15.07.2024 -- 61.949 // Zuwachs zum 30.06.24: 2.489
Im von Russland besetzten Teil der Ukraine wird nach dem Soldaten Dmitri Wladimirowitsch Kurlygin gesucht, geboren am 1. Februar 1989 aus Mordwinien. Der Mann war wohl von Kameraden verprügelt und gehänselt worden, um "Kampfzahlungen" von ihm zu erpressen. Nach Rückkehr von einem Kampfeinsatz entledigte Dimitri, anngeblich betrunken, sich seiner Peiniger. Mit einem Maschinengewehr AK-74 erschoss er in der Nacht vom 29. Mai 24 laut Steckbrief die Soldaten Alexander Petrowitsch Kalimanow, Alexej Wladimirowitsch Saposchnikow und Ruslan Andrejewitsch Goltjajew. Mit einem Lada floh dann Dmitri vom Tatort.
Dmitri Wladimirowitsch Kurlygin war ein Sturm-V Soldat, der aus einer Haftanstalt für das russische Militär rekrutiert wurde. Er saß eine Strafe von 15 Jahren in einer Hochsicherheitskolonie ab.
Roman Litasow ist am 19. Mai 24 an der Front bei der ukrainischen Stadt Tschassiw Jar getötet worden. Ende Mai wurde sein Tod das beherrschende Thema in der russischen Stadt Omsk und viele meinten, darüber berichten zu müssen. Aber zunächst das Aktuelle:
Roman Litasow, geb. 31.05.1988, hatte sich wahrscheinlich bereits 2022 der Gruppe Wagner angeschlossen. Ein genaues Datum ist nicht bekannt. Sein Kampfname war "Litagor" und er galt als harter Bursche. Nebenbei veröffentlichte er noch seine Erfahrungen auf einem Telegram-Kanal. Roman überlebte Wagner und schloss sich nach einiger Zeit den Hooligans der Hispaniola-Einheiten an. Dort fand er sein Ende.
Vor dem Krieg war Roman ein Fitnesstrainer in einem großen Club in Omsk. Nebenbei betätigte er sich noch als Amateurschauspieler wie auf dem Foto. 2021 gab es einen Konflikt mit der Schriftstellerin, Feministin und Aktionistin Daria Serenko. Er hatte wie viele andere Russen einen grob abfälligen Kommentar in deren sozialem Netzwerk hinterlassen: „Das Tier ist fertig. Femki sind keine Menschen. Grüße aus Posdnjakow."
Das Fitnessstudio entließ darauf Roman, der ein Jahr später seine Karriere als Söldner startete. Wir veröffentlichen dazu in der Rubrik "Gefallene Soldaten" einen langen Beitrag einer Frau samt aller Kommentare aus VKontakte, die diesen Konflikt betreffen.
Daria Serenko hat sich auf Twitter zu seinem Tod geäußert.
Unser Landsmann, Teilnehmer der Sonderoperation Viktor Alexandrowitsch Beduschew, ist gestorben.
Er wurde am 11. April 1999 in Jogač geboren. Er studierte an der Yogachi-Schule, trieb Sport und verteidigte die Ehre der Schule bei kommunalen und regionalen Wettbewerben. Er war Mitglied einer ländlichen Sportmannschaft, die an Nationalfeiertagen auftrat. Nach der Schule ging er zur Arbeit, diente in der Armee und nahm 2023 an einem Sondereinsatz teil.
Während seines Urlaubs im Februar dieses Jahres kam Victor in seine Heimatschule, besuchte seine Lieblingslehrer, brachte Blumen mit und erzählte ihnen von seinen Plänen für ein zukünftiges friedliches Leben. Er kam aus dem Krankenhaus zurück, nachdem er im Kampf verwundet worden war und wollte nun gewinnen. Victor sagte, dass solche Tests nicht nur körperliche, sondern auch moralische Stärke erfordern. Er betonte auch, wie wichtig es sei, bereit zu sein, das eigene Vaterland zu verteidigen.
„Er wird in unseren Herzen als wahrer Held bleiben, der sein Leben für die Zukunft unseres Landes gegeben hat. Wir werden uns stets mit Respekt und Dankbarkeit an ihn erinnern. Ewiger Ruhm und gesegnete Erinnerung an unseren Helden-Landsmann“, sagte die Bezirksverwaltung Turochak in einer Erklärung.
Stanislaw Wladimirowitsch Melnikow, geboren am 5. November 1988, stammt aus der usbekischen Stadt Yangiyer. Irgendwann hat es den Mann ins russische Obninsk, Kaluga Oblast, verschlagen. Allgemein werden die Zuwanderer aus den südlichen ehemaligen Sowjetrepubliken nicht mit Freuden in die russische Gesellschaft aufgenommen. Aber es gibt einen Weg: Stanislaw wurde am 26. Juli 2022 russischer Staatsbürger, am 22. August 22 trat er seinen Militärdienst an - freiwillig.
Zumindest für Stanislaw hat sich der Pass nicht ausgezahlt. Am 4. Mai 2024 wurde er getötet.
Es ist jetzt beinahe ein Jahr her, seit die Gruppe Wagner den Aufstand gegen die russische Armee probte. Nach dem Tod Prigoschins wurde der militärische Teil aufgelöst oder in die reguläre Armee integriert. Doch noch immer finden wir Meldungen über getötete Söldner, die wir bisher nicht registriert hatten:
Im Krieg mit der Ukraine starb ein Bewohner des Bezirks Kowrowski in der Region Wladimir, Wjatscheslaw Wladimirowitsch Bakajew, der für die Gruppe Wagner gekämpft hatte. Er starb am 14. März 2023, was jedoch erst jetzt bekannt wurde. Ein Bürger der Region entdeckte sein Grab mit der Aufschrift „Ein Kämpfer, der sein Leben für Russland gab“ auf dem neuen Kowrow-Friedhof in der Nähe des Dorfes Igumnowo.
Bakajew wurde aus der Kolonie für den Krieg rekrutiert. Im Jahr 2022 verurteilte ihn das Gericht wegen Diebstahls zu einer Gefängnisstrafe von zwei Jahren und sechs Monaten. Zuvor war Bakajew wegen Diebstahls und versuchten Drogenverkaufs verurteilt worden.
Das Foto zeigt ein Begräbnis Mitte Mai im Dorf Mursalimkino in Baschkortostan. Das Dorf hatte etwas mehr als 2.000 Einwohner - fallende Tendenz. Der junge Mann, der begraben wurde, heißt Azat Samigullin und wurde am 16. März 1999 in Mursalimkino geboren.
Er meldete sich freiwillig zum Krieg, sein Vertrag lief am 30. Oktober 2023 aus. Aber Azat machte mit dem Kriegsdienst weiter - ob freiwillig oder ob er nicht entlassen wurde, wissen wir nicht. Am 26. Januar 24 schied er dann endgültig aus.
Zurück in die achtziger Jahre - es entstand ein Projekt für eine große Publikumszeitschrift. Diese sollte aber nicht auf normalem Magazinpapier gedruckt werden, sondern auf dem damals neu eingeführten grauen Umweltpapier, das ohne umweltschädliche Chlorbleiche auskam. Das gab drucktechnisch große Herausforderungen, viele Großdruckereien konnten damit nicht umgehen. Und auch die Gestaltung war diffizil, feingerasterte Fotos waren auf dem Papier nicht möglich. Auch der Farbdruck mit den vier Farben Cyan, Magenta, Yellow und Schwarz machte Probleme. Dafür hatte ein Professor für Grafikdesign und begnadeter Typograph ein Gesamtkonzept entworfen, das im Druck mit eigenen Volltonfarben arbeitete: Ein knalliges Blau & Rot, ein warmes Gelb und natürlich schwarz.
Die Technik hat sich seither stark verändert, Umweltpapier gab es später auch in weiß in guter Qualität und der Computer hat die Lithografieverfahren im Druck abgelöst. Das Magazin, das früher so anders war, kann man heute in der Anmutung von anderen Printerzeugnissen nicht mehr unterscheiden.
All das war ein guter Grund die Gestaltung dieser Seiten an dieses Farbkonzept anzulehnen - eine Reminiszenz an die alten Zeiten und Herausforderungen. In Bezug auf die Typographie allerdings mussten wir passen - zu kompliziert umzusetzen.
Jeden Tag stellen wir einen neuen jungen russischen Soldaten vor, der im Krieg gegen die Ukraine gefallen ist. Dabei zeigen wir nur Kriegsopfer, die im Jahr 2000 oder später geboren wurden. Es sind willkürliche Beispiele aus einer großen Menge, die wir niemals alle zeigen können. In einer Woche im Juli hatten wir 59 Kriegstote, geboren 2000 oder jünger.
Ein kurzer Blick auf den Kopf unserer Seite zeigt, die Opferzahlen im russischen Angriffskrieg steigen immer weiter. Knapp 2.500 getötete Soldaten in 14 Tagen hatten wir noch nie.
Unsere Sache ist: All das zu verarbeiten ist eine extreme Herausforderung an unser kleines Team.
Die wichtigste Sache aber bleibt: Wie lange kann Russland diesen Angriffskrieg mit all den vielen Toten noch rechtfertigen?
Nach Informationen des britischen Geheimdienstes plant Russland die Bandbreite von Youtube einzuschränken, damit der populäre Dienst in Russland kaum noch zu benutzen ist. Wir brauchen keinen Geheimdienst um täglich die Erfahrung zu machen, dass viele staatliche Informationsportale in Russland für uns nicht mehr erreichbar sind.
Zudem wird offensichtlich auch die Bandbreite von VKontakte und Odnoklassniki (Klassenkameraden) aus Russland heraus gedrosselt, so dass die Seiten sich nur zögerlich öffnen.
Die letzten Tage konnten wir leider keine neuen Beiträge einstellen. Es ist Ferienzeit, da liegt man lieber in der Sonne und einen großen Teil unserer Arbeit sieht man sowieso nicht - nämlich das Erfassen der russischen Kriegstoten. Aber auch da sind wir in Rückstand geraten.
Der Grund waren Debatten mit unseren technischen Dienstleistern, die gerne mehr wollen, als wir uns zumuten können. Verständlich - aber der Schwerpunkt sollte bei unserer redaktionellen Arbeit liegen.
Eine unserer wichtigsten Informationsquellen aus Tatarstan ist aus Deutschland nicht mehr erreichbar. https://kazanreporter.ru/ - war für uns eine zuverlässige Informationsquelle, die zahlreichen Links auf deren Meldungen werden wohl ins Leere laufen.
Dies trifft übrigens auch auf viele staatlichen Institutionen aus Russland zu, auch deren Seiten sind nicht mehr erreichbar. Zudem scheint auch die Bandbreite der russischen sozialen Medien geringer zu werden. Über die Woche hinweg dauert das Laden der Seiten länger oder die Seiten öffnen sich gar nicht.
Übrigens - auch die Einwahl über einen Proxy im Ausland führt zu keinem besseren Ergebnis.
Der russische Krieg gegen die Ukraine wird immer wilder. Wir sitzen die ganze Woche an den Daten und es wird immer schwieriger aktuell zu bleiben - trotz täglich sechs bis acht Stunden Beschäftigung auch am Wochenende.
In etwa einer Woche werden wir alle Listen/Tabellen der Regionen und unseren Seiten aktualisiert haben. Allerdings hinkt unsere Datenbank im Moment um etwa 10 Tage zurück, das bedeutet, dass die Zahlen des Monats Juni 24 eigentlich höher sind. Nur kommen wir nicht hinterher.
Wer stoppt die Wahnsinnigen im Kreml, die gnadenlos ihre Soldaten in diesem Krieg verheizen?
Wir alle in unserem kleinen Team haben den Wehrdienst verweigert, das zu unserer Entschuldigung. Wir haben bisher den militärischen Rang eines Fähnrichs als Offiziersanwärter behandelt, also ein Offizier in Ausbildung. Entsprechend haben wir den Rang eines "Unterleutnants" vereinheitlicht als Fähnrich, da wir im deutschen Sprachgebrauch so etwas selten/nie gehört hatten. Wir mussten uns belehren lassen: Fähnrich ist ein Unteroffiziersdienstgrad, Unterleutnant ein Offiziersdienstgrad. Wir werden das künftig berücksichtigen.
28.06.24
Ob das alles so richtig ist, was Dieter Süverkrüp in seinem Lied zusammendichtete, da könnte man über 40 Jahre später trefflich streiten. Im Kinderladen war das Lied auch 20 Jahre später bei den Kids ein Hit. Gemeint ist der Baggerführer Willibald, denn Baggerführer wollen viele Kinder gerne werden.
Das als Hinweis auf die heutige Überschrift "Baggerführer Dmitri", der besser auch so ein freundlicher Mensch geblieben wäre.
26.06.24
Wir haben uns immer wieder gewundert, warum das Kriegsgebiet in der Ukraine in den -übersetzten - Meldungen notorisch "nördlicher Militärbezirk" genannt wird, liegt die Ukraine doch deutlich südlich von Moskau. So ein Quatsch, Google übersetzt СВО (übersetzt SWO) immer als nördlichen Militärbezirk, dies ist aber die Abkürzung für jene "Spezielle Militäroperation (russisch - Специа́льная вое́нная опера́ция) ". Wenn wir viel Zeit haben, werden wir das noch korrigieren. Bis dahin muss diese Erklärung reichen.
Gleich vorneweg - unser Erleben in den russischen sozialen Netzwerken ist sehr einseitig. Gerade bearbeiten wir den Zeitraum zwischen 3. und 15. Juni in Bezug auf Region, Alter und Todesdatum. Das geht nur langsam voran, da wir uns häufig in den vielen Kommentaren verlieren. So viel Unruhe über die vielen Kriegstoten gab es noch nie.
20.06.24
Nachdem die Aufmerksamkeit zu unseren Veröffentlichungen wächst, eine kurze Information zu OskarMaria.
Unter diesem Pseudonym war der Initiator im Internet seit über 25 Jahren recht unregelmäßig präsent. Ab dem Jahr 2014 hat er hier über die Situation in den von Russland besetzten Gebieten des Donbass geschrieben. Als einer der ersten Journalisten überhaupt inormierte er über die damals neu gegründete Gruppe Wagner.
Beruflich war er seit den 80-iger Jahren Geschäftsführer von diversen Medienunternehmen im Printbereich. Jetzt im Ruhestand, Kinder erwachsen, bleibt etwas mehr Zeit, die gesammelten Erfahrungen zusammen mit wenigen Mitstreitern für dieses Projekt zu nutzen.
Nachtrag: OskarMaria– das ist eine kleine Verbeugung vor dem beinahe vergessenen Schriftsteller Oskar Maria Graf. In Zeiten der Bücherverbrennungen wurden seine Werke von den Nazis verschont, ja sogar teilweise empfohlen. „Verbrennt mich!“ schrieb er 1933 in der Wiener Arbeiterzeitung, „nach meinem ganzen Leben und nach meinem ganzen Schreiben habe ich das Recht, zu verlangen, dass meine Bücher der reinen Flamme des Scheiterhaufens überantwortet werden und nicht in die blutigen Hände und die verdorbenen Hirne der braunen Mordbanden gelangen!“ Schließlich floh er in die USA – dort lebte er in bescheidenen Verhältnissen. Deutschland wollte den unbequemen Mann nach dem Krieg nicht wieder haben. Er starb 1967 in New York.
Literaturempfehlung: Wir sind Gefangene - Autobiograhie 1927.
Doppelt
Wladimir: 25. Artem Kozhenkov // Nischni Nowgorod: 35 Artem Kozhenkov
Wolgograd: 01 Juri Agarkov // Pskow: 41 Juri Agarkow
Kutelev Stanislav, dreifach, Kostroma, Rjasan und Orenburg. Nur Orenburg
Nikolai Symov, Rjasan & Tschuwaschien - nur Tschuwaschien
Mamontov Mikhail - Krasnodar Teil 1 & Teil 2
Ivan Alekseevich Chulkov, Kostroma, Pos. 51/56
Elimov Alexey Michailowitsch , Kostroma & Tschuwaschien
Falsch einsortiert
Ruslan Khamitov, Tscheljabinsk, kein Söldner der Gruppe Wagner