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Abenteuer Großstadt: Mein gefährlicher Weg zur Mülltonne

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21 Jahre 9 Monate her #11807 von OskarMaria2
Der Vorwurf in ihrer Stimme war nicht zu überhören: "OskarMaria - schon wieder sitzt Du am Computer!" Damit hatte sie unbedingt Recht, viel zu oft sitze ich bis spät in der Nacht am PC. Aber ich hatte es befürchtet, das dicke Ende kam noch: "Dabei wolltest Du noch den Mülleimer rausbringen". Falsch - das wollte ich keineswegs und hatte es auch niemand zugesichert. Aber da am Morgen das Müllauto kommen würde, die Kids bereits im Bett waren, meine Gattin am Abend bereits das Essen gekocht hatte, war ich wohl dran, den Müll zu entsorgen.

Der Weg zu den Müllcontainern ist weder weit noch sonderlich beschwerlich. Um deren Geruch nicht ertragen zu müssen, sind diese etwas vom Haus entfernt untergebracht. Und um deren wenig attraktiven Anblick hatte sich die Gartenbaufirma auch gesorgt und einen Blickfang aus Büschen drumrum gepflanzt. In der linken Hand den Behälter mit dem Restmüll, in der rechten Hand den Behälter mit dem Verpackungsmüll mache ich mich auf den Weg zum Müllzwischenlager. Mit Schwung geht es ums Haus hinüber zum Müll, danach noch um eine Ecke aus Buchengebüsch. Doch statt einsamer Müllcontainer sehe ich ins Auge der Gefahr. Ein Rudel Wildschweine aus vier ausgewachsenen Viechern und mindestens acht Frischlingen blickt mich erwartungsvoll an. Sie hatte einen Müllbehälter umgestoßen und sich gerade an dessen Inhalt gelabt. Jetzt hatte ich ihr Abendmahl gestört.

Eine große Alte grunzte mich an. "Verzieh Dich oder Du bekommst meine Hauer zu spüren", hieß das wohl übersetzt. Also was tun? Renne ich davon, zeige ich Angst, dann rennt die Muttersau hinter mir her und wer weiß, wer dieses Wettrennen gewinnt? Oder irgendwo hochklettern und Schutz suchen? Das ging leider auch nirgendwo und die Parkbank in der Nähe war nicht hoch genug um Schutz zu bieten. Ich beschloss stehen zu bleiben und der Übermacht zu trotzen.

Irgendwo hatte ich mal gelesen, dass Wildschweine bei Gefahr Fersengeld geben und davon rennen, wenn Menschen in ihre Nähe kommen. Davon konnte keine Rede sein! Und dann hatte ich auch noch gelesen, dass Wildschweinmütter richtig fies werden können, wenn sie meinen ihre Frischlinge beschützen zu müssen. Danach sah die Situation schon eher aus. Die Alte grunzte schon wieder, ich brachte meine beiden Mülleimer in Abwehrstellung vor den Körper. Auch wenn ich den Kampf gegen solch eine Übermacht verlieren sollte, für ein paar kräftige Schwinger mit den Eimern sollte es schon reichen. Während die Frischlinge weiter sich am Müll zu schaffen machten, rückten zwei der vier ausgewachsenen Tiere langsam, ständig grunzend auf mich vor. Mit starrem Blick auf die Gefahr wich ich langsam zurück.

Erlösung brachte des Nachbarn Terrier. Mit lautem Gebell zog der sein Herrchen an der Leine hin zum Tatort und verschreckte das Rudel. Mit leisem Pfeifen verschwanden die Grauröcke durch das Buchengestrüpp.

Morgen beantrage ich einen Jagdschein in der nahen Försterei.

OskarMaria

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21 Jahre 9 Monate her #11822 von Lodestar
tja, soweit treibt die urbanisierung unsere säuischen mitbewohner. da wird die müllentsorgung schnell zu einer lebensbedrohenden angelegenheit durch zu raubtieren mutierten wildschweinen.
aber auch hier wieder des menschen bester freund als retter in der not.

das du allerdings deswegen gleich einen jagdschein beantragst, halte ich als vegetarier für eine tierische (wild-)schweinerei....;-)

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21 Jahre 9 Monate her #11827 von jupp11
Niedlich, gefällt mir, die Geschichte...

Was nun den Jagdschein betrifft, merkt man doch, wie weit wir uns von unseren Wurzeln entfernt. Niemand hat mehr einen Saustecher zuhaus. Gehört einfach nicht mehr zur Aussteuer.

Vielleicht relativiert die Angelegenheit ja ein Blick in Kanadas Norden, wo Eisbären die Rolle der Wildschweine mehr und mehr übernehmen.

Hehe, dort wäre ein Saustecher allerdings die falsche Wahl.

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21 Jahre 9 Monate her #11830 von OskarMaria2
Hehe Jupp,

da müsste ich mal bei meiner schwäbischen Verwandtschaft nachfragen, ob dort noch solche Werkzeuge in Vorratsschuppen oder alten Truhen lagern. Und dann werde ich mich damit bewaffnen.

Aufgewachsen bin ich am Rande eines großen zusammenhängenden Waldgebiets. Und obwohl wir es als Jugendliche tage- und nächtelang durchstreift haben, bin ich nie einem Wildschweinrudel begegnet. Dazu hätte man auf einem Hochsitz nächtigen und das freie Feld mit einem lichtstarken Feldstecher beobachten müssen. So scheu ist das Wildschweingesindel.

Aber am Rande einer Großstadt scheint auch das Wild schon so degeneriert zu sein, dass es seine alten Instinkte vergessen und völlig unbeschwert sich dem städtischen Leben angepasst hat. Man durchwühlt nicht mehr den Waldboden nach Eicheln oder Käfer, sondern bedient sich der Köstlichkeiten in Nachbars Obstgarten oder aus den Abfällen unserer Konsumgesellschaft.

Mein Nachbar meinte übrigens, dass die Tiere inzwischen so an Menschen gewöhnt wären, dass keinerlei Gefahr von Ihnen ausginge. Nun streicheln wäre vielleicht nicht angeraten, aber meist wären die Wildschweineltern eher störrisch statt aggressiv.

Ich sehe noch den Tag kommen, an dem es bei uns klingelt und Meister Graurock um eine Mahnzeit bettelt, weil im Müll nichts Verwertbares vorhanden wäre.

Gruß OM

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21 Jahre 9 Monate her #11831 von Kater Carlo
Manchmal machen Strassennamen noch Sinn :)

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21 Jahre 9 Monate her #11835 von Hotho
Looool :D :D

Da muß man erstmal drauf kommen :idea:

Mir ist vor ca. 5 Jahren, es war helllichter Tag, eine Wildschweinrotte (ungefähr 8 Tiere) Abstand etwa 5 Meter, vor die Füße gelaufen.
Vor lauter Schiß konnte ich mich nicht bewegen. Alle Tiere haben mich 5 Sek. angeguckt --- und sind grunzend weitergezogen.

Ich war wohl nicht würdig, Opfer zu sein. 8)

Gruß Hotho

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