Welchen Stellenwert die Gruppe Wagner inzwischen innerhalb Russlands und im Speziellen beim Krieg Russlands gegen die Ukraine besitzt, zeigen zwei Beispiele aus den letzten Tagen.
Nahe dem Kampfgebiet im Süden der Region Donezk nimmt ein Transporthubschrauber MI-8 mit ungewöhnlicher Tarnbemalung Personen auf und fliegt davon. Der Hubschrauber wird kurz nach dem Start abgeschossen und zerschellt irgendwo in den Feldern. Der Flug wird von ukrainischen Drohnen gefilmt (siehe Film am Ende des Beitrags), es wurde zunächst nicht deutlich, ob es sich um einen russischen oder ukrainischen Hubschrauber handelte, da beide Parteien dieses Modell einsetzen. Zwei Tage später ist die Sache klar.
Ab Bord befanden sich hochrangige Vertreter der Wagner Gruppe, die auch über eine eigene Hubschrauberflotte verfügt. Das deuten russische Telegram-Kanäle an. An Bord befand sich auf jeden Fall der Kommandeur eines Kampfhubschrauberregiments, Oberstleutnant (im russischen Ruhestand) Vyacheslav Mikhailovich Zangiev aus Wladikawkas/Nordossetien. Wir führen seine Todesmeldung unter Position 174 im Beitrag "Nordossetien - die, die den Krieg unterstützen sind mehr". Eine Person überlebte den Absturz. Offensichtlich agieren die Wagner-Söldner ziemlich unabhängig im Kampfgebiet, so dass die russischen Kommandos nur wenig Informationen über deren Einsätze haben.
In St. Petersburg trumpft derweil der Chef des Unternehmens „Gruppe Wagner“, Jewgeni Prigoschin, ganz groß auf. Am Dalnevostochny Prospekt entsteht ein riesiges Wagner-Zentrum, das am 4.November eröffnet werden soll.
Der Presse erklärt Chef Prigoschin das so:
"PMC Wagner Center" ist ein Gebäudekomplex, in dem es Orte zur kostenlosen Unterbringung von Erfindern, Designern, IT-Spezialisten, experimentellen Produktions- und Starträumen gibt. Die Mission des PMC Wagner Centers ist es, eine angenehme Umgebung für die Generierung neuer Ideen zu schaffen, um die Verteidigungsfähigkeit Russlands zu erhöhen, einschließlich Informationen. Wenn das Projekt Erfolg und Relevanz zeigt, werden wir die Notwendigkeit prüfen, Filialen zu eröffnen.“
Kurz zusammengefasst -Prigoschin bündelt seine Aktivitäten unter dem Dach von Wagner - also die Söldner von der Wagner Gruppe zusammen mit seiner St. Petersburger Trollfabrik. Übrigens: Der Stadtverwaltung von St. Petersburg gefallen jene Aktivitäten gar nicht.
Zuviel Übermut kann im postsowjetischen System Russlands durchaus gefährlich sein. Da kann schon mal eine Bombe dem Spuk ein Ende bereiten, bevor ein Propagandist zu gefährlich wird. Aber Jewgeni Prigoschin kann inzwischen sogar Kriegsminister Schoigu und seine Generäle öffentlich kritisieren. Am 27. Oktober schreibt er in seinem Pressedienst über das Militärpersonal von Schoigu: „Viele der sogenannten „Kader“ haben nichts anderes gelernt, als mit den Absätzen zu schnalzen und schöne Berichte zu schreiben“, sagte er und fügte hinzu, dass die „Müßiggänger“ sofort aussteigen sollten.
Der Mann ist sich eines wichtigen Unterstützer sicher. Tschetschenenführer Ramsan Kadyrov lässt verlauten: „Prigozhin ist ein geborener Krieger, seine Kämpfer sind echte Profis und Patrioten Russlands, furchtlos, stur, mutig. Das sind wirklich wertvolle Kampfeinheiten. Daher ist es notwendig, genau auf die Einschätzung solcher Personen zu achten, zuzuhören, Schlussfolgerungen zu ziehen.“
Leider keinen besseren Drohnenfilm gefunden als jener mit dämlicher Musikbegleitung:
