Praemie Moskau 1Wir hatten in mehreren Beiträgen über die Bezahlung der russischen Freiwilligen informiert, sie unterscheiden sich nach Regionen (St. Petersburg, Tatarstan, Angebot & Nachfrage). Jede Region ist angehalten, jeden Monat ein bestimmtes Kontingent an Freiwilligen zu rekrutieren. Die Bezahlung ist durchweg gleich hoch, entscheidend ist die gezahlte Antrittsprämie. Die ist dort niedrig, wo leicht neue Todesmutige zu finden sind - zum Beispiel in Baschkirien. Die Prämie ist dort hoch, wo die Region Mühe hat, ihr Kontingent zu erfüllen. In den letzten Wochen überboten sich die Regionen mit immer höheren Zahlungen, jetzt hat Moskau noch einen Betrag oben drauf gesetzt.

Die Stadt Moskau bietet ab sofort allen geeigneten Männer, die sich zu einem Vertrag entschließen eine Antrittsprämie von 1,9 Millionen Rubel - umgerechnet etwa 19.000 €. Wer es schafft, das erste Jahr an der Front zu überleben kann sich auf Einnahmen von insgesamt 5,2 Millionen Rubel (52.000 €) freuen. Besser bezahlte legale Jobs wird man in ganz Russland kaum finden. Die Auslobung solch einer hohen Prämie zeigt, dass es der Stadt Moskau schwer fällt, ihr Kontingent an Freiwilligen zu erfüllen. Der Stadt ist es auch völlig egal, aus welcher Region Russlands der Freiwillige kommt - Hauptsache er unterschreibt in Moskau.

Der Texts des abgebildeten Dekrets lautet grob übersetzt:

Sowjetskaja Straße Mitschurinsk

Sowjetskaja-Straße, Mitschurinsk -- Foto: Bok  --  Lizenz: CC BY-SA 4.0

Etwa 400km südlich von Moskau liegt die Stadt Mitschurinsk in der Oblast Tambow. Durch die fruchtbaren Schwarzerdeböden ist die Region landwirtschaftlich geprägt, folglich gibt es auch eine staatliche Agraruniversität in der Stadt. Im zweiten Weltkrieg wurde die Stadt von Kampfhandlungen verschont, deshalb besitzt Mitschurinsk noch eine gute erhaltene Altstadt mit historischen Gebäuden. Doch auch diese Stadt hat eine unsichere Zukunft. Im Jahr 2000 lebten noch 120.000 Menschen dort,  2010 zählte man etwa 100.000 Bewohner und bei der letzten Zählung im Jahr 2021 sind noch 90.000 Einwohner erfasst worden.

Irgend jemand aus Mitschurinsk hat Anfang Juli einen Film veröffentlicht, der die getöteten Soldaten der Stadt im Krieg gegen die Ukraine auflistet. Insgesamt enthält der Film 44 Namen mit Geburts- und Sterbedatum. Wir konnten 20 neue Namen nachtragen. Da solche Filme oft schnell in den sozialen Medien gelöscht werden, dokumentieren wir ihn nachstehend. Ihn anzuschauen ist eigentlich Zeitverschwendung - nur am Ende werden einige Szenen aus der Erinnerungsallee der Stadt gezeigt.

Dmitri Michailowitsch PugatschowDie Tagesschau berichtete am 17. Mai.2024: Auf der von Russland annektierten Halbinsel Krim sind nach Angaben eines Satellitenunternehmens aus den USA diese Woche drei russische Kampfflugzeuge und eine Treibstoffanlage bei einem ukrainischen Angriff zerstört worden. Das berichtet die Nachrichtenagentur Reuters. Es handle sich um zwei MiG-31-Kampfjets und einen Su-27-Kampfjet auf dem von Moskau kontrollierten Luftwaffenstützpunkt Belbek nahe Sewastopol, teilt der Konzern Maxar unter Berufung auf Satellitenbilder mit. Eine Stellungnahme der Ukraine liegt dazu bislang nicht vor.

Der Angriff fand am 15. Mai statt. Nach ukrainischen Angaben wären 10 Raketen auf das Militärgelände abgefeuert worden. Zerstört worden wären  Treibstoff- und Schmiermittellager, zwei S-400-Luftverteidigungssysteme, Radar „92Н6E“, MiG-31 beschädigt und 3 Su-27 beschädigt. Sieben Soldaten wären getötet worden, 12 weitere verletzt.

Oberleutnant Dmitri Michailowitsch Pugatschow (Foto) war einer der getöteten Offiziere. Ein Film aus Russland von Ende Juni zeigt die getöteten Opfer des Angriffs.

Lewada Das Lewada-Zentrum ist ein russisches Meinungsforschungsinstitut mit Sitz in Moskau. Es gilt als die letzte unabhängige Forschungseinrichtung in Russland auf diesem Gebiet. Inzwischen muss es aber alle seine Publikationen mit dem Kainsmal einer "Aktivität eines ausländischen Agenten" kennzeichnen.

Lewada hat Anfang Juli eine neue Studie veröffentlicht. Die Ergebnisse decken sich in etwa mit unseren Erfahrungen aus den vielen Todesmeldungen in den sozialen Netzwerken. Die Unterstützung des Krieges bleibt hoch, die Russen sind stolz auf ihr Land, schuld am Krieg sind die Nato und der Westen. Der Anteil der Russen, die Friedensverhandlungen zur Beendigung des Krieges befürworten, hat mit 58 Prozent einen historischen Höchststand erreicht.

Die vollständige Studie findet man hier.

Anmerkung: Wir haben die Tabellen durch die Google-Übersetzungsfunktion auf deutsch getrimmt, kleinere Fehler in den Beschriftungen haben wir von Hand korrigiert. Wir hoffen, wir haben nichts übersehen. Alle Texte in kursiver Schrift sind übersetzte Orginalzitate aus der Studie.

Im Vorland des Kaukasus liegt die Stadt Budjonnowsk mit etwa 60.000 Einwohnern. Die Stadt lebt von der chemischen Industrie, in der Region gibt es Erdöl- und Erdgasvorkommen. Zudem sind einige militärische Verbände in der Stadt stationiert.

Im Jahr 1995 stand Budjonnowsk plötzlich im Zentrum der Weltöffentlichkeit. Tschetschenische Kämpfer unter der Führung von Schamil Bassajew nahmen am 14. Juni 1995 im Krankenhaus der Stadt zwischen 1100 und 1600 Geiseln.  Die Geiselnehmer forderten ein Ende des Krieges in Tschetschenien und die Aufnahme von Verhandlungen. Sechs Tage später stürmten russische Sicherheitskräfte das Krankenhaus. 120 Geiseln wurden getötet und rund 400 verletzt.

Auch heute sterben Bürger von Budjonnowsk wieder im Krieg. Der kurze Film zeigt die Verleihung von Tapferkeitsorden an die Angehörigen von zwei im Krieg gegen die Ukraine getöteten Soldaten aus der Stadt. Um den Saal des Kulturpalastes zu füllen, wurden junge Kadetten und ältere Schüler abkommandiert.

Kyzyl

Kyzyl  -- Foto: Valery Irgit  --  Lizenz: CC BY 4.0

Kyzyl ist die Hauptstadt der russischen Teilrepublik Tuwa mit aktuell etwa 130.000 Einwohnern. Die Stadt liegt am Zusammenfluss des Grossen- und Kleinen Jenissei. Die Region ist ablegen, nur zwei Straßenverbindungen führen nach Tuwa. Die Bahnverbindung von Kyzyl nach Russland besteht nur aus einem Kilometer Strecke und wird vielleicht einmal gebaut.

Tuwa hat die höchsten Opferzahlen im Krieg gegen die Ukraine gemessen an der Bevölkerung. Wir haben schon häufig darüber berichtet. Am 15. Juni 24 hat eine Bewohnerin von Kyzyl einen Film über den Friedhof der Stadt veröffentlicht, der die Gräber der im Krieg gegen die Ukraine getöteten Kyzyl-Bewohner zeigt. Neun Namen waren uns noch nicht bekannt

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