15.03.2025 -- 104.989 // Zuwachs zum 28.02.2025: 2.473
Russlands Präsident schickt die Jugend seines Landes in einen verbrecherischen Krieg. Wie viele russische Soldaten inzwischen in der Ukraine ihr Leben gelassen haben, können wir nicht komplett aufklären. Wir sammeln hier seit Beginn des Krieges im Februar 2022 die Todesmeldungen aus den Medien der Regionen und sozialen Netzwerken Russlands und verschaffen so zumindest einen ungefähren Überblick.
Im ersten Kriegsjahr haben wir noch die Meldungen im übersetzten Originaltext veröffentlicht, auf Grund der schieren Menge der Kriegstoten mussten wir später zur Tabellenform übergehen, jetzt führen wir nur noch reduzierte Listen. Eine Liste der Regionen und den dazu veröffentlichten Tabellen, finden Sie hier.
Jeden Monat veröffentlichen wir eine Zusammenfassung unserer Datenbank - die Liste mit allen Auswertungen finden Sie hier - Aktuell 28.02.2025 | Karte der Regionen Russlands | Föderationssubjekte
Unsere Webseite oskarmaria.de und die dazu gehörigen IP-Adressen wurden durch die russische Aufsichtsbehörde für das Internet "Roskomnadsor" am 26. August 2024 gesperrt. Details dazu erfahren Sie hier. | Alternativ-Link: gibtsnet.eu
Dorfzentrum von Petrowskoje (450 Einwohner) im Süden der Oblast Kirow -- Urheber: Нестор ф.Ш. -- Lizenz: CC BY-SA 4.0
Kirow ist die Hauptstadt der gleichnamigen Oblast, die im östlichen Teil des europäischen Russlands liegt. Die Hauptstadt hat etwa 470 Tausend Einwohner, die gesamte Oblast etwa 1,3 Millionen. Die Stadt Kirow liegt an der Transsibirischen Eisenbahn und am schiffbaren Fluss Wjatka. Kirow beherbergt Industrie in den Bereichen Maschinen- und Gerätebau, Elektrotechnik, Elektronik, mikrobiologische Industrie, Holzverarbeitung, Lebensmittel- und Leichtindustrie.
Kirow: Teil I bis 200 -- Teil II bis 400 -- Teil III bis 1.000 -- Teil IV bis 1.500 -- Teil V ab 1.501
Weiterlesen: Kirow - Erinnerung an Helden wird verewigt - Teil IV
Stadt Iwanowo -- Urheber:
Iwanowo ist die Hauptstadt der gleichnamigen Oblast. In der Stadt leben etwa 400.000 Einwohner, in der gesamten Oblast etwa eine Million. Die Region gehört zu der mit am längsten durch Russen besiedelten Gegenden und war lange Zeit eines der Zentren der europäischen Textilindustrie. Deren Bedeutung ist zurück gegangen, spielt aber in der Region noch immer eine wichtige Rolle.
Und für unser Thema wichtig: In Iwanowo ist die 98. Garde-Luftlande-Division der russischen Luftlandetruppen stationiert.
Iwanowo: Teil I bis 100 -- Teil II bis 200 -- Teil III bis 500 -- Teil IV ab 501
Weiterlesen: Iwanowo - sterben für die Verteidigung der Interessen des Vaterlandes - Teil IV
Tolbatschik-Vulkan mit zwei Vulkangipfeln auf Kamtschatka -- Urheber: Robert F. Tobler -- Lizenz: CC-BY-SA 4.0
Die politische Region Kamtschatka nimmt die ganze Halbinsel Kamtschatka und ein paar nördliche Gebiete ein. Es leben dort etwa 300.000 Menschen. Hauptstadt der Region ist Petropawlowsk-Kamtschatski mit etwa 180.000 Einwohnern. Die Hauptwirtschaftszweige der Region sind Jagd, Fischerei, Bergbau (unter anderem Gold und Steinkohle) sowie Tourismus. In der Landwirtschaft dominiert die Rentierhaltung. Außerdem ist die Region Kamtschatka Standort größerer Militärstützpunkte.
Gegenüber unserer Zusammenstellung vom Juli 2024 sind für die Region Kamtschatka viele neue Kriegstote dazu gekommen. Verantwortlich dafür waren zwei Videos, wir hatten dazu einen gesonderten Beitrag verfasst
Bilibino in Tschukotka -- Foto: Doctor Digger Shrew -- Lizenz: CC BY 3.0
In der Tundra-Landschaft ganz im Norden des Autonomen Kreises der Tschukschen liegt die Stadt Bilibino. Es ist kalt dort, es herrscht arktisches Klima, die jährliche Durchschnittstemperatur beträgt etwa minus 14 Grad Celsius. Die Stadt ist das Ergebnis von Goldfunden in der Region, die man industriell etwa ab 1960 abbaute.
Die Einwohnerzahl schnellte in die Höhe und erreichte im Jahr 1990 knapp 16.000 Bewohner. Seither geht es stetig bergab und heute wohnen noch etwa 5.500 Menschen in Bilibino.
Das nördlichste Kernkraftwerk der Erde befindet sich ebenfalls in Bilibino, vier Blöcke lieferten 48 MW Leistung und versorgten die Minen und die Bevölkerung der Region mit elektrischer Energie. Der erste Block wurde bereits stillgelegt, in Zukunft soll die Anlage durch das schwimmende Kernkraftwerk Akademik Lomonossow ersetzt werden.
Es gibt Pisten zu den Minen, zu Nachbarorten und zum Flugplatz, geteerte Straßen gibt es nicht. Das obige Bild täuscht etwas - die kleine Stadt ist auch geprägt durch den Zerfall (siehe Foto unten).
Das harte Leben der Minenarbeiter in einem unwirtlichen Klima bringt auch Männer aus Bilibino dazu, schnell sehr viel Geld im Krieg in der Ukraine verdienen zu wollen. Wir dokumentieren hier drei Kriegsopfer aus Bilibino und der Region.
Weiterlesen: Die Goldstadt Bilibino in Tschukotka und der Krieg in der Ukraine
Scharlachrotes Segel I Tjumen -- 2. Sept. 24 um 13:17 -- Staatliche Organisation -- Link
19 Jahre, aus Tjumen
Schüler des maritimen Kinderzentrums „Scharlachrotes Segel“ der militärisch-patriotischen Vereinigung „Karbyschewzy“, ausgezeichnet mit dem Tapferkeitsabzeichen der Jugendarmee (Junarmija) dritten Grades. Er kam bei der Erfüllung seiner militärischen Pflichten während einer speziellen Militäroperation auf tragische Weise ums Leben.
Während seiner Ausbildung beteiligte sich Kirill aktiv an der Organisation der Sommerkampagne zur Verbesserung der Gesundheit im Rahmen des Programms des Tjumener Ratniki-Verteidigungs- und Sportzeltlagers als Mitglied des Kommandantenzuges.
![]() |
Juri Alexandrowitsch, 18 Jahre Im Jahr 2022 ist die Familie von Juri Alexandrowitsch Tschernikow aus der Region Tschita in Transbaikalien in den kleinen Ort Rasswet in Irkutsk gezogen. Das Dorf Rasswet hat gerade mal 300 Einwohner. Juri , geboren am 21. Februar 2006 schrieb sich bei einer weiterführenden Schule in Irkutsk im Fach Maschinenbau ein. Die hat er abgebrochen und Anfang März für viel Geld sein eigenes Todesurteil beim Militär unterschrieben, das am 13. August 24 erwartungsgemäß vollstreckt wurde. Dieser Text war eigentlich für unsere ständige Rubrik der gefallenen Soldaten bestimmt, die nach dem Jahr 2000 geboren wurden und in der wir jeden Tag ein neues Opfer dieses Krieges vorstellen. Ok - etwas hart formuliert, aber vielleicht müssen sich die jungen Männer, die sich zum Kriegsdienst entscheiden, der Tatsache bewusst werden, dass nur wenige heil zurück kommen werden. |
Erst als wir uns die Webseite jener "Nationalen Technischen Forschungsuniversität Irkutsk" angeschaut haben, wurde uns bewusst, dass Juri auch Opfer einer perfiden Rekrutierungsmasche geworden ist. Auf ihrer Webseite wirbt die Fachschule aktiv für den Vertragsdienst - sprich Kriegsdienst - beim russischen Militär.
Wir haben für die Werbeseiten der Fachschule für den Kriegsdienst eine übersetzte Bildschirmkopie erstellt. Die Logos sind mit einem Link versehen, der auf die Originalseite der Fachschule führt.
Das Foto zeigt das Dorf Janranai im Autonomen Kreis der Tschuktschen - ganz im nordöstlichen Teil Russlands. Das Dorf war mal das nördlichste Dorf in Tschukotka, es lag am östlichen Eingang zur Tschaunbucht, bis es 2015 von staatlicher Seite aufgelöst wurde. Dabei war das Dorf noch jung, es wurde erst 1960 gegründet, als eine noch weiter nördliche Siedlung aufgegeben wurde. Die Bewohner von Janranai wurden nach Pewek umgesiedelt, einer Kleinstadt mit Gulaggeschichte am Ostrand der Tschaunbucht.
Der russische Staat konnte bisher kein Konzept entwickeln, das die traditionelle Lebensweise der Bewohner dieser unwirtlichen Gegenden bewahrt und den Menschen dort eine Zukunft bietet. Dafür lockt das russische Militär die Tschuktschen mit viel Geld in den Krieg gegen die Ukraine. Wie zum Beispiel den zwanzigjährigen Wassili Kutuwgi, der in jenem Dorf Janranai geboren wurde.
Wir geben den Bericht aus Tschukotka im übersetzten Original wieder:
Weiterlesen: Ein im Krieg getöteter Tschuktsche und sein verlassenes Dorf
Die russische Teilrepublik Tuwa kann man entweder mit den Flugzeug oder mit dem Auto erreichen. Das Auto oder der LKW sind die bevorzugten Verkehrmittel der Region. Die Straße von Abakan (Chakassien) zur Hauptstadt Kyzyl ist die wichtigeste von zwei Straßenverbindungen nach Tuwa. Dabei windet sich die Straße auf 250 km durch die Schluchten des Sajans und über drei Gebirgspässe.
Seit 2006 ist eine Eisenbahnverbindung nach Tuwa geplant. Sie soll nicht nur dem Personenverkehr dienen, sondern auch Kohlelager in Tuwa erschließen und privat finanziert werden. Im Dezember 2011 wurde der Bau der Trasse durch Präsident Putin symbolisch eröffnet. Die 50 Meter Bahnstrecke zeigt unser Bild. Seither ist nichts als neue Ankündigungen, Investionsstreichungen und wieder neue Ankündungen passiert. Und durch den Krieg gegen die Ukraine düfte auch in der nahen Zukunft keine Bahnverbindung mehr finanzierbar sein.
Wir haben am 26.08.24 eine Sperrverfügung der russischen Regulierungsbehörde für das Internet "Roskomnadsor" erhalten. Gleichzeitig wurde auch unser Servicedienstleister aufgefordert, unsere Webseite abzuschalten. Wir haben uns mit unserem Hoster in Verbindung gesetzt, er teilte uns mit, dass er nur bei offensichlichen Rechtsverstößen aktiv werden müsse.
Begründet wird die Sperrung mit der Verletzung der Privatsphäre russischer Bürger. Wörtlich heißt es in der Begründung:
Die Tätigkeit der Internet-Ressource wurde als rechtswidrig und als Verstoß gegen die Rechte der Bürger auf Privatsphäre, Persönlichkeits- und Familiengeheimnis anerkannt.
Wir haben bisher auf Presseinformationen und ähnliche Maßnahmen verzichtet, um etwas unter dem öffentlichen Radar zu bleiben und auch russischen Bürgern den Zugriff auf unsere Informationen zu ermöglichen. Das ist jetzt nicht mehr möglich, unsere Seite dürfte aus Russland nicht mehr aufrufbar sein.
Die Verfügung als pdf-Dokument
Alexander Tschintschikow (links) & Gennadi Woronow (rechts)
Ihr werdet euch noch wundern, wenn ich erst Rentner bin
Sobald der Stress vorbei ist, dann lang ich nämlich hin,
Dann fön' ich äußerst lässig, das Haar, das mir noch blieb
Ich ziehe meinen Bauch ein und mach' auf 'heißer Typ'
Das Lied sang Udo Jürgens Ende der 70-iger Jahre und schien uns die passende Einleitung für diesen Beitrag zu sein, denn wir wollen zwei 66-jährige Russen vorstellen, die sich als Freiwillige für den Krieg gegen die Ukraine gemeldet haben. Alexander Tschintschikow ist ein Professor für Rechtswissenschaft. Der bürgerliche Beruf von Leutnant Gennadi Woronow wurde nicht überliefert, er ist bereits an der Front gefallen. Beide sind/waren 66 Jahre alt.
Die Berichte über die beiden Spätberufenen liefern wir im übersetzten Original:
Mitschurisk, Region Tambow, im April 2021 -- Foto: Ludvig14 -- Lizenz: CC BY-SA 4.0
Wenn man auf der Karte eine Linie zwischen Moskau und Wolgograd zieht, dann liegt auf halbem Wege die Oblast Tambow. Die Region ist dünn besiedelt und hat etwa eine Million Einwohner. Die zweitgrößte Stadt mit knapp 100.000 Einwohnern ist Mitschurinsk. In Russland hat die Stadt den Status einer Wissenschaftsstadt. Da die Gegend landwirtschaftlich geprägt ist, finden sich dort Forschungsinstitute und Hochschulen zum Thema Gartenbau und Landwirtschaft.
Wir hatten die Stadt im selben Zusammenhang im Juli 24 schon einmal vorgestellt. Eine Initiative aus der Stadt hat den dortigen Polynkowo-Friedhof besucht und die Gräber der im Krieg gegen die Ukraine gefallenen Soldaten fotografiert. Im Juli waren es noch 44 Namen, jetzt sind es über 100. Da es ja bekanntermaßen keine offiziellen Dokumentationen über die Kriegsopfer geben darf, sind wir auf solche Informationen angewiesen. Durch den Film haben wir über 30 Namen neu in unsere Datenbank aufnehmen können.
Auch in diesem Fall gilt, solche Filme sind wenig guckenswert - wir veröffentlichen ihn ausschließlich zum Zwecke der Dokumentation.
Das Foto zeigt eine Beisetzung in der Region Krasny Kut in der Oblast Saratow. Fjodor Gerlein, geboren am 26. Juni 1976 in Kasachstan, wurde am 11. August 24 im Dorf Schurawlewka begraben. Er war als Bauarbeiter in der Region tätig und hatte zwei Töchter. Fjodor gehörte zu den Soldaten, die im Herbst 2022 mobilisiert wurden.
Am Nachnamen kann man erkennen, dass Fjodor deutsche Vorfahren hatte. Diese waren nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion nach Kasachstan deportiert worden. Viele dieser Wolgadeutschen - die Region Saratow war deren Zentrum - sind nach 1989 von Kasachstan nach Deutschland ausgereist, die Familie von Fjodor hat es in die alte Heimat in Russland gezogen.
Ein Russlanddeutscher hat eine Liste zusammengestellt, die die im Krieg getöteten Soldaten mit deutschen Wurzeln zusammenfasst. Solch eine Liste muss unvollständig sein, da sie nur die Linie der männlichen Nachkommen erfassen kann. Und doch sind Stand 22. August 24 über 600 Namen zusammengekommen.
Wir haben die Liste sehr roh übersetzen lassen und nur oberflächlich korrigiert. Über die russischen Namen kann man in fast allen Fällen die getöteten Soldaten auch in unseren Zusammenstellungen finden.
Weiterlesen: Über 600 Russlanddeutsche im Krieg gegen die Ukraine getötet
Im Kaukasusvorland in der Region Stawropol liegt die Stadt Swetlograd. Sie hat etwa 35.000 Einwohner, die Gegend ist landwirtschaftlich geprägt. Dort besuchen wir den Kindergarten "Löwenzahn".
Im Rahmen der "moralischen und patriotischen Erziehung" war im August 24 Jana Gwosdenko zu Besuch. Sie ist die Witwe des 32-jährigen Wladislaw Wladimirowitsch Gwosdenko, der sich freiwillig zum Kriegsdienst gemeldet hatte und am 8. März 24 in der Ukraine getötet wurde. Sie erzählte die Geschichte ihres Mannes und brachte Spielsachen mit.
Damit niemand auf die Idee kommt, wir würden uns solche Geschichten ausdenken, lassen wir den Kindergarten die Veranstaltung selbst erzählen:
Weiterlesen: Liebe Kinder, gebt fein Acht, ich hab euch etwas mitgebracht
Bezirk Selentschukski, Karatschai-Tscherkessien -- Foto: NovelNik -- Lizenz: CC BY-SA 4.0
Auf Basis unserer Daten zum 14. August 24 wollen wir einen kurzen Überblick über die aktuelle Situation in Bezug auf die russischen Kriegsopfer geben.
Schon eine ganze Weile schauen wir auf die Entwicklungen in den russischen Unruheprovinzen im Kaukasus. Zu Beginn des Krieges war die bevölkerungsreichste Republik Dagestan bei den russischen Verlusten immer mit an der Spitze, die dortigen Bürger hatten die imperialen Ambitionen der Zentralregierung mitgetragen. Das hat sich etwas geändert. Dagestan ist in unserer Tabelle der Kriegstoten im Verhältnis zur Bevölkerung langsam abgerutscht. Zum Jahresbeginn stand die Republik noch auf Platz 45, zum 31.07. auf Platz 53 und der Trend setzt sich auch zum 14.08. fort - nur 12 neue Kriegstote sind dazu gekommen.
Zugegeben - das Foto mit den beiden Soldatenkindern hat uns so gut gefallen, dass wir damit beginnen, auch wenn es den Beitrag nicht unbedingt richtig einleitet.
Wir befinden uns in dem großen Dorf Mokschan in der Region Pensa. Das Dorf hat 11.000 Einwohner und liegt etwa 50 km nordwestlich der Hauptstadt Pensa. Im Dorf gibt es u.a. zwei Asphaltwerke, eine Butter- und eine Süßwarenfabrik und das größte Zentrum der Region Pensa für Menschen mit Behinderungen.
Die Schule Nr. 2 könnte auch eine Generalsanierung vertragen, wir zeigen das Foto am Ende des Beitrags. Dafür hat die Bildungseinrichtung jetzt einen Heldenschreibtisch, den das obige Foto zeigt. Gewidmet ist das Pult einem ehemaligen Schüler, Nikolai Krowjakow, der seine Schulzeit nicht lange überlebt hat.
Weiterlesen: Heldenschreibtisch im Dorf Mokschan in der Region Pensa
Lachdenpochja im Mai 2016 -- Foto: Tatu Kosonen -- CC BY-SA 4.0
Heute, am 23. August 24 findet eine Trauerfeier in Lachdenpochja statt. Richtig - der Namen der Stadt klingt wenig nach russischer Sprache. Die Kleinstadt liegt in Karelien und gehörte mal zu Finnland, bis im Winterkrieg 1940 die damalige Sowjetunion diese Region blutig eroberte.
Heute sind wir wieder im Krieg und in Lachdenpochja wird der 19-jährige Stanislaw Alexandrowitsch Jaremtschuk (Foto links und rechts unten) beigesetzt.
Ein wahrlich dummer junger Mann, der bar jeder militärischen Ausbildung sich plötzlich mitten im Kriegsgeschehen wiederfand. Es liegt nahe, dass das viele Geld, das man als Freiwilliger verdienen kann, zusammen mit dem Renommee des Kriegshandwerks in Russland, ihn zu diesem Entschluss beflügelte. Seine Vorgesetzten fanden es eine gute Idee, solch junge Soldaten in die Region Kursk zu schicken, um den ukrainischen Angriff abzuwehren.
Die beiden jungen russischen Soldaten auf den Fotos waren Cousins und kamen aus der Region Achtubinsk in der südlichen Oblast Astrachan. Beide waren junge Vertragssoldaten, die sich in der Nacht vom 8. auf den 9. August 24 in einer Militärkolonne befanden, die auf Grund der ukrainischen Offensive in der Region Kursk sich Richtung Kampfgebiet bewegte.
Das linke Bild zeigt Nikolai Linkow, geboren am 12.05.1996, über den sonst nichts bekannt wurde. Rechts, das ist Ruslan Ruslanowitsch Geljaschew, geboren am 28. Februar 2005, also gerade mal 19 Jahre alt. Sein Hobby war der Mixed Martial Art Kampf, bei dem er wohl erfolgreich war.
Und obwohl seit Beginn des russischen Angriffkrieges auch der russischen Führung bekannt sein dürfte, dass Militärkolonnen ein gutes Ziel für den Gegner abgeben, bewegten sich die Lastwagen in Richtung des Kampfgebiets erneut in einer dichten Reihe. Die ukrainische Armee entdeckte die Kolonne und nahm sie mit HIMARS-Raketen unter Beschuss.
Wir zeigen einen Film mit dem Resultat des Angriffs und dokumentieren einen übersetzten Bericht der russischen Nachrichtenagentur Astra
Weiterlesen: Zwei Soldaten aus Astrachan & ein zerstörter Konvoi
Alexander Wasin war ein 20-jähriger russischer Vertragssoldat aus der Region Moskau, der bei der ukrainischen Offensive in die Region Kursk getötet wurde. Sein Leichnam wurde bisher nicht freigegeben und seine Angehörigen haben sich deshalb an die Öffentlichkeit gewandt. Offensichtlich wurden beim Vormarsch der ukrainischen Armee viele junge unerfahrene Soldaten in den Kampf geworfen und getötet.
Wir geben den Bericht eines russischen Telegramkanals übersetzt wieder. Die darin angesprochenen Details zum Vorgehen bei der Rekrutierung, zu nicht eingehaltenen Zusagen usw, können wir aus den Erfahrungen mit vielen anderen, ähnlich gelagerten Berichten bestätigen.
Weiterlesen: Zu viele Tote russische Soldaten in der Region Kursk
Die Schoren - das ist ein kleines indigenes Volk, das hauptsächlich in der russischen Region Kemerowo siedelt. Das kleine turksprachige Volk zählt gerade mal noch 15.000 Personen. Ihrer traditionelle Lebensweise mit Fischfang, Jagd und Holzwirtschaft können sie kaum nachgehen, da fast alles durch einen Nationalpark untersagt ist. Wir haben darüber bereits berichtet.
Die beiden Brüder, Gennadi und Semjon Kiskorow, wurden im Herbst 2022 in der Region Kemerowo mobilisiert. Sie gehören zur Ethnie der Schoren und lehnen den Kriegsdienst aus religiösen Gründen ab. Sie forderten, dass sie stattdessen zu einem Zivildienst abgestellt werden. Gennadi wurde von den Kommandanten ihrer Einheit gefoltert.
Gennadi wurde an einen Baum gefesselt und musste so die Nacht überstehen. "Eine weitere Nacht ertrage ich nicht. Sie haben mir angedroht - eine weitere Nacht gefesselt an einen Baum, als Sturmtruppler nach vorne geschickt zu werden oder Gefängnis wegen Mißachtung eines Befehls," berichtete er seinem Bruder Semjon. Jetzt ist Semjon tot, über Gennadi liegen keine weiteren Informationen vor.
Wir veröffentlichen nachstehend die übersetzten Berichte der russischen Nachrichtenagentur Astra in Auszügen. Über die subtile Foltertechnik im russischen Militär zeigen wir ein Video hier.
Weiterlesen: Zwei Schoren - einer gefesselt und gefoltert, einer getötet
Das Foto stammt von der Beisetzung des Andrej Wiktorowisch Bublik in der Stadt Kamensk-Uralsky. Sie ist eine Großstadt mit etwa 175.000 Einwohnern, die östlich des Urals liegt und sich damit schon im asiatischen Teil Russlands befindet. Wir haben über den Fall von Andrej bereits berichtet, am 9. August 24 wurde er bestattet.
Aus welchen Gründen Andrej in den Krieg gezogen ist, bleibt im Dunkeln. Der Mann wurde am 10. August 1991 in der Stadt geboren und arbeitete als Monteur in den Ölraffinerien des Landes, später in einem der Industrieunternehmen der Stadt.
Privat war er verheiratet und hatte zwei minderjährige Kinder. Freunde hätten ihn als freundlich, fröhlich, mitfühlend und konfliktfrei beschrieben. Er hätte sich nie geweigert, jemandem zu helfen, hätte Kinder sehr geliebt und wäre ein echter Familienmensch gewesen. Kaum zu glauben, dass solch eine Person freiwillig in den Krieg zieht, um andere Menschen zu töten
Wer die Informationsseite der "Saratower Hochschule für Industrietechnologien" besucht, bekommt an erster Stelle die links abgebildete Anzeige zu sehen. Es ist eine Anzeige des örtlichen Militärs, das viel Geld verspricht, wenn man einen Vertrag als Freiwilliger abschließt.
MILITÄRDIENST UNTER VERTRAG der REGION SARATOW, wähle 117
ab 1,3 Millionen Rubel im ersten Dienstmonat, ab 3,5 Mio. im ersten Dienstjahr.
In unsere Währung umgerechnet sind das etwa 13.000 € sofort und 35.000 € im ersten Dienstjahr.
Und auch sonst scheint die militärische Ausbildung der Schüler eine große Rolle zu spielen. Ende Mai beteiligte sich die Schule an der vormilitärischen Veranstaltung "Pfad der Wachen". Den Film dazu zeigen wir am Ende dieses Beitrages.
Am 6. August gab die Fachschule den Tod eines ihrer Schüler bekannt. Wladislaw Wladimirowitsch Dsjadewitsch, geboren am 30.07.2005, wurde am 28. Juli 24 im Krieg gegen die Ukraine getötet. Er hat seinen 19. Geburtstag knapp verpasst.
Weiterlesen: Die Saratower Hochschule für Industrietechnologien
Trauerzug für Wladimir Zagradski am 09. August 24
Es sind erschreckende Beispiele, die uns zur Zeit in großer Zahl aus Russland erreichen. Die freiwilligen Soldaten, deren Tod wir registieren, werden immer jünger. Wir melden hier nur die extremsten Beispiele, allerdings werden wir ausschließlich auf das Alter bezogen, in den nächsten Tagen eine Zwischenbilanz zum 15. August vorlegen. Hier ein aktuelles Beispiel eines 18-jährigen Jungen:
Wladimir Wladimirowitsch Zagradski, geboren am 20.03.2006, kam aus dem großen Dorf Michailowskoje im Altai-Territorium. Das Dorf hat etwa 9.000 Einwohner, sein Bezirk liegt an der Grenze zu Kasachsten. Über Wladimir gibt es keine unabhängigen Berichte, wir wissen nur das, was der Bezirksleiter erzählt und das ist wenig.
Wladimir hätte sich freiwillig gemeldet und wäre am 30. Juli 2024 in der Nähe der ukrainischen Stadt Awdijiwka getötet worden.
Wir können noch hinzugfügen - auf Grund seines Alters hatte Wladimir keine militärische Ausbildung, der Wehrdienst stand ihm noch bevor.
Der Leiter des Bezirks schreibt zur Beisetzung auf VKontakte:
Im Moment sind die Meldungen über getötete Soldaten stark zurück gegangen und liegen etwa bei 80 bis 100 Kriegstoten pro Tag. Dazu kommt, dass darunter auch einige Altfälle sind, die auf Grund von Gedenkseiten und -Filmen öffentlich werden.
Die merkwürdigste Liste stammt -wahrscheinlich- vom ukrainischen Geheimdienst. Es handelt sich um die im Jahr 2024 getöteten russischen Soldaten aus den Wäldern und den Feldern des Bezirks Kremensky in der ukrainischen Region Luhansk - insgesamt etwa 1.500 Namen sollen es sein. Bisher veröffentlicht wurden knapp 700 Namen. Da die Toten inzwischen geborgen wurden, konnte anhand von Todesmeldungen die Echtheit der Liste nachgewiesen werden.
Unser Hoster musste kurzfristig den von uns benutzten Server neu starten. Deshalb ist es zu einem kurzen Ausfall unserer Seite gekommen. Wir wurden sehr kurzfristig darüber informiert, deshalb konnten wir den Ausfall nicht vorher ankündigen.
Der Rückzug der USA in allen Bereichen macht sich jetzt auch in den Informationen für russische Bürger bemerkbar. Radio Liberty/Radio freies Europa hatte einen sehr informativen Dienst für die verschiedensten russischen Regionen, z.B. europäischer Norden Russlands, Region Wolga, Region Ferner Osten und Region Kaukasus. Radio Liberty stellte Informationen für russische Bürger zur Verfügung, die durch russische Medien nicht verbreitet werden können oder dürfen. Wir haben einige wenige Beiträge, die zu unserer Berichterstattung passten, übernommen.
Nun schließt Präsident Trump diese Einrichtung, wie heute mitgeteilt wurde. Und in der Folge werden wohl auch ein paar andere Medien, die aus dem Ausland in russischer Sprache kritisch berichten, ihre Arbeit einstellen müssen.
Zu Beginn des Krieges gegen die Ukraine hatte der ehemalige Offizier der russischen Armee, Witaly Wotanowsky, die Idee, die Kriegsgräber auf den Friedhöfen der Region Krasnodar abzusuchen, um die wirklichen Verluste der russischen Armee zu dokumentieren. Wir haben seine Erkenntnisse gesondert ausgewiesen, weil wir so eine Relation zwischen den veröffentlichten Meldungen und der tatsächlichen Todesrate herstellen konnten. In insgesamt vier Listen haben wir knapp 800 Kriegsgräber dokumentiert, die nirgendwo veröffentlicht wurden.
Witaly Wotanowsky musste im April 2023 aus Russland flüchten, seine Kollegen konnten seine Arbeit nicht mehr in vollem Umfang weiterführen, als Referenz ist die Region Krasnodar inzwischen obsolet. Wir werden die vierte Liste noch bis zum 800. Kriegsgrab (aktuell 794) auffüllen. Alle weiteren Meldungen werden danach ganz normal in die Region Krasnodar einfließen.
Als Ergänzung zu unserem Beitrag aus Jeisk wollen wir die konkreten Zahlen vom Monat Februar nachliefern.
Wir haben in diesem Zeitraum 3.476 gefallene russische Soldaten gelistet, deren Geburtsdatum oder Alter genannt wurden. Davon waren 343 Getötete nach dem 01.01.2000 geboren, das entspricht 9,87 Prozent aller erfassen russischen Kriegstoten.
Zum Stichtag 28. Februar 25 haben wir jetzt alle Regionen aktualisiert. In der Vergangenheit hatten wir in Schritten zu 500 Namen eine neue Seite erstellt und auf der Titelseite angezeigt. Durch die hohen Verlustzahlen ist das so nicht mehr möglich.
Folgende Seiten der Regionen sind neu:
Unsere Zusammenfassung des Monats Februar gibt es dann erst am 10.03.25 abends.
Voraussichtlich bis zum Sonntag, 09.03.25, können wir unsere Zusammenfassung für den Monat Februar vorlegen. Viele Überraschungen wird es nicht geben, dafür scheint sowieso aktuell ausschließlich die Trump-Regierung in den USA zuständig zu sein. Wir sind entsetzt.
Zu spät - auch Mediazone hat jetzt eine Liste der Namen und der dazugehörigen Veröffentlichungen ins Internet gestellt und damit ihre Zusammenstellung der russischen Kriegstoten öffentlich gemacht. Zu spät deshalb, weil ein Abgleich zwischen deren Erkenntnissen und unseren Recherchen - zumindest für uns - nicht mehr möglich ist. Wir sind zwar sehr sicher, dass es bei Mediazone zahlreiche Fälle gibt, die wir nicht gefunden haben. Und das selbe gilt natürlich umgekehrt. Aber inzwischen ist die Anzahl der Kriegstoten so stark angestiegen, dass ein Abgleich viel zu viel Zeit beanspruchen würde - die wir in unserem kleinen Team nicht haben.
Seit Beginn des Krieges hat der Gouverneur der Oblast Sachalin, Waleri Limarenko, regelmäßig auf seinem Telegram-Kanal die im Krieg gegen die Ukraine getöteten Bewohner seiner Insel veröffentlicht. Die Nachrichten waren ziemlich karg, nur die Namen und der ehemalige Wohnort wurden angegeben - also keine Fotos, kein Alter und auch kein Todeszeitpunkt.
Waleri Limarenko blieb allerdings ein aktiver Unterstützer des Krieges und warb in seinem Einflussgebiet zum Freiwilligendienst. Seine Oblast hatte deshalb ständig steigende Opferzahlen, die sie auf den 5. Platz in Russland brachte, wenn man die Todeszahlen ins Verhältnis zur Einwohnerzahl setzt.
Etwa ab dem 20. Dezember 24 hat Limarenko die Meldungen über neue gefallene Soldaten eingestellt. Eine bisher zuverlässige Quelle für unsere Daten ist damit weggefallen.
Wir haben am 25. Februar 25 über das staatliche ukrainische Projekt "Ich will jemanden finden" berichtet, das bei der Suche nach vermissten russischen Soldaten behilflich sein kann. Etwa 60.000 Suchanfragen sind dort eingegangen.
Wir selbst können nicht in Russland recherchieren, dafür fehlen uns die finanziellen und personellen Mittel. Da trifft es sich gut, dass das Projekt OKNO (Fenster) genau zu diesem Thema einen aktuellen Beitrag veröffentlicht hat, der ausführlich die Geschichten der Ehefrauen oder Mütter von sechs vermissten Soldaten erzählt. Wir halten ihn für unbedingt lesenswert und haben ihn in deutscher Sprache nachveröffentlicht.
Der US-Senator Mark Kelly, ein Demokrat, befragt Stephen Feinberg, der für das Amt des stellvertretenden Verteidigungsminister vorgeschlagen wurde. Übrigens Mark Kelly ist ein ehemaliger Astronaut, Stephen Feinberg dagegen ist Hedge-Fonds-Manager und Milliardär.
Es scheint, dass Feinberg noch nicht ganz die Schule des Doppeldenk durchlaufen hat, über die wir zuletzt geschrieben haben.
Es gab einige Mißverständnisse, aber jetzt ist endlich unser Beitrag über Baschkortostan online.
Baschkirien hat im Moment die höchsten Verluste im Krieg Russlands gegen die Ukraine und es stirbt überwiegend die einfache Landbevölkerung - meist ethnische Baschkiren oder Tataren.
Wir haben deshalb drei Fragen nach Baschkortostan geschickt und nach dem Warum gefragt? Die Macher des Telegram-Kanals "Fremder Krieg" haben uns ausführlich geantwortet.
Es gibt inzwischen auch einen weiteren Telegram-Kanal aus Baschkortostan, der über den aktiven Widerstand gegen Russland informiert: "Baschkortostan, kämpfe für Baschkortostan! Nicht für Russland! Weil es dich nicht braucht."
Es gehört zur Ironie des Krieges in der Ukraine, dass sich zum 4. Jahrestag des russischen Angriffs am 24. Februar 2025 über 100.000 getötete Soldaten in unserer Datenbank befinden werden - das ist inzwischen sicher. All die vielen Namen stammen aus offenen Quellen und können über die von uns veröffentlichten Links auch nachvollzogen werden. Natürlich wurden einige der Veröffentlichungen inzwischen gelöscht und einige Medien haben ihr Erscheinen eingestellt. Aber für jede Veröffentlichung liegt uns auch ein Screenshot vor.
Richtig ist auch, die tatsächliche Zahl der getöteten Soldaten dürfte wesentlich höher sein und nach unseren Abschätzungen bei über 160.000 gefallenen russischen Angreifern liegen.
Jeden Tag wird uns immer wieder bewusst, welche Unmenschlichkeit und Grausamkeit sich in diesem russischen Angriff zeigt. Das Militär wirft täglich neue Soldaten in die Schlacht, von denen nur wenige überleben. Das alles für geringe Geländegewinne. Und wer nicht spurt, wird eingesperrt, gefoltert und wenn das nicht hilft, auch getötet.
OM, 14.02.25
Alle russischen Regionen wurden heute zum 31.01.25 aktualisiert. Baschkortostan hat erneut den höchsten Zuwachs an Kriegstoten, gefolgt von Tatarstan und der Region Tscheljabinsk.
Insgesamt wurden im Januar einige Verzeichnisse ausgewertet, die Kriegstote seit Beginn des Krieges dokumentierten. Es wurden folglich auch zahlreiche Altfälle neu registriert.
Die absoluten Zahlen für Januar 25 haben wir bereits im Kopf unserer Seite veröffentlicht. Daran wird sich nur noch marginal etwas ändern.
Im Moment gehen wir noch etwa 800 Meldungen aus dem Februar 25 durch, das wird noch einige Tage dauern. Unsere Zusammenfassung für den Monat Januar wird etwa in einer Woche veröffentlicht werden.
Im Moment befinden wir uns im Austausch mit einer Initiativgruppe in Baschkortostan. Die russische Teilrepublik wird auch im Januar 25 die höchsten Verluste im Krieg gegen die Ukraine aufweisen und wir hoffen, dass wir in den nächsten Tagen einen Beitrag der Initiative veröffentlichen können, der die dortige Situation erklärt.
OM, 04.02.25
Es gab Rückfragen, welche Bedeutung unsere Ausweichdomain "gibtsnet.eu" hat und ob sich dahinter eine EU-kritische Einstellung verberge. Deshalb die kurze Geschichte dieses Domain-Namens.
Wer immer mit Kindern zum Einkaufen in einem großen Warenhaus/Supermarkt unterwegs war, wird diese Erfahrung gemacht haben. Das ausgelegte überreiche Warenangebot weckt beim Nachwuchs vielfältige Bedürfnisse, die sie mit Nachdruck einfordern. Zunächst erklärt man höchst pädogogisch, warum und weshalb man ihren Wünschen nicht nachkommt. Und manchmal hat man einfach keine Lust mehr zu langatmigen Erklärungen: Dies und das gibtsnet!
So bekam der Verfasser dieser Zeilen aus kindlicher Wut heraus den Namen Herr Gibtsnet verpasst.
Für Testzwecke brauchten wir damals eine neue Domain, da ist uns dieser Name eingefallen. Die de-Domainendung war schon vergeben, also haben wir die europäische Variante benutzt.
Der russische Ableger von Radio Liberty hat am 23. Januar 25 einen Beitrag veröffentlicht, der in Teilen unserem Bericht eine Woche zuvor entspricht. Und nein - es wurde nicht abgeschrieben, nur hat die Autorin sich auf die selben VKontakte-Seiten des baschkirischen Bezirks Belorezk bezogen wie wir.
Für alle die noch mehr Details wissen und sich deshalb nicht bei VKontakte anmelden wollen.
Im Zeitraum vom 1. bis 15 Januar 2025 haben wir 2.239 russische Kriegstote registriert. Das ist bereits eine große Zahl, aber nicht so groß, wie wir in unserer Statistik vom Dezember 24 angekündigt haben. Für uns bedeutete es, dass wir etwas nacharbeiten konnten. Und tatsächlich haben wir in diesem Zeitraum viele Gefallenen aus den Jahren 2022 und 2023 nachgetragen.
Die Erklärung für die geringere Zahl ist allerdings ganz einfach. Am 6. und 7. Januar feierte die orthodoxe Kirche Weihnachten, da gab es weniger Berichte zu gefallenen Soldaten. Das wird nicht so bleiben.
Eine Berichtigung zu unserer veröffentlichten Zahl der russischen Kriegstoten im Monat Dezember. Wir hatten im Kopf unserer Seite die Zahl -91.596- veröffentlicht. Das war nicht richtig, wir hatten einen Zahlendreher. Die richtige Zahl sind 91.569 dokumentierte russische Kriegstote, wir haben den Fehler korrigiert.
Vermutlich bis Ende der Woche wird es noch dauern, bis wir unseren vollständigen Bericht zum 31.12.2024 vorlegen können.
Zunächst müssen wir noch etwa 6.700 Namen übersetzen. Dabei helfen uns zwar Übersetzungsprogramme, aber in der Realität müssen wir jeden zweiten Namen nachkorrigieren, weil die Programme eine englische Fassung der Namen ausspucken und diese deshalb teilweise unaussprechlich werden.
Danach werden die Namen in unsere Listen der Regionen aufgenommen - das geht auch nicht automatisch und wenn eine 500-Marke überschritten wird, gibt es eine neue Datei. Und zum Schluss muss alles geschrieben und die Tabellen angelegt werden.
OM 07.01.24
Nachdem die Aufmerksamkeit zu unseren Veröffentlichungen wächst, eine kurze Information zu OskarMaria.
Unter diesem Pseudonym war der Initiator im Internet seit über 25 Jahren recht unregelmäßig präsent. Ab dem Jahr 2014 hat er hier über die Situation in den von Russland besetzten Gebieten des Donbass geschrieben. Als einer der ersten Journalisten überhaupt informierte er über die damals neu gegründete Gruppe Wagner.
Beruflich war er seit den 80-iger Jahren Geschäftsführer von diversen Medienunternehmen im Printbereich. Jetzt im Ruhestand, Kinder erwachsen, bleibt etwas mehr Zeit, die gesammelten Erfahrungen zusammen mit wenigen Mitstreitern für dieses Projekt zu nutzen.
Nachtrag: OskarMaria– das ist eine kleine Verbeugung vor dem beinahe vergessenen Schriftsteller Oskar Maria Graf. In Zeiten der Bücherverbrennungen wurden seine Werke von den Nazis verschont, ja sogar teilweise empfohlen. „Verbrennt mich!“ schrieb er 1933 in der Wiener Arbeiterzeitung, „nach meinem ganzen Leben und nach meinem ganzen Schreiben habe ich das Recht, zu verlangen, dass meine Bücher der reinen Flamme des Scheiterhaufens überantwortet werden und nicht in die blutigen Hände und die verdorbenen Hirne der braunen Mordbanden gelangen!“ Schließlich floh er in die USA – dort lebte er in bescheidenen Verhältnissen. Deutschland wollte den unbequemen Mann nach dem Krieg nicht wieder haben. Er starb 1967 in New York.
Literaturempfehlung: Wir sind Gefangene - Autobiograhie 1927.
Doppelt
Wladimir: 25. Artem Kozhenkov // Nischni Nowgorod: 35 Artem Kozhenkov
Wolgograd: 01 Juri Agarkov // Pskow: 41 Juri Agarkow
Kutelev Stanislav, dreifach, Kostroma, Rjasan und Orenburg. Nur Orenburg
Nikolai Symov, Rjasan & Tschuwaschien - nur Tschuwaschien
Mamontov Mikhail - Krasnodar Teil 1 & Teil 2
Ivan Alekseevich Chulkov, Kostroma, Pos. 51/56
Elimov Alexey Michailowitsch , Kostroma & Tschuwaschien
Falsch einsortiert
Ruslan Khamitov, Tscheljabinsk, kein Söldner der Gruppe Wagner
Alexej Alexandrowitsch, 18 Jahre
Wer will in der Siedlung Seimtschan in der Region Magadan eigentlich noch wohnen? Nachdem der Gold- und Silberabbau beinahe zum Erliegen gekommen ist, gibt es noch etwas Landwirtschaft, denn die Böden sind fruchtbar. Dazu ist es kalt in Seimtschan, die Jahresdurchschnittstemperatur liegt bei -11° C. 1990 lebten noch knapp 10.000 Menschen dort, heute sind etwa 2.200 geblieben. Weg aus Seimtschan wollte auch Alexej Alexandrowitsch Androsjuk, geboren am 13. Mai 2006. Er wählte den falschen Weg, meldete sich freiwillig beim Militär. Am 26.11.2024 war sein Weg zuende.
Drei Brüder aus dem Dorf Lebjaschje in der Region Wolgograd zogen in den Krieg - Iwan, Wladimir und Viktor Stolbow.
Der Ortsvorsteher sagte dazu: "Die Familie ist vor langer Zeit nach Lebjaschje gezogen, Wanja (Iwan) ist mit uns zur Schule gegangen und hat dort seinen Abschluss gemacht, danach hat er in Petrow-Wal bei der Feuerwehr gearbeitet. Als der Sondereinsatz begann, unterzeichnete er freiwillig den Vertrag. Zwei weitere Brüder, Victor und Wladimir, gingen mit ihm. Victor unterschrieb zunächst einen Vertrag über drei Monate, musste den Dienst dann aber aus gesundheitlichen Gründen verlassen. Wladimir und Iwan setzten ihren Dienst fort und Wanja wurde 2023 der Orden des Mutes verliehen.“
Der Orden hat dann nicht geholfen - am 15. März 2025 zogen Iwan und Wladimir los zu einem Einsatz an der Front. Beide kamen nicht lebend zurück. Am 24. März wurden sie in ihrem Dorf verabschiedet.
Wir hatten bereits einen anderen Alexander Alexandrowitsch mit 18 Jahren vorgestellt, deshalb die II hinter dem Namen. Und zweifelsohne ist Alexander Alexandrowitsch Petlinsky unser neuer Halter einer fragwürdigen Auszeichnung - geboren am 31.01.2007 ist er der jüngste von uns erfasste getötete russische Soldat im Krieg gegen die Ukraine. Hatte er eine Persönlichkeitskrise? War er durch eine Prüfung gefallen? Ging es ihm um schnell viel Geld? All das wissen wir nicht, aber ganz sicher ist er ein Opfer der militaristischen Propaganda geworden. Sascha war Student an der Medizinischen Hochschule Tscheljabinsk, hätte schon deshalb während des Studiums keinen Wehrdienst ableisten müssen. Erst ab dem 1. Februar 2025 konnte er überhaupt einen Vertrag zum Kriegsdienst abschließen, am 9. März 25 war er tot.
Falls ihr Wladislaw Surkow nicht kennt, er war bis vor ein paar Jahren der geistige Vater des Putinismus. Er hat die Politik Russlands in einen ideologschen Zusammenhang gestellt und hat ähnliche Thesen formuliert, wie sie heute aus den Vereinigten Staaten zu uns herüberschwappen. Wir haben vor neun Jahren über das Wirken von Surkow geschrieben. Ganz nebenbei war er auch für die von Russland besetzten Gebiete in der Ukraine, in Abchasien und Südossetien verantwortlich.
Warum Surkow nicht mehr im Vorzimmer von Putin sitzt, bleibt unbekannt. Dass er sich nicht weit von dessen Politik entfernt hat, zeigt sein erstes Interview nach Beginn des Ukrainekrieges, das er einem französischen Medium gegeben hat. Und er bekräftigt, die Ukraine ist erst der Anfang.
Das komplette Interview ist im französischen Wochenmagazin L'Express erschienen und wurde freundlicherweise auch in Deutsch übersetzt.
Das ist nicht unser erster Fall, dass Menschen mit geistiger Behinderung an die Front geschickt werden (Beispiele 1, 2). Diese Suchmeldung ist vom 22.03.25:
Helfen Sie mir, meinen Sohn Alexej Iwanowitsch Gladyschew zu finden, geboren am 12. März 2004.
83. Garde ODShBr. 04.02.25 ging zu BZ, seitdem kein Kontakt mehr zu ihm.
Ich versuchte, ihn nach Kräften davon abzubringen und bat den Kommandanten persönlich, ihn aus gesundheitlichen Gründen nicht an die Front zu schicken.
Aber mein Sohn, Sunny, so stur, wollte immer noch kämpfen, wollte nicht hinten sitzen ((
Wenn ihn jemand gesehen hat, sagt mir bitte Bescheid.
Es ist ein sehr ernstes Thema - Familienväter und Ehemänner ziehen in den Krieg, erfahren dort physisch und psychisch traumatische Kriegsgeschehnisse und kommen an Körper und/oder Geist verwundet wieder nach Hause. Dort müssen sie feststellen, dass die Welt sich weiter gedreht hat, die Ehefrau den Alltag ganz alleine gemeistert hat und sich nicht mehr dem verrohten Ungeheuer unterordnen will, das mal ihr Ehemann gewesen ist. Trennung und Scheidung sind dann die Konsequenzen.
Ursache dafür könnte allerdings auch die westliche Propaganda sein, die von geschulten Feministinnen verbreitet wird, meint eine Gruppe Kriegsteilnehmer und appelliert an Präsident Putin:
Teilnehmer des Krieges baten Putin, sie vor „feministischen Gruppen“ zu schützen
Die Teilnehmer des gesamtrussischen Väterkongresses haben Putin gebeten, sie vor „feministischen Gruppen“ zu schützen. In einer Videobotschaft erklärten sie, dass Frauen unter dem Einfluss von „westlich geschulten“ Feministinnen, die von USAID unterstützt werden, die Ehen mit Kriegsteilnehmern in der Ukraine auflösen und ihnen ihre Kinder und ihr Eigentum wegnehmen.
Die Kinder sagen vor Sorgerechtsgerichten gegen ihre Väter aus, weil sie „von Feministinnen unterrichtet werden“, sagten sie. Die Männer nannten diese Gruppen „ein gut organisiertes System, in dem Profis arbeiten, die darauf abzielen, die Familie zu zerstören“.
Iwan Nikolajewitsch Demidow, geboren am 22.05.1988, Kampfname "Botox", kam aus Moskau in den ukrainischen Donbass, um als Separatist dort die Abspaltung von der Ukraine zu unterstützen. Er agierte ab 2014 als Sanitäter des Militärs, irgendwann später wurde er Söldner der Gruppe Wagner und tauchte mit deren Soldateska in Syrien und Libyen auf.
Als das Ende der Grppe Wagner eingeläutet wurde, hatte Iwan immer noch nicht genug vom Kriegshandwerk. Der Ultra des Fußballvereins Torpedo Moskau schloss er sich natürlich der Fußball-Hooligan Einheit Hispaniola an und wurde deren Leiter des Sanitätsdienstes. Im März 2025 wurde er in der Region Belgorod bei einem Kampfeinsatz getötet.
"Armeen gehen zugrunde, Verwandte sterben und wir selbst sind sterblich. Doch der laute Ruhm würdiger Taten kennt keinen Tod. Ivan Botox ist nach Walhall gegangen, wo ihn seine gefallenen Brüder treffen werden, wo Lieder von Heldentaten erklingen und wo es keinen Platz für Angst gibt", schreiben seine Kampfbrüder von Hispaniola
Wir haben bereits über die Tschuktschen-Siedlung Kantschalan berichtet. Zu der Siedlung gibt es keine feste Straße, will man das Dorf besuchen, muss man einen Platz im Hubschrauber buchen. Pawel Alexejewitsch Strukow wurde am 21. September 1990 in Kantschalan geboren und ging dort zur Schule. Er hat einen Beruf erlernt und bekam in seinem Heimatort eine feste Anstellung beim staatlichen Energieversorger für die Region Tschukotka.
Trotzdem meledte sich Pawel im Mai 2023 freiwillig zum ferrnen Krieg in der Ukraine. Am 5. März 25 meldete der Leiter des Bezirks Anadyr, Sergej Sawtschenko, seinen Tod.
Alexander Kljuschin, ein Einwohner der Stadt Melenki in der Region Wladimir, wurde im Krieg gegen die Ukraine getötet. Die feierliche Verabschiedung fand am 2. März statt.
„Alexander Wladimirowitsch wurde am 19. Mai 1980 geboren. Er folgte dem Gebot seines Herzens und kämpfte an der Front gegen den Faschismus und verteidigte sein Vaterland. Diente als Oberschütze. Er hatte den Rang eines Korporals. Er starb am 1. November 2024 bei der Ausübung seines Militärdienstes. Er starb in ehrenhafter Erfüllung seiner Militärpflicht...
Die Bestattungszeremonie fand statt, wie es sich für einen Helden und Verteidiger des Vaterlandes gehört – mit einer Flagge, einem militärischen Gruß und der Hymne des Landes, für das er gekämpft und sein Leben gegeben hat. Ewige Erinnerung und Ruhm ihm!“, schrieb die Lokalzeitung.
Doch das Internet vergisst manches nicht: Im Jahr 2016 wurde Kljuschin wegen Raubes verurteilt. Zuvor saß er bereits wegen vorsätzlicher, lebensgefährlicher Körperverletzung im Gefängnis: Er hatte während eines Streits im betrunkenen Zustand seinen Saufkumpanen niedergestochen. Zuvor war er mehrfach wegen Diebstahls verurteilt worden.
Zurück in das Jahr 2022 - ukrainische Truppen drängen im Juli die russische Armee aus der Region um Cherson. Swetlana Alexandrowna Nadtotschewa und ihre Kameradin Anastasia Sawitskaja kämpfen im Reparatur- und Restaurierungsbataillon der Eisenbahntruppen der russischen Streitkräfte. Sie geraten unter Beschuss und flüchten in einen Keller, aus dem sie nicht mehr lebend herauskommen.
Über beide Frauen ist wenig bekannt, immerhin haben wir eine VKontakte-Seite von Swetlana gefunden. Doch der letzte Eintrag ist aus dem Jahr 2013. Swetlana Alexandrowna Nadtotschewa (Foto), geboren am 03.12.1974, kam aus der Großstadt Newinnomyssk in der Region Stawropol, Anastasia Sawitskaja war 35 Jahre alt, hatte zwei Kinder und wurde in Wolgograd beigesetzt. (Link)
Am 14. Februar 25 wurde im kleinen Dorf "Oberes Tschat" in Baschkortostan Rinat Fanirowitsch Imangulow zu Grabe getragen. Rinat wurde am 31. Mai 1987 geboren umd musste keinen Wehrdienst ableisten. Er wäre stolz gewesen, dass das Militär ihn im letzten Jahr dann doch auf Vertragsbasis genommen hätte, berichtet der Dorfrat. Seine militärische Karriere war vorhersehbar kurz. Am 18.10.24 unterzeichnete er den Vertrag, am 11.12.24 war Schluss.
So bekam der tote Rinat am Ende mehr Aufmerksamkeit als der lebende Rinat jemals erhalten hat. Er wäre ein Beispiel an Mut, Furchtlosigkeit und Tapferkeit, hätte sich als wahrer Verteidiger des Vaterlandes gezeigt, schrieb der Dorfrat zum Abschied, wohl wissend, dass Rinat weder sein Heimatdorf, noch Baschkortostan und auch nicht Russland verteidigt hatte.
Nikolaj Nikolajewitsch Jewstifejew wurde im Dorf Kirja in der russischen Teilrepublik Tschuwaschien geboren. Bald landete er in einem Waisenhaus, damit wurde sein Lebensweg in Russland festgeschrieben.
Mit zehn Jahre wurde ihm eine Pflegefamilie zugewiesen. Die Schule schloss er mit neun Klassen ab, danach besuchte er Fachschulen für Kommunikation und Informatik mit der Spezialisierung auf Computersysteme und -technologien. Nach seiner Ausbildung folgte der Wehrdienst und danach fand Nikolaj keine Arbeit in seinem Beruf - er verdiente als Bauarbeiter seinen Unterhalt.
So meldete sich Nikolaj freiwillig zum Krieg gegen die Ukraine. Am 30. September 24 schloss er einen Vertrag, am 31. Oktober 24 war er tot. Seine Schule hat ihm Ende Januar 25 einen Heldenpult gewidmet.
Wenn man mit der Transsibirischen Eisenbahn von Moskau immer weiter nach Osten fährt, dann hält der Zug bei Kilometer 6.906 am Bahnhof von Mogotscha. Das Städtchen im Osten der Region Transbaikalien hat etwa 12.000 Einwohner und ist erst durch den Bau der Eisenbahnstrecke um 1914 herum entstanden. In der Stalinära wurde im Gebiet von Mogotscha Gold abgebaut, bis zu 3.000 Häftlinge aus dem Gulag-System schufteten in den Bergwerken.
Sanan Huseinow ist der Sohn eines wohlhabenden Geschäftsmannes aus Mogotscha mit aserbaidschanischen Wurzeln. Mit 18 Jahren hatte er eine junge Russin kennengelernt, schnell geheiratet und zusammen ein Kind gezeugt. Dann war es auch bald aus mit der Zweisamkeit, Sanan wurde gewalttätig und seine Ehegattin ließ sich scheiden.
Als Sanan schließlich letztes Jahr 31 Jahre alt wurde, war seine Wut noch immer nicht verraucht. Am 6.10.24 verschoss er ein ganzes Magazin Kugeln auf seine geschiedene Frau mit einer durchgebohrten Schreckschusswaffe. Die Frau war sofort tot. Sanan wurde gefasst, kam vor Gericht und vor einem Urteil zog er die "Sie kommen aus dem Gefängnis frei"-Karte. Er meldete sich zum Kriegsdienst in die Ukraine. Die Bevölkerung von Mogotscha protestierte zwar, aber das half nicht.
Viel Lust auf lebensgefährliche Kampfeinsätze hatte Sanan auch nicht, am 12. Februar 2025 unterzeichnete er den Vertrag, am 25. Februar verschwand er von seiner in Donezk stationierten Einheit. Man nimmt an, dass er sich in die Heimat seiner Eltern nach Aserbaidschan abgesetzt hat. (Link)
Sireniki ist ein kleines Eskimodorf mit knapp 500 Bewohnern an der russischen Küste des Beringmeeres in Tschukotka. Früher war es ein reines Eskimodorf mit einer eigenen Sprache - Sirenik, aber die letzte Muttersprachlerin starb 1997. Das Dorf liegt an einer dauerhaft eisfreien Küste, die Bewohner pflegen deshalb die traditionelle Seejagd.
Artem Eineutegin wurde am 27. Juli 1999 in Sireniki geboren und ging dort zur Schule, an einer Fachschule erlernte er den Beruf eines Traktorfahrers. In seinem Heimatdorf lebte er zunächst als Seejäger, wie fast alle Männer dort. Im Jahr 2020 zog er in die Hauptstadt von Tschukotka, Anadyr, wo er im Kindergarten "Zolotoy Kljutschik" arbeitete. Doch nach zwei Jahren kehrte Artem in sein Heimatdorf zurück.
Wahrscheinlich wollte auch Artem mal richtig viel Geld verdienen, im Jahr 2023 meldete er sich zum Kriegsdienst und wurde Drohnenpilot. Am 23. Februar 25 wurde sein Tod gemeldet.
Der Telegram-Kanal "Ich will jemanden finden" veröffentlicht laufend Registerkarten und Interviews mit russischen Kriegsgefangenen, die die russische Seite nicht austauschen will. Angehörige können über einen Bot des Kanals Kontakt zu den Gefangenen aufnehmen. Hier das Beispiel des 57 Jahre alten Oleg Grischakin, ein Sturm-V Soldat:
Oleg Grischakin hoffte aufgrund seines Alters, in der Nachhut zu bleiben, doch stattdessen fand er sich an der Front wieder. Hier ist seine Geschichte:
Oleg Grishakin, Kriegsgefangener, geb. 20.12.1967, 57 Jahre alt aus Krasnoslobodsk, Mordwinien, Russische Föderation. 74. separate motorisierte Gewehrbrigade, in/h 21005 der Streitkräfte der RF. Im Dezember 2024 in der Richtung Pokrowski gefangen genommen.
Oleg Grischakin befindet sich in der Ukraine im Status eines Kriegsgefangenen. Seine Angehörigen können sich an das Projekt „Ich will ihn finden“ wenden, um eine Bestätigung zu erhalten, Kontakt mit ihm aufzunehmen und seine Rückkehr nach Russland im Rahmen eines Kriegsgefangenenaustauschs zu erreichen.