Aus welchen Gründen auch immer war unsere letzte Auswertung über russische Kriegstote vom 30.04.24 zeitweise nicht erreichbar. Mit dem Firefox-Browser war alles normal, alle anderen Browser konten nicht darauf zugreifen.
15.09.2024 -- 70.426 // Zuwachs zum 31.08.24: 2.326
Aus welchen Gründen auch immer war unsere letzte Auswertung über russische Kriegstote vom 30.04.24 zeitweise nicht erreichbar. Mit dem Firefox-Browser war alles normal, alle anderen Browser konten nicht darauf zugreifen.
Это попытка обойти российский запрет на «OskarMaria». По крайней мере для наших текущих страниц это тоже должно работать из России.
Мы использовали для этого новый домен, который, надеемся, не заблокируют так быстро. Название представляет собой сокращенную форму немецкого выражения «нет».
Итак, теперь вы также можете связаться с нами по адресу
https://www.gibtsnet.eu
За скорейший и прочный мир.
Für unsere russischen Besucher
Es ist ein Versuch, die russische Sperre für OskarMaria zu umgehen. Er müsste zumindest für unsere aktuellen Seiten auch aus Russland funktionieren.
Wir haben eine neue Domain dafür benutzt, die man hoffentlich nicht so schnell blocken kann. Der Name ist eine verkürzte Form des deutschen Ausdrucks "gibt es nicht".
Also - ab sofort kann man uns auch unter https://www.gibtsnet.eu erreichen.
Auf einen baldigen dauerhaften Frieden.
Leider scheint die russische Sperrverfügung für unsere Seite zumindest in Russland zu wirken. Bei der Suche nach OskarMaria mit der russischen Suchmaschine Yandex sind wir von der zweiten Stelle weit nach hinten gerutscht.
Wir haben leider nur wenig Zeit für technische Spielereien. So haben wir eine zweite Domain mit anderer IP-Adresse auf unsere Seite geschaltet, doch ganz zielführend ist das noch nicht.
Und dann haben wir auch noch ein Problem mit Google. Eine Gaststätte in München hat sich vor einigen Jahren ebenfalls den Namen OskarMaria in der selben Schreibweise zugelegt und gleich noch als Marke eintragen lassen. Allerdings waren wir mit dem Namen Jahre früher aktiv - also eigentlich kein Problem. Nur kamen danach regelmäßig Tischreservierungen bei uns an. Damit war irgendwann mal Schluss, nämlich als Google uns in den Suchanfragen nach hinten katapultiert hatte. Und so leben wir mit der Tatsache, dass wir mit unseren hohen Benutzerzahlen bei den Suchmaschinen Bing, DuckDuckGo auf den vorderen Plätzen zu finden sind, bei Google aber ganz hinten.
Wir haben unseren Beitrag über das kleine Dorf Kanaewka noch einmal nach vorne geschoben, da er durch unsere Auguststatistiken schnell nach hinten durchgerutscht ist.
Wir haben über einen Zeitraum von etwa sechs Wochen aufgezeigt, wie der russische Angriffskrieg sich auch in kleinen Gemeinden in der Provinz manifestiert.
Falls nichts dazwischen kommt, können wir die Zusammenfassung des Monats August am späten Abend des kommenden Mittwochs Donnerstags (12.09.24) vorlegen.
Es ist ein ständiges Rennen gegen die Zeit - wenn wir uns eine Wochenendpause gönnen, dann ist es auf Grund der vielen Kriegsopfer nur schwer möglich, wieder aktuell zu werden.
09.09.24 -- OM
Im Zeitraum ab dem 15. August sind die Berichte über getötete russische Soldaten zurückgegangen. Die Anzahl der gefallenen Soldaten, die wir bearbeiten, ist aber gleichbleibend sehr hoch. Das erklärt sich daraus, dass immer mehr Altfälle öffentlich werden.
Es gibt Verzeichnisse von Friedhöfen, bei denen die Toten aus dem Krieg gegen die Ukraine ausgewiesen werden, es gibt Filme, die die Kriegsgräber auf den Friedhöfen dokumentieren und es gibt Initiativen, die in den Regionen systematisch die Friedhöfe und Medien nach gefallenen Soldaten durchsuchen. So kommen eine Menge Altfälle auf unseren Tisch.
Soweit möglich, werden wir in unserem Abschluss des Monats August versuchen, die Anzahl zu quantifizieren.
Wir meinen, jene russische Sperrverfügung zielt genau in die richtige Richtung. Wir versuchen immer wieder, nicht nur schnöde Zahlen zu liefern, sondern den vielen russischen Opfern dieses Krieges ein Gesicht zu geben. Noch immer ist für uns aktuell, was wir mit einem Tucholsky-Zitat am 11. Januar 23 beschrieben haben:
Es wird von den Schrecknissen des Krieges gesprochen. Darauf sagt ein Diplomat vom Quai d’Orsay: „Der Krieg? Ich kann das nicht so schrecklich finden! Der Tod eines Menschen: das ist eine Katastrophe. Hunderttausend Tote: das ist eine Statistik!“
Die Rückbesinnung auf das Leid der einzelnen Menschen kann man natürlich in russischem Juristensprech als "als Verstoß gegen die Rechte der Bürger auf Privatsphäre, Persönlichkeits- und Familiengeheimnis" bezeichnen. Abgesehen davon, dass wir nur das publizieren, was bereits öffentlich gemacht wurde, zeigt jene Reaktion aus Russland, dass wir mit unseren Veröffentlichungen nicht ganz falsch liegen.
Unser Bericht über die beiden Kriegsdienstverweigerer aus Kemerowo, Gennadi und Semjon Kiskorow, stützt sich auf Informationen der russischen Agentur Astra. Die russisch sprachige Webseite von "Radio Free Europe" hat am 20.08.24 einen aktuelleren Beitrag veröffentlicht, der auch eigene Recherchen enthält. Das Thema wird mit mehr Details behandelt, die Autoren vermuten, dass auch der zweite Bruder nicht mehr lebt.
Am 13. Juni 24 veröffentlichte das US-amerikanische Verteidigungsministerium Zahlen zu den russischen Kriegsopfern. Verteidigungsminister Austin sagte dazu bei einem Nato-Treffen, dass seit Beginn des Krieges mindestens 350.000 russische Soldaten getötet oder verwundet wurden.
Den Bericht haben wir erst jetzt zur Kenntnis genommen.
Immer wieder von Neuem schockiert uns die Menschenverachtung und Brutalität des russischen Militärs. Und nein - wir meinen damit nicht, was dieses Militär ihrem Gegner den Ukrainern antut - das tut es sowieso in diesem Krieg, sondern wir meinen den Umgang mit den eigenen Soldaten. Ohne Ausbildung werden sie schlecht bewaffnet an die Front geworfen, heute angekommen, morgen tot und niemand scheint sich dafür zu interessieren.
In einem Beitrag der Exilpublikation Meduza wird über ein besonders grausames Regiment berichtet, das früher eine Einheit der "Donezker Volksrepublik" war. Dort würden die Soldaten als "Fleisch" begriffen, das man für den Erfolg der Schlacht opfern würde. Schuld wären die Kommandeure der ehemaligen Volksrepublik, die 2014 im Donbass die Macht übernahmen und eigentlich ukrainischer Herkunft wären.
Bei solcher Darstellung sind wir nur entsetzt. Abgesehen davon, dass alle Einheiten inzwischen der russischen Militärführung unterstellt sind, bestand die sogenannte Volksmiliz der "Donezker Volksrepublik" zum großen Teil auch aus Russen. Die Führung wurden teilweise vom russischen Geheimdienst dort hin abgestellt. Und wer von den Kommandeuren nicht nach der russischen Pfeife tanzen wollte, wurde schnell liquidiert.
Es gibt einen neueren Beitrag der BBC zu unserem Thema (Bericht vom 04.08.24), den russischen Verlusten im Krieg gegen die Ukraine. Darin wird von der bisherigen Abschätzung der tatsächlichen Kriegstoten abgewichen. Bisher hat die BBC angenommen, dass aus offenen Quellen nur die Hälfte der Kriegstoten ermittelt würden. In deren Statistik wurde folglich von einer doppelten Anzahl an russischen Kriegstoten ausgegangen. Im neuen Beitrag schreibt die Autorin: "Militärexperten meinen, unsere Analyse russischer Friedhöfe, Kriegsdenkmäler und Todesanzeigen erfasse 55-70% der wahren Todeszahlen..."
Das enspricht in etwa der Linie, die wir seit unserer ersten Abschätzung vertreten haben - nämlich dass wir nur etwa 60% aller Kriegsopfer erfassen. Ansonsten berichtet die BBC wieder von jenen 20.000 - 25.000 Kriegstoten der Donbassmilizen, die man noch addieren müsse. Vielleicht - vielleicht auch nicht, meinen wir. Denn jene Milizen sind zum großen Teil mit russischen Staatsbürgern aus ganz Russland bestückt, die dann auch in den regionalen Todesmeldungen in Russland wieder auftauchen. Ukrainische Bürger, die auf der Seite Russlands kämpfen, erfassen wir auch und benennen sie regelmäßig bei den Auswertungen.
Nachdem die Aufmerksamkeit zu unseren Veröffentlichungen wächst, eine kurze Information zu OskarMaria.
Unter diesem Pseudonym war der Initiator im Internet seit über 25 Jahren recht unregelmäßig präsent. Ab dem Jahr 2014 hat er hier über die Situation in den von Russland besetzten Gebieten des Donbass geschrieben. Als einer der ersten Journalisten überhaupt informierte er über die damals neu gegründete Gruppe Wagner.
Beruflich war er seit den 80-iger Jahren Geschäftsführer von diversen Medienunternehmen im Printbereich. Jetzt im Ruhestand, Kinder erwachsen, bleibt etwas mehr Zeit, die gesammelten Erfahrungen zusammen mit wenigen Mitstreitern für dieses Projekt zu nutzen.
Nachtrag: OskarMaria– das ist eine kleine Verbeugung vor dem beinahe vergessenen Schriftsteller Oskar Maria Graf. In Zeiten der Bücherverbrennungen wurden seine Werke von den Nazis verschont, ja sogar teilweise empfohlen. „Verbrennt mich!“ schrieb er 1933 in der Wiener Arbeiterzeitung, „nach meinem ganzen Leben und nach meinem ganzen Schreiben habe ich das Recht, zu verlangen, dass meine Bücher der reinen Flamme des Scheiterhaufens überantwortet werden und nicht in die blutigen Hände und die verdorbenen Hirne der braunen Mordbanden gelangen!“ Schließlich floh er in die USA – dort lebte er in bescheidenen Verhältnissen. Deutschland wollte den unbequemen Mann nach dem Krieg nicht wieder haben. Er starb 1967 in New York.
Literaturempfehlung: Wir sind Gefangene - Autobiograhie 1927.
Doppelt
Wladimir: 25. Artem Kozhenkov // Nischni Nowgorod: 35 Artem Kozhenkov
Wolgograd: 01 Juri Agarkov // Pskow: 41 Juri Agarkow
Kutelev Stanislav, dreifach, Kostroma, Rjasan und Orenburg. Nur Orenburg
Nikolai Symov, Rjasan & Tschuwaschien - nur Tschuwaschien
Mamontov Mikhail - Krasnodar Teil 1 & Teil 2
Ivan Alekseevich Chulkov, Kostroma, Pos. 51/56
Elimov Alexey Michailowitsch , Kostroma & Tschuwaschien
Falsch einsortiert
Ruslan Khamitov, Tscheljabinsk, kein Söldner der Gruppe Wagner
Es wäre sehr kalt über das Jahr, wird über das Dorf Leboter (ca. 600 Einwohner) in der Region Tomsk berichtet - ein Klima wie in den Regionen des hohen Nordens. Aber immerhin wäre das Dorf vergast, was bedeutet, es ist an das Gasnetz angeschlossen. Darauf warten viele Dörfer in ganz Russland schon lange.
Jewgeni Michailowitsch Kriwenko kam aus Leboter, der nicht zu seinem eigenen Vorteil in den Krieg gezogen wäre. "Er lebte nicht sehr reich, sein Haus zerfiel. Er wollte seiner Mutter im Alter helfen. Vor einem Monat hat er ihr ein Haus gekauft, aber leider ist er bei einem weiteren Kampfeinsatz gestorben," heißt es im Nachruf. Jewgeni wurde Ende August getötet.
Wirklich edel war das wahrlich nicht. Er zog in den Krieg, um in einem fremden Land anderen Menschen deren Häuser zu zerbomben und sie zu töten - nur um seiner Mutter zu helfen?
Die Republik Tuwa ist die russische Region mit grassierender Armut und der mit Abstand höchsten Anzahl an Kriegstoten, gemessen an der Bevölkerung. Und auch im September wird dieser Abstand noch größer werden. Denis Daiyntschjewitsch Duptschaa wurde am 11. Juli 2024 beim ukrainischen Dorf Torez getötet. Am 15. September wurde sein Tod gemeldet:
Liebe Leute!
Unser geliebter Mann, der einzige Sohn seiner Eltern, der Bruder seiner Schwestern, der Bruder seines Bruders, der Bruder seiner Frau, der geliebte Vater seines Sohnes und seiner Tochter, die Hoffnung seiner Verwandten, der vertrauenswürdige Freund seiner Familie , der stolze Sohn seines Landes Denis Daiyntschjewitsch Duptschaa (Spitzname Tschadan), geboren am 04.06.1985.
Am 11. Juli 2024, während des Kampfes um das Vaterland, das Heimatland, die Zukunft des Volkes, die Freiheit des Dorfs Torezk, ist er heldenhaft verstorben, das müssen wir leider mitteilen.
"Man müsste die gesamte Ukraine einfach dem Erdboden gleichmachen", schreibt ein wütender Aleksej in einem Kommentar zu einer Nachricht der Stadt Dobrjansk. Die Stadt aus der Region Perm hat den Tod eines jungen Einwohners im Krieg gegen die Ukraine gemeldet. Die restlichen knapp 30 Kommentare waren mitfühlender im Ton, aber niemand sprach das Offensichtliche an.
Denn Sergej Wladimirowitsch Baranzew, geboren am 11. März 2004 in dieser Stadt, schloss im Jahr 2020 dort auch die Schule ab und hätte danach in verschiedenen Organisationen der Stadt gearbeitet. Was so viel heißt, er hatte keine Berufsausbildung und höchstens gejobbt.
Aber am 15. Juli 2024 verdingte Sergej sich beim russischen Militär für den Kriegsdienst, von einem vorher abgeleisteten Wehrdienst wird nichts berichtet. Und bereits am 13. August 24 wurde Sergej Baranzew bei einem Kampfeinsatz im Dorf Schelanne in der Ukraine getötet.
Ein junger Mann, wohnhaft weit über 1.000 km Luftlinie vom Donbass entfernt, ohne militärische Ausbildung, landet schon nach vier Wochen im Kampfgebiet und wird getötet - aber niemand findet das befremdlich.
"Beileid an Freunde und Familie", kondoliert Swetlana. "Sergej war ein geselliger und freundlicher junger Mann."
Ab dem Alter von 12 Jahren soll Alijon Utkirowitsch Beljakow, geboren am 21. September 2001, Mitglied der Kosakengesellschaft im kleinen Dorf Preobraschenski in der Region Krasnojarsk gewesen sein. Er hätte dort aktiv an Militär- und Dorfveranstaltungen teilgenommen, schreiben die Kosaken.
Solche Kosakenverbindungen sind eine Mischung aus Bewahrer der russischen Kultur und Werte, Pfadfinder und Militärformationen, die auch zu öffentlichen Aufgaben herangezogen werden.
Kein Wunder also, dass Alijon meinte, auch seinen Teil zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine beitragen zu müssen. Oder es ging ihm um das viele Geld oder beides.
Es ist nicht genau feststellbar, wann Aljon einen Vertrag mit dem russischen Militär abschloss. Aber am 20. August wurde eine öffentliche Suchanfrage nach ihm gestartet. Dort schreibt seine Schwester Regina:
"(Alijon) begab sich am 7. August 2024 zum Militärstützpunkt und wird seit dem 9. August 2024 vermisst."
Am 11. September 24 wurde Alijon in seiner Heimat beigesetzt.
In einem Interview mit dem Künstler Anatoli Felixowitsch Osmolowski, der inzwischen Russland ebenfalls verlassen hat, haben wir eine Aussage gefunden, die sehr gut zu unseren Eindrücken und Erfahrungen aus all den vielen von uns dokumentierten Todesmeldungen passt:
Dieses (russische) Regime steht ideologisch dem Faschismus nahe, und dort steht der Tod immer im Mittelpunkt der Ideologie. Sie steht im Mittelpunkt. Und das Ziel des Regimes ist der Wunsch nach dem Tod. „Russland oder Tod“, wie Limonow (siehe auch). Sie hassen das Leben in all seinen Formen. Der Tod ist für sie die höchste Poesie. Und gerade weil sie nicht das Leben, sondern den Tod im Zentrum des ideologischen Kosmos haben, denke ich, dass das alles nicht lange anhalten wird. Die Vergöttlichung des Todes ist ein Zeichen.
Eine schnelle Reise in den "Fernen Osten" Russlands bringt uns diesmal nach Magadan. Die Stadt mit knapp 100.000 Bewohnern hat einen ganzjährig eisfreien Hafen und hat deshalb auch eine militärische Bedeutung für Russland. Entstanden ist die Stadt vor etwa 90 Jahren aus einem Fischerdorf, erbaut durch Zwangsarbeiter und Verbannte.
Aus Magadan kam Iwan Walerjewitsch Komarnizki, geboren am 17.05.2000, der in einer dysfunktionalen Familie aufwuchs, aber selbst ein geordnetes Leben führte.
Im Januar 2019 besuchte Iwan zusammen mit einem Freund seine Mutter in ihrer Wohnung. Er wollte sie wegen ihres hohen Alkoholkonsums und der Verwahrlosung ihrer Wohnung zur Rede stellen. Um diese Angelegenheit etwas sachlicher angehen zu können, hatten sich beide zuvor auch ein paar Schlückchen genehmigt.
In der Wohnung angekommen, trafen sie wie erwartet seine Mutter beim Saufen mit einem Bekannten an. Jener Bekannte bekannte sich in der der darauf folgenden hitzigen Debatte als nichtschuldig an der Trunksucht der Mutter und meinte, die Frau würde auch ohne ihn saufen. Das führte zu einer weiteren Eskalation - die beiden jungen Männer verprügelten jenen Bekannten mit Schlägen auf Kopf und Körper.
Als der Mann dann blutüberströmt die Wohnung verlassen wollte, stürzte er auch noch die Treppe hinunter. Auf Grund schwerer Kopfverletzungen verstarb jener Bekannte in der Klinik. Iwan wurde vom Gericht im Sommer 2019 zu sechs Jahren, sein Freund zu fünf Jahren Haft verurteilt.
Soweit ist jene Geschichte durch die Gerichtsakten belegt, aber wir wissen nicht, wann und warum Iwan einen Vertrag mit dem russischen Militär unterzeichnete und als Sturm-V Soldat in den Krieg zog. Denn spätestens im Frühjahr 2025 wäre er entlassen worden. So wurde er am 20. August 24 irgendwo im Kriegsgebiet getötet.
Ein russischer Soldat wurde wahrscheinlich durch eine von einer Drohne abgeworfenen Granate verletzt. Zahlreiche kleine und große Granatsplitter haben seine Haut perforiert und er liegt im Dreck eines Feldes in der Region Charkiw mit inneren und äußeren Verletzungen. Das ist nichts Neues und passiert täglich irgendwo im Kriegsgebiet. Doch moderne Technik ermöglicht es, das reale Sterben dieses Soldaten in Farbe in guter Qualität zu filmen und über das Internet zu verbreiten.
Wer die entsprechenden Kanäle kennt, kann solche Videos aus ukrainischen oder russischen Quellen anschauen. Sie sorgen für keine neuen Erkenntnisse des Kriegsgeschehens, sondern zeigen nur die tödliche Grausamkeit jenes Krieges. Da gibt es keinen heldenhaften Tod, wie dieser in Russland den eigenen Kriegstoten meist angedichtet wird, sondern nur Dreck, grausamer Schmerz, menschliches Leid und ein sinnloser Tod.
Hin und wieder zeigen wir solch ein aktuelles Beispiel, warnen aber vor schwer erträglichen Bilder, die nicht für junge Menschen geeignet sind.
Der junge Mann auf dem Foto hieß Roman Kudrjaschow, geboren am 15. März 2001 und kam aus der Großstadt Murmansk, die im europäischen Teil Russlands nördlich des Polarkreises liegt. Auch Roman ist im Krieg gegen die Ukraine getötet worden, irgendwann im August 2024, sein Tod wurde nur in einem nicht öffentlichen Kanal gemeldet.
Roman war im Jahr 2021 beim russischen Militär und lebte in einer Dienstwohnung seit kurzem mit seiner Freundin zusammen. Er hatte finanzielle Probleme und arbeitete deshalb in seiner freien Zeit für einen Kurierdienst. Jener Kurierdienst stellte sich als Botendienst für die Verteilung von Drogen heraus - die Anweisungen kamen anonym aus dem Internet. Romans Aufgabe war es, zu einem Versteck zu fahren, die Koordinaten bekam er aus jener anonymen Quelle und die dort deponierten Drogen zuzustellen.
Roman wurde von der Polizei erwischt und kam im Jahr 2022 vor ein Militärgericht. Er war geständig und bekam deshalb nur sechs Jahre Haft - ansonsten hätte jene Strafe weit höher ausfallen können. Der Rest der Geschichte kennen unsere Leser aus zahlreichen anderen Berichten. Roman wollte seine Haft verkürzen, schloss einen Sturm-V-Vertrag mit dem russischen Militär und verkürzte damit nur sein Leben.
Dajana Nikolajewna Nuglajewa arbeitete als Krankenwagenfahrerin in Elista, der Hauptstadt der russischen Teilrepublik Kalmückien. Sie hätte im Jahr 2023 ihren Abschluss in Allgemeinmedizin gemacht, schreibt die Medizinische Hochschule Kalmückien und erklärt nicht, warum Diana dann einen Krankenwagen fuhr. Sie wäre zu jener "speziellen Militäroperation" eingezogen worden, heißt es weiter, was auch nicht stimmen kann, denn seit 2022 wurde niemand mehr zwangsrekrutiert. Und schließlich hätte sie als Sanitäterin in einem Krankenhaus im Kriegsgebiet gearbeitet, was wahrscheinlich auch nicht richtig ist. Denn ein anderes Foto zeigt Diana nicht als Sanitäterin, sondern in russischer Armeeuniform. Auf jeden Fall gehört auch Diana zu den bisher wenigen Frauen, die als Soldatinnen im Krieg gefallen sind.
"Diana war ein tolles Mädchen, eine freundliche, sympathische, fröhliche Person. Sie liebte ihren Sohn so sehr. Sie wird für immer in unseren Herzen bleiben, ihre Erinnerung wird ewig leben", schreibt ihre Hochschule.
Das Dorf Bolschaja Dschalga in der Region Stawropol bewohnten um das Jahr 1900 vornehmlich "Kleinrussen", wie die Ukrainer oft abwertend tituliert werden. Heute hat das Dorf etwa 3.000 Einwohner in einer durch Landwirtschaft geprägten Gegend. Aus diesem Dorf kam Andrej Anatoljewitsch Sutyrin, geboren am 28.01.2004.
Er hatte Elektriker gelernt, wurde im Jahr 2022 zum Militär eingezogen und unbeschadet Ende Juni 23 entlassen. Doch statt zu arbeiten, hatte der junge Mann andere Pläne. Im September reiste er in die tschetschenische Hauptstadt Grosny und schloss sich der Privatarmee des dortigen Chefs Ramsan Kadyrow an - dem Achmat-Regiment. In einem Dorf bei Bachmut wurde er am 23.12.23 getötet.