Im Dezember 2023 unterzeichnete Oleg Wladimirowitsch Schalfidski einen Vertrag mit dem russischen Militär, das genaue Datum ist unbekannt. Er kam aus dem einem kleinen Dorf Krasnaja Slobodka in der Region Orenburg und musste von dort in das 1.500 km entfernte Donezk reisen. Eine Einweisung und Kurzausbildung dürfte auch noch erfolgt sein, trotzdem wurde Oleg bereits am 26. Dezember 23 irgendwo an der Front getötet. Zurück dauerte es erheblich länger, erst Ende Juni wurde er in seiner Heimat bestattet.
Um die Sinnlosigkeit seines Todes zu kaschieren, fielen beim Begräbnis große Worte: "Oleg Wladimirowitsch wird als echter Held in die Geschichte eingehen. Für seinen Mut und seine Tapferkeit wurde ihm posthum der Orden des Mutes verliehen... Jeder Soldat, der für den Frieden, für das Glück seiner Familie und von uns allen, für Sicherheit und Freiheit gestorben ist, hinterlässt eine ewige Erinnerung an sich selbst und tiefe Trauer!"
Wenn Oleg wegen des Geldes in den Krieg gezogen ist, dann stimmt zumindest das "Glück seiner Familie". Denn diese kann sich über ein beträchliches Sümmchen freuen.
Dass ein guter Reporter oder Schreiberling nicht unbedingt mit überragender Intelligenz ausgestattet sein muss, zeigte das Beispiel von Alexej Panifilowitsch Wassiljew. Der Mann arbeitete 15 Jahre lang bei der "Iswestija" der Republik Udmurtien und wurde von der Chefredaktion als "Reporter von Gott" bezeichnet. Er wäre immer und überall der Erste gewesen.
Im Dezember 2023 kam Alexej Wassiljew in den Sinn, es mal mit dem Töten von Menschen zu versuchen. Als guter Reporter hatte er sich schon das Segeln, Drachenfliegen und den Umgang mit Waffen auf dem Schießstand beigebracht. Also warum nicht in den Krieg gegen die Ukraine ziehen? Wenn man alle ethischen Gründe beiseite schiebt, warum der Mann besser die Finger davon lassen sollte, dann wäre da noch sein Alter. Denn Alexej war 1961 geboren.
Wobei wir wieder beim ersten Satz dieser Nachricht wären. Aus Erfahrung wurde Alexej dann auch nicht klüger - bereits am 23. März 24 war er tot.
Die kleine russische Teilrepublik Tuwa hat mit etwa 300 Tausend Einwohnern höhere Opferzahlen als die Hauptstadt Moskau mit 11,5 Millionen. Zum Ende des Monats Juni 2024 dürften es mindestend 610 Kriegstote sein, die wir gefunden haben. Damit erreicht Tuwa beinahe die Marke von 200 Toten auf 100 Tausend Einwohnern - mit Abstand die höchste Zahl in ganz Russland.
Nachstehend eine Meldung vom 24. Juni:
Unser lieber, enger Mann, ein starker Unterstützer seiner Frau, ein liebevoller Vater seiner Söhne, ein wunderschöner jüngerer Bruder seiner Cousins, ein geliebter Bruder seiner Verwandten, ein Schwager, ein Schwager, ein Schwager, ein Schwager, ein geliebter Onkel seiner Tanten, ein Kollege von Tschetschek-Ool Dembilowitsch Mongusch (11.07.1976), Verwandte, Freunde und Verwandte verkünden den Tod des einfachen Soldaten des Landes, der am 15.06.2024 sein Leben für die Verteidigung des Landes gab.
Nachtrag: Die Überschrift ist mit Bedacht gewählt, denn durch das Sarggeld ist die Familie plötzlich reich.
Kargopol ist eine der ältesten Städte im Norden Russlands mit aktuell 8.700 Einwohnern, Tendenz fallend. 1990 lebten noch etwa 13.000 Menschen in der Stadt. Sie liegt am linken Ufer des Flusses Onega und war in früheren Zeiten mal ein Handelszentrum.
Die Verwaltung des Bezirks strengt sich ganz besonders an, wenn sie den Tod seiner Bürger im Krieg gegen die Ukraine vermelden muss. Am 17. Juni 24 gab es den Tod von Wjatscheslaw Witaljewitsch Tretjakow zu beklagen, einem Absolventen der örtlichen Oberschule:
Wjatscheslaw Witaljewitsch war ein guter Kampfgefährte, ein liebevoller Sohn, Bruder, Ehemann, Vater, Onkel und wahrer Freund. Er war ein großartiger Mensch, ein echter Mann.
Während seines Dienstes blieb er dem Militäreid treu, befolgte heilig die Verfassung der Russischen Föderation, erfüllte strikt die Anforderungen der Militärvorschriften und Befehle der Kommandeure und erfüllte seine Pflicht mit Würde.
Er war ein wahrer Patriot seines Landes! Unser Beileid gilt der Familie und den Freunden des Verstorbenen.
Die veröffentlichten Lebensläufe der gefallenen russischen Soldaten enthalten häufig viele Merkwürdigkeiten, die offensichtlich sind, aber (wahrscheinlich absichtlich) nicht thematisiert werden.
Nehmen wir als Beispiel Dmitri Wadimowitsch Krasowski, geboren am 11.08.1987, der in Region Altai wohnte. Er absolvierte die 9. Klasse der Sekundarschule im Dorf Suslovo. "Danach besuchte er die Pawlowsker Landwirtschaftsschule, spezialisierte sich auf Rechtswissenschaften und schloss 2007 ab," heißt es in seinem Nachruf. Nun, mit 20 Jahren ist man kein Jurist, aber vielleicht Rechtsanwaltsgehilfe. Aber laut Nachruf arbeitete Dmitri danach in einem Stahlbetonwerk, bloß warum?
Im April 24 unterzeichnete er einen Militärvertrag und machte sich auf den langen Weg von Sibirien in den Donbass. Getötet wurde er bereits am 3. Juni 24. Auch diese kurze Verweildauer an der Front scheint niemand zu interessieren.
Durch die Stadt Rschew fließt die Wolga und teilt sie in zwei Hälften. Die Stadt liegt in der Oblast Twer, der Stadtbezirk hat knapp 67 Tausend Einwohner. Im Status einer VKontakte-Seite vom 14. Juni 24 erschien folgende Nachricht:
Der 32. offiziell in der Ukraine getötete Einwohner des Gemeindebezirks Rschew.
Heute, am 14. Juni, wurde die Leiche von Andrei Igorewitsch Fedorow, einem 1981 geborenen Einwohner der Stadt Rschew, der im Krieg in der Ukraine starb, nach Rschew überbracht.
Ort und Datum der Verabschiedung werden noch bekannt gegeben.
Es gibt noch etwa 15.000 Tschukschen in Russland, die zu den indigenen Völker gehören. Zur Zeit der Sowjetunion fand eine Russifizierung und Sowjetisierung der Tschuktschen statt, die keine Rücksicht auf ihre traditionelle Lebensweise und Kultur nahm. Um so schlimmer ist, dass gemessen an dem kleinen Volk, zur Zeit Männer aus dieser Region für den Krieg gegen die Ukraine angeworben werden.
Die Tschuktschen sind das Leben unter rauen Bedingungen gewohnt, deshalb werden sie bevorzugt eingesetzt.
Innocent Ettynkeu kam aus dem Dorf Alkatwaam in Tschukotscha (). Auch dieses Dorf hat die Schwindsucht, 2010 lebten dort noch 299 Menschen, im Jahr 2023 zählte man nur noch 166. Innocent wurde am 30. Oktober 1966 in einem Dorf der Region Anadyr geboren, hat wahrscheinlich Tierpfleger/Tiermediziner gelernt und zog 2003 in das Dorf Alkatwaam. Er hätte dort bei verschiedenen Unternehmen gearbeitet, was übersetzt so etwas wie ohne feste Anstellung bedeutet.
So meldete sich auch Innocent im Oktober 2023 freiwillig. Er wurde bereits im Dezember 23 getötet.
Der Leiter des Bezirks Anadyr Sergej Sawtschenko gab seinen Tod am 25. Juni 24 bekannt und fand auch die "richtigen" Worte: "Er gab sein Leben, um die Sicherheit seines Landes und seines Volkes zu gewährleisten. "
Im November 2018 überfiel eine Gruppe Männer den Leiter der staatlichen Immobilienagentur von Samara in seinem Wohnhaus. Seine Frau, ihre drei Kinder und ein zufällig anwesender Installateur wurden im Badezimmer eingesperrt, während dessen der Behördenleiter etwas gefoltert wurde. Die Angreifer schlugen ihn mit Metallstäben, verletzten ihn mit einem Messer und traten auf ihn ein.
Die Söldner handelten im Auftrag einer unbekannt gebliebenen Person. Es bestand der Verdacht, dass der Besitzer einer Brauerei so besonders günstig an ein Industriegelände kommen wollte.
Einer der Angreifer, Wassili Grak, wurde im August 2022 zu 14 Jahren Haft verurteilt. Auch er ließ sich vom russischen Militär anwerben und kam frei. Am 3. Juni wurde er in der Ukraine getötet.
Alexej Anatoljewitsch Pusako, 49 Jahre alt, freiwilliger Kriegsteilnehmer aus dem Dorf Monetny in der Region Swerdlowsk wurde am 24.05.24 getötet. Das Dorf heißt zudem übersetzt Münze oder Geld. Dazu passt dann auch die Erklärung des Gemeinderates zum Tod von Alexej:
Zu unserem großen Bedauern muss sich die Stadt von unserem Landsmann, Helden und Krieger verabschieden. Er hat seine Schulden gegenüber unserem Vaterland ehrenvoll und vollständig beglichen und ist am 24. Mai gestorben, als er die Aufgaben einer besonderen Militäroperation auf dem Gebiet der Stadt Makejewka in der Volksrepublik Donezk wahrnahm.
Unser gesegneter und geliebter Mann, der älteste Sohn seiner Eltern, der liebevolle Bruder seiner Schwester, der starke Rückhalt seiner geliebten Frau, der schöne Sohn, der geliebte Vater seiner Tochter, der geliebte Bruder vieler Onkel, Brüder und Schwestern, der vorbildliche Onkel seiner Brüder und Schwestern, Stolz, treuer Freund vieler Freunde, respektierter Schwiegersohn der Großeltern, fröhliche und fröhliche Enkelkinder.
Ai-Cherel Doorbekowitsch Oorschak, Unterleutnant, geboren am 11.02.1996, wurde mit zahlreichen Medaillen und Ehrenorden ausgezeichnet und verstarb am 18. Mai 2024 in jungen Jahren im Interesse des friedlichen Lebens der Menschen von unserem Land.
Ein Beitrag auf VKontakte im typischen tuwinischen Stil. Niemand hat das Leben der Tuwiner bedroht und trotzdem ist es das Volk mit der höchsten Todesrate im Krieg gegen die Ukraine bezogen auf die Bevölkerung. Die strukturarme Republik erlebt durch die Rubelmilliarden, die in das Land als Sarggeld und Abfindungen bei Kriegsverletzungen fließen, einen tatsächlichen Aufschwung.
Die drittgrößte Stadt in der sibirischen Region Krasnojarsk ist Atschinsk. Die Stadt hat ziemlich genau 100.000 Einwohner und liegt an der Transsibirischen Eisenbahn. Als große Industrieunternehmen beherbergt die Stadt ein Aluminium- und ein Zementwerk. Und dazu gibt es auch noch eine große Ölraffinerie. Man kann sich leicht vorstellen, dass dieses Trio für einige Umweltsünden in der Region verantwortlich ist.
Zum Glück hatte die Stadt in Eduard Mischchoschew einen engagierten Umweltschützer, der den öffentlichen Rat der Stadt Atschinsk für Ökologie leitete und auch darüber hinaus als aktiver Umweltschützer in der Region aktiv war.
Warum der nächste Ökologie einen Gefallen darin fand, sein Nachbarland anzugreifen und zu zerstören, ist schwer zu begreifen. Eduard meldete sich im Sommer 2022 freiwillig zum Krieg gegen die Ukraine und hatte den Rang eines Oberleutnants. "Sie werden sterben und wir werden ins Paradies gehen," hatte er auf seinen Kampfanzug genäht. Im Juni 24 ist dann Eduard auch nur gestorben, besser gesagt, er wurde getötet. Sein Auto wurde von einer Drone angegriffen. Begraben wurde er in seiner "kleinen Heimat", in seiner Geburtsstadt Baksan in Kabardino-Balkarien.
Siehe auch Eduard Jurowitsch Batotsyrenow, Michail Alexejewitsch Mitrochow und Maxim Perewezentsew.
Die Kleinstadt Iwdel liegt über 500 km nördlich der Hauptstadt Jekaterinburg in der Taiga-Landschaft des Nordurals. Von dort kam Dmitri Sergejewitsch Lewin, geboren am 9. Mai 1980. Nach der Schule erfüllte er sich seinen Berufswunsch und wurde Baggerführer. In diesem Beruf arbeitete er dann auch die ganzen Jahre, heiratete und bekam zwei Töchter. Im Februar 24 wurde Dmitri sogar Großvater, eine seiner Töchter gebar einen Sohn.
Was Dmitri bewogen hat, in den Krieg zu ziehen, wissen wir nicht. Er hätte angeblich sein Vaterland verteidigen wollen, schrieb die lokale Nachrichtenseite von Iwdel. Fakt ist, sein Vaterland wurde nicht angegriffen und wahrscheinlich lockte auch Dmitri nur das viele Geld, das er als Baggerführer niemals hätte verdienen können.
Die Entscheidung stellte sich schnell als falsch heraus. Ab 21. März 24 versuchte sich Dmitri im Kriegshandwerk, am 21. Mai 24 war er bereits tot.
Seine Mutter erinnert sich an ihren , der als Kind freundlich, mitfühlend, fröhlich, bescheiden gewesen wäre. Der immer anderen zu Hilfe gekommen wäre, den Wald liebte, um dort Pilze und Beeren zu sammeln.
Ein halbes Jahr lang hat Dmitri Georgiewitsch Belych die Schrecken des Krieges durchlebt. Der junge Mann, geboren am 7. Oktober 1998, kam aus einem Dorf in der Region Perm. Dmitri hatte sich am 9. Mai 2023 freiwillig für ein halbes Jahr zum Kriegsdienst gemeldet. Er wurde verletzt, kam aber heil nach Hause und hätte sich auf ein friedliches Leben freuen können.
Nicht so Dmitri - im Februar 2024 unterzeichnete er erneut einen Vertrag mit dem Militär.
"Auf den Ruf des Vaterlandes hin trat er zu dessen Verteidigung an, auf das Diktat seines Herzens hin verschonte er sein Leben nicht für jeden seiner Landsleute, für jeden von uns," schrieb ein Landsmann. Übersetzt heißt das, auf Grund seiner Kampferfahrung wurde Dmitri sofort an die Front kommandiert. Am 29. März 2024 bestätigte sich bereits die Überschrift dieses kleinen Beitrags.
Vor wenigen Tagen haben wir über die sibirische Stadt Ust-Kut berichtet und deren Blutzoll im Krieg gegen die Ukraine. Etwa 43.000 Menschen leben in der Stadt und dem Bezirk, eine lokale Initiative hatte bis Angang Juni 56 getötete Bürger der Region gezählt. Der Wert liegt deutlich über dem Durchschnitt Russlands. Am 10. Juni wurden ein weiterer Soldaten aus dem Bezirk bestattet.
Roman Alexandrowitsch Zwerew wurde am 23. Dezember 1976 geboren und am 14. Mai 23 in der Ukraine getötet. Weitere Informationen hat die Stadt nicht veröffentlicht.
Marina Spirina ist Vertreterin der Abgeordneten der Stadt Pawlowo-Possad in der Oblast Moskau. In dieser Funktion berichtet sie am 7. Juni über einen Bürger der Stadt, der als Freiwilliger im Krieg gegen die Ukraine getötet worden war. "Als er in den blutigen Kampf mit den Neonazis zog, wurde Wadim Nikolajewitsch Koltschugin für alle Bewohner unseres Bezirks zu einem wahren Helden, einem wahren Patrioten seines Landes," schrieb sie pathetisch.
Doch in den Kommentaren ergab sich eine etwas andere Wirklichkeit. Die Mitbürgerin Swetlana Sanegina antwortete: "Gott sei Dank ist der Gerechtigkeit Genüge getan worden. Dieser Mann wurde für 9 Jahre ins Gefängnis gesteckt, weil er einen unschuldigen jungen Mann von 38 Jahren (unseren Bruder, einen freundlichen, sympathischen Mann) getötet hat. Der Ermittler, der für den Fall zuständig war, sagte, dass sie solche Mörder nicht zur SVO bringen. Ich halte ihn nicht für einen Helden."
Das war dem Priester Aleksej Glumow doch zuviel Realität und er betete: "Königreich des Himmels, gesegnetes Paradies ...". Seine Antwort auf den Einwand, es handele sich schließlich um einen Mörder, war: "Verschwinde Satano!"
"Mein Lieber, du wirst für immer in meinem Herzen sein, ich weiß nicht, wie ich ohne dich leben soll, Mama," schrieb Tatjana Solkina zu einem Beitrag der Schule Nr. 17 in einer Staniza der Region Krasnodar. Tatjanas Sohn, Dmitri Alexandrowitsch Solkin, war im Krieg gegen die Ukraine getötet worden. In diesem Zusammenhang fällt dem Chronisten ein Zitat von Albert Einstein ein: "Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich mir noch nicht ganz sicher."
Denn Dmitri hatte im Frühjahr 2023 für die Gruppe Wagner gekämpft und den Krieg überlebt. Doch statt froh darüber zu sein, zog er im Janur 2024 erneut in den Krieg. "Er müsse den Jungs an der Front helfen," wird überliefert. Aber wahrscheinlich lockte das Geld. Am 16.Juni 24 wurde er begraben.
Die Perversion des rusischen Krieges manifestiert sich in vielen Facetten. Als Beispiel könnte Asat Chairullowitsch Sabitow dienen. Der russische Soldat aus der Region Tscheljabinsk wurde am 6. Januar 2024 schwer verletzt, musste ein halbes Jahr im Krankenhaus leiden und verstarb am 1. Juni 24. Das ist schon schlimm genug.
Aber Asat kam aus einem Dorf mit dem Namen "Novoukrainskiye syuda", was so viel wie "Neue Ukraine" bedeutet. Das Dorf liegt in der Region "Syry Klyn" im Grenzgebiet zu Kasachstan, die Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts massiv von Ukrainern besiedelt wurde.
"Er hätte sich vom Unbekannten und Fernen angezogen gefühlt," schreibt das Schulmuseum für Militär- und Arbeitsruhm der sibirischen Region Krasnojarsk. Gemeint war der am 16. April 1993 geborene Alexander Jewgenjewitsch Kardasch. Der junge Mann wäre in einer Familie gewöhnlicher Menschen aufgewachsen, heißt es weiter in seinem Nachruf.
Denn auf Grund seiner Neugier wäre Alexander, entgegen alle Ratschläge, zum fernen Krieg in den Donbass aufgebrochen. Am 3. April 23 war er in Krasnojarsk gestartet, am 8. Mai 23 wurde er bei Bakhmut getötet.
Das Schulmuseum fühlt sich jetzt berufen, von diesen Heldengeschichten Zeugnis abzulegen.
Iwdel ist eine Kleinstadt ganz im Norden der Oblast Swerdlowsk mit aktuell 14.000 Einwohnern, 2010 waren es noch 18.000. Bis zur Hauptstadt Jekaterinburg sind es über 500 Straßenkilometer. Alexander Kuzmin stammte aus Iwdel, er wurde dort im April 1972 geboren. Alexander war gelernter Konditor, aber das war wohl kein Beruf für den Mann. Er arbeitete bei der Polizei, im Strafvollzug als Hundeführer, bei der Feuerwehr der Wälder und bei den Söldnern der Bars-Einheiten. Der letzte Einsatz war nicht von Erfolg gekrönt.
Im Nachruf der Stadt Iwdel klingt das dann so:
Im Jahr 2023 beschließt Alexander, sich als Freiwilliger für eine spezielle Militäroperation zu melden und sein Heimatland gegen den Faschismus zu verteidigen. Am 10. Dezember wird er in die Militäreinheit 90600 eingezogen, wo er Gruppenführer eines Zuges (...) wird.
Alexander Valentinowitsch gelang es nicht, den Feind auf dem Schlachtfeld lange zu besiegen, am 4. Januar 2024 starb er unter Mörserbeschuss in der Nähe der Stadt Awdejewka in der Donezker Volksrepublik.
Wir haben im Verlauf unserer Berichterstattung schon mehrfach über Umweltaktivisten berichtet, die freiwillig in den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine gezogen sind und getötet wurden. Es sind nicht nur die notorischen Militaristen und die Fanatiker eines Großrusslands, die diesen Krieg unterstützen, sondern auch viele sozial und ökologisch engagierte Menschen, die eigentlich keine Anhänger der Putin-Regierung sind.
Einen weiteren aktuellen Fall dokumentieren wir in unserer Rubrik der Originalberichte aus Russland über getötete Soldaten. Hier geht es um den Kommunisten Konstantin Gorbunow, der sich u.a. für den Erhalt von Grünflächen in Sewastopol eingesetzt hatte.