Ilja BacharewAls Freiwilliger zog der 36-jährige Ilja Bacharew von Nowosibirsk aus in den Krieg. Er hat diese Entscheidung nicht überlebt. Seine Familie ging den Umständen seines Todes nach und erfuhr zunächst, dass Ilja seine Einheit ohne Erlaubnis verlassen hätte. Was auch zutreffend war, denn seine Leiche war im Wald vergraben und seine persönlichen Gegenstände verbrannt worden. Nach Feststellungen der Familie wären in dieser Militäreinheit Gewalt, Schläge und Erpressungen an der Tagesordnung gewesen.
Die beiden mutmaßlichen Täter waren inzwischen geflohen. Es stehen junge Soldaten aus dem fernen Osten Russlands unter Verdacht - einer aus Chabarowsk, der andere aus Birobidschan, der Hauptstadt des jüdischen autonomen Gebiets.
Iljas Schwester hat bei change.org inzwischen eine Online-Petition gestartet, in der der gesuchte Kriegsverbrecher Wladimir Putin aufgefordert wird, der Sache nachzugehen.

Maxim Perevezentsev Maxim Perevezentsev war ein Umweltaktivist aus der Region Swerdlowsk, ein Anhänger direkter Demokratie und Unterstützer lokaler ethnischer Minderheiten wie der Mansi. Das alles klingt ganz gut, wenn da nicht auch großrussische Träume und antisemitische Mißtöne mitschwingen würden.
Folglich setzte sich der Mann für ein großrussisches Reich ein und lehnte die Existenz einer eigenständigen Ukraine ab. Er meldete sich freiwillig zum Krieg. Am 8. November beendete eine Granate sein Leben, sein Tod konnte nur anhand der DNA nachgewiesen werden. Einen Nachruf aus Russland veröffentlichen wir hier.
OM 09.01.23

Dmitri MedwedewDmitri Medwedew war immer ein treuer Gefolgsmann von Wladimir Putin. Von 2008 bis 2012 fungierte er sogar als dessen Platzhalter im Präsidentenamt, weil Putin auf Grund der Verfassung damals nicht kandidieren durfte.
Seit Beginn des Krieges gegen die Ukraine informiert er die Öffentlichkeit über einen eigenen Telegram-Kanal. Die Kriegsziele definierte er damals so:  „Wir werden weiter für die Weltordnung kämpfen, die der Russischen Föderation und unseren Bürgern entspricht. In der kein Platz ist für Nazis, historische Lügen und Völkermord.“
Eine Zeitlang galt das als allgemeine Begründung für den Krieg, doch in letzter Zeit hat sich die Sichtweise von Medwedew stark verändert.
Am 4. November, dem russischen Tag der Nationalen Einheit, schrieb Dmitri Medwedew seinem Publikum per Telegram: „Wir haben die Möglichkeit, alle Feinde in die feurige Hölle zu schicken, aber das ist nicht unsere Aufgabe. Wir hören in unseren Herzen auf die Worte des Schöpfers und gehorchen ihnen. Diese Worte geben uns einen heiligen Zweck. Das Ziel ist es, den höchsten Herrscher der Hölle aufzuhalten, egal welchen Namen er verwendet – Satan, Luzifer oder Iblis. Denn sein Ziel ist der Tod. Unser Ziel ist das Leben."
OM, 07.11.22

Birante Dembaevich SakkhoBirante Dembaevich Sakkho saß wegen Drogenhandel in einem Gefängnis in Karelien im russischen Norden. Birante ist der Sohn eines Mauretaniers und einer Russin. Der Vater ist seit langer Zeit wieder in seiner Heimat, seine Mutter gestorben. Es ist leicht, in Russland wegen Drogen ins Gefängnis zu kommen. Es reichen 100 Gramm Marihuana, 25 Gramm Haschisch oder fünf Gramm Kokain. Darauf steht laut aktueller Rechtsprechung eine Haftstrafe von drei bis zehn Jahren.
Die Gruppe Wagner rekrutierte 30 Personen aus dem Gefängnis, in dem Birante seine Strafe absaß, darunter auch Birante, der im Marinecorps gedient hatte. Bei den Kämpfen um Soledar und Bakhmut sollen die meisten Häftlinge gefallen sein. Darunter auch Birante, der in einem Zinksarg in einem karelischen Dorf beerdigt wurde.
Soweit die Erzählung auf VKontakte, den Wahrheitsgehalt können wir nicht überprüfen. Aber die Rahmenereignisse sind unbedingt stimmig. OM, 18.10.22

zemfiraZemfira Suleymanova, 25-jährige Aktivistin und Cover-Girl der Limonow-Partei ist ein weiteres Opfer des russischen Krieges in der Ukraine. Die Limonow-Partei (eigentlicher Name "Das andere Russland") ist eine Gründung des verstorbenen Schriftstellers Eduard Limonow, dessen politische Gesinnung von ganz links nach ganz rechts mäanderte. Was Zemfira ins Kriegsgebiet trieb ist unklar - irgend etwas mit humanitärer Hilfe, freiwilligem Militär und Journalismus.
Am 15. August, wurde das Auto, in dem Zemfira zusammen mit einem Soldaten der russisch gesteuerten Donezker Volksrepublik unterwegs war, zwischen Donezk und Novomikhailovka von einer ukrainischen Panzermine in die Luft gesprengt. Dreharbeiten waren geplant. Semfira starb an hohem Blutverlust.
Anmerkung: Der Gruß "Ja-Tod" war ein Motto der Nationalbolschewistischen Partei Russlands, die 2005 verboten wurde und als deren Nachfolger sich die Limonow-Partei versteht.
OM, 17.08.22

limonow

IgorGirkinIgor Girkin versuchte offensichtlich gestern mit einem Alias-Geheimdienstpass auf die annektierte Krim zu gelangen und wollte von dort weiter an die Cherson-Front. Offensichtlich ist er der Meinung, dass dort seine Erfahrung und sein Durchsetzungswille unbedingt gebraucht würden. Doch er wurde von der Polizei abgefangen und durfte nicht weiter. In Haft wurde er aber auch nicht genommen. Auf VKontakte schrieb er zu seiner Aktion:  "Früher oder später werde ich definitiv an der Front sein (dieser Krieg wird, wie ich im Voraus gewarnt habe, lang und schwierig sein). Aber nicht jetzt." OM, 14.08.22

Oleg Alexandrovich ShipitsinOleg Alexandrovich Shipitsin war ein 47-jähriger russischer Berufssoldat aus der Region Altai. Er kämfte gegen die Tschetschenen, stellte die Ordnung Tadschikistan wieder her und sorgte in Berg-Karabach für Ruhe. Aber im Ukrainekrieg starb er bereits am 18. März. Wir haben seinen Tod unter Position 18 im Altai Krai notiert.
Oleg Alexandrovich Shipitsi Jetzt ist er ein Held Russlands. Es hat etwas gedauert, bis der Gouverneur des Altai-Territoriums am 09. August im Dorf Kosikha der Familie die Goldstern-Medaille und eine Ehrenurkunde überreichte. OM,10.08.22

Ulrich Heyden ist ein schlechter Journalist, dem jedwede kritische Distanz abhanden gekommen ist. Er lebt in Moskau und schreibt vorwiegend über Russland und dessen Krieg gegen die Ukraine - inhaltlich nichts als russische Propaganda. So mag kaum ein deutsches Medium noch seine Machwerke veröffentlichen, übrig geblieben sind einseitig russophile Blogs wie Telepolis oder Nachdenkenseiten und natürlich der russischen Propagandasender RT.

Jetzt konnte man auch im tiefsten Sibirien in der Region Altai lesen, wie enttäuscht der Deutsche von seiner Heimat wäre. Überall in Berlin wäre er von antirussischer Propaganda umzingelt, am Bahnhof prange sogar ein riesiges Portrait des ukrainischen Präsidenten Selensky. "Ich war schockiert. Anti-Russland-Propaganda , Russophobie , eigentlich Russland-Verfolgung – am Hauptbahnhof in Deutschland? Es war, als hätten sie mir ins Gesicht geschlagen: Hey Mann, du bist in ein anderes Deutschland gekommen!" sagt Heyden laut Altaipress. OM, 03.06.22

Stanislav SlutskyDer Cellist Stanislav Slutsky von der Donezker Philharmonie ist mit 38 Jahren im Ukrainekrieg an der Front gestorben. Gespielt hat er auch im Prokofjew Symphonieorchester und im Baroque Early Music Ensemble. Zuhause warten Frau und zwei Kinder vergeblich auf den Vater.
Was so ein Künstler in einem Krieg zu suchen hat? Eigentlich nichts – aber im von Russland annektierten Donezk sind die Soldaten knapp und so wird jeder Einheimische an die Front geschickt, der noch gerade laufen kann - als Kanonenfutter ganz vorne an der Front zum Schutz der regulären russischen Armee. Man hat wieder keine Wahl und muss jetzt für die russische Sache kämpfen. Nur Kinder und Frauen bleiben verschont, so dass die Bewohner bereits von der Frauenrepublik Donzek gequält witzeln. OM, 28.05.22

GeorgySelenskyGeorgy Selensky ist nicht verwandt mit dem ukrainischen Präsidenten. Er stammte aus Nordossetien, war 26 Jahre alt und gelernter Automechaniker. Georgy war beim Militär, heiratete und zog mit seiner Frau nach Maikop, wo er stationiert war. Eigentlich wollte er nicht länger Soldat sein, sondern in seine Heimat zurückkehren.
Doch dann musste er zur Ausbildung auf die Krim und von dort in den Krieg. Seine Frau, die täglich mit ihm Kontakt hatte, berichtete: „Um es ganz klar zu sagen, er wollte nicht dorthin gehen, und im Prinzip wollte niemand dorthin gehen ... Er wollte wirklich so schnell wie möglich zu mir nach Hause zurückkehren.
In Tokmak, im Süden der Ukraine, endete am 25. April sein Leben. Munition war explodiert. OM, 16.05.22

Arsen Pavlov aka MotorolaArsen Sergewitsch Pawlow (1983 - 2016) war ein kleiner Gangster aus Rostow am Don. Um einer Haftstrafe zu entgehen, schloss er sich den sogenannten "Separatisten" im Donbass an und führte deren Bataillon Sparta in den Kampf gegen die ukrainische Armee. Aufgefallen ist er damals durch Kriegsverbrechen und ein großes Mundwerk. Eine Bombe im Aufzug seines Wohnhauses beendete 2016 sein Leben. Auch hier gibt es Hinweise, dass die russischen Instrukturen  eine Säuberung unter den dubiosen Seprataistenführern durchgeführt hatten.
Der Mann stammt eigentlich aus der Republik Komi im Nordosten des europäischen Teils Russland. In seiner Geburtsstadt Uchta soll jetzt die Schule Nr. 13 nach jenem "Helden" benannt werden. Wenn es keinen Widerspruch aus der Bevölkerung und im Gemeinderat gäbe, solle die Schule bis Ende Mai nach Arsen Pawlow benannt werden. OM, 14.05.22

Jewgeni Leonidowitsch SawinJewgeni Leonidowitsch Sawin ist ein ehemaliger russischer Fußballspieler, Fernsehkommentator und youtube-Blogger. Und 2021 gründete er eine Fußballmannschaft Krasava , die eine Lizenz für die dritte Liga bekam und in der Region Moskau beheimatet ist. Damit scheint jetzt Schluss zu sein. Dem Verein wurden die Trainingsmöglichkeiten entzogen, die Mannschaft soll vom Spielbetrieb ausgeschlossen werden und strafrechtliche Maßnahmen werden erwogen. Und die russische Sportwelt verunglimpft ihn als Judas.
Was war passiert? Jewgeni Sawin hat sich auf seinem youtube-Kanal zum Krieg Russlands gegen die Ukraine geäußert. Auf Instagram schrieb er dazu: Über einen Monat lang hob sich die Hand nicht, um den Kameraknopf zu drücken. Ich habe mehr als zwei Wochen neben oder in Kontakt mit Ukrainern verbracht: Fußballspieler, Sportler, Flüchtlinge. Die ganze Welt hört und unterstützt sie, und nur in Russland haben sie Angst zuzuhören.“ Über eine Million Aufrufe hat das Video im Moment. OM 02.05.22 
(Foto: Анна Мейер CC BY-SA 3.0)


Juri Schewtschuk

Die in Russland populäre Rockband DDT hat ihr für den 21.04. geplantes Konzert in Tjumen (Westsibirien) abgesagt. Der Grund: Die Gruppe sollte dort in einer Halle spielen, die mit dem riesigen Buchstaben Z markiert war. Eine andere Auftrittsmöglichkeit wurde der Gruppe verweigert, so fand das Konzert nicht statt.
DDT gehört zu den wichtigsten Vertretern der russischen Rockmusik der Perestroika-Ära und setzt sich für friedliche Konfliktlösungen ein. Der Leadsänger Juri Schewtschuk (Foto) ist ein bekennender Kritiker der Regierung Wladimir Putins. Eines seiner bekanntesten Lieder "Nicht schießen" kann man aktuell nicht gefahrlos im öffentlichen Raum trällern. OM 24.04.22

Lenta

Tatyana Popowa war am 6. April zusammen mit einem Mann zum Einkaufen im St. Petersburger „Lenta-Hypermarkt" in der Kollontai-Straße unterwegs. Lenta – das ist eine russische Super- und Hypermarktkette, mit knapp 150 Niederlassungen in Russland. Am Ausgang wurde Frau Popowa und ihr Begleiter verhaftet. Ihnen wurde vorgeworfen, im Kassenbereich zwei Überraschungseier platziert zu haben. Darauf war ein Aufkleber angebracht - mit Herzchen und dem Titel des populären Songs der russischen Rockgruppe DDT: „Не стреляй - Nicht schießen!“ Die Überwachungskameras des Marktes hatten die Aktion aufgezeichnet.
Der Begleiter wurde schließlich freigelassen, gegen Frau Popowa wurde Anklage erhaben. Heute wurde sie auf Grund einer Straftat „wegen öffentlicher Maßnahmen zur Diskreditierung des Einsatzes der russischen Streitkräfte“ zu einer Geldstrafe von 30.000 Rubel verurteilt.
Nach dem Urteil meinte Frau Popowa: „Ich habe zugegeben, dass ich es wirklich getan habe. Ich glaube jedoch nicht, dass meine Handlungen die Streitkräfte der Russischen Föderation diskreditiert haben, da die Streitkräfte in meinen den Spielzeugen beigefügten Notizen nicht erwähnt wurden. Der Grund für meine Tat war ein emotionaler Ausbruch. Ich wollte meine Gedanken ausdrücken.“OM, 12.04.22
Foto oben:  Lenta Markt Moskau -- Urheber: Brateevsky - CC BY-SA 4.0


 

Ivan AbdrachevIvan Abdrachev ist leider im Krieg Russlands gegen die Ukraine gestorben. Bei der Meldung über seinen Tod erfährt man ganz nebenbei von einem seiner Kameraden, dass beide im Donbass gedient hätten. Kollege Denis sagt der Presse: "Ich bin sein Kamerad, wir haben zusammen in derselben Kompanie im Donbass gedient, aber ich wurde evakuiert und bin jetzt im Krankenhaus." Damit bestätigt er ganz unfreiwillig, dass in den von Separatisten kontrollierten Gebieten reguläre russische Soldaten eingesetzt wurden. Eine Tatsache, die von Russland immer abgestritten wurde. Übrigens - Ivan Abdrachev war erst 19 Jahre alt, zuhause wartete seine Freundin auf ihn. Eine Schande in solch einem verbrecherischen Krieg sterben zu müssen. OM 01.04.2022

Alexander BielichAlexander Bielich, Leutnant der russischen Armee, starb in der Ukraine. Sascha, dessen Vater Serbe ist, ist zwar in Russland geboren und aufgewachsen, beherrschte die serbische Sprache jedoch perfekt und liebte sowohl Russland als auch Serbien. Leider scheinen manche Serben aus den Balkankriegen vor über 20 Jahren nichts gelernt zu haben. OM, 31.03.2022

Maria ButinaMarija Butina, russische Waffenlobbyistin, sorgt wieder für Aufsehen. 2014 war die junge Frau mit Unterstützung eines russischen Sponsors mehrfach in die USA gereist, hatte Ex-Präsident Trump vor dessen Wahl zu seiner Russlandstrategie befragt und ging schließlich eine „strategische“ Beziehung mit einem politischen Berater der Republikanischen Partei und Repräsentant US-Waffenlobby NRA ein, der kaum doppelte so alt wie Butina war. Der finanzierte wohl ihr Studium und erledigte ihre Hausaufgaben.Maria butina down vest
Das ging der US-Staatsanwaltschaft dann schließlich zu weit, Butina wurde als Spionin verhaftet und bekannte sich schließlich der „Verschwörung gegen die Vereinigten Staaten“ schuldig. Im Oktober 2019 wurde Marija Butina in ein Flugzeug nach Moskau gesetzt.
Nach solchen Verdiensten für das russische Vaterland will Marija Butina jetzt für das Parlament Russlands, die Duma, kandidieren. Und natürlich für die Partei „Einiges Russland“, die Präsident Putin in allen Angelegenheiten unterstützt. „Ich war 25 Jahre alt, aber mein Land hat sich für mich eingesetzt. Nach 1,5 Jahren kehrte ich nach Hause zurück. Heute fühle ich mich meinem Land und meinem Volk verpflichtet,“ meint sie in einer Videobotschaft. OM 17.05.2021

prigoschinLang hat es gedauert - Jewgeni Prigoschin hätte schon viel früher auf der EU-Sanktionsliste stehen müssen. Jetzt wurde er im Zuge der Nawalny-Sanktionen aufgenommen. Realistisch gesehen hätte der Mann schon seit Jahren nicht mehr in den Westen reisen können, ohne umgehend verhaftet zu werden. Aber jetzt ist es auch formal amtlich.

Jewgeni Prigoschin ist so ein russischer Freibeuter, der im Windschatten von Putin zu unermesslichem Reichtum gekommen ist. Dabei hat seine Karriere als einfacher Dieb begonnen. Zu Zeiten der Sowjetunion saß er deshalb im Knast.

Im Gegensatz zu vielen anderen russischen Oligarchen hat er sich nicht an den Rohstoffen des Landes bereichert, sondern war im Glücksspielgeschäft aktiv und hat als "einfacher" Caterer monopolartig das Essen für Schulen, Universitäten, Ministerien und das Militär in Russland geliefert. Sein Motto: Billig einkaufen, teuer verkaufen.

Wie alle Parvenüs im Umfeld des kleinen Zaren musste Prigoschin auch etwas von seiner Beute zurückgeben. Und so kam es, dass der Mann das "Internet Forschungsinstitut" in St. Petersburg aufgebaut hat und heute eine Armee von Internet-Trollen befehligt.

Und dann ist da noch die Gruppe Wagner - Russlands Söldnerarmee fürs grobe Geschäft auf der Krim, in der Ostukraine, in Syrien, in Libyen und sonstwo in Afrika. Prigoschin ist der formale Chef dieser Soldateska - im Hintergrund befehligt natürlich der russische Staat. Prigoschin hat auch aus dem Kriegshandwerk ein Geschäft gemacht. Will ein Warlord, Clanchef oder Despot den Einsatz seiner Truppen, dann lässt er sich gerne über die Erträge von zu erobernden Ölquellen bezahlen.

Solche Früchtchen würde ich gerne hinter "Schwedischen Gardinen" irgendwo in Europa darben sehen. OM, 15.10.2020

Filaret Denysenko July 2014Filaret Denyssenko ist Bischof der "Orthodoxen Kirche der Ukraine". Und der Mann weiß genau, wie die Corona-Pandemie entstanden ist: „Die Ursache des Coronavirus ist die Sündhaftigkeit der Menschheit. Die Menschen verteidigen nicht das Gute, sondern das Böse. Das Böse breitet sich aus. Ich meine vor allem die Homo-Ehe. Sie ist die Ursache des Coronavirus und nicht nur sie." Jetzt meldet seine Kirche, dass Filaret selbst an Covid-19 erkrankt ist und bittet für den Bischof zu beten, damit der barmherzige und allmächtige Herrgott den Patriarchen heilt und ihn von seiner Krankheit befreit. OM, 11.09.2020

YorgenFenech2Yorgen Fenech, maltesischer Großunternehmer, sitzt in Haft. Er ist angeklagt, den Mord an der Journalistin Dahne Caruana Galizia in Auftrag gegeben zu haben. Um die Mörder zu akquirieren, bediente er sich eines Mittelsmanns namens Melvin Theuma. Der wurde aber mit der Zeit für ihn zum unsicheren Kantonisten und drohte alles auffliegen zu lassen.
2019 hat das FBI eine Spur im Tor-Netzwerk verfolgt. Dort, im „Dark Web“, wollte ein Nutzer in einem klandestinen Marktplatz unbedingt Zyankali kaufen. Die Anfrage stammte von einem Gerät, das das FBI jenem Geschäftsmann Yorgen Fenech zuordnen konnte. So steht der Verdacht im Raum, dass dieser damit den Mittelsmann aus dem Weg räumen wollte.
Melvin TheumaDas wollte schließlich Mittelsmann Theuma (Foto rechts) selbst besorgen. Mitte Juli wurde er in seiner Wohnung in einer Blutlache aufgefunden. Er hatte sich mit einem Messer in die Brust und in den Hals gestochen. Durch eine Notoperation überlebte der Hauptzeuge im Mordprozess. OM, 02.09.2020

AvidzbaAkhra Avidzba, Kampfnahme „der Abchasier“, ist zwar im russischen Sotschi geboren, lebt aber lange in Abchasien. Zur Erinnerung: Abchasien hat sich mit russischer Hilfe von Georgien abgespalten und will heute ein eigener Staats sein – von Russlands Gnaden. Im Krieg in der Ostukraine machte Avidzba sich einen Namen als Kommandeur der 15. Rebellenbrigade ("Pyatnashka") , einer Einheit hauptsächlich aus Männern, die auch in Abchasien für Russland und gegen Georgien gekämpft hatten. Nach dem Minsk II Abkommen und dem damit verbundenen Waffenstillstand versuchte Avidzba mit seinem Bataillon, die ukrainische Kleinstadt Marjinka einzunehmen – was ihm letztlich nicht gelang, dafür aber den Titel „Held der Donezker Republik“ einbrachte.
Anfang dieses Jahres versuchte Avidzba in Abchasien mal wieder den Umsturz und war bei den Unruhen gegen dessen Präsident Aslan Bschania beteiligt. Jetzt wollte er wieder nach Abchasien einreisen, ausgerüstet mit einem Diplomatenpass. Doch wegen Steuerschulden, Geldstrafen der Verkehrspolizei und unbezahlten Stromrechnungen wurde er am Grenzübergang nicht durchgelassen. Das kann aber einen Kämpfer der russischen Sache niemals aufhalten, wie jenes Video zeigt. OM, 11.08.2020


coldwellKennt ihr eigentlich Dr. Leonard Coldwell aus den USA? Den Mann, der jede Form von Krebs heilen kann? Mit positivem Denken und dem Abbau von Stress?

Ok, ok, der Mann ist ein Blender, der aus der Not von Krebspatienten versucht, eigenes Kapital zu schöpfen und dabei recht erfolgreich ist. Denn eigentlich heißt der Mann auch Bernd Klein, stammt aus Deutschland und war lange ein unbedeutender Motivationscoach. Den Doktortitel hat er gegen Geld geschossen, jetzt spielt er erfolgreich die Rolle des Mediziners im Kampf gegen Pharmakonzerne und Impfwahn.

Kein Wunder, dass der kleine Bernd auch in Sachen der Corvid-19 Pandemie wichtige Botschaften zu verbreiten hat. Denn jener Virus wäre nur ein Drittel so gefährlich wie eine normale Grippe und jener Mund- und Nasenschutz würde uns deutlich mehr gefährden.

Ok, ok, solchen Verschwörungs­theoretikern sollte man eigentlich keine Zeile einräumen, gäbe es da nicht Russland. Dort wütet das Coronavirus wie in keinem Land Europas. Stand heute wurden über 500 Tausend Menschen damit infiziert, wie viele daran gestorben sind, ist unbekannt. Offiziell sind es 6.500, wahrscheinlich aber ein Vielfaches davon. Und noch immer hat das Land die höchste Zahl an Neuerkrankungen pro Tag in Europa - aktuell 8.400.

Und genau in Russland hat Dr. Leonard Coldwell mit seiner "Aufklärungsmission" gerade richtigen Erfolg. Sein etwa neun minütiges Video - auf russisch übersetzt - bekam innerhalb einer Woche auf Youtube knapp fünf Millionen Aufrufe. Da kann man nur wünschen - bleibt trotzdem gesund. 11.06.2020 OM

Boris Palmer hart aber fair 8374Boris Palmer, grüner Bürgermeister zu Tübingen, scheint in seinem Amt nicht ausgelastet. Zusammen mit ein paar Wissenschaftlern und einer Schriftstellerin veröffentlicht er im Spiegel einen Aufruf, wie Deutschland doch besser mit der Corona-Pandemie umgehen solle. Und das bitte dalli dalli, sonst wäre unsere Ökonomie und unsere Demokratie in Gefahr. Das bei einem läppischen  Virus, der für den Otto-Normalbürger auch nicht gefährlicher wäre als eine Grippe.

Man kann getrost unterstellen, dass all die aktuellen Einschränkungen im öffentlichen Leben den Unterzeichnern viel zu weit gehen und sie lieber ins Risiko gehen wollen. Doch bis auf ein paar Allgemeinplätze an die Politik, was denn nun dalli dalli bitte angegangen werden solle und auf einen Appell an die Bürger, ihrer Verantwortung gerecht zu werden, mehr ist jenen Unterzeichnern nicht eingefallen.

Dabei hätte „Doc Boris“ ja mit Taten zur Bekämpfung der Epidemie  seit Wochen glänzen können. Denn sein Studentenstädtchen ist von Corona ganz besonders gebeutelt, der Kreis Tübingen hat Stand heute knapp 1200 Infizierte und 39 Todesfälle zu verzeichnen. Mit 530 Fällen pro 100tausend Einwohner gehört der Landkreis Tübingen zudem zu den HotSpots in Deutschland (Foto von Superbass, CC-by-SA-4.0). OM 25.04.2020

Benes Ayo, auch Beness Aijo (Foto) geschrieben, ist ein lettischer Staatsbürger mit einer russischen Mutter und einem ugandischen Vater. Er war aktives Mitglied der Nationalbolschewistischen Partei Russlands, die 2005 dort verboten wurde. Jetzt ist er Mitglied der 2005 gegründeten Communist Party of Great Britain (Marxist-Leninist). Auf Grund seiner politischen Ansichten wird er der „Schwarze Lenin“ genannt.
Bereits 2014 wollte Ayo sich den Separatisten im Donbass anschließen, wurde aber inhaftiert und schließlich nach Lettland abgeschoben. Von dort entzog er sich der polizeilichen Überwachung und floh über Finnland, Russland in die Ostukraine. Dort nahm er auf Seiten der Separatisten an den Kämpfen u.a. um Debalzewe teil.
Aktuell wurde er in Russland festgenommen und wird in der Region des Oblast Archangelsk im Dorf Jarensk festgehalten. Er  hatte sich den Umweltaktivisten angeschlossen, die dort im eisigen Nordwesten Russlands gegen eine riesige Müllkippe demonstrieren. Update 14.02.: Nach Presseberichten wurde Ayo inzwischen wieder frei gelassen.
OM, 12.02.2020

Aleksey KrivulyaAls Kommandeur einer Separatistenarmee in der Ostukraine lebt man gefährlich. Immer wieder wird einer erschossen, in die Luft gesprengt oder stirbt an einem unerklärlichen Herztod. Das musste am 20. Januar 2020 auch der stellvertretende Kommandeur des sogenannten "Sonderregiments des Innenministeriums der Volksrepublik Donezk" ("DVR") Alexey Krivulya (Kampfname Green) erfahren. Angeblich soll er durch drei Schüsse in der Nähe des Aufzugs im Eingang seines eigenen Hauses getötet worden sein. Ukrainische Medien berichten, dass die eigenen Kameraden ihren Chef erschossen hätten. Krivulya reiht sich damit ein in die lange Liste liquidierter Befehlshaber, die entweder auf Befehl Moskaus getötet wurden oder internen Machtkämpfen zum Opfer gefallen waren. OM, 21.01.2020

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