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Von 2 Tonnen, 210 Millionen Euro und 2 Milliarden Menschen

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20 Jahre 5 Monate her #17147 von OskarMaria2
Energie wird knapp, immer knapper. Durch den beständigen Wirtschaftswachstum in Fernost importieren bevölkerungsreiche Staaten wie China immer mehr Rohöl oder Benzin. Das führt zu steigenden Preisen. So wundert es nicht, dass sich im Moment die Atomlobby wieder meldet. Und öffentlich von neuen Kernkraftwerken in Deutschland träumt.

Dabei haben die Stromkonzerne noch so manche Leiche im Keller. Eine davon liegt in einem Bunker im hessischen Hanau. Dort sollte in den achtziger Jahren eine deutsche Aufbereitungsanlage für atomare Brennstäbe entstehen. Die Anti-Atombewegung konnte dies verhindern. Und in deren Katakomben liegen noch immer zwei Tonnen Plutonium, wie man heute in der Frankfurter Rundschau lesen konnte.

Zwei Tonnen Plutonium "“ das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Oder besser nicht! Denn neben der ungeheuren Zerstörungskraft, die solch eine Menge hätte, würde man daraus eine Bombe konstruieren und neben der radioaktiven Strahlung, die das Metall abgibt, das schwere Element ist zudem extrem giftig. Will man einen Menschen damit vergiften reicht bereits ein Milligramm aus. Und eine einfache Rechnung zeigt dann, dass man mit der in Hanau gebunkerten Menge etwa zwei Milliarden Menschen ins Jenseits befördern könnte. Na dann prosit!

Das Plutonium war für den schnellen Brüter in Kalkar bestimmt. Dort sollte wie in einem Perpetuum mobile, in einem radioaktiven Prozess neben viel Energie noch mehr atomarer Brennstoff entstehen. Und damit ein wunderbares Zeitalter der Atomenergie eröffnen. Doch Gott sei Dank "“ dazu ist es doch nicht gekommen. Eine tickende Zeitbombe wäre da in Kalkar entstanden "“ mit einem Kühlkreislauf aus flüssigem Natrium, einem auf Grund seiner Reaktivität kaum zu kontrollierenden Metall.

Jetzt lagert das Plutonium in Hanau und soll da weg. Denn allein die Lagerung verschlingt Unmengen von Geld. Nach dem heutigen Pressebericht hat sich RWE als Besitzer des Plutoniums mit der Bundesregierung geeinigt, dass der Brennstoff zur Wiederaufarbeitungsanlage in La Hague überführt werden soll. Dafür ist aber noch etwas Brennstoff von Seiten des Bundes notwendig.

Spätestens ab diesem Zeitpunkt hat mich die Nachricht ziemlich erzürnt. 210 Millionen Euro, in Buchstaben zweihundertzehn Millionen Euro, soll der Bund dafür löhnen, dass der Atommüll einer verfehlten Industrieplanung heute entsorgt werden kann. Und wer weiß, wie viele Hypotheken für die Zukunft in den Katakomben der Atommeiler schlummern. Ich will hier gar nicht darüber filosofieren, was man mit 210 Millionen Euro alles anstellen könnte.

Nur wenn mir das nächste Mal jemand etwas über die umweltfreundliche, preiswerte Atomenergie erzählen will, die hilft unseren CO²-Output zu verringern, dann werde ich dem "“ mit Verlaub "“ mal kräftig in den Arsch treten.

OskarMaria


Ein paar Links

Beitrag inFR:
www.fr-aktuell.de/fr_home/startseite/?si...4dc2f973a&cnt=454410

Plutonium:
de.wikipedia.org/wiki/Plutonium

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