Juri Schewtschuk

Die in Russland populäre Rockband DDT hat ihr für den 21.04. geplantes Konzert in Tjumen (Westsibirien) abgesagt. Der Grund: Die Gruppe sollte dort in einer Halle spielen, die mit dem riesigen Buchstaben Z markiert war. Eine andere Auftrittsmöglichkeit wurde der Gruppe verweigert, so fand das Konzert nicht statt.
DDT gehört zu den wichtigsten Vertretern der russischen Rockmusik der Perestroika-Ära und setzt sich für friedliche Konfliktlösungen ein. Der Leadsänger Juri Schewtschuk (Foto) ist ein bekennender Kritiker der Regierung Wladimir Putins. Eines seiner bekanntesten Lieder "Nicht schießen" kann man aktuell nicht gefahrlos im öffentlichen Raum trällern. OM 24.04.22

Lenta

Tatyana Popowa war am 6. April zusammen mit einem Mann zum Einkaufen im St. Petersburger „Lenta-Hypermarkt" in der Kollontai-Straße unterwegs. Lenta – das ist eine russische Super- und Hypermarktkette, mit knapp 150 Niederlassungen in Russland. Am Ausgang wurde Frau Popowa und ihr Begleiter verhaftet. Ihnen wurde vorgeworfen, im Kassenbereich zwei Überraschungseier platziert zu haben. Darauf war ein Aufkleber angebracht - mit Herzchen und dem Titel des populären Songs der russischen Rockgruppe DDT: „Не стреляй - Nicht schießen!“ Die Überwachungskameras des Marktes hatten die Aktion aufgezeichnet.
Der Begleiter wurde schließlich freigelassen, gegen Frau Popowa wurde Anklage erhaben. Heute wurde sie auf Grund einer Straftat „wegen öffentlicher Maßnahmen zur Diskreditierung des Einsatzes der russischen Streitkräfte“ zu einer Geldstrafe von 30.000 Rubel verurteilt.
Nach dem Urteil meinte Frau Popowa: „Ich habe zugegeben, dass ich es wirklich getan habe. Ich glaube jedoch nicht, dass meine Handlungen die Streitkräfte der Russischen Föderation diskreditiert haben, da die Streitkräfte in meinen den Spielzeugen beigefügten Notizen nicht erwähnt wurden. Der Grund für meine Tat war ein emotionaler Ausbruch. Ich wollte meine Gedanken ausdrücken.“OM, 12.04.22
Foto oben:  Lenta Markt Moskau -- Urheber: Brateevsky - CC BY-SA 4.0


 

Ivan AbdrachevIvan Abdrachev ist leider im Krieg Russlands gegen die Ukraine gestorben. Bei der Meldung über seinen Tod erfährt man ganz nebenbei von einem seiner Kameraden, dass beide im Donbass gedient hätten. Kollege Denis sagt der Presse: "Ich bin sein Kamerad, wir haben zusammen in derselben Kompanie im Donbass gedient, aber ich wurde evakuiert und bin jetzt im Krankenhaus." Damit bestätigt er ganz unfreiwillig, dass in den von Separatisten kontrollierten Gebieten reguläre russische Soldaten eingesetzt wurden. Eine Tatsache, die von Russland immer abgestritten wurde. Übrigens - Ivan Abdrachev war erst 19 Jahre alt, zuhause wartete seine Freundin auf ihn. Eine Schande in solch einem verbrecherischen Krieg sterben zu müssen. OM 01.04.2022

Alexander BielichAlexander Bielich, Leutnant der russischen Armee, starb in der Ukraine. Sascha, dessen Vater Serbe ist, ist zwar in Russland geboren und aufgewachsen, beherrschte die serbische Sprache jedoch perfekt und liebte sowohl Russland als auch Serbien. Leider scheinen manche Serben aus den Balkankriegen vor über 20 Jahren nichts gelernt zu haben. OM, 31.03.2022

Maria ButinaMarija Butina, russische Waffenlobbyistin, sorgt wieder für Aufsehen. 2014 war die junge Frau mit Unterstützung eines russischen Sponsors mehrfach in die USA gereist, hatte Ex-Präsident Trump vor dessen Wahl zu seiner Russlandstrategie befragt und ging schließlich eine „strategische“ Beziehung mit einem politischen Berater der Republikanischen Partei und Repräsentant US-Waffenlobby NRA ein, der kaum doppelte so alt wie Butina war. Der finanzierte wohl ihr Studium und erledigte ihre Hausaufgaben.Maria butina down vest
Das ging der US-Staatsanwaltschaft dann schließlich zu weit, Butina wurde als Spionin verhaftet und bekannte sich schließlich der „Verschwörung gegen die Vereinigten Staaten“ schuldig. Im Oktober 2019 wurde Marija Butina in ein Flugzeug nach Moskau gesetzt.
Nach solchen Verdiensten für das russische Vaterland will Marija Butina jetzt für das Parlament Russlands, die Duma, kandidieren. Und natürlich für die Partei „Einiges Russland“, die Präsident Putin in allen Angelegenheiten unterstützt. „Ich war 25 Jahre alt, aber mein Land hat sich für mich eingesetzt. Nach 1,5 Jahren kehrte ich nach Hause zurück. Heute fühle ich mich meinem Land und meinem Volk verpflichtet,“ meint sie in einer Videobotschaft. OM 17.05.2021

prigoschinLang hat es gedauert - Jewgeni Prigoschin hätte schon viel früher auf der EU-Sanktionsliste stehen müssen. Jetzt wurde er im Zuge der Nawalny-Sanktionen aufgenommen. Realistisch gesehen hätte der Mann schon seit Jahren nicht mehr in den Westen reisen können, ohne umgehend verhaftet zu werden. Aber jetzt ist es auch formal amtlich.

Jewgeni Prigoschin ist so ein russischer Freibeuter, der im Windschatten von Putin zu unermesslichem Reichtum gekommen ist. Dabei hat seine Karriere als einfacher Dieb begonnen. Zu Zeiten der Sowjetunion saß er deshalb im Knast.

Im Gegensatz zu vielen anderen russischen Oligarchen hat er sich nicht an den Rohstoffen des Landes bereichert, sondern war im Glücksspielgeschäft aktiv und hat als "einfacher" Caterer monopolartig das Essen für Schulen, Universitäten, Ministerien und das Militär in Russland geliefert. Sein Motto: Billig einkaufen, teuer verkaufen.

Wie alle Parvenüs im Umfeld des kleinen Zaren musste Prigoschin auch etwas von seiner Beute zurückgeben. Und so kam es, dass der Mann das "Internet Forschungsinstitut" in St. Petersburg aufgebaut hat und heute eine Armee von Internet-Trollen befehligt.

Und dann ist da noch die Gruppe Wagner - Russlands Söldnerarmee fürs grobe Geschäft auf der Krim, in der Ostukraine, in Syrien, in Libyen und sonstwo in Afrika. Prigoschin ist der formale Chef dieser Soldateska - im Hintergrund befehligt natürlich der russische Staat. Prigoschin hat auch aus dem Kriegshandwerk ein Geschäft gemacht. Will ein Warlord, Clanchef oder Despot den Einsatz seiner Truppen, dann lässt er sich gerne über die Erträge von zu erobernden Ölquellen bezahlen.

Solche Früchtchen würde ich gerne hinter "Schwedischen Gardinen" irgendwo in Europa darben sehen. OM, 15.10.2020

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