31.12.22 - 7.884 // 28.02.23 - 12.227
Russlands Präsident schickt die Jugend seines Landes in einen verbrecherischen Krieg. Wie viele russische Soldaten inzwischen in der Ukraine ihr Leben gelassen haben, können wir nicht komplett aufklären. Wir sammeln hier die Todesmeldungen aus den Regionen und sozialen Medien und verschaffen so zumindest einen ungefähren Überblick.
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Berichte aus 61 Regionen Russlands: Liste der Auswertungen finden Sie hier - Aktuell 28.02.23 | Alle Regionen werden ständig aktualisiert.
Angarsk ist eine Großstadt in der Oblast Irkutsk in Sibirien. Im Waisenhaus von Angarsk wurde mit einem Banner Werbung für den Ukrainekrieg gemacht.
Im „Zentrum für Hilfe für Kinder ohne elterliche Fürsorge“ gibt es jetzt eine Ecke für die "Helden" des Kriegs gegen die Ukraine. Ein Transparent, das in der Lobby hängt, zeigt Fotos von sechs ehemaligen Zöglingen des Waisenhauses, die in den Krieg in die Ukraine aufbrachen.
Werchojansker Gebirge, Republik Sacha -- Urheber: Ilya Varlamov Lizenz: CC BY-SA 3.0
Jakutien oder Sacha wie das Land heute amtlich heißt, ist eine Republik im nordöstlichen Teil des asiatischen Russlands. Die Fläche des Landes ist beinahe so groß wie Indien, aber dünn besiedelt, gerade mal eine knappe Million Einwohner hat die Region. Das Land ist reich an Bodenschätzen - Edelmetallen, Erdöl, Erdgas, Kohle und Diamanten.
Der Journalist Vitaly Obedin zu Jakutien: „Leider kann der Chef von Jakutien derzeit am besten das Image einer kreativen, exotischen und fortschrittlichen Region auf föderaler Ebene verkaufen ... Und dies wird nicht durch die Tatsache behindert, dass mehr als ein Viertel der Bevölkerung hier im Winter bei minus 40 "auf Holztoiletten geht, heizt die Räumlichkeiten mit Holz und nutzt mangels fließendem Wasser das auf den Seen gehackte Eis".(Telegram-Link)
Sacha (Jakutien): Teil I -- Teil II
Weiterlesen: Jakutien - mit goldenen Händen zum Krieg in der Ukraine - Teil II
Langsam werden immer mehr Details über den Wagner-Friedhof bei Jekaterinburg bekannt. Der Friedhof wird für die Wagner-Söldner benutzt, die entweder keine Angehörigen haben oder wo Verwandte nichts mehr mit dem Menschen zu tun haben wollen. Aber es gibt auch Ausnahmen.
Die Journalisten von "NeMoskva" konnten die Identität einiger der dort Begrabenen herausfinden. Einige stammen nicht aus der Region Swerdlowsk, wahrscheinlich alle wollten als Söldner vom Gefängnislager in die Freiheit entkommen.
Weiterlesen: Wagner-Friedhof Jekaterinburg - Rücknahme meist verweigert
Durch ein Video wurde ein neuer Wagner-Friedhof publik. Er befindet sich auf dem Nordfriedhof der kleinen Stadt Berjosowski, die nur 15 km von der Hauptstadt Jekaterinburg entfernt ist. Berjosowski ist übrigens das Zentrum der Goldförderung im Ural.
Den Wagner-Gräbern wurde ein eigener Sektor auf dem örtlichen Friedhof zugewiesen. Es wurden 67 Gräber gezählt. Alles sind Männer, das Durchschnittsalter liegt bei 30-40 Jahren. Die meisten Todesfälle ereigneten sich, den Aufschriften nach zu urteilen, im Dezember-Januar (es gibt auch Februar). Alle Gräber sind vom gleichen Typ: ein Kreuz, eine Tafel, zwei Kränze, einer davon mit der russischen Trikolore und einem Doppeladler. Alle sind mit Nadelzweigen bedeckt.
Khyshikto Bazarovic Tsybikov ist der 600. gefallene Soldat aus Burjatien, den wir hier aufgelistet haben. Keine Region Russlands hat seit Beginn des Krieges gegen die Ukraine solch hohe Verlustzahlen zu beklagen wie Burjatien. Und sie steigen weiter, in einigen Regionen der Teilrepublik wurden deshalb öffentliche Veranstaltungen abgesagt.
Für Russlands imperiale Ambitionen sterben bevorzugt die nicht russischen Ethnien, wie zum Beispiel die Burjaten oder Tuwiner. Menschen aus den abgelegenen Provinzen Russlands, die unter ärmlichen oder einfachsten Bedingungen leben und durch den für ihre Verhältnisse extrem hohen Sold in den Kriegsdienst gelockt werden. Jenen Soldaten Khyshikto wollen wir vorstellen, der allerdings zu den mobilisierten Burjaten gehört.
Die Zahl der Kriegstoten der Gruppe Wagner wächst beständig schnell. Und das obwohl viele Angehörige von gefallenen Söldnern diese Zugehörigkeit verschweigen. Auf dem Wagner-Friedhof in Bakinskaya ist die Zahl der Gräber jetzt auf 413 angestiegen. Über alle russischen Regionen hinweg haben wir den Tod von 1.319 Söldnern registriert - in der Summe 1.732 tote Wagner-Kämpfer.
Dorf Kuwa - Udmurtien -- Urheber: -- CC BY-SA 4.0
Udmurtien ist eine Republik im russischen Föderationskreis Wolga mit etwa 1,5 Millionen Einwohnern. Hauptstadt istIschewsk mit über 600 tausend Einwohnern. Udmurtien liegt im europäischen Teil Russlands westlich des Uralgebirges zwischen den Flüssen Kama und Wjatka. Das Land ist stark industrialisiert und gut erschlossen.
In der Republik gab es einige sehr intelligente Proteste gegen den Krieg in der Ukraine, die aber von der Polizei schnell unterbunden wurden. Wir hatten einen kleinen Teil hier dokumentiert.
Udmurtien: Teil I bis 200 -- Teil II ab 201
Weiterlesen: Udmurtien - Helden im Kampf gegen Nazis - Teil II
Blick auf Petrosawodsk im Sommer -- Urheber: CC0 -
Die Republik Karelien hat eine über 700 km lange Grenze zu Finnland. Ihre Landschaft stellt eine Fortsetzung der finnischen Seenlandschaft nach Osten dar. Die Forstwirtschaft bietet wenig Arbeitsplätze, die Landwirtschaft darbt, die alten Felder und Wiesen verbuschen, die Dörfer sind über Schotterpisten schlecht erreichbar. Karelien hat etwa 640.000 Einwohner, davon leben 260.000 in der Hauptstadt Petrosawodsk.
Karelien: Teil I bis 100 -- Teil II ab 101
Weiterlesen: Karelien - über die Kriegstoten wird wenig bekannt - Teil II
Kreml in Nischni Nowgorod -- Urheber: - Lizenz:: Free Art License 1.3
Die Oblast Nischni Nowgorod liegt im europäischen Teil Russlands an der Wolga und ihre Fläche ist beinahe so groß wie Österreich. Von Moskau aus erreicht man die Hauptstadt leicht mit der Transsibierischen Eisenbahn, die Fahrtzeit beträgt etwa vier Stunden. Die Hauptstadt gehört zu den interessantesten russischen Städten.
Mit Beginn der Mobilisierung Ende September 2022 haben sich die Todeszalhlen russischer Soldaten im Krieg gegen die Ukraine in fast allen Verwaltungseinheiten an der Wolga beschleunigt - auch aus der Oblast Nischni Nowgorod. Es sieht danach aus, dass die frischen Rekruten vorwiegend aus diesen Regionen mit wenig Vorbereitung an die Front geworfen wurden.
Nischni Nowgorod: Teil I bis 100 -- Teil II bis 300 -- Teil III ab 301
Weiterlesen: Nischni Nowgorod: Die Besten gehen in der Ukraine in den Tod -- Teil III
Grenzfluss Narva zwischen Iwangorod (Russland) und Narwa (Estland)
Urheber: Diego Delso -- Creative Commons Attribution-Share Alike 3.0
St. Petersburg ist mit 5,4 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt Russlands. Sie wird umgeben von der Oblast Leningrad mit ca. 1,8 Millionen Einwohnern, deren Verwaltung auch in St. Petersburg beheimatet ist. Die historische Innenstadt von St. Petersburg ist Weltkulturerbe.
St. Petersburg & Oblast Leningrad: Teil I bis 100 -- Teil II bis 300 -- Teil III ab 301
Weiterlesen: St. Petersburg & Oblast Leningrad - Sag wo die Soldaten sind? Teil III
Flusstal in Perm -- Urheber: Annapurna - Eigenes Werk - CC BY-SA 4.0
Perm, die Haptstadt der Region, ist von Moskau gut 1.300 km entfernt. Die östlichste Millionenstadt Europas war noch bis 1991 eine für Ausländer verbotene Stadt. Der Grund waren die Rüstungsbetriebe in der Stadt, auch heute verfügt die Stadt über eine sehr starke industrielle Produktion - noch vor Ufa und Jekaterinburg. Und als Nebenprodukt soll Perm auch die höchste Kriminalitätsrate Russlands aufweisen.
Perm: Teil I bis 100 -- Teil II bis 200, Teil III bis 400, Teil IV ab 401
Weiterlesen: Perm - nicht aus der Schlacht zurück gekehrt - Teil IV
Das 550 Jahre alte Spasso-Kamenny Kloster im Kubenasee - Urheber:
Die Oblast Wologda gehört zum Föderationskreis Nordwestrusslandund und hat etwa 1,2 Millionen Einwohner. Verwaltungssitz ist die gleichnamige Stadt mit etwa 300.000 Bewohnern, die am Fluss Wologda liegt. Der wichtigste Wirtschaftsstandort der Region ist die Stadt Tscherepowez mit 310.000 Einwohnern. Die Landschaft der Oblast ist hügelig mit vielen Flüssen, Seen und Sümpfen. Wichtigster Wirtschaftsfaktor ist die Metall verarbeitende Industrie.
Mit Wologda setzen wir unsere Serie über nicht von uns erfasste Verwaltungsgebiete Russlands fort und veröffentlichen die Daten von Severreal.org, die die ersten 43 gefallene Soldaten zusammengestellt hat.
Wologda: Teil I bis 150 -- Teil II ab 151
Panorama des Dorfes Lena -- Urheber:
Archangelsk (wörtlich „Erzengelstadt“) ist eine Hafenstadt in Nordrussland mit 348.783 Einwohnern. Sie ist administratives Zentrum der Oblast Archangelsk mit insgesamt 1,2 Millionen Einwohnern und befindet sich oberhalb der Mündung der Nördlichen Dwina in das Weiße Meer.
Insgesamt 38 im Ukrainekrieg gefallene Soldaten wurden bisher öffentlich gemacht, darunter auch der Sohn des stellvertretenden Gouverneurs des Autonomen Kreises der Nenzen.
Archangelsk: Teil I bis 150 -- Teil II ab 151
Weiterlesen: Archangelsk - Auch Erzengel schützen nicht vor dem Kriegstod - Teil II
Aus Tuwa -- Urheber: Тыва музей - CC BY-SA 4.0
Die Republik Tuwa ist eine zur Russischen Föderation gehörende autonome Republik im südlichen Teil von Sibirien. Dort leben etwa 300.000 Einwohner. Die Tuwiner sind ein Turkvolk und stellen die Mehrheitsbevölkerung in der Republik. Im Vergleich zu anderen russischen Regionen ist die Wirtschaft unterentwickelt - hauptsächlich Landwirtschaft mit Viehhaltung. Die Republik weist die schlechtesten Werte für Kriminalität, Armut, Lebensqualität, Lebenserwartung, Arbeitslosigkeit und Alkoholismus auf.
Der russische Verteidigungsminister Sergei Schoigu kommt aus Tuwa. Was ihn nicht hindert, die Jugend seiner Republik in der Ukraine in den Tod zu schicken.
Tuwa: Teil I bis 200 -- Teil II ab 201
Weiterlesen: Tuwa - die Heimat von Sergei Schoigu, Russlands Kriegsminister -- Teil II
Vorbemerkung – wir haben 75% der russischen Bevölkerung im Blick. Alle Kriegstoten stammen aus öffentlich zugänglichen Quellen, wir arbeiten transparent, geben die Veröffentlichung in Deutsch wieder und verlinken auf das Original. Neu hinzugekommen sind die Region Lipezk und der Autonome Kreis der Tschuktschen.
Seit Beginn des Jahres sind 4.343 russische Kriegstote neu dazu gekommen. Hochgerechnet auf das ganze Land wären das etwa 5.800 gefallene Soldaten in zwei Monaten oder 2.900 pro Monat oder etwa 100 pro Tag.
Nowosibirsk - vom Dach des 17. Stocks in der Parkhomenko-Straße -- Urheber: CC BY 3.0 --
Nowosibirsk, die drittgrößte Stadt Russlands, die größte Stadt Sibiriens und Hauptstadt der Oblast Nowosibirsk hat etwa 1,6 Millionen. Einwohner. Sie liegt in Westsibieren. Die Landschaft im Oblast ist meist flach. Die Stadt ist ein ökonomisches Zentrum in Sibirien mit Flugzeugbau, Herstellung von Nuklearbrennstäben, Generatoren, Textil- und Landwirtschaftsmaschinen.
Nowosibirsk: Teil I bis 100 -- Teil II bis 200 -- Teil III ab 201
Weiterlesen: Nowosibirsk - freundliche, fröhliche Menschen sterben den Heldentod - Teil III
Panorama Rostow am Don -- Urheber:
Die Oblast Rostow am Don liegt im Süden Russlands mit etwa 4,3 Millionen Einwohnern. Die gleichnamige Hauptstadt zählt, 1,1 Millionen Bewohner. Die Region gilt als das wirtschaftliche und wissenschaftliche Zentrum des südlichen Russlands.
Sie ist auch Heimat der Don-Kosaken, von denen etwa 140 Tausend in den Regionen Rostow und Wolgograd leben. Im Krieg gegen die Ukraine waren sie bereits 2014 im Donbass aktiv und stellten mehrere Bataillone, die heute in die "reguläre" Armee der Donezker und Luhansker Pseudoregierungen integriert sind.
Die folgende Zusammenstellung haben wir zu großen Teilen den Kaukasusseiten von "Radio Free Europe"entnommen, gefiltert, übersetzt und überprüft. Ab Dezember haben wir eigene Erkenntnisse hinzugefügt.
Rostow am Don: Teil I bis 300 -- Teil II ab 301
Weiterlesen: Rostow am Don - Helden aus Tapferkeit und Selbstlosigkeit -- Teil II
Bahnhof Petuschki in Wladimir -- Urheber: Gregory A. Kharikoff -- gemeinfrei
Zur Oblast Wladimir hat der Autor eine ganz persönliche Beziehung. Das Buch "Die Reise nach Petuschki" hat er gerne gelesen und vielmals verschenkt. Jenes Petuschki liegt in Wladimir. Die Oblast Wladimir liegt nordöstlich von Moskau in Zentralrussland, die Bevölkerung beträgt ca. 1,4 Millionen und die Hauptstadt heißt auch Wladimir mit etwa 350.000 Einwohnern. Die wichtigsten Industriezweige heute sind die Schwerindustrie, Metallverarbeitung, die Glas- und die Lebensmittelindustrie.
Wladimir: Teil 1 bis 151 -- Teil II ab 152
Weiterlesen: Wladimir - Verantwortungsvoll mit der Militärpflicht -- Teil II
Blick auf Ufa, Hauptstadt von Baschkortostan -- Urheber: CC BY-SA 4.0 -
Die Republik Baschkortostan hat sich nach dem Zerfall der Sowjetunion weitgehende Autonomierechte gesichert. Im Krieg gegen die Ukraine steht die Teilrepublik aber fest an der Seite der Zentralregierung und hat eigene Freiwilligenverbände an die Front geschickt. Die Zahl der Kriegstoten ist deshalb entsprechend groß.
Baschkortostan: Teil I bis 99 -- Teil II bis 200 -- Teil III bis 300 -- Teil IV bis 500 -- Teil V ab 501
Weiterlesen: Baschkiren, die für den Donbass starben - Teil V
Anfang Januar hatten wir ein Tucholsky-Zitat zum Thema gemacht:
Es wird von den Schrecknissen des Krieges gesprochen. Darauf sagt ein Diplomat vom Quai d’Orsay: „Der Krieg? Ich kann das nicht so schrecklich finden! Der Tod eines Menschen: das ist eine Katastrophe. Hunderttausend Tote: das ist eine Statistik!“
Zu Beginn des Krieges wollten wir die Einzelschicksale in den Vordergrund rücken, die russischen Lügen und den ideologischen Hintergrund eines despotischen und imperialen Russlands anhand der Todesnachrichten beleuchten. Ein Merkmal war, dass wir alle Namen in der richtigen Reihenfolge - also Vorname, Nachname - umgesetzt haben. Und keine Tabellen, wo der Nachname an erster Stelle steht.
Wir haben jetzt genau diese Menge an Kriegstoten erreicht, die zu Beginn des Krieges durch die Medien geschwirrt sind, sich aber real nicht abbilden ließen. Und es sieht so aus, dass die Zahl nicht kleiner wird.
Ein Menschen verachtendes System treibt seine Soldaten bewusst in den Tod und versucht seinen Gegner durch schiere Zahl an Soldaten in die Defensive zu drücken. Das Leben eines Menschen spielt keine Rolle mehr, es bleibt die Statistik. Wir müssen uns leider anpassen.
Extrem mühsam das Eintragen der Kriegstoten nach Regionen zur Zeit. Meist tingeln wir durch die Dörfer der Provinz, die man noch niemals gehört hat. Auch die Suche via Google oder Bing hilft kaum. Die Weiler haben keine eindeutigen Namen - meist kommt das Dorf in den verschiedensten Regionen mehrfach vor.
Doch die Sache hat System - die Landbevölkerung wird bewusst an der Front verheizt. Dort ist Widerstand oder Revolte gegen den sinnlosen Krieg kaum zu erwarten.
Mit dem 200. Tuwiner, den wir erfasst haben, ist es auch vorbei mit den tuwinischen Abschiedsgesängen, die wir nie wirklich verstanden haben. Besonders was es mit den Albanern so auf sich hat, die häufig in den Texten vorkommen. Jetzt gibt es nur noch schnöde Tabellen - irgendwie blöde.
Etwa 80 neue Gräber auf dem Wagner-Friedhof haben wir heute neu hinzugefügt und dabei die Darstellung geändert.
Die Trostlosigkeit dieser Anhäufung von Grabhügeln, die groben Erdschollen und der sumpfige Boden spiegeln gut die Sinnlosigkeit des russischen Angriffskrieges wieder. Die Fotos haben wir deshalb nicht verkleinert, sie können in voller Auflösung angezeigt werden.
Zehn Tage Urlaub lassen sich nicht schnell aufholen. Deshalb gibt es zunächst keine wöchentlichen Zusammenstellungen. Wir arbeiten daran, bald wieder ganz aktuell zu sein.
Und noch etwas: Hier wird nicht über Kriegstote spekuliert, wir fassen nur tatsächliche Meldungen zusammen. Für viele Leser erscheinen diese Zahlen viel zu niedrig. Wie auch immer - im Moment liegen die täglichen Meldungen über russische Kriegstote weit über denen vom vergangenen Jahr.
Niemand hat gerechnet, dass dieser russische Angriffskrieg in ein zweites Jahr gehen wird. Wir auch nicht, als wir dieses Projekt begonnen haben. Es ging uns zunächst ausschließlich um die Dokumentation der Begründungen, warum Russland seine Soldaten im Krieg gegen sein Brudervolk opfert. Damit ist jetzt Schluss:
Die Regionen Adygeja, Belgorod, Karatschai-Tscherkessien, Tschetschenien und Autonomer Kreis der Tschuktschen werden ständig mit neuen Meldungen gefüllt, aber wir haben bisher alles noch nicht in übersichliche Form gebracht. Alles eine Frage der Zeit, die wir momentan nicht haben - wird nachgeholt.
Doppelt
Wladimir: 25. Artem Kozhenkov
Nischni Nowgorod: 35 Artem Kozhenkov
Wolgograd: 01 Juri Agarkov
Pskow: 41 Juri Agarkow
Falsch einsortiert
Ruslan Khamitov, Tscheljabinsk, kein Söldner der Gruppe Wagner
OskarMaria lebt und arbeitet in Frankfurt - hier mit Sohnemann. Wenn freie Zeit fürs Internet bleibt, dann wühlen wir im Internetsumpf, manchmal mit überraschenden Ergebnissen. Lieblingszitat: "Von den Dreien, Staat, Regierung und Ich - bin ich der stärkste. Das merkt euch!" (Ret Marut aka B. Traven im Ziegelbrenner)
Nachtrag: OskarMaria– das ist eine kleine Verbeugung vor dem beinahe vergessenen Schriftsteller Oskar Maria Graf. In Zeiten der Bücherverbrennungen wurden seine Werke von den Nazis verschont, ja sogar teilweise empfohlen. „Verbrennt mich!“ schrieb er 1933 in der Wiener Arbeiterzeitung, „nach meinem ganzen Leben und nach meinem ganzen Schreiben habe ich das Recht, zu verlangen, dass meine Bücher der reinen Flamme des Scheiterhaufens überantwortet werden und nicht in die blutigen Hände und die verdorbenen Hirne der braunen Mordbanden gelangen!“ Schließlich floh er in die USA – dort lebte er in bescheidenen Verhältnissen. Deutschland wollte den unbequemen Mann nach dem Krieg nicht wieder haben. Er starb 1967 in New York.
Literaturempfehlung: Wir sind Gefangene - Autobiograhie 1927.
Leonid Vladimirovich Skrebnevsky war ein russischer Soldat aus Tatarstan, der im Krieg gegen die Ukraine getötet wurde. Auch nach seinem Tod bescherte er seinen Angehörigen nichts als Ärger.
Es ist anzunehmen, dass der Mann nicht Teil der regulären Armee war, denn er wurde zunächst in Samara bestattet. Die Familie erwirkte dann bei den Behörden, dass er in sein Heimatdorf Buta, Bezirk Almetjewsk umgebettet wurde. Während der Bestattungszeremonie brannte dann sein Elternhaus auf Grund maroder Elektrik vollständig nieder.
CK, 30.03.23
Ein Ehepaar aus der Region Twer wurde zu 7 bezw. 6,5 Jahren Haft verurteilt. Das Verfahren gegen Alexander Martynov und Lyudmila Razumova wurde im März 2022 eröffnet, sie waren verhaftet und ins Gefängnis gebracht worden.
Die beiden hatten im russischen Klassenkameraden-Netzwerk (OK) Videos veröffentlicht, die nach Meinung des Gerichts die Russische Armee verunglimpfen würde. Außerdem brachten sie mit vorbereiteten Farben und Schablonen Inschriften an den Wänden von Gebäuden in Mokshino, Varaksino, Teshilovo, dem Dorf Mirny, dem Dorf Novozavidovsky an. Die Inschriften wurden auch auf dem örtlichen "Katyusha-Denkmal" angebracht - einer modernen Nachahmung eines Raketenwerfers aus dem Großen Vaterländischen Krieg.
OM, 29.03.23
Gewaltbereite Fußballfans rotten sich in Russland zum Krieg gegen die Ukraine zusammen. In der Schlacht um die ukrainische Ortschaft Wuhledar hörte man zum ersten Mal von einer privaten Militäreinheit "Espanyola".
Jene "PMC Espanyola" setzt sich danach zusammen aus Fußballfans verschiedener russischer Regionen und Vereine. Hatte man früher am Rande von Fußballspielen gegeneinander gekämpft, so geht es jetzt vereint gegen den gemeinsamen Feind Ukraine.
Eingesetzt wurde die Einheit im Kampf um die ukrainische Kleinstadt Wuhledar, wo russische Einheiten in einen Hinterhalt gelockt wurden. So gab es unter den Fans auch einige Verluste. Prominentestes Opfer war Wladimir Solodownikow, ein Fan von ZSKA Moskau, mit dem Rufzeichen "Crazy". Der galt als erfahrener Kämpfer im Umgang mit schweren Waffen und hatte angeblich öffentlich getönt, die Ohren eines ukrainischen Asow-Soldaten als Trophäe mit nach Hause zu bringen.
OM, 27.03.23
Aleksey Vyacheslavovich Blagovenko ist ein junger Mann aus Tscheljabinsk über den wir eigentlich so gut wie nichts wissen. Sein Foto zeigt einen freundlichen jungen Mann mit roter Schildmütze. Aleksey ist im russischen Krieg gegen die Ukraine getötet worden.
Julija Romatschenko aus Jemanschelinsk hat auf der örtlichen VKontakte-Seite über seinen Tod berichtet. Und dabei eine Formulierung gewählt, die wir bereits öfters gelesen haben: "Aleksey starb, um seine Schulden gegenüber dem Mutterland zu bezahlen."
Das erinnert an ein mittelalterliches Verständnis des Leibeigenen. Also eines Menschen, dessen Wohl und Wehe vom Leibherrn bestimmt wird - bis in den Tod.
OM, 22.03.23
Artyom Aleksandrovich Paramonov, geboren am 15. Juni 1993, stammt aus Petrosawodsk in Karelien. Er starb im russischen Krieg gegen die Ukraine als Söldner der Gruppe Wagner und wurde am 13. März begraben. Seinen Abschied musste eine Tante organisieren.
Es fällt auf, dass unter den Kriegstoten - über ganz Russland hinweg - häufig von Waisen und jungen Menschen berichtet wird, die in Waisenhäusern aufgewachsen sind. Wir führen dazu keine Statistik, erwähnen aber diese Tatsache immer, wenn verfügbar.
Junge Menschen ohne den Halt einer Familie suchen den gerne im Reglement der Armee, das könnte einer der Gründe sein. Oder sie sind leichter verführbar, ein anderer Grund.
OM, 21.03.23
Maxim Kotow aus der Oblast Leningrad, wurde am 7. Februar 23 an der Front in der Ukraine getötet. Die Erlöserkirche von
Wenn du nur wüsstest, was es bedeutet: Ich will Barmherzigkeit, nicht Opfer...
Maxim war mehrere Jahre in unserer Kirche im Dienst. Er ging regelmäßig ins Walaam-Kloster, lebte dort monatelang und leistete jeglichen Gehorsam. Mehr als alles andere auf der Welt liebte er unseren Herrn Jesus Christus, die Allerheiligste Gottesgebärerin, besonders verehrte er Johannes den Täufer, hatte Eifer für Gott und für den Tempel.
Er war bescheiden, demütig, lehnte nie Hilfe ab, wusste zu schätzen, Freund zu sein und zu lieben. Er hatte 3 Hochschulbildungen, las viel, kannte die Heilige Schrift praktisch auswendig. Er träumte davon, seine irdische Reise innerhalb der Klostermauern zu beenden. In allen schwierigen Lebenssituationen, die sein ganzes Leben umgaben, verlor er nie den Mut, sondern verherrlichte immer Gott und vertraute nur auf ihn.
Nachdem er die Heiligen Mysterien Christi verkündet hatte, stieg er Anfang Januar in einen Zug und ging als Freiwilliger in die NWO-Zone, um den Jungs zu helfen, bei sich hatte er nur den Psalter und einen kleinen Rucksack mit Kleidern.
OM, 20.03.23
Wie zu Beginn des Ukrainekrieges häufen sich Todesfälle unter den Soldaten Burjatiens. Seit Beginn des Jahres haben wir im Moment etwa 200 Gefallene aus der Region recherchiert - täglich werden es mehr.
Einwohner Burjatiens beschwerten sich, dass sie nirgendwo eine Totenwache organisieren können. Alle Cafés sind von Firmenfeiern besetzt. Ein Leser wandte sich an die Redaktion der Zeitung Dzhidinka und sagte, dass mehrere Leichen toter Soldaten in den Bezirk Dzhidinka gebracht worden seien. Ihm zufolge wollten Verwandte eine Totenwache veranstalten, aber zur Zeit wären alle Cafés von Firmenfeiern besetzt.
OM 17.03.23
Artem Reschetnikow (Foto) und Iwan Gudkow, beides Söldner der Gruppe Wagner, sind bei Bakhmut, wie so viele vor ihnen, beim Sturm auf die Stadt gefallen. Artem bekam - posthum - sogar einen Orden der Tapferkeit. Dafür gibt es jetzt in den russisch sprachigen "Sozialen Medien" einen Shitstorm.
Artem Reschnikow war Lehrer und künstlerischer Leiter von Kindercamps, die Kinder haben ihn gemocht. Und Artem hat die Kinder auch gemocht - bis zum Mißbrauch. Das ging eine Weile gut, Fälle wurden vertuscht, bis er schließlich 2018 vor Gericht kam und zu 15 Jahren Lagerhaft verurteilt wurde. Dass der Mann jetzt beinahe wieder in Freiheit gewesen wäre, ja sogar mit Orden ausgezeichnet, das lässt des Volkes Seele kochen.
Dagegen ist der Drogenhandel, wegen dem sein Kollege Ivan Gudkow zu knapp elf Jahren verurteilt wurde, beinahe eine lässliche Sünde in der öffentlichen Meinung.
Das Töten von Menschen im Krieg scheint dagegen völlig normal zu sein, die Soldaten werden zuhause - tot oder lebendig - als Helden gefeiert.
OM,10.03.23
In einer Lagerhalle nahe dem Flughafen Tolmachevo von Nowosibirsk warteten Mitte Februar über 100 Särge auf den Weitertransport in die verschiedenen Städte und Dörfer Sibiriens. Auf den Holzkisten sind mit Kreide die Namen der Regionen zu sehen, wohin geliefert werden soll. Beigefügt sind auch die Sterbeurkunden.
Auf einer Kiste ist der Name des aus Chakassien stammenden Sergey Yumashev zu lesen. Er starb danach am 08.02.23 in der Nähe von Bakhmut. Er war ein Söldner der Gruppe Wagner und klamm. Man fand seine Daten in der Datenbank des Föderalen Gerichtsvollzieherdienstes.
In den letzten Tagen sind eine Vielzahl von Soldaten aus Burjatien im Ukrainekrieg gefallen. Das Land war seit Beginn des Krieges mit großem Abstand führend bei den Kriegstoten, doch offensichlich haben sich die Zahlen noch einmal deutlich erhöht.
Die Bezirke Kabansky und Ivolginsky haben deshalb alle kulturellen Veranstaltungen in ihrem Gebiet abgesagt.
OM 23.02.23
Überall in Russland tauchen inzwischen Fotos von größeren Ansammlungen von Soldatengräbern auf. Ein Jahr nach dem Krieg gelingt es den russischen Behörden nicht mehr, das Ausmaß der Verluste an Menschen im Krieg gegen die Ukraine geheim zu halten. Und es sterben immer mehr russische Soldaten in den Gemetzeln.
Gerade einen Bericht über Soldatengräber in Tambow fertig gestellt, kommt die nächste Nachricht aus Tomsk. Beide Regionen beobachten wir eigentlich nicht.
"Begraben in drei Reihen Auf dem Friedhof in Woronino bei Tomsk ist die Zahl der Gräber von Russen gestiegen, die im Krieg mit der Ukraine getötet wurden. Das späteste Datum ist der 27. Dezember letzten Jahres. Einige der Gräber haben noch keine Namen oder Todesdaten. Gleichzeitig befinden sich in der Gasse drei frisch ausgehobene Gruben zur Bestattung." (Foto)
OM, 20.02.23
Zum Jahrestag von Russlands Krieg gegen die Ukraine hat die russische Rockgruppe DDT um den Sänger Juri Schewtschuk ein neues Video veröffentlicht. Im Lied wird Russland aufgefordert, zurück nach Hause zu kommen und sich um seine eigenen Angelegenheiten zu kümmern.
Wir empfehlen das Lied direkt auf Youtube anzuhören und die Kommentare dazu sich via Chrome-Browser übersetzen zu lassen. Das ergibt etwas Hoffnung in dieser düsteren Zeit.