Wir listen aus den russischen Regionen die Kriegstoten im Ukrainekrieg aus den Veröffentlichungen der lokalen Medien. In Perm sind das die Webseiten 59.ru, perm.kp.ru und chaikovskie.ru von denen wir die Mehrzahl aller Meldungen entnommen haben. Dazu kommen noch Hinweise auf Vkontakte, denen wir nachgehen.
In den letzten Tagen haben wir einen Vergleich mit einer russischsprachigen Liste vorgenommen, die vorwiegend die sozialen Medien wie Vkontakte und Telegram auswertet, wahrscheinlich auch mit Hilfe einiger Bots.
Dabei stellte sich heraus – bis Ende Mai waren die Ergebnisse der russischen Liste mit unseren Erkenntnissen fast identisch. Danach allerdings ergaben sich bei uns deutliche Lücken, unsere Liste ist von 89 Kriegstoten auf 109 angewachsen. Offensichtlich werden in Perm nicht mehr alle Todesfälle von den Behörden den Medien gemeldet. Oder es gibt eine freiwillige oder unfreiwillige Zensur, nicht über jeden gefallenen Soldaten zu schreiben. OM 30.08.22

Burjatien, die russische Republik in Fernen Osten, verzeichnet in absoluten Zahlen die höchsten Gefallenenzahlen im Krieg gegen die Ukraine. Fast täglich kommt "Cargo 200" in Ulan Ude an. Aber das scheint der dortigen Regierung egal, sie wirbt weiterhin für Freiwillige, die die neue Einheit „Baikal“ bilden sollen. Der Führungsstab stehe bereit, was fehlt sind die einfachen Soldaten, schreibt Baikal-Daily. Und ein Heimkehrer aus dem Krieg kommt zu Wort: „Leute, hört auf, zu Hause zu sitzen und alle möglichen Ketzereien im Internet zu lesen. Es gibt eine Sonderaktion, es gibt keinen Zucker, es gibt keinen Strand.“
Offensichtlich ist auch im armen Burjatien der Wunsch nicht besonders ausgeprägt,  tödliche Risiken einzugehen. So legt aktuell die Regierung als Antrittspräme noch einmal 100.000 Rubel oben drauf, statt bisher 100 gibt es jetzt 200 Tausend Rubel (ca. 3.300 €). OM, 23.08.22

Daria DuginaDaria Dugina ist tot. Sie wurde heute in der Nähe von Moskau in ihrem SUV Prado von einer Autobombe getötet. Das berichten russische Medien. Daria Dugina war eine gelehrige Tochter ihres Vaters, des rechtsnationalistischen Politikers und Philosophen Alexander Dugin. Ganz im Duktus ihres Vaters sieht sie den Ukrainekrieg als Zusammenprall der globalistischen, von den USA gesteuerten Zivilisationsidee mit der eurasischen Idee einer konservativen Umwälzung unter Führung Russlands.
Beim Lesen ihrer Agenda wird man schnell an die Argumente der russischen Trollarmee erinnert, die westliche Medien in deren Kommentarbereich fluten und auch manche Internetseite betreiben. Kein Wunder, denn auf der Webseite ihres Vaters Geopolitika.ru werden genau jene Thesen formuliert, mit denen die Trolle dann die Kommentarbereiche füllen. Und offensichtlich waren Vater und Tochter auch mit der St. Petersburger Trollfabrik verbandelt, wie eine Facebook-Recherche ergeben hat.
Wer den Tod von Daria Dugina wollte, ist bisher unbekannt. Wahrscheinlich Zufall, aber zu erwähnen wäre in diesem Zusammenhang, dass vor ein paar Tagen Zemfira Suleymanova durch eine Mine im Donbass getötet wurde. Zemfira war das Cover-Girl der ultranationalistischen Limonow-Partei, die sich der Nachfolge der verbotenen Nationalbolschewistischen Partei Russlands verschrieben hat. Alexander Dugin war der Co-Vorsitzende der ehemaligen Partei. OM 20.08.22

Deutschland hisse die weiße Flagge, meldet die Online-Ausgabe der russischen Boulevard-Zeitung Moskovsky Komsomolets. Die Zeitung bezieht sich auf eine Debatte, die der FDP-Bundestagsvizepräsident Wolfgang Kubicki entfacht hat - nämlich Nord Stream II in Betrieb zu nehmen. Die Zeitung nennt auch noch einen weiteren Unterstützer der Inbetriebnahme - nämlich Klaus Ernst, seines Zeichens Vorsitzender des Bundestagsausschusses für Klimaschutz und Energie. Der Linken-Politiker gehört zu der Spezies von Querdenkern, die die USA für den Überfall Russlands auf die Ukraine mitverantwortlich machen. Die Zeitung zitiert Ernst, dass es sinnvoll wäre, wenn Berlin mit Russland über Gas verhandele. OM, 20.08.22

zemfiraZemfira Suleymanova, 25-jährige Aktivistin und Cover-Girl der Limonow-Partei ist ein weiteres Opfer des russischen Krieges in der Ukraine. Die Limonow-Partei (eigentlicher Name "Das andere Russland") ist eine Gründung des verstorbenen Schriftstellers Eduard Limonow, dessen politische Gesinnung von ganz links nach ganz rechts mäanderte. Was Zemfira ins Kriegsgebiet trieb ist unklar - irgend etwas mit humanitärer Hilfe, freiwilligem Militär und Journalismus.
Am 15. August, wurde das Auto, in dem Zemfira zusammen mit einem Soldaten der russisch gesteuerten Donezker Volksrepublik unterwegs war, zwischen Donezk und Novomikhailovka von einer ukrainischen Panzermine in die Luft gesprengt. Dreharbeiten waren geplant. Semfira starb an hohem Blutverlust.
Anmerkung: Der Gruß "Ja-Tod" war ein Motto der Nationalbolschewistischen Partei Russlands, die 2005 verboten wurde und als deren Nachfolger sich die Limonow-Partei versteht.
OM, 17.08.22

limonow

IgorGirkinIgor Girkin versuchte offensichtlich gestern mit einem Alias-Geheimdienstpass auf die annektierte Krim zu gelangen und wollte von dort weiter an die Cherson-Front. Offensichtlich ist er der Meinung, dass dort seine Erfahrung und sein Durchsetzungswille unbedingt gebraucht würden. Doch er wurde von der Polizei abgefangen und durfte nicht weiter. In Haft wurde er aber auch nicht genommen. Auf VKontakte schrieb er zu seiner Aktion:  "Früher oder später werde ich definitiv an der Front sein (dieser Krieg wird, wie ich im Voraus gewarnt habe, lang und schwierig sein). Aber nicht jetzt." OM, 14.08.22

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