Jewgeni Pschenitschnikow

Kurt Cobain in der russischen Provinz

Von Kurt Cobain ist -angeblich- folgendes Zitat überliefert: Niemand stirbt als Jungfrau, das Leben fickt uns alle. Das Motto hat es bis in die russische Provinz geschafft. Es ziert die Profilseite von Jewgeni Pschenitschnikow, der in der Stadt Polewskoi  im Ural lebte. Im Krieg gegen die Ukraine wurde das Zitat für Jewgeni Realität.

Wladislaw Andrejewitsch Butorinin

Schokoriegel, Wurst & Käse

Im Bild zeigen wir heute eine (übersetzte) Traueranzeige für Wladislaw Andrejewitsch Butorinin, geb. 09.08.1998. Der junge Mann kam aus der Großstadt Miass in der Region Tscheljabinsk und man wundert sich, dass solch ein freundlicher junger Mann im Krieg gegen die Ukraine gefallen ist. Die Antwort findet man in den Gerichtsprotokollen. Wladislaw war hungrig und versucht sich in den Supermärkten der Stadt ohne Bezahlung Linderung zu verschaffen.
Das Gericht listete am 11. Januar 22 akribisch auf: 5 Packungen Käse für 365 Rubel, 5 Kopeken, 7 Packungen Käse für 786 Rubel, 40 Kopeken, zwei Stangen Wurst für 268 Rubel, 94 Kopeken, eine Dose Tonic für 166 Rubel, 29 Kopeken, 6 Dosen Kaffee für 1.248 Rubel 48 Kopeken, 22 Schokoriegel für 1.051 Rubel 60 Kopeken, eine Stange Schinken für 207 Rubel 50 Kopeken, zehn Eier für 64 Rubel 55 Kopeken, zwei Flaschen Deodorant für 261 Rubel 34 Kopeken.
Zusammen ergaben das 2,5 Jahre Strafkolonie, Wagners Versprechen der Freiheit nach einem halben Jahr brachte ihm nur den Tod.

Schamil Schaikhutdinow

Orden des Mutes

Der Militärkommissar des Bezirks Alexejewski (Tatarstan), Wladimir Makarow, übergab die Dokumente zum Orden des Mutes dem Vater des Helden. Er drückte den Eltern des Verstorbenen noch einmal sein Beileid aus und betonte, dass sein Andenken für immer in den Herzen seiner Landsleute bleiben werde.
Der Held heißt Schamil Schaikhutdinow und wurde bereits zwei Monate früher begraben. Das Foto stammt vom Mai 2023, wir haben es gerade erst entdeckt.

Juri Karpachew

Bitte antworten Sie

Larissa sucht Ende letzten Jahres nach Informationen zu ihrem Bruder, einem Söldner der Gruppe Wagner:
Hallo, ich suche die Kollegen meines Bruders. Juri Karpachew (Rybachy). Kämpfer!!!  Bitte antworten Sie, wer war bei ihm in Molkino, hinter der Linie?! Gestorben in Artemovsky (Bakhmut) am 27. Mai 2023.

Erläuterung: Molkino in der Region Krasnodar war das Ausbildungszentrum der Wagner-Söldner, nicht weit weg ist auch der größte Wagner-Friedhof. Mit der Linie ist die Front gemeint.

Wjatscheslaw Walerijewitsch Subbotin

Wochenende vorbei

Richtig, heute ist Montag, das Wochenende ist vorbei. Das gilt auch für die russische Einheit der Fußballhooligans "Hispaniola", aber in zweifacher Hinsicht. Denn zusätzlich haben sie ihren Geheimdienstchef verloren, der den Kampfnamen "Wychodnoy" besaß, was übersetzt so etwas wie Wochenende bedeutet. Er wurde am Sonntag (03.03.24) an der Front getötet. Sein richtiger Name lautet Wjatscheslaw Walerijewitsch Subbotin, geboren am 12.04.1986.
"Natürlich wird unser gesamtes Team und unsere gesamte Community und alle Rot-Blauen, einschließlich unseres Heimatvereins, niemand an der Seitenlinie bleiben, wir sind alle für immer eng zusammen," schreiben seine Kollegen im Nachruf.

Stanislaw Silchenkow

Bitte beten Sie für meinen Sohn

Irina Silchenkova aus Smolensk, geboren 1984, schreibt auf VKontakte:
Am 16. Dezember haben wir uns von meinem Sohn Stas verabschiedet, der im Alter von 18 Jahren einen Vertrag unterzeichnet hat. Er diente zum Wohle des Vaterlandes. Er wurde posthum mit dem Tapferkeitsorden geehrt. Er besuchte die Schule Nr. 24 in Smolensk.
Stas starb am 17. November im Dorf Sinkovka, Gebiet Charkow, Kreis Kupjansk. Der Tod wurde erst am 12. Dezember bekannt gegeben. Ich habe meinen Sohn am 16. Dezember im Dorf Nizhnyaya Gedeonovka beerdigt. Bitte beten Sie für meinen Sohn.

Sergej Michailowitsch Sokolow

Studierte im Sonderstrafvollzugsinternat Kichmengsko-Gorodetsky

"Geboren am 19. Februar 2004 im Dorf Navolok in einer großen Familie, landete er aber durch den Willen des Schicksals in einem Waisenhaus. Er studierte im Sonderstrafvollzugsinternat Kichmengsko-Gorodetsky. Gestorben am 14. Dezember 2023 während eines Kampfeinsatzes."
Das ist das kurze Leben des 19-jährigen Sergej Michailowitsch Sokolow
aus der Region Wologda zusammengefasst, der in einer Sturm-Z Brigade in einem sogenannten "Fleischangriff" verheizt wurde. (Richtig - dieser Begriff wird in der russischen Armee verwendet.) Er saß übrigens wegen Raubes, Diebstahl & Autoklau ein.

Eduard Seligejew

Wenn es gut für dich ist

Eduard Seligejew aus Beja in Chakassien arbeitete im Schichtdienst. Er kam mit einem Blumenstrauß nach Hause und gestand seiner Frau, dass er sich für den Ukrainekrieg freiwillig melden wolle. "Wenn es gut für dich ist, dann ist es auch gut für mich“, meinte seine Frau Lilia. In finanzieller Hinsicht ging diese Entscheidung für Lilia gut aus. Sie und ihre drei Söhne können sich über eine außergewöhnlich hohe Abfindung freuen. Eduard dagegen kehrte nicht lebend zurück.

Sergej Dobrowolski

Von der Zirkusbühne in den Krieg

Der Mann auf dem Foto ist Sergej Dobrowolski, 54 Jahre, und war früher mal Trainer für große Tiere im Zirkus "Dynastie Dowgaljuk" aus Transbaikalien. Da das Gehalt in der Armee weitaus lukrativer als in einem freien Zirkus ist, hatte er sich dem Hispaniola-Bataillon der Fußballhooligans angeschlossen. Und auch dort blieb er seinem Beruf treu, aus einem Zoo in den besetzten ukrainischen Gebieten hat er sich am Tierbestand bedient und zwei junge Löwen zur Truppe mitgenommen. Beim Beschuss ihres Quartiers Ende letzten Jahres kamen das Löwenbaby und Sergej ums Leben. Siehe auch "Hooligans mit Löwen."

Sergej Iwanowitsch Subow

Ein Krieger zu sein, für immer zu leben

Der Mann auf dem Foto heißt Sergej Iwanowitsch Subow. Er kam aus dem Dorf Gawrukowo, irgendwo im Perm-Territorium und wie man an der Vergangenheitsform erkennen kann, lebt er nicht mehr. Sein Bruder machte seinen Tod bekannt:
"Sergej ging durch Tschetschenien, an der Spezialoperation nahm er als Teil der "Gruppe Wagner" teil, eroberte Bakhmut, dann ging er zu den Freiwilligenverbänden "Bars".
Bruder, ein Krieger zu sein, für immer zu leben!!! Ewiges Gedenken Bruder!!! Stolz auf dich!!!"

Stepan Gurschew

Den Sieg nicht mehr erlebt

"Mutig gekämpft, jedoch den Sieg nicht mehr erlebt", so endet ein Gedicht zum Gedenken an Stjopa (Stepan) Gurschew. Der hat Krankenpfleger in Petropawlowsk-Kamtschatski gelernt, war 22 Jahre alt und kurz nach seinem Wehrdienst im September 22 mobilisiert worden. Stjopa war ein normaler junger Mann, mit dummen Sprüchen und einer hübschen Freundin in der rauen Umgebung Kamtschatkas. Dort nimmt die Bevölkerung kontinuierlich ab, Ende 23 kam auch Stjopa nur im Zinksarg nach Hause.

Galina Murawjowa

Der Himmel sei gepriesen

Aus Konoscha, einer Siedlung in der Oblast Archangelsk mit etwa 12.000 Einwohnern,  kommt Galina Murawjowa, gebürtige Schukowa. Sie ist bereits 75 Jahre alt und führt eine aktive Seite bei VKontakte. Im Ort gab es einen weiteren Gefallenen im Krieg gegen die Ukraine. Dazu gab es eine (inzwischen gelöschte) kritische Stimme. Da wird Galina aber resolut:
"An den unbekannten Benutzer:
Du Bastard, du solltest geschlachtet werden, wenn du nicht für dein Land zu kämpfen bereit bist. Du bist offensichtlich nur ein Verräter, der Himmel sei gepriesen!!!!"

Stepan Sergejewitsch Schirnow

Diener Gottes

Der Offizier, der aus dem Foto etwas steif herausschaut, war Oberleutnant Stepan Sergejewitsch Schirnow. Stepan war Pilot eines Su-34 Jagdbombers, der Kampfeinsätze über der Ukraine flog. Am 22.12.23 wurde seine Maschine abgeschossen und Stepan getötet. Sein Schulkamerad Viktor schrieb einen Nachruf:
"Stepan starb in der Region Cherson in Russland, als sein Flugzeug von einem amerikanischen Luftverteidigungssystem abgeschossen wurde, das an die Ukronazi-Besatzer geliefert wurde. Herr, gewähre dem Diener Gottes, dem Krieger Stefan, das Himmelreich und schaffe für ihn eine ewige Erinnerung."

Wladimir Peterimow

Militärpflicht mit Ehre erfüllt

Das sind die Beileidsworte der Verwaltung von Kamyschin, einer Großstadt am Wolgograder Stausee. Sie galten ihrem Bürger Wladimir Peterimow, einem jungen Mann mit gerade mal 20 Jahren, der im Krieg gegen die Ukraine sein Leben gelassen hat und Mitte Dezember 23 begraben wurde.
"Er hatte keine Zeit, einen Beruf zu erlernen oder sonst etwas. Wir hatten gerade Zeit im Mai dieses Jahres zu heiraten, und das war's - er ging weg", sagte Olga, sein Frau. "Ursprünglich wollte er zum Wehrdienst gehen, aber er hatte bereits einen Militärvertrag unterschrieben. Wir haben ihn heute beerdigt ... Er war erst 20 Jahre alt, an Kinder hatten wir noch gar nicht gedacht."

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