heute wissen wir nicht - aber zumindest ein Einwohner weniger.
Denn der 19-jährige Juri Gennadijewitsch Kitschigin aus dem Dorf war in den Krieg gezogen, wurde am 27. Februar 2024 getötet und ist erst am 29. September im Zinksarg nach Hause gekommen.
Beim Nachruf ist die Bezirksverwaltung auch ganz verwirrt. Er hätte sein Heimatland verteidigt, schreibt die Verwaltung des Stadtbezirks Krasnowischerski und nennt als Ort seines Todes dann doch die Ukraine.
Da angeblich das Leben in der Region Samara so viel günstiger wäre als in den russischen Metropolen, gehörte die Prämienzahlung für Freiwillige zu den Niedrigsten in ganz Russland. Aber ganz offensichtlich ließen sich in Samara nicht mehr genügend Freiwillige finden, die für jene 1,2 Millionen Rubel (etwa 12.000 €) bereit waren, ihre Leben oder ihre Gesundheit zu gefährden.
So beschloss die Regierung am 11. Oktober 24, ab Mitte des Monats deutlich mehr zu bezahlen. Jetzt gibt es ganze zwei Millionen Rubel (ca. 20.000 €), wenn man in Samara einen Vertrag mit dem russischen Militär eingeht.
Eine ziemlich skurile Meldung wurde in zahlreichen lokalen VKontakte-Kanälen aus der Region Saratow abgesetzt. Lassen wir die Autorin zu Wort kommen:
Bogdan Sergejewitsch Jewsejew, geboren am 10.04.2003, starb den Heldentod bei einem militärischen Zusammenstoß im Gebiet Cherson, Siedlung Kosatschije Lageri.
Abgehärtet durch Sport, Goldmedaillengewinner im Sambo, wich Bogdan nie zurück, aber das feindliche Schrapnell unterbrach sein Leben am 02.09.2024...
Im Saratower Institut für Innere Truppen war Bogdan einer der besten Kadetten in seinem Kurs. Und als einer der Besten wurde er gleich im 3. Jahr in die Zone des Nordöstlichen Militärbezirks geschickt, um die Ehre und den Mut der ruhmreichen russischen Soldaten in der Praxis zu zeigen.
In der Region Belgorod wurde am 27. August 24 die erste Frau getötet, die aus der Haft für den russischen Krieg gegen die Ukraine rekrutiert worden war. Jelena Pimonenkowa war 37 Jahre alt und stammte aus der Stadt Pikaljowo in der Oblast Leningrad.
Jelena hatte ein bewegtes Leben hinter sich. Sie wurde im Alter von 23 Jahren zunächst wegen Messerangriffs auf einen Mann verurteilt, dann wegen Autodiebstahls, Raubüberfalls, Sachbeschädigung fremden Eigentums und Morddrohungen. Im Jahr 2024 saß Jelena wegen Diebstahls in einer Frauenkolonie in Uljanowka, ebenfalls in der Region Leningrad gelegen.
Auch dort wurde für den Kriegsdienst in der Ukraine geworben. 60 Frauen meldeten sich, zehn wurden ausgesucht darunter Jelena.
Ohne jegliche medizinische Ausbildung wurde sie so zur „Sanitäterin im Gefangennahmekommando eines Angriffszuges“. Drei Wochen lang wurde Jelena an Waffen geschult, danach ging es an die Front und sie musste Verwundete evakuieren und Leichenteile aufsammeln.
Wie genau Jelena getötet wurde ist unklar. Angeblich wäre sie von einem Auto angefahren worden. Am 25. September 24 wurde sie begraben.