Weil wir gerade beim Thema sind. Seit 1969 ist die Rockgruppe Maschina Wremeni (Машина Времени, Zeitmaschine) in Russland eine Institution und hat Kultstatus wie hier die Rolling Stones. Der Sänger Andrei Makarewitsch hat sich in der untergegangenen Sowjetunion nicht den Mund verbieten lassen, genau so wie heute. Zu Russlands Krieg gegen die Ukraine meinte er öffentlich: "Stoppt den Wahnsinn sofort!"
Zum 50jährigen Bestehen der Gruppe soll am 15. Mai 22 ein Konzert in der Yantar Hall im Badeort Swetlogorsk (Enklave Kaliningrad) an der Ostseeküste stattfinden. Im Telegram-Kanal des Gouverneurs von Kaliningrad wird deshalb gefordert, dass dieser wegen des „antirussischen Elements“ des Anführers der Band, Andrei Makarevitsch, die Veranstaltung verbieten soll, andere schreiben, dass nur das Publikum entscheiden soll, ob es zum Konzert geht oder nicht. Bisher hat sich der Gouverneur noch nicht geäußert. OM 25.04.22


Juri Schewtschuk

Die in Russland populäre Rockband DDT hat ihr für den 21.04. geplantes Konzert in Tjumen (Westsibirien) abgesagt. Der Grund: Die Gruppe sollte dort in einer Halle spielen, die mit dem riesigen Buchstaben Z markiert war. Eine andere Auftrittsmöglichkeit wurde der Gruppe verweigert, so fand das Konzert nicht statt.
DDT gehört zu den wichtigsten Vertretern der russischen Rockmusik der Perestroika-Ära und setzt sich für friedliche Konfliktlösungen ein. Der Leadsänger Juri Schewtschuk (Foto) ist ein bekennender Kritiker der Regierung Wladimir Putins. Eines seiner bekanntesten Lieder "Nicht schießen" kann man aktuell nicht gefahrlos im öffentlichen Raum trällern. OM 24.04.22

Aus Rjasan wird ebenfalls gemeldet, dass Freiwillige für die "spezielle Operation in der Ukraine" rekrutiert werden. Entsprechende Durchsagen mit Angabe einer Telefonnummer erfolgen in öffentlichen Verkehrsmitteln. Angeboten werden Verträge mit einer Laufzeit von einem bis elf Monaten bei gutem Verdienst - die Mindestpauschale beträgt 200.000 Rubel pro Monat (ca. 2.300€). Der Durchschnittslohn in Russland liegt etwa bei 35.000 Rubel. Rjasan ist Standort einer offiziellen russischen Militärakademie und eines Fortbildungszentrum der russischen Luftlandetruppen. OM 21.04.22

Aus Baschkirien wird berichtet, dass das russische Militär aktuell und dringend nach Freiwilligen sucht. Über die Webseite des Arbeitsamts gäbe es 22 Stellenangebote, insgesamt über tausend weitere Nachfragen. Erfahrungen im Kriegsdienst scheinen nicht erforderlich, es reichen neun Klassen Schulbildung. Gehalt 20-25 bis zu 120 Tausend Rubel. Der Durchschnittsgehalt in Russland beträgt etwa 35.000 Rubel.
Wer kämpfen will bekommt sogar etwas mehr. Freiwillige erhalten den Status eines Vertragssoldaten und sollen 180.000 Rubel (etwa 2.000€) dafür bekommen. Übrigens – für den Tod gibt es noch etwas mehr: Drei Millionen Rubel ((etwa 33.000 €) zahlt die Regierung dann an die Hinterbliebenen.
Einfach auf das Schlachtfeld werden die Freiwilligen nicht geworfen. Immerhin werden sie gründlich unterwiesen: „Ich habe zwei Wochen bei den Übungen verbracht, dann haben sie mich zum Artillerieschießen mitgenommen, und jetzt versprechen sie, mich nach Westen mitzunehmen“, erzählte ein Teilnehmer. OM 15.04.22

Lenta

Tatyana Popowa war am 6. April zusammen mit einem Mann zum Einkaufen im St. Petersburger „Lenta-Hypermarkt" in der Kollontai-Straße unterwegs. Lenta – das ist eine russische Super- und Hypermarktkette, mit knapp 150 Niederlassungen in Russland. Am Ausgang wurde Frau Popowa und ihr Begleiter verhaftet. Ihnen wurde vorgeworfen, im Kassenbereich zwei Überraschungseier platziert zu haben. Darauf war ein Aufkleber angebracht - mit Herzchen und dem Titel des populären Songs der russischen Rockgruppe DDT: „Не стреляй - Nicht schießen!“ Die Überwachungskameras des Marktes hatten die Aktion aufgezeichnet.
Der Begleiter wurde schließlich freigelassen, gegen Frau Popowa wurde Anklage erhaben. Heute wurde sie auf Grund einer Straftat „wegen öffentlicher Maßnahmen zur Diskreditierung des Einsatzes der russischen Streitkräfte“ zu einer Geldstrafe von 30.000 Rubel verurteilt.
Nach dem Urteil meinte Frau Popowa: „Ich habe zugegeben, dass ich es wirklich getan habe. Ich glaube jedoch nicht, dass meine Handlungen die Streitkräfte der Russischen Föderation diskreditiert haben, da die Streitkräfte in meinen den Spielzeugen beigefügten Notizen nicht erwähnt wurden. Der Grund für meine Tat war ein emotionaler Ausbruch. Ich wollte meine Gedanken ausdrücken.“OM, 12.04.22
Foto oben:  Lenta Markt Moskau -- Urheber: Brateevsky - CC BY-SA 4.0


 

Siebzehn tote Soldaten aus Tuwa, der Heimat des russischen Kriegsministers Shoigu, scheinen nicht zu genügen. Der Chef, Wladislaw Chowalyg, der autonomen Republik schickt jetzt Freiwillige in den Kampf gegen die Ukraine. "Heute verabschieden wir unsere Freiwilligen, die sich entsprechend ihrem Herzen entschieden haben, den Bewohnern von Donbass im Kriegsgebiet zu helfen. Dies sind starke und mutige Menschen, würdige Erben des militärischen Ruhms ihrer Vorfahren - Freiwillige des Großen Vaterländischen Krieges. Der goldene Fonds des Volkes von Tuva," schreibt er in einem sozialen Netzwerk. Die knapp 30 Jungs sehen martialisch aus im oliven Kampfanzug und Gesichtsmaske, ob aber Gummistiefel das geeignete Schuhwerk sind? OM, 09.04.2022

Tuwa 2

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