15.05.2024 -- 54.469 // Zuwachs zum 30.04.24: 1.310
Russlands Präsident schickt die Jugend seines Landes in einen verbrecherischen Krieg. Wie viele russische Soldaten inzwischen in der Ukraine ihr Leben gelassen haben, können wir nicht komplett aufklären. Wir sammeln hier seit Beginn des Krieges im Februar 2022 die Todesmeldungen aus den Medien der Regionen und sozialen Netzwerken Russlands und verschaffen so zumindest einen ungefähren Überblick.
Im ersten Kriegsjahr haben wir noch die Meldungen im übersetzten Originaltext veröffentlicht, auf Grund der schieren Menge der Kriegstoten musten wir später zur Tabellenform übergehen, jetzt führen wir nur noch reduzierte Listen. Eine Liste der Regionen und den dazu veröffentlichten Tabellen, finden Sie hier.
Alle 14 Tage veröffentlichen wir eine Zusammenfassung unserer Datenbank - die Liste mit allen Auswertungen finden Sie hier - Aktuell 30.04.2024 | Karte der Regionen Russlands
Zwei mal innerhalb einer Woche wurde vbPortal gehackt. Das häufig eingesetzte Portal zur kommerziellen vBulletin-Forensoftware scheint eine erhebliche Sicherheitslücke zu haben, durch die Angreifer die Kontrolle über die Forensoftware erhalten können.
Das Internet ist bunt, schillernd und informativ. Doch es ist auch Feindesland, und erbarmungslos mit dem, der nicht hinter die Fassade schaut. Waren es vor Jahren noch zerstörerische Viren und spionierende Trojaner, die unbedarfte User um ihre Daten brachten, sind es heute Searchbots, Email-Adressen-Sammler und anderes nicht-destruktives Ungeziefer, das Webmastern das Leben schwer macht. Mit .htaccess oder robots.txt gibt es zwar Möglichkeiten, sich solche Plagegeister vom Hals bzw. der eigenen Web-Präsenz zu halten. Jedoch ist das eine (.htaccess) nicht ganz trivial zu bedienen und das andere (robots.txt) für manche Searchbots offenbar von eher bittenden als bindenden Charakter - sie ignorieren deren Einträge oft einfach. Hier bietet sich das mit PHP entwickelte Programm page.restrictor von bot-trap.de an.
Fussball-WM nicht ohne TV&Kommerz, Hochdeutsch als Fremdsprache (sponsored by Jürgen Klinsmann), Weltmeisterbrötchen respektive sonstiger Trittbrettfahrer-Produkte? Am Spielfeldrand aufgehende Werbung für Grilletten us-amerikanischer Herkunft, während der medien-gepäppelte Star seine Chance gerade an den Torpfosten setzt? Oder einfach alles viel zu bunt? Kein Problem. Solcherart genervte Zuschauer und sonstige PC-Puristen bittet ascii-wm.net an den Livestream per Telnet. Nette Idee, die einen Blick lohnt. Der Blick des Autors erzeugte leichte Nostalgie,
Eberhard Esche, Schauspieler aus der ehemaligen DDR, Darsteller am Deutschen Theater in Berlin und einer ihrer unverwechselbarsten Charakter-Mimen ist vor wenigen Tagen gestorben. Ihm zu Ehren hat der RBB (Rundfunk Berlin-Brandenburg) sein Programm geändert und zeigt ihn heute Abend um 22.00 Uhr in einer seiner besten Rollen als Parteisekretär Werner Horrath in dem Film 'Spur der Steine'. Da wollen wir nicht zurückstehen und empfehlen Euch, ab 22.00 Uhr Eure Board-Aktivitäten für ca. zwei Stunden zurückzustellen und Euch dieses schwarzweiss verfilmte Juwel ostdeutscher Filmgeschichte zu Gemüte zu führen.
Telefone dürfen nur bei schweren Straftaten und richterlicher Anordnung angezapft werden. Doch offensichtlich wird dieses Instrument bei der Fahndung nach Straftätern immer beliebter. Gegenüber dem Vorjahr stieg 2005 die Anzahl der angeordneten Überwachungen auf insgesamt 42.508 an. Das ist ein Zuwachs von knapp 24 Prozent, wie die Bundesnetzagentur heute mitteilt.
Weiterlesen: Telefon-, eMail- & Internet - Überwachung nimmt weiter zu
Chillingeffects ist ein Projekt der Electronic Frontier Foundation zusammen mit einigen amerikanischen Universitäten. Auf der Webseite werden Zensurmaßnahmen im Internet mittels Unterlassungsanordnungen dokumentiert. Google z.B. leitet alle eingegangenen Verfügungen an diese Webseite weiter. Trauriger Spitzenreiter ist dabei Deutschland in den letzten vier Monaten verzeichnete die Webseite insgesamt 83 Zensurbemühungen, mehr als ein Drittel (30) davon kommt aus Deutschland. In allen dokumentierten Fällen soll Google Webseiten aus seinem Suchindex entfernen.
Manche Juristen, die eigentlich unserem Grundgesetz verpflichtet sind, scheinen dieses eher zu gefährden. Am Donnerstagabend konnte man solch einen Anwalt im Fernsehen bewundern. Der verstieg sich in die Behauptung, ein Diskussionsforum gliche einer geladenen, gefährlichen Waffe - einer Pumpgun, die man nicht unbeaufsichtigt auf einer Parkbank liegen lassen dürfe. Da hat der Mann Jura studiert und doch wenig begriffen. Solche Foren sind Ausdruck der demokratischen Rechte der Bürger - unserer aller Grundrechte: "Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten," heißt es im Artikel 5 unseres Grundgesetzes. So einfach ist das.
Das Internet ist dafür die richtige Bühne - jeden Tag wird eine neue dubiose Geschäftsidee durch die Gassen gejagt. In der Hoffnung auf einen schnellen Euro melden sich unbedarfte Internetnutzer auf Schummelseiten an und werden zuerst mal kräftig zur Kasse gebeten. Einen praktischen Nutzen hat in der Regel kaum jemand davon. Nach einem 'Spiegel'-Artikel und Meldungen in den Tageszeitungen kann man sich jetzt als Medikamententester verdingen. Es locken angebliche Verdienste bis zu 4.000 Euro. Zuerst soll man aber mal 80 Euro Anmeldegebühren löhnen. Das erfährt man aber erst, wenn man sich die Mühe macht, auf der Seite nach ganz unter zu scrollen oder in den länglichen AGBs zu wühlen.
In Sachen Schmidtlein hat der Autor gestern bei Dialerschutz gestöbert und nach dem Begriff Hausaufgaben gesucht. Die Suchfunktion lieferte auch prompt die gewünschten Ergebnisse. Doch über den Resultaten war eine Werbeeinblendung eingefügt und die sorgte für großes Erstaunen. Auf Dialerschutz wurde doch tatsächlich Werbung für die Seite hausaufgaben-heute der Schmidtlein-Brüder gemacht.
Weiterlesen: Wie Schmidtleins mal bei Dialerschutz Werbung machen durften
Wieder mal wurde ein Forenbetreiber abgemahnt. Ein Mitglied hatte einen Beitrag mit einem Cartoon illustriert, den er per Link von der Seite einer Frankfurter Zeichnerin übernommen hatte. Solch eine Praxis ist besonders in so genannten Plauderforen gang und gebe, wo von den Nutzern mangelnde sprachliche Ausdrucksfähigkeit durch aus dem Netz übernommene Zeichnungen und Bilder ersetzt wird. Nach Angaben des Domain-Inhabers, flatterte ihm ein anwaltliches Schreiben ins Haus er soll für die Zeichnung 200 Euro und zusätzlich fast dieselbe Summe an Anwaltsgebühren bezahlen. Offensichtlich kein Einzelfall der betroffene Betreiber fand noch weitere abgemahnte Foren.
Vor einiger Zeit hatte ich mal in ein Interview mit Anette Humpe (Ideal) reingehört. Sie schockierte den Interviewer mit der Behauptung, dass das Musikbusiness seit langem nur noch aus einem großen gegenseitigen Abkupfern bestehen würde. Wirklich Neues finde man heutzutage nie. Interessante These will die Musikbranche den digitalen Raubkopierern doch ständig das Handwerk legen.
Der Hype, der in den letzten Wochen durch Netz jagte, scheint das zu bestätigen. Da kursiert seit Anfang März ein selbst gebasteltes, voll krasses Video, in dem drei türkischstämmige Jünglinge mehr oder weniger gekonnt singen: Wo bist Du mein Sonnenlischt.... Respekt Ausgangspunkt war bloß ein Blog, doch das Filmchen machte sich schnell selbständig, wurde hin und her gereicht und so immer populärer.
Da findet sich doch gerne eine Plattenfirma, die auf den Rummel aufspringt und versucht die Bekanntheit finanziell auszubeuten. Doch jetzt stellt sich heraus alles nur geklaut. Das Mixtape kommt aus Kanada, das dort ein junger HipHopper mit kommerziellem Hintergrund ins Netz gestellt hatte. Das hatte ein 15jähriger Deutscher aufgegriffen. Der hatte daraus den Song Wie Yin & Yang gebastelt. Zum Original meinte der in einem Kommentar: Soviel ich weiß, wurde dieser Beat eh nur aus irgendwelchen Musicmaker-Bauklötzen zusammen gestellt. Und schließlich wurde aus Yin & Yang und der Mithilfe von ein paar Musikpädagogen jener Gröler Sonnenlischt der Grup Tekkan.
Die Platten sind gepresst und sollen ausgeliefert werden. Jetzt wird verhandelt, wer von den vielen Müttern und Vätern wie viel vom Kuchen abbekommen soll. Die Wette gilt der Autor weiß darauf voll konkret die Antwort. Gewinner wird das Label sein, das die drei Jungs produziert - wie immer.
Meist gab es in der letzten Zeit schlechte Nachrichten über die populäre Forensoftware phpBB. Immer wieder wurden Sicherheitslücken gefunden und ausgenutzt. Das Team hatte alle Hände voll zu tun, all die Lecks zu schließen. Und die völlig umgebaute Weiterentwicklung zieht sich jetzt seit vier Jahren in die Länge, ohne dass ein Ergebnis zu vermelden war. Das hat sich jetzt geändert die neue Forensoftware mit dem Codenamen Olympus hat eine Vorstufe zur Beta-Version erreicht. Ein öffentlicher Bug-Tracker wurde eingerichtet und es werden Tester gesucht, die das Programm unter den verschiedensten Datenbanktypen testen sollen.
Das Supernature-Forum wurde abgemahnt, man konnte es quer durch die Internetpresse lesen. Die rechtliche Drohung wurde dann später von den abmahnenden Anwälten zurückgenommen, trotzdem will der Betreiber des Supernature-Forums, Martin Geuß, sich weiter juristisch wehren und Gegenklage erheben. Mit einer negativen Feststellungsklage soll jetzt Rechtssicherheit für alle Newsboardbetreiber in Deutschland geschaffen werden und dafür bittet Supernature forenübergreifend um Spenden. Rausgeschmissenes Geld meint der Autor, das nur dazu dient, Anwälten ein gut bezahltes Mandat zu verschaffen.
Die Bundesnetzagentur hat mal wieder zugeschlagen und am 17. Februar 2006 knapp 70.000 Dialern die Registrierung entzogen. Den betroffenen Unternehmen steht zwar noch der Rechtsweg offen, dem Autor ist aber bisher noch kein Fall bekannt, bei dem eine Entscheidung der Agentur aufgehoben wurde. In dem Erlass werden die Abschaltung der Rufnummern zum 24.02.2006 und ein Verbot der Rechnungslegung und des Inkassos ab 15.08.2003 verfügt. Das bedeutet viele Betroffene können ihr Geld zurückholen.
Schweizer und belgische Behörden haben gestern den größten eMule-Server "Razorback" weltweit abgeschaltet. Über eine Million Benutzer nutzten diesen Server als technischer Vermittler beim Filesharing im eMule-Netzwerk. Der oder die Betreiber kamen aus der Schweiz, Serverstandort war dagegen Belgien. Die MPAA begründet diese Aktion damit, dass der Server kommerziell betrieben worden und zum Tausch von Millionen Dateien mit urheberrechtlichem geschütztem Inhalt verwendet worden wäre.
Weiterlesen: Kommentar: Zur Abschaltung des eMule-Servers Razorback
Kurz vor Weihnachten klagten einige Verbraucherseiten im Internet über DDoS Angriffe und mussten ihre Seiten vorübergehend vom Netz nehmen. Neben computerbetrug.de, dialerschutz.de, antispam.de war wahrscheinlich auch das Forum snakecity.org vom selben Angriff betroffen. Und auch Gulli.com klagte über den Angriff ferngesteuerte virtueller Zombies. Die jetzt veröffentlichten Unterlagen jedoch zeigen, dass es sich um ein relativ kleines, aber wirkungsvolles Angreifernetz handelte, dagegen die Angaben in den Pressemitteilungen der Betroffenen ziemlich übertrieben waren.
Irgendwann musste es mal kommen. Man trennt sich von seiner langjährigen Partnerin. Ist der erste Stress überwunden, beginnt man das auseinander zu flechten, was man in Jahren der Gemeinsamkeit verwoben hatte. Dazu gehört auch die gemeinsame Musiksammlung. Doch da gibt es einige Scheiben, die jeder gerne in seinem Besitz hätte. Eigentlich alles kein Problem, denn wozu hat jeder Wald- & Wiesencomputer inzwischen einen CD-Brenner. Und auch rechtlich müsste das alles völlig legal sein, denn im familiären Bereich hat man die Erlaubnis für eine Privatkopie.
Wer das deutsche Elite-Forum gEB (german Elite-Board) über seine jahrelang verwendete Webadresse besucht, sollte besser seine Hausaufgaben schon gemacht haben. Denn unter der Netzadresse meldet sich die neuerdings die berüchtigte Webseite Hausaufgaben.de. Und jede Lernhilfe kostet dort knapp 30 Euro pro Einwahl.
Weiterlesen: Mitstörerhaftung - das Risiko jedes Forenbetreibers
Meist täglich präsentieren wir auf unserer Startseite rechts oben ein Foto und einen kurzen Text, die russische Menschen vorstellen, die direkt oder indirekt vom Krieg betroffen sind. Zuletzt hatten wir uns als Thema vorgenommen, junge Menschen zu zeigen, die nach dem Jahr 2000 geboren wurden und im Krieg getötet wurden - die Zukunft Russlands. Einen Monat lang wollten wir so verfahren, aktuell sind wir jetzt bei 34 jungen Männern angekommen und im Speicher liegen noch immer zehn weitere Kurzgeschichten. Wir werden also um einen Monat verlängern.
PS Nach einem Tag verschwinden Foto & Text. Man kann alle gesammelt dann in der Rubrik Kriegsbilder finden.
Wir setzen nicht immer Links auf unsere Originalinformationen. Dafür gibt es verschiedene Gründe, z.B. die Informationen kommen aus geschlossenen Foren oder Telegramkanälen, auch wollen wir die Privatsphäre von Menschen in Russland bewahren oder wir wollen die Herkunft der Information bewusst anonym halten, um niemanden zu gefährden.
Am Beispiel "Kadettenball in Jalta und Tod in der Ukraine" ging es um die Wahrung der Privatsphäre.
Wir haben heute unser Update zum 30.04.24 fertig gestellt und veröffentlicht. Dabei ist uns aufgefallen, dass die hohen Verlustzahlen eigentlich solch 14-tägige Updates sinnlos erscheinen lassen. Man kann die Zahlen inzwischen mit einiger Genauigkeit vorhersagen. Änderungen sind im Moment nicht zu erwarten. Wir werden folglich unsere aktuellen Zahlen nur noch unter "Erfasste Kriegstote" ganz oben auf der Webseite veröffentlichen und ansonsten alle Tabellen, gesamt und regional, einmal im Monat aktualisieren. Das spart eine Menge Arbeit.
Dafür werden wir viel häufiger unsere News bedienen, mit Berichten aus Russland - über Einzelschicksale, über die allgemeine Sprachlosigkeit im Anblick all dieser Opfer des Krieges, über die offiziellen Sprachregelungen, über die Indoktrination von Kindern und Jugendlichen...
In den letzten Tagen können wir nicht mehr auf eine VKontakte-Gruppe aus Wolgograd zugreifen. Diese hatte uns in letzter Zeit zuverlässig die Daten von gefallenen Soldaten aus der Region geliefert. Damit laufen auch alle bisher veröffentlichten Links auf diese Seite ins Nirvana - und das sind nicht wenige. Uns liegen die Screenshots vor, die wir bei Bedarf zur Vergügung stellen.
Wir hatten als Vorwort zu unserer Zusammenfassung von Ende März geschrieben:
Es liegt in der Tradition der russischen Armee, dass man ohne Rücksicht auf Verluste versucht, eigene Erfolge zu erzwingen. Die Taktik der Gruppe Wagner bei der Eroberung von Bakhmut war dafür ein Beispiel, die reguläre russische Armee geht identisch vor. Man wagt einen schnellen Vorstoß mit gepanzerten Fahrzeugen, setzt seine Mannschaften in der Nähe des Gegners ab und zieht die Transporter sofort wieder zurück. In der Zwischenzeit versuchen die zurückgelassenen Soldaten, die gegnerischen Gräben zu erreichen oder eigene befestigte Positionen zu schaffen. Das gelingt hin und wieder und so rückt die russische Armee unter hohen Verlusten langsam aber sicher weiter vor.
Wir zeigen meist bewusst keine Aufnahmen vom Kampfgeschehen an der Front. Heute veröffentlichte ein ukrainischer Telegram-Kanal jedoch ein Video, das genau solch einen beschriebenen Angriff zeigt. Aufgenommen von einer Überwachungsdrohne setzt ein Mannschaftstransporter eine Gruppe russischer Soldaten nahe den ukrainischen Stellungen ab und fährt dann schnell davon. Die Soldaten versuchen die gegnerischen Gräben zu erreichen, es werden immer weniger. Einer schafft es und wird wahrscheinlich auch durch Handgranaten getötet. Zum Video
mk.ru steht für die Zeitung der Redaktion „Moskowski Komsomolez“. Die Online-Ausgabe gibt es für die verschiedensten Regionen Russlands, z.B karel.mk.ru aus Karelien usw. Allerdings ist mk.ru aus Deutschland nicht mehr aufrufbar. Die Links funktionieren weiterhin, wenn man einen VPN benutzt, dessen Einwahl ins Netz nicht aus Deutschland erfolgt.
Wir veröffentlichen im Moment nur noch Listen der gefallenen Soldaten um auf Grund der steigenden Todesrate weiterhin einigermaßen aktuell zu bleiben.
Diese Listen gefallen uns selbst nicht, da sie nur wenige Informationen enthalten. Wir zeigen deshalb vermehrt Nachrichten in der Rubrik "Ausgewählte Meldungen", die uns erwähnenswert erscheinen.
Die Tabellen der Regionen haben wir heute aktualisiert.
Wie wir bereits angekündigt haben, handelt es sich um ein reines Namensupdate, das leider nicht so informativ wie unsere bisherigen Tabellen ist. Diese Vereinfachung ist der Menge der täglichen Kriegstoten geschuldet. Wer Details wissen will, muss den angegegeben Links folgen.
Häufig werden Nachrichten auch schnell wieder gelöscht. Uns liegt dazu ein Screenshot vor, aber dieser lässt sich via der Listen kaum sinnvoll einfügen. Wir haben in diesem Fall auf den Telegram-Kanal "Warten Sie nicht auf mich aus der Ukraine" verlinkt, der die fehlenden Informationen meist bereitstellt.
Heute haben wir unsere Datenbank bis zum 10.03.24 so aktualisiert, dass wir die Ergebnisse den Tabellen der russischen Regionen zuführen könnten. Da aber die Zeit nicht stehen geblieben ist, werden wir nach Ostern auch noch den Rest bis zum 28.03.24 aufarbeiten. Dann gibt es endlich wieder einen detaillierten Monatsabschluss diesmal zum Datum von heute, weil wir uns über die kommenden Ostertage frei nehmen werden.
Das erzielte Ergebnis ist zwar wie erwartet, leider gehen viele interessante Details auf diese Weise verloren. Aber wir müssen damit leben, dass auf Grund der ständig steigenden Zahl an russischen Kriegstoten, die Individuen hinter der schieren Menge verschwinden.
PS Trotz Osterferien gibt es auch weiter täglich neue Informationen. Wir haben etwas vorgearbeitet.
Wir hatten uns eigentlich zum Thema gemacht, den russischen Angriffskrieg von Seiten der Menschen Russlands aus journalistisch zu begleiten. Leider bekommt jene journalistische Seite unserer Arbeit immer weniger Raum, weil uns die Zeit dafür fehlt. Interessante Themen gibt es genug. Dafür fühlen wir uns immer mehr als Buchhalter des Todes, denn das Führen jener Statistik verschlingt den allergrößten Teil unserer Arbeitszeit.
Zudem gibt es auch noch ein Privatleben, wir fallen hin und wieder tageweise aus und kommen auf Grund der ständig wachsenden Zahl an russischen Kriegstoten immer mehr in Rückstand.
Wir haben uns deshalb zu einem Befreiungsschlag entschlossen. Wir werden in den kommenden etwa 14 Tagen keine Aktualisierung der regionalen Tabellen mehr vornehmen. Dafür werden wir die Lücken (fehlende Regionen, gelöschte Meldungen) in unserer Datenbank schließen und danach als einfache Listen in unseren Tabellen nachtragen.
Das alles geht viel schneller, hat aber den Nachteil, dass jene Listen nur einen begrenzten Informationsgehalt haben: Übersetzter Name, Originalname mit Link, Region, Alter, soweit vorhanden. Wer mehr wissen will, muss den angegebenen Links folgen. Auf Grund der schieren Menge an Kriegstoten treten die Einzelfälle sowieso immer mehr in den Hintergrund.
Danach - sehen wir weiter.
Das nächste Update zum 15.März 24 kommt wie gewohnt.
Nachdem die Aufmerksamkeit zu unseren Veröffentlichungen wächst, eine kurze Information zu OskarMaria.
Unter diesem Pseudonym war der Initiator im Internet seit über 25 Jahren recht unregelmäßig präsent. Ab dem Jahr 2014 hat er hier über die Situation in den von Russland besetzten Gebieten des Donbass geschrieben. Als einer der ersten Journalisten überhaupt inormierte er über die damals neu gegründete Gruppe Wagner.
Beruflich war er seit den 80-iger Jahren Geschäftsführer von diversen Medienunternehmen im Printbereich. Jetzt im Ruhestand, Kinder erwachsen, bleibt etwas mehr Zeit, die gesammelten Erfahrungen zusammen mit wenigen Mitstreitern für dieses Projekt zu nutzen.
Nachtrag: OskarMaria– das ist eine kleine Verbeugung vor dem beinahe vergessenen Schriftsteller Oskar Maria Graf. In Zeiten der Bücherverbrennungen wurden seine Werke von den Nazis verschont, ja sogar teilweise empfohlen. „Verbrennt mich!“ schrieb er 1933 in der Wiener Arbeiterzeitung, „nach meinem ganzen Leben und nach meinem ganzen Schreiben habe ich das Recht, zu verlangen, dass meine Bücher der reinen Flamme des Scheiterhaufens überantwortet werden und nicht in die blutigen Hände und die verdorbenen Hirne der braunen Mordbanden gelangen!“ Schließlich floh er in die USA – dort lebte er in bescheidenen Verhältnissen. Deutschland wollte den unbequemen Mann nach dem Krieg nicht wieder haben. Er starb 1967 in New York.
Literaturempfehlung: Wir sind Gefangene - Autobiograhie 1927.
Doppelt
Wladimir: 25. Artem Kozhenkov // Nischni Nowgorod: 35 Artem Kozhenkov
Wolgograd: 01 Juri Agarkov // Pskow: 41 Juri Agarkow
Kutelev Stanislav, dreifach, Kostroma, Rjasan und Orenburg. Nur Orenburg
Nikolai Symov, Rjasan & Tschuwaschien - nur Tschuwaschien
Mamontov Mikhail - Krasnodar Teil 1 & Teil 2
Ivan Alekseevich Chulkov, Kostroma, Pos. 51/56
Elimov Alexey Michailowitsch , Kostroma & Tschuwaschien
Falsch einsortiert
Ruslan Khamitov, Tscheljabinsk, kein Söldner der Gruppe Wagner
Erdem, 22 Jahre
Geboren am 26. April 2001 in Transbaikalien ist Erdem Tschingisowitsch Schargalow nach der Grundschule in die Hauptstadt von Burjatien, Ulan Ude, umgezogen. Nach seiner Schulausbildung geing es direkt zur Armee und dort blieb er. Er wurde nach Syrien geschickt und danach in den Krieg gegen die Ukraine. Zitat aus seinem Nachruf: "Am 1. Januar geriet er unter schweres feindliches Feuer und starb während eines Kampfeinsatzes, wobei er Standhaftigkeit und Mut bewies und seinem Militäreid treu blieb."
Viele Nachrichten über gefallene Soldaten werfen mehr Fragen auf, als sie beantworten. Nadja Chomjuk aus Moskau schreibt zum Beispiel auf VKontakte: "Mein Bruder, Alexej Wladimirowitsch Simakow, geboren am 27.01.1975, ging am 05.03.2023 in den nördlichen Militärbezirk, war in Bachmut, verwundet am 06.02.2023, lag 10 Monate im Koma. Gestorben am 04.03.2024." Das ist traurig genug.
Dazu veröffentlicht sie das Foto eines jungen Mannes, das definitiv nicht zum Alter des Soldaten passt. So etwas kommt hin und wieder vor, die Menschen wollen ein positives Bild ihrer getöteten Angehörigen zeichnen. Die wahrscheinlichste Möglichkeit dürfte sein, dass es sich um einen in einer Strafanstalt rekrutierten Söldner der Gruppe Wagner handelt. Von langjährigen Insassen der Lager gibt es selten aktuelle Fotos. Dazu passt auch das Datum seiner schweren Verletzung und der Ort - die Gruppe Wagner stürmte unter schweren Verlusten Bakhmut zu dieser Zeit.
Die Geschichten im postsowjetischen Raum sind manchmal kompliziert. Da hätten wir den turkmenischen Staatsbürger Sergej Grigorjan. Der junge Mann wurde 1997 in Turkmenistan geboren, kommt aber aus einer armenischen Familie. Seine Mutter arbeitet als Krankenschwester in einer Kinderklinik in Türkmenbaşy, einer Hafenstadt am Kaspischen Meer in Turkmenistan.
Im Herbst 2022 verpflichtete sich Sergej beim russischen Militär für ein halbes Jahr und zog in den Krieg gegen die Ukraine. Er wurde verwundet und lag in Donezk im Krankenhaus. Seinen Militärvertrag verlängerte er nicht. Mit den 15.000 Dollar Sold kam er zurück nach Turkmenistan und kaufte seiner Mutter eine Einzimmerwohnung in Türkmenbaşy.
Auf Instagram veröffentlichte Sergej seine Abenteuer und machte so die örtliche Justiz auf sich aufmerksam. Denn auch in Turkmenistan ist Söldnertum verboten. Allein für Söldnertum sieht das Strafgesetzbuch eine Strafe von sieben bis zehn Jahren Gefängnis vor. Wenn nachgewiesen wird, dass der Soldat während des Krieges jemanden getötet hat, erhöht sich die Haftstrafe auf 10 bis 25 Jahre mit oder ohne Vermögensbeschlagnahme.
Also verkaufte Sergejs Mutter die Wohnung wieder, um mit dem Geld die örtliche Polizei zu schmieren, damit diese beide Augen im Fall von Sergej zudrücken. So blieb der junge Mann unbehelligt.
Ein Journalist fragte ihn zuletzt, warum Sergej nicht für seine historische Heimat Berg-Karabach gekämpft habe. Er antwortete, dass die meisten seiner Freunde Aserbaidschaner seien und er sich daher nicht an diesem Konflikt beteiligen könne.
Wie gesagt, die Geschichten im postsowjetischen Raum sind kompliziert.
Zur Orientierung - Ussurijsk ist eine Großstadt in der Region Primorje im Fernen Osten Russlands. Die Stadt hat etwa 180.000 Einwohner, sie ist 60 km von der chinesischen Grenze und genau so weit vom pazifischen Ozean entfernt.
In einem lokalen Telegram-Kanal wurde jetzt ein Video veröffentlich, das kurz und knapp 75 Namen mit Foto und Geburts-, bzw. Sterbedatum von im Krieg gegen die Ukraine getöteten Soldaten aus Ussurijsk nennt. Wir haben drei fünf Namen nachgetragen.
Das Höhlenkloster Mariä Himmelfahrt in Pskow-Petschory gehört zu den größten und berühmtesten Klöstern Russlands. Petschory ist eine Kleinstadt in der Region Pskow mit ca. 11.000 Einwohnern, die direkt an der Grenze zu Estland liegt. Bis 1945 gehörte der Ort noch zum unabhängigen Estland, deshalb wurde das Kloster auch während der revolutionären Phase der Sowjetunion niemals geschlossen. Man nimmt an, dass im 15. Jahrhundert das Kloster durch russisch-orthodoxe Mönche gegründet wurde, die in selbst gegrabenen Höhlen lebten.
Timofej Litwinow arbeitete als Novize in diesem Kloster und trat dann danach in das dortige Priesterseminar ein. Im ersten Jahr brach er seine Ausbildung ab und zog in das Kriegsgebiet - warum auch immer. Jetzt ist er tot - das Kloster klammert sich noch an einen Strohhalm, denn offiziell gilt er als vermisst. Das Kloster und die Gemeinde hoffen noch immer auf seine Rückkehr und bitten, in aller Stille für ihn zu beten.
In der Stadt Dalneretschensk scheint es einige Videokünstler zu geben, die miteinander konkurrieren. Kaum hatten wir die erste Notiz dazu geschrieben, sind wir über zwei weitere Filme gestolpert mit jeweils anderer Anmutung, aber dem selben Inhalt.
Die meisten der gezeigten Personen überschneiden sich in den drei Videofilmen, aber in jedem Film haben wir Kriegsopfer gefunden, die wir bisher nicht notiert hatten. Und diese Fingernägel!
Film II
Die Informationen über russische Kriegstote kommen aus den unterschiedlichsten Quellen. Immer öfters veröffentlichen Institutionen und Privatpersonen Videos über gefallene Soldaten. Da meist dilettantisch fabriziert, dazu noch extrem zeitraubend, würden wir gerne auf solche Informationen verzichten, was leider nicht geht.
Der Bezirk Dalnertschenskij und die Stadt Dalneretschensk haben zusammen knapp 40.000 Einwohner. Der Bezirk liegt etwa in der Mitte der Region Primorje und grenzt im Nordwesten an China. Auch aus dieser Region wurde ein achtminütiges Video über die Opfer des Krieges gegen die Ukraine erstellt. Wir haben im Film 33 getötete Soldaten gezählt, davon waren uns sechs bisher unbekannt.
Da die gefallenen Soldaten meist im Zusammenhang mit Angehörigen gezeigt werden, kann man erkennen, aus welchen gesellschaftlichen Schichten die Kriegsopfer kamen.
In Baschkiristan gibt es ein größeres Dorf mit dem schönen Namen Karaidel. Es liegt über 200 km von der Hauptstadt der Republik entfernt und hat mehr als 6.000 Einwohner. Aus diesem Dorf kam Murad Abdurakhmanowitsch Gafurow, sein Alter ist uns nicht bekannt. Murad musste keinen Wehrdienst leisten, beruflich erfolgreich war er auch nicht. Er arbeitete in einem kleinen Sägewerk und verdingte sich als Wachmann. Aber hatte geheiratet und vier Kinder gezeugt.
Kein Wunder dass Murad irgendwann mal richtiges Geld verdienen wollte. Am 17. Juni 23 schloss er einen Vertrag mit der Gruppe Wagner und sollte am Krieg gegen die Ukraine teilnehmen. Er hatte Glück - bereits am 17. Juli wurde er aus gesundheitlichen Gründen nach Hause geschickt.
Doch Murad forderte sein Schicksal heraus - am 15. Dezember 23 schloss er erneut einen Vertrag mit dem Militär und zog in den Krieg. Bereits am 17. Januar 24 war er tot. Seine Rückreise dauerte erheblich länger. Erst am 5. Mai wurde er bestattet.
Der 57-jährige Juri Galuschko soll am 4. Mai in der Region Donezk sechs russische Kollegen erschossen haben. Nach der Tat soll er mit der Tatwaffe - ein AK-12-Sturmgewehr mit Schalldämpfer und Munition - geflüchtet sein und wird jetzt in allen Grenzregionen gesucht. Juri Galuschko stammt aus dem ukrainischen Charkiw, hatte eine russische Frau geheiratet und lebte mit russischem Pass in Belgorod. Soweit waren sich alle Meldungen einig, danach aber nicht mehr.
Die meisten russischen Medien schreiben, dass Galuschko aus einer Haftanstalt rekrutiert worden wäre, Belege dafür gäbe es noch nicht.
Andere schreiben, dass er ein Bücherwurm sei und Geld für eine Augen-OP brauchte, weil er sonst Gefahr liefe zu erblinden. Deshalb wäre er zum Militär gegangen. Seine Mutter lebe noch in Charkiw und hätte auf Grund eines russischen Bombenangriffs einen Infarkt erlitten.
In einem sind sich alle Schreiberlinge wieder einig: Der Mann wird versuchen, sich auf die ukrainische Seite hinüberzuschleichen.
Immer wieder finden wir gefallene Soldaten aus den ersten Kriegsmonaten in regionalen Zusammenstellungen, die wir bisher nicht erfasst haben. Hier ein Beispiel:
Alexej Sergejewitsch Golowlew wurde am 23. Dezember 1991 in Lesosawodsk, Region Primorje geboren. Meldete sich freiwillig zum Kriegseinsatz. Am 15. April 22 war sein erster Einsatz, am 23. April 22 war sein letzter Einsatz.
Im Dorf Sukpai gedenkt man dem ehemaligen Schüler Waleri Anatoljewitsch Sawin. Er ist im Krieg gegen die Ukraine gefallen. Der Mann war 39 Jahre alt, eine Ausbildung hatte er nicht, dafür meldete er sich freiwillig zum Kriegsdienst. Wenn man sich den Zeitablauf anschaut, dann ist Waleri nur zum Sterben in den Donbass gereist. Am 27. Februar 23 unterschrieb er einen Vertrag, danach die lange Reise von ganz im Osten in den Westen Russlands, weiter in den Donbass. Selbst mit dem Flugzeug kann das dauern. Am 10.03.23 hatte man bereits den Kontakt mit ihm verloren. Dafür brauchte er für die Rückreise länger. Am 11.11. hat man ihn begraben. Den Schülern erzählt man aber keine wahren Gruselgeschichten, dafür lieber die Märchen vom Helden. Auch Waleri bekam einen Heldenschreibtisch.
06.05.24
Der Unternehmer und Blogger Konstantin Petrow besuchte die Stadt Murmansk ganz im Norden Russlands. Er veröffentlichte Ende April ein Video seiner Reise, in dem er über seine Eindrücke nach einem Stadtrundgang spricht. In den Aufnahmen fragte Petrow, wann Exkursionen aufhören würden, Schlachtstätten und Grabdenkmäler zu zeigen? Das hätte er besser nicht fragen sollen.
In den sozialen Medien wurde er als "falscher Russe" und Feind tituliert, der Gouverneur der Region schaltete sich ein und meinte, solche Besucher brauche die Region nicht.
Konstantin Petrow reagierte darauf, dass er lediglich die Idee vermitteln wollte, dass man auf die positiven Aspekte des Lebens achten solle und diese zu würdigen wisse. Das half überhaupt nicht. Bewohner der Stadt hielten das Taxi an, mit dem Petrow zum Flughafen fahren wollte und forderten den Fahrer auf, seinen Passagier abzusetzen. Das passierte dann auch.
"„Warum sind solche Nichtmenschen immer noch auf freiem Fuß?“ fragten Nutzer der russischen sozialen Medien. Wahrscheinlich nicht mehr lange. Ein Untersuchungsausschuss hat ein Strafverfahren eröffnet. Petrow drohen bis zu fünf Jahren Gefängnis.
06.05.24
Wir hatten schon mehrfach über Fälle berichtet, bei denen verurteilte Verbrecher plötzlich zu Helden mutierten, weil sie im Krieg gegen die Ukraine getötet wurden. Diese Vorbilder wurden dann in ihren Heimatgemeinden öffentlich geehrt. Es gibt zumindest einen gegenteiligen Fall.
Die Stadt Gubkin liegt in der Region Belgorod und hat knapp 90.000 Einwohner. Die dortige Verwaltung verweigerte einem Kriegstoten die Bestattung in der Allee der Helden.
Juri Leonidowitsch Melnik hatte bereits eine Vorstrafe als er im Jahr 2019 wegen Besitzes eines Mosin-Gewehrs, eines PPSh-Sturmgewehrs, eines Jagdgewehrs, von TNT-Blöcken und verschiedener Waffenbestandteile, sowie wegen des Kaufs von Mephedron vor Gericht stand. Er wurde zu einer Haftstrafe von 1,5 Jahren verurteilt.
Der Anwalt des Toten ging mit dem Fall an die Öffentlichkeit: "Wer hat dem Bürgermeister die Befugnis erteilt zu bestimmen, wer ein Held ist und wer nicht? Anscheinend sind wir auch nach dem Tod alle unterschiedliche Soldaten und unser Vaterland ist wahrscheinlich anders, da es „seine“ Söhne unterschiedlich behandelt. Ich möchte wirklich, dass das ganze Land und nicht nur der Präsident seine bürokratischen „Helden“ kennt."
Wladimir Lunin stammte aus einem Dorf in der Region Tjumen. Geboren 1998 strebte er eine schnelle militärische Karriere an. Nach der Schule ging es zur höheren Militäringenieurschule Tjumen. Die schloss er als Maschinenbauingenieur ab im Rang eines Leutnants. Von Tjumen wurde er in den fernen Osten in die Region Amur versetzt und nach einem Jahr dort ging es für ihn in den Krieg gegen die Ukraine. Am 30. Dezember 22 wurde er auf die lange Reise geschickt, am 10. Januar 23 war er bereits tot.
Aber - er hätte wie ein wahrer Patriot gekämpft und sich mutig dem Tod gestellt, schreibt der Bezirksvorsteher. Jetzt gibt es im Heimatdorf eine Gedenktafel und jener Bezirksvorsteher sinniert über den Krieg:
Russland ist erneut gezwungen, den Nationalsozialismus zu bekämpfen. Der Feind wird im Namen unserer heiligen Geschichte, im Namen der Erinnerung an unsere Großväter und Urgroßväter und für zukünftige Generationen definitiv besiegt.
Kein Platz für Sentimentalitäten gibt es im Krieg. Jewgeni Jaruschin aus der Stadt Krasnoufimsk in der Oblast Swerdlowsk hatte sich zwar einen lustigen Alias zugelegt, aber geholfen hat der dann doch nicht. Jewgeni wurde am 24. April an der Front getötet. Was bleibt ist ein nachdenkliches Bild von ihm im Soldatendress mit drei Tulpen in der Hand, das jetzt seinen Nachruf schmückt. Leider ist von der Macht der Blumen (Flower-Power) nicht viel übrig geblieben, die in den 70-iger Jahren auch ein Symbol gegen den Vietnamkrieg war.
Im Süden der Oblast Irkutsk liegt der Bezirk Echirit-Bulagatski mit knapp 30.000 Einwohnern. Etwa 40% der Bevölkerung dort sind Burjaten. Nach seinem Foto gehörte auch Wassili Olegowitsch Borontsoew zu dieser Volksgruppe. Er wurde am 06. Mai 1988 in dem Bezirksdorf Darchat geboren. Sein Lebenslauf wurde im Nachruf holprig geschönt. Nach dem Gymnasium hätte er an der Burjatischen Staatlichen Universität, Abteilung für Geschichte, studiert. Als Abschluss wäre dann der Beruf eines Wachmanns herausgekommen. Einige Jahre hätte er auch in Sicherheitsunternehmen gearbeitet. Danach war er arbeitslos, zog zurück ins Dorf und hat seinen Eltern bei der Haus- und Landarbeit geholfen.
Und obwohl er nie beim Militär war, wollte Wassili auch in den Krieg ziehen und höchstwahrscheinlich schnell viel Geld verdienen. Im November 23 versuchte er es ein erstes Mal und wurde als untauglich wieder nach Hause geschickt. Am 9. Januar 24 klappte es dann mit dem Kriegsdienst. Nach zwei Wochen Ausbildung ging es an die Front. Am 9. Februar war bereits Schluss, die Kugel eines Scharfschützen hatte sein Leben beendet.
Der tote Wassili hatte es nicht eilig nach Hause zu kommen. Dafür war er nicht wichtig genug. Der Leiter des Bezirks konnte den Leichnam auf Bitten der Mutter nach 2,5 Monaten zurückholen.
Aus der Kleinstadt Dalneretschensk ganz im Osten Russlands an der Grenze zu China machte sich Anton Wiktorowitsch Gurdin, geboren am 14. Januar 1986, auf den langen Weg zum Krieg im Donbass. Mit einem Maschinengewehr in jeder Hand und einer Fluppe im Mund hielt er sich wohl für unverwundbar. Am 9. Januar 2024 meldete er sich freiwillig, am 20. März wurde er tötlich verwundet.