15.10.23 -- 33.980 // Zuwachs zum 30.09.23: 881
2.000 Rubel
2.000 Rubel entsprechen etwa 20 €, in Russland ist das etwas mehr Geld, aber viel zu wenig, wenn man bedenkt was dieser Betrag ausgelöst hat. Sergey Alexandrovich Bystrov aus der Großstadt Miass hatte jene 2.000 Rubel verliehen. Der Schuldner konnte oder wollte nicht zurückzahlen, es kam zum Streit und einer Schlägerei. Sergey schlug so hart, dass sein Kontrahent in der Folge ein Auge verlor und sein Gesicht völlig entstellt war. Im Juni 2022 wurde Sergey zu drei Jahren Haft verurteilt. Und nicht genug der Dummheit - Sergey ließ sich gleich von der Gruppe Wagner anwerben. Am 25.03.23 starb er an Verbrennungen durch ein thermobarisches Projektil an der Front, wie seine Mutter berichtet.
Verloren
Der Soldat, der hier so einsam auf der Landstraße steht, heißt Isfat Spirinowitsch Kuskuldinow. Er kommt aus Werchni Ufalei, einer Kleinstadt in der Oblast Tscheljabinsk. Nach dem Foto zu urteilen, ist er nicht mehr der Jüngste. Aber mehr Informationen haben wir über ihn nicht. Seine Schwester hat ihn am 25.10.23 öffentlich gesucht: Seine Kameraden hätten die Verbindung verloren und meinten, er wäre wahrscheinlich tot. Bereits wenig später, dann die Bestätigung, Isfat wurde am 06.11.23 zuhause begraben.
Leutnant Mayer
Aus Borowski, einer größeren Siedlung in der Oblast Tjumen, kam Nikolai Degterenko. Mit seinem Vater war wohl nicht sehr viel los, er ist bei der Mutter aufgewachsen und hat im Alter von 18 Jahren deren deutschen Namen Mayer angenommen. Nikolai war nur ein mittelmäßiger Schüler, aber gut im Sport. Er spielte Fußball und fuhr Ski. Folglich führte ihn seine Ausbildung zur "Höheren Militäringenieur-Kommandoschule" nach Tjumen. Dort machte er seinen Abschluss als Leutnant, wurde versetzt ins tschetschenische Grosny und kam danach an die Front in der Ukraine. Seiner Mutter erzählte er davon nichts. Nach seinem Tod am 15.10.23 erfuhr diese, dass er Russland verlassen hätte, "um sein Vaterland zu verteidigen." Er wurde als Leutnant Nikolai Mayer bestattet.
Jana aus Glasow
Glasow ist eine Stadt in Udmurtien mit knapp 100.000 Einwohnern und liegt an der Transsibirischen Eisenbahn. Vorfahren mütterlichseits von Michail Gorbatschow waren dort als unfreie Bauern ansässig. Damit wissen wir bereits mehr über diese Stadt als über Jana Andrejewna Koschina, die von dort kommt und am 10.03.2000 geboren wurde. Jana zog in den Ukrainekrieg und wurde dort vor dem 03.10.23 getötet.
Nachtrag: Doch noch mehr Informationen gefunden.
Garten der Erinnerung
Im Garten des "klassischen Lyzeum Nr. 1" in Rostow am Don werden drei neue Bäume gepflanzt. Jeder der Setzlinge ist einem im Ukrainekrieg Gefallenen gewidmet. Dieses Bäumchen steht für Dmitri Janowitsch Budjonny, ein Bruder eines Absolventen des Lyzeums, der am 9. Mai 2023 getötet wurde. "Wir haben diesen Tag den Helden unseres Landes gewidmet, die ihr Leben für das Wohl unserer Welt nicht verschont haben," schreibt die Schule auf ihrer VKontakte-Seite.
Dorf Kaltasy in Baschkiristan
Im Dorf Kaltasy leben etwa 5.000 Bewohner, sie trauern Ende Oktober um einen jungen Mann. Wladimir Lwowitsch Samlejew, 29 Jahre, ist im Krieg gegen die Ukraine gefallen. Die Bezirksnachrichten schreiben dazu: "Unter Einsatz seines eigenen Lebens verteidigte er bis zuletzt die Zivilbevölkerung des Donbass und neuer Regionen Russlands vor der wahnsinnigen Grausamkeit des Neonazismus. " Solche Aussagen mögen für uns in Deutschland geradezu grotesk erscheinen, für die Wahrnehmung jener abgehängten russischen Landbevölkerung wohl nicht. Die Trauerfeier gibt es auch als 10-minütiges Video.
Wo bleibt das Positive, OskarMaria?
Wer kann schon im Krieg etwas Positives sehen? Überall Tod, Verzweiflung, Lügen und ein übler Gestank der Verwesung. Aber wenn hoffentlich alles vorbei ist, dann wäre ein Ausflug unseres Teams ins kleine Nest Pozarikha irgendwo im Ural angesagt. Dort betreibt Nadeschda Bljablina ein Badehaus mit dem schönen Namen Hoffnung. Das war mal ihre Werbung.
Spuren in der Geschichte
Mit dem Maschinengewehr in der rechten und dem Viktory-Zeichen mit der linken Hand, das ist Oksana Alexandrowna Sotsevitsch. Geboren ist sie am 18.06.1978, kommt aus Kaluga, gearbeitet hat sie in Moskau. Ihr vierjähriges Kind soll sie lange nicht mehr gesehen haben, es blieb beim Vater in Kaluga. Und wie so viele getötete russische Soldaten, war sie nur in humanitärer Mission an der Front und hat als Sanitäterin Verwundete vom Schlachtfeld geborgen - ganz ohne deutlich sichtbares rotes Kreuz nach Genfer Konvention, dafür mit Maschinenpistole. Am 06.10.23 wurde sie getötet, begraben in Moskau, aber sie hätte Spuren in der Geschichte hinterlassen, meint ihr Chronist.
Akhmat Kadyrow-Orden
Der junge Mann auf dem Foto heißt Dmitri Alexandrowitsch Rotan, ist 19 Jahre alt und kommt aus der Region Tomsk. Er ist für das Akhmat-Bataillon von Ramsan Kadyrow in die Ukraine gezogen - warum auch immer - und hat diese Entscheidung mit dem Tod bezahlt. Dafür dürfen sich jetzt seine Angehörigen den obligatorischen Mutorden und die höchste Auszeichnung Tschetscheniens, den Akhmat Kadyrow-Orden unter dieses Erinnerungsbild hängen.
Herausgefordert
Igor Tokorev aus Irkutsk scheint seinen Kriegstod herausgefordert zu haben. Zumindest legt das der Nachruf seines patriotischen Kampfsportvereins nahe:
"Er wurde nicht in die Armee aufgenommen, bestand aber darauf. Er wurde nicht in die Sonderoperation aufgenommen, bestand aber darauf. Er wurde verwundet, kehrte aber wieder zum Dienst zurück. Das ist unser Held."
Mit Gott auf ihrer Seite
"Die Christen werden für die Muslime beten und die Muslime für die Christen, und beide Völker werden sich gegen den Teufel erheben" - "Um das heilige Russland zu reinigen, wird der Herr alle himmlischen Heerscharen aufbieten."
Diese prophetischen Worte wurden vom Ältesten Jona aus Odessa im Jahr 2011 gesagt, aber viele Menschen verstanden nicht, wie die Worte des Ältesten wahr werden sollten! Damals, im Jahr 2011, waren diese Worte schwer zu glauben. Nein, nicht so - ich habe natürlich geglaubt, aber es schien, dass es sehr weit weg von uns war und es war unklar, wann .... Aber heute sieht es so aus: "Bete in Frieden, Bruder, ich werde dich decken"! Lasst uns Odessa nach Hause bringen!
Aus dem russischen Telegram-Kanal "Odessa"
Schulfach Gedenken
Alexandrowskoje ist ein landwirtschaftlich geprägtes großes Dorf mit etwa 27.000 Einwohnern in der Region Stawropol. In den Schulen gedenkt man der Toten vom 2. Weltkrieg an bis heute. Andrei Nikolaevich Videnev, Nikolai Nikolaevich Grudnev und Ivan Vitalievich Buskin bekamen gerade eine Gedenktafel, sie sind im Ukrainekrieg getötet worden. Zur Feier stehen die Schüler und zukünftigen Krieger uniformiert.
OskarMaria lebt und arbeitet in Frankfurt - hier mit Sohnemann. Wenn freie Zeit fürs Internet bleibt, dann wühlen wir im Internetsumpf, manchmal mit überraschenden Ergebnissen. Lieblingszitat: "Von den Dreien, Staat, Regierung und Ich - bin ich der stärkste. Das merkt euch!" (Ret Marut aka B. Traven im Ziegelbrenner)
Nachtrag: OskarMaria– das ist eine kleine Verbeugung vor dem beinahe vergessenen Schriftsteller Oskar Maria Graf. In Zeiten der Bücherverbrennungen wurden seine Werke von den Nazis verschont, ja sogar teilweise empfohlen. „Verbrennt mich!“ schrieb er 1933 in der Wiener Arbeiterzeitung, „nach meinem ganzen Leben und nach meinem ganzen Schreiben habe ich das Recht, zu verlangen, dass meine Bücher der reinen Flamme des Scheiterhaufens überantwortet werden und nicht in die blutigen Hände und die verdorbenen Hirne der braunen Mordbanden gelangen!“ Schließlich floh er in die USA – dort lebte er in bescheidenen Verhältnissen. Deutschland wollte den unbequemen Mann nach dem Krieg nicht wieder haben. Er starb 1967 in New York.
Literaturempfehlung: Wir sind Gefangene - Autobiograhie 1927.
Ein gutes Beispiel für die Härte der russischen Drogengesetze ist Maxim Mitroschin. Der junge Mann aus einem Dorf der Region Rostow am Don hatte sich via Internet als Drogenkurier verdingt. Von seinem Auftraggeber bekam er ein Versteck genannt, in dem sich in einer Kiste mit fünf kleinen Plastikbeutelchen mit einem Betäubungsmittel befanden - insgesant 1,62 Gramm. Diese sollte er dann in der Stadt Rostow für Kunden in andere Verstecke verteilen. Pro Auftrag sollte er als Bezahlung 200 bis 250 Rubel erhalten, also etwa 2,00 - 2,50 €.
Maxim wurde von der Polizei kontrolliert und durchsucht. Man fand die Beutelchen bei ihm. Im Verhör gestand er alles. Im Juni 2019 wurde er dann von einem Rostower Gericht zu 10,5 Jahren strenger Haft verurteilt.
Natürlich wollte Maxim der langen Haft entgehen, er schloss sich der Gruppe Wagner an und zog in den Ukrainekrieg. Getötet irgendwann bei Bakhmut.
Es braucht nicht unbedingt einen Feind, um im Ukrainekrieg zu sterben. Das stellten Marinesoldaten aus der Region Primorje unter Beweis, die sich nahe der ukrainischen Grenze auf den Kriegseinsatz vorbereiteten.
Auf der Kuzminsky-Truppenübungsplatz in Rostow am Don hatten sich am 3.11.23 in der Mittagspause etwa zwanzig Berufssoldaten aus Wladiwostok um ein wärmendes Feuer versammelt. Den Platz für das Feuer hatten sie etwas unglücklich neben Munitionskisten gewählt. Als dann auch noch eine Panzerabwehrgranate versehentlich in das Feuer rollte, kam es zu einer heftigen Explosion. Acht Soldaten waren sofort tot, acht weitere wurden verletzt und mussten ins Krankenhaus eingeliefert werden. Nur vier der Verletzten überlebten. Nun untersuchen Ermittler des Militärs, wie es zum Unfall und dem Tod von 12 Soldaten kommen konnte.
Veröffentlicht wurde die Tragödie heute von einem großen russischen Internetmedium, das russische Militär hat den Unfall nicht kommentiert.
OM, 30.11.23
Originalmeldung aus dem Bezirk Rovensky, Oblast Belgorod :
Anton Wladimirowitsch Pastuschenko wurde am 15. März 1989 geboren. Nach seinem Schulabschluss im Jahr 2006 trat er in die Moskauer Höhere Kommandoschule für kombinierte Waffen ein und wurde nach seinem Abschluss in die Republik Burjatien geschickt, um dort zu dienen. Im Jahr 2014 diente Anton weiterhin im Donbass und nahm an den Kämpfen um den Ilovaisk-Kessel auf dem Territorium der DVR teil, wofür er mit der Suworow-Medaille ausgezeichnet wurde.
Seit Februar 2022 nimmt er am SVO teil. Für die Erfüllung eines Kampfauftrags zum verlustfreien Abtransport von Personal und Ausrüstung wurde ihm die Medaille „Für Mut“ verliehen. Nach seiner Verwundung diente er weiterhin als Kommandeur einer UAV-Einheit – Navigator im Rang eines Gardemajors.
Die Originalmeldung:
Heute haben wir unseren Krieger, Gefreiter Rodion Nikolaewitsch Glebow, auf seiner letzten Reise begleitet.
Rodion Nikolaevich wurde in Sewastopol geboren und wuchs dort auf. Er absolvierte die Schule Nr. 15 im Bezirk Gagarinsky und studierte anschließend an der Hochschule für Informationstechnologien und Industrie in Sewastopol. Nach seinem College-Abschluss wurde er in die Reihen der russischen Streitkräfte eingezogen. Nach dem Militärdienst entschloss er sich, einen Vertrag mit den russischen Streitkräften abzuschließen und wurde in die Zone einer speziellen Militäroperation geschickt. Wie Verwandte sagen, traf er diese Entscheidung, weil er immer versuchte, wie sein älterer Bruder zu sein, der jetzt auch Kampfeinsätze in der Zone des nördlichen Militärbezirks durchführt. Er war ein Patriot seiner Heimat und Sewastopols.
Rodion Nikolaevich diente als Fahrer eines Kommando- und Stabsfahrzeugs. Er starb heldenhaft in Richtung Cherson.
Erinnern wir uns an unseren Helden!
Ilja Michailowitsch Iwanow, geb. 26.05.1994, wohnte 2020 noch bei seiner Großmutter. Im Mai 2020 hatte er zwei Probleme - seinen Alkoholkonsum und kein Geld. Das löste er auf Kosten seiner Großmutter - er klaute ihren LCD-Fernseher. Das Geld vom Pfandleiher legte er in Alkohol an.
Im Herbst meckerte die alte Frau über die Lautstärke eines Saufgelages, das ihr Enkel im Nachbarzimmer veranstaltete. Aus Ärger darüber erwürgte der seine Großmutter im Bett. Ein Gericht der Region Smolensk verurteilte Ilja im Juli 2021 zu 12 Jahren Lagerhaft.
Diese Zeit musste er nicht absitzen, er verdingte sich zum professionellen Töten bei der Gruppe Wagner, am 23. Januar 23 war dann auch für ihn Schluss.
Wer als Soldat in den Krieg zieht, muss damit rechnen, nicht lebend wieder nach Hause zu kommen. Zuhause hoffen die Angehörigen häufig auf ein Wunder, wenn Lebenszeichen von der Front ausbleiben. Nachstehend ein Beispiel für viele Fälle, denen wir so begegnen:
Anja Andreeko schreibt im Forum "Militärkrankenhaus" am 28.08.23
"Ich suche meinen Bruder! Militärangehöriger, Magomed Novruzowitsch Gasanovw, geboren am 23.02.2000 Er liegt irgendwo im Krankenhaus, mit einer Gehirnerschütterung, Gedächtnisverlust und einer Kopfverletzung. Bitte helfen Sie mir, ihn zu finden."
Ein staatliches Sozialportal aus dem Bezirk Magaramkent, teilt am 19.10.23 lapidar mit:
"Am 23.02. starb während der Ausübung des Militärdienstes während einer besonderen Militäroperation in der Ukraine ein Soldat, ein aus dem Dorf Novy aul in der Region Magaramkent der Republik Dagestan stammender Soldat, Oberleutnant Magomed Novruzovich Gasanov. Geboren im Jahr 2000, nicht verheiratet. Deine Leistung ist unsterblich, Soldat! "
Aus Sewastopol auf der Krim erreichen uns folgende Nachrufe im Originaltext:
Heute verabschiedete sich Sewastopol von zwei unserer Soldaten – dem Gefreiten Konstantin Evgenievich Vysharenko und dem Freiwilligen der Sturm-Z-Abteilung Sergei Valerievich Vidnichuk.
Konstantin Evgenievich Vysharenko wurde in Sewastopol geboren und wuchs dort auf. Er absolvierte die Schule Nr. 35, studierte dann an einer Berufsschule und erhielt mehrere Berufsausbildungen – Automechaniker, Mechaniker, Schiffsreparaturmann.
Er erhielt eine höhere juristische Ausbildung, arbeitete aber weiterhin in Arbeiterberufen. Er war ein Patriot Russlands und seiner Stadt. Im September unterzeichnete er einen Vertrag mit dem Verteidigungsministerium und wurde einer Angriffseinheit zugeteilt. Konstantin Evgenievich starb heldenhaft Anfang Oktober während der Offensive unserer Truppen im Bezirk Skelevaty der Region Saporoschje.
Sergei Valerievich Vidnichuk ist ein Kämpfer der Freiwilligenabteilung Storm Z. Er ist ebenfalls in Sewastopol geboren und aufgewachsen. Zuerst besuchte er die Schule Nr. 22 und machte meinen Abschluss an der Schule Nr. 49. Anschließend studierte er an der Marineschule in Sewastopol. Er arbeitete auf Baustellen in der Stadt und führte Renovierungsarbeiten durch. Sergei Valerievich stolperte in diesem Leben und landete für kurze Zeit in einer Justizvollzugsanstalt. Er beschloss, seine Schuld zu büßen und unterzeichnete im Frühjahr 2023 einen Vertrag mit dem Verteidigungsministerium. Gestorben in der Region Marinka der DVR.
Medet Akischew, Kasache mit Universitätsabschluss in Geschichte, berichtet auf VKontakte regelmäßig über den Tod ethnischer Kasachen, die als Bürger Russlands im Krieg gegen die Ukraine sterben. Aktuell hat er sich zur Situation seiner Landsleute in Russland folgendermaßen geäußert:
Es wurde nun genau festgestellt, dass wir zusätzlich zu den getöteten 520 ethnischen Kasachen etwa 2.000 hoffnungslos verkrüppelte und behinderte Menschen vorfinden, von denen viele noch immer bewusstlos sind, einige ohne Beine, Arme, Augen und einigen wurde sogar der halbe Kopf weggeblasen.
Im Augenblick sind viele ethnische Kasachen Russlands eher daran interessiert, die 8 Millionen Sarggeld zu erhalten, anstatt ihre Lieben zu retten.
Ethnische Kasachen denken möglicherweise darüber nach, wenn die Zahl der Todesopfer über 20.000 liegt. Dann können sie ihre Unzufriedenheit gegenüber den Behörden und Putin persönlich zum Ausdruck bringen. Jetzt ist es sinnlos, ihnen etwas zu erklären, sie glauben, dass sie Kiew einnehmen werden und Russland siegen wird.
Keine wichtige Geschichte, sondern nur eine kleine Episode aus all den kruden Geschehnissen, die wir als Chronisten immer wieder lesen müssen.
Juri Viktorowitsch Tschischko, geb. 02.09.1984, kommt aus Dalmatowo, Region Kurgan. Auch er gehörte zu den Wagner-Söldnern, die aus der Haft für den Kriegseinsatz rekrutiert worden waren und hat an der Front den Monat April 23 nicht überlebt.
Er war Soldat im Tschetschenienkrieg und scheint wohl aus der Gesellschaft gefallen zu sein. Zwischen 2020 und 2022 wurde er mehrfach zu kleineren Strafen verurteilt, bis er dann am 11.04.2022 wegen zwei weiteren Diebstählen die volle Härte des Gesetzes zu spüren bekam - er bekam 2,5 Jahren Knast aufgebrummt.
Juri hatte im November 2021 zweimal das Olimpiysky-Geschäft an der Adresse Dalmatowo, Gagarina Str. 84 beklaut. Im ersten Fall hatte er eine 1,5 Liter-Flasche Bier der Marke „Starkes Glück“ für 105 Rubel aus der Vitrine gestohlen, im zweiten Fall eine Flasche „tschechisches“ Bier "Bochkarev light“ mit 1,25 Liter für 87 Rubel.
Evgeny Viktorowitsch Rozhnev, geboren 1974, war einer der Separatisten, die 2014 für die Unabhängigkeit des Donbass gekämpft hatten. Er schloss dafür einen Vertrag mit der dortigen "Volksmiliz". Evgeniy wäre ein sehr lächelnder, fröhlicher und hilfsbereiter Mensch gewesen, heißt es in seinem Nachruf. Denn Evgeny hat sich dann freiwillig der russischen Armee angeschlossen, beim Sturm auf Awdijiwka Mitte Oktober kam er nicht lebend zurück.
Jetzt trauert seine Heimatgemeinde Naumovsky um den Soldaten. Die liegt nicht im Donbass sondern in der Oblast Tomsk in Sibirien.
Ein Bauer aus der Region Saratow wollte mehr Land bewirtschaften. Dazu sollten eine Reihe von herrenlosen Immobilien als sein Eigentum eingetragen werden. Der Leiter des Bezirks und der Bürgermeister waren dabei gerne behilflich. Aber natürlich nicht für den Lohn Gottes, sondern für Rubel bar auf den Tisch des Hauses.
Der Bauer willigte zunächst in den Handel ein, allerdings überkamen ihn Zweifel und er offenbarte sich dem Inlandsgeheimdienst FSB. Bei der Übergabe von 550 Tausend Rubel wurden Landrat und Bürgermeister festgenommen. Im Jahr 2021 wurden beide Beamte wegen Bestechlichkeit zu 7,5 Jahren in einer Hochsicherheitskolonie verurteilt.
Im Juni 2023 kehrte dann der Bürgermeister Oleg Waleriewitsch Mortow (Foto rechts) nach Hause zurück. Er hatte sich der Gruppe Wagner angeschlossen, war beim Beschuss an der Front verwundet worden und jetzt ein freier Mann.
Der Landrat brauchte etwas mehr Zeit für seine Rückkehr, er wurde dafür Mitte Oktober 23 mit Orchesterklängen, Salutschüssen und der Anwesenheit von Saratows Landwirtschaftsminister empfangen. "Unser Landsmann, Teilnehmer einer speziellen Militäroperation, Alexander Wladimirowitsch Wassiltschikow (Foto links), ist bei der Erfüllung seiner Militärpflicht zum Schutz der Staatsinteressen der Russischen Föderation heldenhaft gestorben," meinte sein Nachfolger im Amt.
Wer glaubt, dass das russische Söldnerunwesen sich durch die Liquidierung der Gruppe Wagner langsam dem Ende neigt, täuscht sich gewaltig. Stattdessen treten andere Akteure an ihre Stelle, so wie die bereits hier öfters erwähnten Söldner des PMC Redut. Das Unternehmen soll dem russischen Verteidigungsministerium unterstehen, aber auch Gazprom und der russische Oligarch Oleg Deripaska sollen beteiligt sein. Wie auch immer, die Methoden zur Rekrutierung neuer Söldner gleichen denen der Gruppe Wagner:
Alexander Tschumatschenko saß aus uns unbekanntem Grund in der Justizvollzugskolonie Nr. 15 ein. Das Gefängnis befindet sich in Bataisk, einer russischen Großstadt in der Region Rostow am Don. Der Mann wurde durch PMC Redut für den Krieg gegen die Ukraine rekrutiert und landete im zweiten Zug der dritten Angriffsbrigade.
Seine Einheit kam am 19. August 2023 in der Nähe der Stadt Soledar unter Beschuss. Danach war die Verbindung zu dem Mann unterbrochen und seine Angehörigen versuchten etwas über sein Schicksal zu erfahren. Ein paar Wochen später wurde Tschumatschenko ganz ohne Öffentlichkeit begraben.