31.08.2024 -- 68.100 // Zuwachs zum 31.07.24: 4.246
Russlands Präsident schickt die Jugend seines Landes in einen verbrecherischen Krieg. Wie viele russische Soldaten inzwischen in der Ukraine ihr Leben gelassen haben, können wir nicht komplett aufklären. Wir sammeln hier seit Beginn des Krieges im Februar 2022 die Todesmeldungen aus den Medien der Regionen und sozialen Netzwerken Russlands und verschaffen so zumindest einen ungefähren Überblick.
Im ersten Kriegsjahr haben wir noch die Meldungen im übersetzten Originaltext veröffentlicht, auf Grund der schieren Menge der Kriegstoten musten wir später zur Tabellenform übergehen, jetzt führen wir nur noch reduzierte Listen. Eine Liste der Regionen und den dazu veröffentlichten Tabellen, finden Sie hier.
Alle 14 Tage veröffentlichen wir eine Zusammenfassung unserer Datenbank - die Liste mit allen Auswertungen finden Sie hier - Aktuell 31.08.2024 | Karte der Regionen Russlands | Föderationssubjekte
Jetzt fängt der OskarMaria auch noch an mit larmoyanten Jahres-rückblicken. Hat der Kerl letzte Woche nicht ordentlich recherchiert und will uns langweilen? Das werden sich manche von Euch beim Lesen der Überschrift fragen.
Na ja so ganz unrecht habt ihr nicht, aber zumindest ein gewichtiges Argument für solch einen Rückblick habe ich: Die Zeit im Netz rast, rast in atemberaubendem Tempo an einem vorbei. Und da lohnt es sich schon manchmal innezuhalten, den Kopf hoch zu nehmen und mal über das Geschehene nachzudenken. Das will ich heute mit meiner ganz subjektiven Chronik tun.
Im zweiten Jahr nach der Jahrtausendwende zerplatzten viele Internetträume. Bis dahin herrschte so etwas wie Goldgräberstimmung. Jede Schnapsidee wurde zur Geschäftsidee und die Investoren pumpten gerne ihre Dollars in jedes größenwahnsinnige Internetprojekt. Jetzt sollte auf einmal Geld verdient werden, schlagartig sollten aus tiefroten Bilanzen Gewinne hervor gezaubert werden. Für die Boards bedeute das massive Schwierigkeiten bei der Finanzierung des Webspace und des Traffics. Der Anzeigenmarkt im Internet gibt kaum etwas her. Andere, neue Finanzierungsmöglichkeiten mussten gefunden werden.
Weiterlesen: OskarMaria's Jahresrückblick 2001 vom 10. Januar 2001
Spenden für einen Server
om- Schon lange war sie für Weihnachten angekündigt, auf den letzten Drücker wurde sie dann umgesetzt die Spendenaktion für den neuen Server der Cosmo-Foren. Und unglücklicher konnte der Start gar nicht beginnen. Mitten in der Nacht zum 23.12. wurde eine Eingangsseite vor die Foren gestellt.
Ingesamt 9.500 Euro würden für einen neuen Server benötigt, dafür sollten jetzt möglichst alle Besucher einen Obulus entrichten. Auch war anfänglich von einem Konto die Rede. Eine Bank samt Kontonummer wurde aber nicht genannt, dafür eine Postfach-Adresse, an die man das Geld mit einem Brief schicken solle.
Weiterlesen: OskarMaria's Boardnachrichten vom 27. Dezember 2001
Nach dem großen Knall
Noch immer rumort es hinter den Kulissen der Szene. Die BoardNachrichten befragten deshalb einen intimen Kenner der internationalen Szene nach dem Stand der Dinge. Hier sein zusammengefasster Bericht:
Weiterlesen: OskarMaria's Boardnachrichten vom 20. Dezember 2001
Eine Auszeit mussten die BoardNachrichten mal wieder nehmen. Das ist nicht schön, aber leider manchmal nicht anders zu machen. Wie jedes Jahr kommt mit der Weihnachtszeit auch der Stress. Beruf, Familie und ein völlig neu installierter Netzserver ließen leider nicht mal die Zeit, um eine bereits vor über vierzehn Tagen fertig gestellte Ausgabe der Nachrichten ins Netz zu stellen.
Aber mit der Hektik ist ab heute Schluss - damit gibt es wieder die Nachrichten in wesentlich schnellerer Folge.
Weiterlesen: OskarMaria's Boardnachrichten vom 13. Dezember 2001
Netz im Schatten
Keine Gemeinschaft ist frei davon, kein Staat, kein gesellschaftlicher Bereich in dem sie nicht vorkommen. Ich rede von den Gemeinschaften im Schatten unserer Gesellschaft. Ich rede von denen, die es mit den staatlich definierten Regeln nicht ganz so genau nehmen, sie ganz nach ihrem Belieben etwas dehnen und strecken und sich damit bewusst außerhalb unseres Gemeinwesens definieren.
Nun - dieser Begriff der Schatten-gesellschaft bestimmt einen weiten Bereich und viele der Menschen, die man mit damit erfasst, wären gar nicht glücklich darüber, wenn sie wüssten, in welcher zweifelhaften Gesellschaft sie sich dabei befinden.
Weiterlesen: OskarMaria's Dokumentation vom 14. November 2001
Nachdem unser Bericht über CoolaShacka in fast allen großen Boards eifrigst diskutiert wurde, wollen wir in den Board-Nachrichten nicht weiter darauf eingehen. Wer alle Aspekte des Themas noch einmal durchlesen möchte, für den haben wir eine besondere Dokumentationsseite zusammengestellt.
Weiterlesen: OskarMaria's Boardnachrichten vom 21. November 2001
Die peinliche Wahrheit über CoolaShacka
Seit Sonntag ist es klar: CoolaShacka, Boardchef des CSB und Betreiber des Info-Portales CoolaShacka Warez (CSW) ist eine dubiosesten Typen im Netz.
Er hatte wohl große Pläne im Internet, ist zahlreiche Verpflichtungen eingegangen. Jetzt nachdem die Goldgräberstimmung im Netz vorbei ist, sind seine Seifenblasen zerplatzt und er ist mit seinen ehemaligen Partner zerstritten. So versucht er in betrügerischer Absicht die Unerfahrenheit von ein paar Neulingen oder Computer-Kids auszunutzen und sie über einen 0190-Dialer abzuzocken.
Aber er hält sich noch immer für den großen Macher - doch seine maßlose Selbstüberschätzung und Selbstverliebtheit haben schließlich nur dazu geführt, dass seine Spielchen aufgeflogen sind und leicht enttarnt werden konnten. Denn eins wollte CoolaShacka auch immer: Dass seine Jüngern ihn lieben und in ihm den Ritter in der weißen Rüstung sehen.
Weiterlesen: OskarMaria's Boardnachrichten vom 7. November 2001
Chat oder Boards - das ist im Netz die Frage
Ist das Herumlungern auf den Boards oder im Chat nur ein Zeitvertreib für gelangweilte Menschen? OskarMaria vertritt solch einen Standpunkt, dem aber Herzdame widerspricht heftigst:
Weiterlesen: OskarMaria's Boardnachrichten vom 5. November 2001
Verbotene Nachrichten
om- Schriftsteller wollte er werden, das hatte sich der Bauernbub aus der bayrischen Provinz fest vorgenommen. Nächtens ist er von zu Hause abgehauen, sein Reisegeld bestand aus den Ersparnissen seiner Schwester, die er ihr gestohlen hatte. Und weil er meinte, dass ein richtiger Schriftsteller unter den Münchner Bohemiens was darstellen müsste, logierte er sich im besten Hotel der Stadt ein.
Weiterlesen: OskarMaria's Boardnachrichten vom 30. Oktober 2001
Versteckte Botschaften
om- Es ist jetzt ein dreiviertel Jahr her, da entdeckte ich eine versteckte Nachricht auf der Webseite von Bitshunter. Er kündigte darin seinen Selbstmord an, den er dann auch vollzogen hat. Die heutige Geschichte ist nicht ganz so dramatisch, wenn auch ähnlich bewegend.
Weiterlesen: OskarMaria's Boardnachrichten vom 24. Oktober 2001
Ein übler Streich !
om- Es gibt Witzbolde auf die man jederzeit gerne verzichtet. Ja deren Wirken so destruktiv ist, dass damit ein ganzes Medium zugrunde gerichtet werden kann. Solch einem Witzbold sind das Sacrificial Board und auch die BoardNachrichten zum Opfer gefallen.
Unter Verwendung der persönlichen Daten hat jemand aus dem Umfeld von The cuBAn dessen Todesnachricht abgesetzt. Er wäre beim Anschlag auf das WTC ums Leben gekommen, schrieb seine angebliche Schwester. Heute meldete sich der Moderator beim Boardchef CyclopZ wieder aus dem Urlaub zurück. Die Nachricht von seinem Tod war ein ekelhafter Fake.
Weiterlesen: OskarMaria's Boardnachrichten vom 18. Oktober 2001
Zum ersten Mal sind diese News ein Gemeinschaftsprodukt von HerzDame (hd), CharNode (cn) & OskarMaria (om). Obwohl wir noch niemals zusammengearbeitet haben, verlief die Planung & Realisierung dieser Ausgabe wie geschmiert. Und ich wage zu behaupten: es sind mit die besten und abwechslungsreichsten News seit ihrem Bestehen geworden.
Weiterlesen: OskarMaria's Boardnachrichten vom 15. Oktober 2001
Gulli & seine Kinder
Mit fast 15.000 Mitgliedern hat Gulli die größte Mitgliederzahl unter den großen vier Szeneboards, Cosmo, gEB, Gulli & WbC. So viele Leute bringen nicht nur eine Menge Leben auf das Board, sondern auch viele Themen, viel Verkehr auf dem Boardserver, damit hohe Kosten und natürlich auch immer wieder Probleme mit der undisziplinierten Kundschaft. Trägt man für solch ein Projekt die Verantwortung, kostet das viel Zeit und Engagement.
Zu Beginn dieses Monats ist Gulli auf einen neuen, schnelleren Server umgezogen. Alles verlief erfreulich schnell und unkompliziert. Jetzt nachdem das Board wieder stabil im Sessel sitzt, langsam das Schiff wieder Fahrt aufgenommen hat, verlassen plötzlich zwei Führungsmitglieder das Leitungsteam.
Weiterlesen: OskarMaria's Boardnachrichten vom 12. Oktober 2001
Leider konnte ich in den letzten drei Wochen die Boardnachrichten nicht wie gewohnt aktualisieren. Auf Grund des Anschlags auf das World Trade Center hatte ich beruflich so viel zusätzlich zu erledigen, dass ich kaum noch das Geschehen auf den Nachrichten-brettern verfolgen konnte. Solange ich die News alleine mache, wird das immer wieder nicht zu vermeiden sein. Aber genug der Vorrede, fangen wir an.
Weiterlesen: OskarMaria's Boardnachrichten vom 05. Oktober 2001
Auf Grund der entsetzlichen Ereignisse bitten wir Dich eine Minute mit uns schweigend zu verharren und den Tausenden von toten, verletzten und verstörten Menschen zu gedenken. Unsere Gedanken sind bei Ihnen, sie kommen aus der ganzen Welt und sie wünschen Frieden.
Egal welcher Religion sie angehören, egal an was sie glauben, so hoffen wir doch, dass unser Mitgefühl etwas Trost in diese Tage bringt.
aktuelle Eingangsseite zum
Sacraficial Board
Weiterlesen: OskarMaria's Boardnachrichten vom 12. September 2001
Microsoft ist wieder mal an allem schuld, behaupte ich mal ganz dreist und ungeprüft.
Seit letzter Woche vergeht kein Abend, an dem mir nicht die Telekom die kalte Schulter zeigt und mich nicht reinlassen will - ins Web. Den Anruf bei der Störungsstelle könnte ich mir eigentlich sparen. Gestern Abend zB sächselte mir eine sympathische Männerstimme in den Hörer: "Nu, glauben Sie mir, Sie sind nicht allein. In Frankfurt sind alle Server weg." Der Mann kam ins Schwärmen: "Ja und Hamburg ist auch ausgefallen und in... und in ....".
Leute glaubt mir, Schuld ist diesmal nicht die Telekom, sondern das neue Produkt von Bill Gates - Windows XP. Denn seit die ersten Kopien davon im Netz aufgetaucht sind, ist überall die Hölle los. Die einschlägigen Boards feiern Besucherrekorde, überall werden Releases auf ihre Vor- und Nachteile hin abgewogen, Seriennummern gehandelt, Tricks geprüft, wie die Zwangsaktivierung umgangen werden kann und schnelle Server zum Download gesucht. Kein Wunder, dass das Netz aus den Fugen gerät und die Server und Leitungen unter dem Andrang zusammenbrechen.
Weiterlesen: OskarMaria's Boardnachrichten vom 04. September 2001
Wer in den letzten Tagen nach einer Neuausgabe der Boardnews Ausschau gehalten hat, konnte nur den alten Käse lesen. Ja, und das tut mir nicht mal leid. Denn ich schreibe diese News in meiner Freizeit. Und bei diesem tollen Spätsommerwetter hatte ich was besseres zu tun als vor dem Computer zu hocken. Wenn ich auf die vergleichsweise wenigen Hits auf meiner Statistik-Seite schaue, dann waren in den letzten Tagen gar nicht so viele Leute online. Recht so .....
Weiterlesen: OskarMaria's Boardnachrichten vom 30. August 2001
In einem versteckten Forum bei Gulli treffen sich zur Zeit die Chefs der vier großen deutschen Boards - Cosmo, gEB, Gulli und WbC. Sie wollen in Zukunft sich regelmäßig austauschen, besser zusammen-arbeiten und auch eine gemeinsame Informationspolitik betreiben. Alles Dinge, die eigentlich schon seit langem dringend notwendig gewesen wären, aber nie in Angriff genommen wurden.
Manchmal kann der Fortschritt im Internet zum Rückschritt werden. Nein, ich will Euch mit keiner allgemeinen Kulturkritik langweilen, will nicht sagen, dass früher sowieso alles besser war. Nein, ich brauchte nur einen rhetorischen Einstieg um Euch vor den Gefahren der neuen Generation der Nachrichtenbrettern zu warnen.
Neulich in Havanna jagte ich die Familie den Malecon entlang. Die Luft war drückend schwül und kein Windhauch kühlte unsere schwitzenden Leiber. Der Jüngste führte eine Meuterei an - keinen Schritt wolle er mehr gehen, wenn er nicht gleich ein kaltes Cola oder ein Eis bekommen würde. Woher nehmen, es war kein gastliches Lokal in Sicht. "Kerle, hosch Durscht?" fragte unvermittelt ein älteres Pärchen, das auf der Betonmauer am Ufer saß. Sie outeten sich als Schwaben aus Balingen und versorgten die Plagen mit kaltem Eistee aus der Thermoskanne.
Später dann in der riesigen Eisdiele Copelia im Stadtteil Vedado trafen wir auf eine alte Liebschaft aus meiner Studentenzeit. Aber - warum ich Euch das alles hier erzähle?
Nun, neulich bin ich mal im Netz spazieren gegangen. Über die großen und kleinen Marktplätze der Boardcommunities, durch die Großstädte und durch die Hinterhöfe des Webs. Und Leute ich sage Euch, überall treffe ich alte Bekannte wieder oder zumindest bekannte Namen.
Falls nichts dazwischen kommt, können wir die Zusammenfassung des Monats August am späten Abend des kommenden Mittwochs Donnerstags (12.09.24) vorlegen.
Es ist ein ständiges Rennen gegen die Zeit - wenn wir uns eine Wochenendpause gönnen, dann ist es auf Grund der vielen Kriegsopfer nur schwer möglich, wieder aktuell zu werden.
09.09.24 -- OM
Im Zeitraum ab dem 15. August sind die Berichte über getötete russische Soldaten zurückgegangen. Die Anzahl der gefallenen Soldaten, die wir bearbeiten, ist aber gleichbleibend sehr hoch. Das erklärt sich daraus, dass immer mehr Altfälle öffentlich werden.
Es gibt Verzeichnisse von Friedhöfen, bei denen die Toten aus dem Krieg gegen die Ukraine ausgewiesen werden, es gibt Filme, die die Kriegsgräber auf den Friedhöfen dokumentieren und es gibt Initiativen, die in den Regionen systematisch die Friedhöfe und Medien nach gefallenen Soldaten durchsuchen. So kommen eine Menge Altfälle auf unseren Tisch.
Soweit möglich, werden wir in unserem Abschluss des Monats August versuchen, die Anzahl zu quantifizieren.
Wir meinen, jene russische Sperrverfügung zielt genau in die richtige Richtung. Wir versuchen immer wieder, nicht nur schnöde Zahlen zu liefern, sondern den vielen russischen Opfern dieses Krieges ein Gesicht zu geben. Noch immer ist für uns aktuell, was wir mit einem Tucholsky-Zitat am 11. Januar 23 beschrieben haben:
Es wird von den Schrecknissen des Krieges gesprochen. Darauf sagt ein Diplomat vom Quai d’Orsay: „Der Krieg? Ich kann das nicht so schrecklich finden! Der Tod eines Menschen: das ist eine Katastrophe. Hunderttausend Tote: das ist eine Statistik!“
Die Rückbesinnung auf das Leid der einzelnen Menschen kann man natürlich in russischem Juristensprech als "als Verstoß gegen die Rechte der Bürger auf Privatsphäre, Persönlichkeits- und Familiengeheimnis" bezeichnen. Abgesehen davon, dass wir nur das publizieren, was bereits öffentlich gemacht wurde, zeigt jene Reaktion aus Russland, dass wir mit unseren Veröffentlichungen nicht ganz falsch liegen.
Unser Bericht über die beiden Kriegsdienstverweigerer aus Kemerowo, Gennadi und Semjon Kiskorow, stützt sich auf Informationen der russischen Agentur Astra. Die russisch sprachige Webseite von "Radio Free Europe" hat am 20.08.24 einen aktuelleren Beitrag veröffentlicht, der auch eigene Recherchen enthält. Das Thema wird mit mehr Details behandelt, die Autoren vermuten, dass auch der zweite Bruder nicht mehr lebt.
Am 13. Juni 24 veröffentlichte das US-amerikanische Verteidigungsministerium Zahlen zu den russischen Kriegsopfern. Verteidigungsminister Austin sagte dazu bei einem Nato-Treffen, dass seit Beginn des Krieges mindestens 350.000 russische Soldaten getötet oder verwundet wurden.
Den Bericht haben wir erst jetzt zur Kenntnis genommen.
Immer wieder von Neuem schockiert uns die Menschenverachtung und Brutalität des russischen Militärs. Und nein - wir meinen damit nicht, was dieses Militär ihrem Gegner den Ukrainern antut - das tut es sowieso in diesem Krieg, sondern wir meinen den Umgang mit den eigenen Soldaten. Ohne Ausbildung werden sie schlecht bewaffnet an die Front geworfen, heute angekommen, morgen tot und niemand scheint sich dafür zu interessieren.
In einem Beitrag der Exilpublikation Meduza wird über ein besonders grausames Regiment berichtet, das früher eine Einheit der "Donezker Volksrepublik" war. Dort würden die Soldaten als "Fleisch" begriffen, das man für den Erfolg der Schlacht opfern würde. Schuld wären die Kommandeure der ehemaligen Volksrepublik, die 2014 im Donbass die Macht übernahmen und eigentlich ukrainischer Herkunft wären.
Bei solcher Darstellung sind wir nur entsetzt. Abgesehen davon, dass alle Einheiten inzwischen der russischen Militärführung unterstellt sind, bestand die sogenannte Volksmiliz der "Donezker Volksrepublik" zum großen Teil auch aus Russen. Die Führung wurden teilweise vom russischen Geheimdienst dort hin abgestellt. Und wer von den Kommandeuren nicht nach der russischen Pfeife tanzen wollte, wurde schnell liquidiert.
Es gibt einen neueren Beitrag der BBC zu unserem Thema (Bericht vom 04.08.24), den russischen Verlusten im Krieg gegen die Ukraine. Darin wird von der bisherigen Abschätzung der tatsächlichen Kriegstoten abgewichen. Bisher hat die BBC angenommen, dass aus offenen Quellen nur die Hälfte der Kriegstoten ermittelt würden. In deren Statistik wurde folglich von einer doppelten Anzahl an russischen Kriegstoten ausgegangen. Im neuen Beitrag schreibt die Autorin: "Militärexperten meinen, unsere Analyse russischer Friedhöfe, Kriegsdenkmäler und Todesanzeigen erfasse 55-70% der wahren Todeszahlen..."
Das enspricht in etwa der Linie, die wir seit unserer ersten Abschätzung vertreten haben - nämlich dass wir nur etwa 60% aller Kriegsopfer erfassen. Ansonsten berichtet die BBC wieder von jenen 20.000 - 25.000 Kriegstoten der Donbassmilizen, die man noch addieren müsse. Vielleicht - vielleicht auch nicht, meinen wir. Denn jene Milizen sind zum großen Teil mit russischen Staatsbürgern aus ganz Russland bestückt, die dann auch in den regionalen Todesmeldungen in Russland wieder auftauchen. Ukrainische Bürger, die auf der Seite Russlands kämpfen, erfassen wir auch und benennen sie regelmäßig bei den Auswertungen.
Da wir ständig die russische Presse durchsuchen, ein paar Worte zum Thema Kursk. Für uns völlig überraschend ist, dass selbst relativ "liberale" Medien wie z.B. Fontanka aus St. Petersburg kaum darüber berichten. Wenn man einen Artikel findet, dann basiert der auf den offiziellen Verlaubarungen zu diesem Thema. Ansonsten in welche Region man auch schaut, keine Berichte sind auf den Titelseiten zu finden.
Wir sitzen gerade an der Auswertung des Monats Juli 24 und sind guter Hoffnung, alles bis morgen abschließen zu können. Mit aktuellen Nachrichten geht es auch ab Donnerstag weiter.
Wir haben heute den 23. Juli abgearbeitet, sind also eine Woche im Rückstand. Die Todeszahlen bleiben hoch. Der Monatsabschluss des Juli wird sich um etwa 10 Tage verzögern. Deshalb ein paar Trands im Voraus:
Nachdem die Aufmerksamkeit zu unseren Veröffentlichungen wächst, eine kurze Information zu OskarMaria.
Unter diesem Pseudonym war der Initiator im Internet seit über 25 Jahren recht unregelmäßig präsent. Ab dem Jahr 2014 hat er hier über die Situation in den von Russland besetzten Gebieten des Donbass geschrieben. Als einer der ersten Journalisten überhaupt inormierte er über die damals neu gegründete Gruppe Wagner.
Beruflich war er seit den 80-iger Jahren Geschäftsführer von diversen Medienunternehmen im Printbereich. Jetzt im Ruhestand, Kinder erwachsen, bleibt etwas mehr Zeit, die gesammelten Erfahrungen zusammen mit wenigen Mitstreitern für dieses Projekt zu nutzen.
Nachtrag: OskarMaria– das ist eine kleine Verbeugung vor dem beinahe vergessenen Schriftsteller Oskar Maria Graf. In Zeiten der Bücherverbrennungen wurden seine Werke von den Nazis verschont, ja sogar teilweise empfohlen. „Verbrennt mich!“ schrieb er 1933 in der Wiener Arbeiterzeitung, „nach meinem ganzen Leben und nach meinem ganzen Schreiben habe ich das Recht, zu verlangen, dass meine Bücher der reinen Flamme des Scheiterhaufens überantwortet werden und nicht in die blutigen Hände und die verdorbenen Hirne der braunen Mordbanden gelangen!“ Schließlich floh er in die USA – dort lebte er in bescheidenen Verhältnissen. Deutschland wollte den unbequemen Mann nach dem Krieg nicht wieder haben. Er starb 1967 in New York.
Literaturempfehlung: Wir sind Gefangene - Autobiograhie 1927.
Doppelt
Wladimir: 25. Artem Kozhenkov // Nischni Nowgorod: 35 Artem Kozhenkov
Wolgograd: 01 Juri Agarkov // Pskow: 41 Juri Agarkow
Kutelev Stanislav, dreifach, Kostroma, Rjasan und Orenburg. Nur Orenburg
Nikolai Symov, Rjasan & Tschuwaschien - nur Tschuwaschien
Mamontov Mikhail - Krasnodar Teil 1 & Teil 2
Ivan Alekseevich Chulkov, Kostroma, Pos. 51/56
Elimov Alexey Michailowitsch , Kostroma & Tschuwaschien
Falsch einsortiert
Ruslan Khamitov, Tscheljabinsk, kein Söldner der Gruppe Wagner
Stepan, 23 Jahre
Nachname, Vorname, Patronym: Kaigorodow Stepan Viktorowitsch
Geburtsdatum: 30. Juli 2000
Einberufen aus: Region Pensa, Nischni Lomow
Zuletzt kontaktiert: 4. Juni 24
Militäreinheit: 3 Penza-Formation (3. Regiment), 2 Kompanie, 4 Zug
Abzeichen (Personennummer): UK-665226
Besondere Merkmale: Kleiner Chip am linken mittleren Schneidezahn
Suchanfrage vom 20.06.24, am 2. September wurde sein Tod gemeldet.
УК РФ
Статья 353. Планирование, подготовка, развязывание или ведение агрессивной войны
Die Übersetzung:
Strafgesetzbuch der Russischen Föderation
Artikel 353. Planung, Vorbereitung, Entfesselung oder Führung eines Angriffskrieges
Leninsk-Kusnezki ist eine Stadt in der Region Kemerowo im Kohlebecken Russlands, kurz Kusbass genannt. Aus dieser Stadt kam Alexander Pawlowitsch Kagan, geboren am 2. April 1987, der am 9. Juli im Krieg gegen die Ukraine getötet wurde. Dazu schreibt die lokale Nachrichtenseite:
Wir sind stolz! Wir werden uns für immer erinnern! Alexander Pawlowitsch Kagan starb heldenhaft und zahlte seine Schulden gegenüber dem Mutterland zurück. Der Abschied von ihm findet am 2. September an der Adresse Leninsk-Kusnezki, Kirow-Platz 7, in der Kirche der Heiligen Neuen Märtyrer und Beichtväter statt.
In unserem Bericht über die russischen Kriegstoten vom August 24 haben wir auch über den Umgang der russischen Armee mit ihren eigenen Soldaten einen kurzen Absatz geschrieben. In diesem Video zeigen wir eine Bestrafung eines russischen Soldaten, der von seinen Vorgesetzten im Dienst betrunken angetroffen wurde. Das Video stammt von Anfang September 24.
Im Norden des fernen Ostens in der Region Tschukotka sammelt die Nationalgarde auf "freiwilliger" Basis Schrotgewehre und Pump-Guns für den Krieg in der Ukraine ein.
"Die Notwendigkeit von Schrotflinten bei einer speziellen Militäroperation wird damit begründet, dass sie sich bei der Bekämpfung feindlicher Drohnen bewährt haben. Es wird betont, dass doppelläufige Schrotflinten und Pump-Action-Schrotflinten bessere Chancen haben, schnelle und kleine Drohnen zu entschärfen als Kampfhandfeuerwaffen", schreibt die Nachrichtenagentur des "Autonomen Kreises der Tschuktschen". Die Waffen werden von der Nationalgarde entgegen genommen, bisher wurden 12 solche Gewehre gegen Spendenquittung abgegeben.
Man muss wissen, dass viele Tschuktschen von der Jagd leben, und deshalb dort ein Gewehr zum normalen Haushalt gehört. Zudem benötigen die Familien diese Waffen zum Schutz vor Eisbären, die sich gerne in der Nähe der Siedlungen aufhalten.
Ein Mann mit einem schwierigen Schicksal bedeutet nach unserer Erfahrung nichts Gutes. Meist benutzen die russischen Autoren dieses Begrifflichkeit, wenn ein Mann sich wegen einer Strafermittlung oder Verurteilung bei der Armee verdingt hatte und im Krieg getötet wurde. Vielleicht trifft das auch auf Danila Sergejewitsch Owsjannikow, dem sehr jungen Mann mit schwierigem Schicksal.
Danila, geboren am 4. November 2005, kam aus der russischen Stadt Kostroma, die etwa 300 km nordöstlich von Moskau liegt. Seine Ausbildung an der Berufsschule hat er abgebrochen und sich freiwillig (?) zum Kriegsdienst gemeldet - Rufzeichen Boxer.
"Er wollte immer zeigen, dass er im Leben viel erreichen würde. Er hatte vielleicht nicht immer Erfolg, wie viele Jungen, aber er versuchte es", heißt es in seinem Nachruf. Viel ist es nicht geworden, Danila wurde in der Nacht vom 8. auf 9. August getötet, als seine Kolonne in der Region Kursk durch ukrainische Raketen komplett zerstört wurde. Siehe unseren Bericht.
Kargopol ist eine der ältesten Stadte in der Region Archangelsk mit weniger als 9.000 Einwohnern. Ein Soldat aus der Stadt wurde bei jenem HIMARS-Angiff in der Nacht vom 8. auf 9. August getötet. Die Verwaltung der Stadt schrieb darauf folgenden Nachruf:
Michail Anatoljewitsch Sofronow starb bei der Erfüllung von Aufgaben während einer speziellen Militäroperation auf dem Gebiet der Region Kursk am 9. August 2024.
Michail Anatoljewitsch, geboren am 2. Oktober 1974, ist Absolvent der Uchotskaja-Sekundarschule, er war ein fröhlicher, freundlicher, sympathischer Mensch, immer bereit zu helfen.
Während seines Dienstes blieb M.A. Sofronov dem Militäreid treu, hielt sich heilig an die Verfassung der Russischen Föderation, hielt sich strikt an die Anforderungen der Militärvorschriften und Befehle der Kommandeure, erfüllte seine Pflicht mit Würde, war mutig und entschlossen, ein wahrer Patriot sein Land.
Pawel Alexandrowitsch Tscheremisin aus der russischen Region Karelien ist am 6. Juni 2024 im Krieg gegen die Ukraine getötet worde. Zu seinem Tod finden sich einige Einträge bei VKontakte, nur nennt niemand sein Alter oder Geburtsdatum. Auf Grund seines jugendlichen Aussehens haben wir versucht etwas mehr über Pawel zu erfahren und sind fündig geworden. Aber gleich vorneweg - sein Alter konnten wir nicht recherchieren.
Dafür fanden wir ein Urteil des Stadtgerichts Segescha vom 29. März 2023. Darin wird Pawel so charkterisiert: Er hat eine Meldepflicht und einen ständigen Wohnsitz, wird vom örtlichen Polizeikommissar zufriedenstellend beschrieben, es liegen keine Beschwerden über das Verhalten zu Hause vor, ist ledig, hat ein unterhaltsberechtigtes kleines Kind und ist nicht erwerbstätig, nicht bei der Agentur für Arbeit gemeldet; keine Vorstrafen. Am Ende des Urteils wird Pawel zu einer fünfjährigen Strafe wegen des versuchten Handels mit Drogen verurteilt.
Den Rest der Geschichte kann man sich getrost zusammenreimen. Pawel wurde vor oder während der Haft zu einem Sturm-V Kommando rekrutiert. So kam er frei, musste aber bei Angriffen ganz vorne dabei sein.
„Wir wollen es nicht glauben, es scheint, als würde es an der Tür klingeln, wir werden uns umarmen und weinen, dass das nicht so ist ... Unsere kleine, warme Sonne ...“, schrieb seine Mutter.