"Buhmer!" "“ ein Griff an ihr Monokel lässt den Angesprochenen vor ihrem Auge klarer auftauchen "“ "Komm mal her mein Junge, setz Dich neben mich, heute lernst Du etwas über den
Sinn und Unsinn von Beschäftigungstherapie. Schau, folge genau meinem Finger, Du siehst vor Dir liegen den separaten Matschbereich der "1E" - auch als
Rappelkistenkinder unter Euch anderen bekannt."
Folgsam setzt sich Buhmer neben das Fräulein Rottenmeier, zieht seinen rutschenden linken Strumpf hoch und folgt mit großen Augen in die ihm bedeutete Richtung.
"Die Unterscheidung zwischen
Sinn und Unsinn, nicht wahr, was sage ich immer, macht nur wirklich
Sinn, wenn man den
Unsinn dabei auch zu erkennen
vermag. Mein Los als Lehrerin ist hart, mein Urteil noch viel mehr, aber
gerecht. Also hör gut zu, das erspart Dir und mir weitere Nachfragen und Wiederholungen dieser Art."
Der knochige, ausgestreckte Finger des Fräulein Rottenmeier deutet auf
Lili:
"Dieses Mädel ist eine besonders taube Nuss. Es gibt Fälle, denen man Humor erklären muss, ihr muss man neben dem ständigen Klaps auf ihre schmuddeligen Popelfingerchen täglich auch noch zusätzlich den Gebrauch von Bilderbüchern erklären. Sie hat zwar ein Faible dafür, doch dass man daraus nicht alle Seiten als lustig einstufen kann oder ob diese gar zur Klassenbelustigung dienen und herumgezeigt werden sollten, dass hat sie immer noch nicht
verstanden. Deshalb ist sie hier, deshalb plage ich mich so mit ihr. Ganz schlimm wird es mit ihr, wenn sie in den Wahn verfällt
"Gegen andere zu stänkern, dann lachen wieder alle und wir haben Beifall"
. Das, mein lieber Buhmer, nennt man
Unsinn, der macht bekanntlich keinen
Sinn, jedoch ist es noch viel
unsinniger, anzunehmen,
Lili könnte das jemals
begreifen."
Aufmerksam folgt Buhmer den Ausführungen des Fräulein Rottenmeier, seine Augen kleben an
PcFreak, da rieseln auch schon die Rottenmeierschen Worte zu diesem
Sonderknaben in sein aufgesperrtes Ohr:
"Schau ihn Dir an, der hat eine ganz harte Woche hinter sich. Langsam hat er gelernt, zu akzeptieren, dass er sich seine Eierchen unwiederbringlich
weggefegt hat. Solltest Du nun aber glauben, dass damit auch sein
Größenwahn verloren gegangen ist "“ weit gefehlt! Seit einigen Tagen ist er jetzt schon auf dem "Ich bin ein witziger Zeitungsverleger-Trip" "“ Schau, mein Junge, und da beginnt das Problem: Eine Zeitung herausgeben zu wollen, noch dazu humorvoll und mit Inhalt, das ist in seinem
speziellen Fall natürlich totaler
Unsinn. Da aber auch er seine
Daseinberechtigung in der Rappelkiste haben soll, darf er nun fortan das Wort "Spagetti" schreiben und zwar so oft, bis ihm selbige aus den Ohren kommen, damit wenigstens einmal etwas wächst an ihm. Das macht dann ja auch wieder
Sinn.
Ja Buhmer, Du siehst, das ist eine ganz
besondere Klasse. Schau mal auf
dot°NETt. Im Glanze all der rasseldassel-schwingenden Mitschüler bemüht er sich redlich, einen
sinnvollen Punkt auf dem Matschberg zu hinterlassen. Wie
unsinnig dieses Unterfangen jedoch ist, das werde ich ihm in der nächsten Woche erklären. Auch
Chris (the Best) hat erfreulicherweise gelernt, seine Tränenbäche etwas zurück zu halten, wenngleich er sich dennoch neuerdings mit Zitaten umgibt, die ihm den tieferen
Sinn für den dahinter stehenden
Unsinn noch nicht so recht haben einleuchten lassen. Dennoch bin ich guten Mutes, was seine zukünftige Entwicklung betrifft, wenn ich auf die (fehlenden) "Aktivitäten" von ihm in der letzten Woche zurück blicke.
Ganz anders verhält es sich da mit
Ben-99. Der hat jüngst ein neues Spiel entdeckt, das macht mir nun wirklich Sorge. Schau mal genau hin, gerade beginnt er wieder eine neue Runde."
Buhmers Blick klebt an der vor ihm liegenden Szenerie. Dort müht und plagt sich
Ben-99 schwer ächzend mit dem Geschleppe von Stühlen. Während er versucht, diese halbwegs ansehnlich im Kreis zu gruppieren, haut
Merlin Wizard munter
Loddarnewyork eins auf die Nase: "Hab ich Dir Depp nicht schon mehrfach gesagt, Du sollst Deinen Zinken nicht in Dinge stecken, die
unsinnig sind, genau wie Deine hilflosen Zappeleien jetzt und hier unter meinen Boxhieben?" Das aber entlockt
Loddarnewyork noch nicht mal ein leises Aufstöhnen und Buhmer verfolgt mit angehaltenem Atem, wie das Fräulein Rottenmeier in ihr schlaues Büchlein schreibt: "
Loddarnewyork ist jeglicher
Sinn für die Folgen seines Unsinns abhanden gekommen."
Doch zurück zu
Ben-99: Dieser hat es in der Zwischenzeit tatsächlich geschafft, diverse Stühle in einem annähernd runden Kreis anzuordnen. Dort sitzt er nun und gibt vor, angestrengt nachzudenken. Plötzlich erklimmt er den ersten Stuhl und tönt mit schallender Stimme:
"So höret Ihr zahlreichen
eingebildeten Zuschauer, demnächst werden ganze Busladungen voll potenzieller multipler Rappelkistenkinder-Spielkameraden angekarrt werden, damit der Matschberg hier auch endlich einen
Sinn bekommt." "“ wechselt flugs zum nächsten Stuhl, dreht sich vorher noch paranoid um, ob ihm auch ja niemand folgt und steigt unsicher auf die Sitzfläche, um dem Beifall klatschenden Phantompublikum diese Ankündigung mit nur leicht verändertem Tonfall zu bestätigen. Damit aber nicht genug, wetzt er quer durch den Kreis, krabbelt auf einen der gegenüberliegenden Stühle, zerrt dabei noch seinen Kumpel
thc-25 herunter und beginnt aufs Neue, sich selbst zu antworten. Immer und eifrig darum bemüht, imaginäres Leben auf dem Matschberg
vorzutäuschen.
Ungerührt und mit leicht gerümpfter Nase bringt das Fräulein Rottenmeier aber dann auch noch ihre Ausführungen zu diesem
kläglichen Schauspiel an, bevor uns alle der "Gong" in die wohlverdiente "Kleine Pause" entlassen wird:
"Und damit sind wir schon fast am Ende mit unserer Lektion für heute Buhmer. Denn dass sowas nun der größte
Unsinn von allem ist, diese Einsicht hat das selbstdarstellerische Hirnchen von
Ben-99 leider noch nicht erreicht. Diesem Langsamdenker und Noch-Schwerer-Bemerker letztlich zu vertickern, dass er im Laufe der letzten Wochen auch noch von den restlichen
Leidensgenossen verlassen wurde und nicht mal mehr ansatzweise Inhalte auf seinem Matschberg und in seinen Setzkästen zu finden sind, das allerdings macht unbestreitbar nun einmal
wirklich Sinn."
Liebe Grüße
Fräulein Rottenmeier