31.01.2025 -- 96.929 // Zuwachs zum 31.12.2024: 5.360
Russlands Präsident schickt die Jugend seines Landes in einen verbrecherischen Krieg. Wie viele russische Soldaten inzwischen in der Ukraine ihr Leben gelassen haben, können wir nicht komplett aufklären. Wir sammeln hier seit Beginn des Krieges im Februar 2022 die Todesmeldungen aus den Medien der Regionen und sozialen Netzwerken Russlands und verschaffen so zumindest einen ungefähren Überblick.
Im ersten Kriegsjahr haben wir noch die Meldungen im übersetzten Originaltext veröffentlicht, auf Grund der schieren Menge der Kriegstoten mussten wir später zur Tabellenform übergehen, jetzt führen wir nur noch reduzierte Listen. Eine Liste der Regionen und den dazu veröffentlichten Tabellen, finden Sie hier.
Jeden Monat veröffentlichen wir eine Zusammenfassung unserer Datenbank - die Liste mit allen Auswertungen finden Sie hier - Aktuell 31.01.2025 | Karte der Regionen Russlands | Föderationssubjekte
Unsere Webseite oskarmaria.de und die dazu gehörigen IP-Adressen wurden durch die russische Aufsichtsbehörde für das Internet "Roskomnadsor" am 26. August 2024 gesperrt. Details dazu erfahren Sie hier. | Alternativ-Link: gibtsnet.eu
Das Foto zeigt eine Beisetzung in der Region Krasny Kut in der Oblast Saratow. Fjodor Gerlein, geboren am 26. Juni 1976 in Kasachstan, wurde am 11. August 24 im Dorf Schurawlewka begraben. Er war als Bauarbeiter in der Region tätig und hatte zwei Töchter. Fjodor gehörte zu den Soldaten, die im Herbst 2022 mobilisiert wurden.
Am Nachnamen kann man erkennen, dass Fjodor deutsche Vorfahren hatte. Diese waren nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion nach Kasachstan deportiert worden. Viele dieser Wolgadeutschen - die Region Saratow war deren Zentrum - sind nach 1989 von Kasachstan nach Deutschland ausgereist, die Familie von Fjodor hat es in die alte Heimat in Russland gezogen.
Ein Russlanddeutscher hat eine Liste zusammengestellt, die die im Krieg getöteten Soldaten mit deutschen Wurzeln zusammenfasst. Solch eine Liste muss unvollständig sein, da sie nur die Linie der männlichen Nachkommen erfassen kann. Und doch sind Stand 22. August 24 über 600 Namen zusammengekommen.
Wir haben die Liste sehr roh übersetzen lassen und nur oberflächlich korrigiert. Über die russischen Namen kann man in fast allen Fällen die getöteten Soldaten auch in unseren Zusammenstellungen finden.
Weiterlesen: Über 600 Russlanddeutsche im Krieg gegen die Ukraine getötet
Im Kaukasusvorland in der Region Stawropol liegt die Stadt Swetlograd. Sie hat etwa 35.000 Einwohner, die Gegend ist landwirtschaftlich geprägt. Dort besuchen wir den Kindergarten "Löwenzahn".
Im Rahmen der "moralischen und patriotischen Erziehung" war im August 24 Jana Gwosdenko zu Besuch. Sie ist die Witwe des 32-jährigen Wladislaw Wladimirowitsch Gwosdenko, der sich freiwillig zum Kriegsdienst gemeldet hatte und am 8. März 24 in der Ukraine getötet wurde. Sie erzählte die Geschichte ihres Mannes und brachte Spielsachen mit.
Damit niemand auf die Idee kommt, wir würden uns solche Geschichten ausdenken, lassen wir den Kindergarten die Veranstaltung selbst erzählen:
Weiterlesen: Liebe Kinder, gebt fein Acht, ich hab euch etwas mitgebracht
Bezirk Selentschukski, Karatschai-Tscherkessien -- Foto: NovelNik -- Lizenz: CC BY-SA 4.0
Auf Basis unserer Daten zum 14. August 24 wollen wir einen kurzen Überblick über die aktuelle Situation in Bezug auf die russischen Kriegsopfer geben.
Schon eine ganze Weile schauen wir auf die Entwicklungen in den russischen Unruheprovinzen im Kaukasus. Zu Beginn des Krieges war die bevölkerungsreichste Republik Dagestan bei den russischen Verlusten immer mit an der Spitze, die dortigen Bürger hatten die imperialen Ambitionen der Zentralregierung mitgetragen. Das hat sich etwas geändert. Dagestan ist in unserer Tabelle der Kriegstoten im Verhältnis zur Bevölkerung langsam abgerutscht. Zum Jahresbeginn stand die Republik noch auf Platz 45, zum 31.07. auf Platz 53 und der Trend setzt sich auch zum 14.08. fort - nur 12 neue Kriegstote sind dazu gekommen.
Zugegeben - das Foto mit den beiden Soldatenkindern hat uns so gut gefallen, dass wir damit beginnen, auch wenn es den Beitrag nicht unbedingt richtig einleitet.
Wir befinden uns in dem großen Dorf Mokschan in der Region Pensa. Das Dorf hat 11.000 Einwohner und liegt etwa 50 km nordwestlich der Hauptstadt Pensa. Im Dorf gibt es u.a. zwei Asphaltwerke, eine Butter- und eine Süßwarenfabrik und das größte Zentrum der Region Pensa für Menschen mit Behinderungen.
Die Schule Nr. 2 könnte auch eine Generalsanierung vertragen, wir zeigen das Foto am Ende des Beitrags. Dafür hat die Bildungseinrichtung jetzt einen Heldenschreibtisch, den das obige Foto zeigt. Gewidmet ist das Pult einem ehemaligen Schüler, Nikolai Krowjakow, der seine Schulzeit nicht lange überlebt hat.
Weiterlesen: Heldenschreibtisch im Dorf Mokschan in der Region Pensa
Lachdenpochja im Mai 2016 -- Foto: Tatu Kosonen -- CC BY-SA 4.0
Heute, am 23. August 24 findet eine Trauerfeier in Lachdenpochja statt. Richtig - der Namen der Stadt klingt wenig nach russischer Sprache. Die Kleinstadt liegt in Karelien und gehörte mal zu Finnland, bis im Winterkrieg 1940 die damalige Sowjetunion diese Region blutig eroberte.
Heute sind wir wieder im Krieg und in Lachdenpochja wird der 19-jährige Stanislaw Alexandrowitsch Jaremtschuk (Foto links und rechts unten) beigesetzt.
Ein wahrlich dummer junger Mann, der bar jeder militärischen Ausbildung sich plötzlich mitten im Kriegsgeschehen wiederfand. Es liegt nahe, dass das viele Geld, das man als Freiwilliger verdienen kann, zusammen mit dem Renommee des Kriegshandwerks in Russland, ihn zu diesem Entschluss beflügelte. Seine Vorgesetzten fanden es eine gute Idee, solch junge Soldaten in die Region Kursk zu schicken, um den ukrainischen Angriff abzuwehren.
Die beiden jungen russischen Soldaten auf den Fotos waren Cousins und kamen aus der Region Achtubinsk in der südlichen Oblast Astrachan. Beide waren junge Vertragssoldaten, die sich in der Nacht vom 8. auf den 9. August 24 in einer Militärkolonne befanden, die auf Grund der ukrainischen Offensive in der Region Kursk sich Richtung Kampfgebiet bewegte.
Das linke Bild zeigt Nikolai Linkow, geboren am 12.05.1996, über den sonst nichts bekannt wurde. Rechts, das ist Ruslan Ruslanowitsch Geljaschew, geboren am 28. Februar 2005, also gerade mal 19 Jahre alt. Sein Hobby war der Mixed Martial Art Kampf, bei dem er wohl erfolgreich war.
Und obwohl seit Beginn des russischen Angriffkrieges auch der russischen Führung bekannt sein dürfte, dass Militärkolonnen ein gutes Ziel für den Gegner abgeben, bewegten sich die Lastwagen in Richtung des Kampfgebiets erneut in einer dichten Reihe. Die ukrainische Armee entdeckte die Kolonne und nahm sie mit HIMARS-Raketen unter Beschuss.
Wir zeigen einen Film mit dem Resultat des Angriffs und dokumentieren einen übersetzten Bericht der russischen Nachrichtenagentur Astra
Weiterlesen: Zwei Soldaten aus Astrachan & ein zerstörter Konvoi
Alexander Wasin war ein 20-jähriger russischer Vertragssoldat aus der Region Moskau, der bei der ukrainischen Offensive in die Region Kursk getötet wurde. Sein Leichnam wurde bisher nicht freigegeben und seine Angehörigen haben sich deshalb an die Öffentlichkeit gewandt. Offensichtlich wurden beim Vormarsch der ukrainischen Armee viele junge unerfahrene Soldaten in den Kampf geworfen und getötet.
Wir geben den Bericht eines russischen Telegramkanals übersetzt wieder. Die darin angesprochenen Details zum Vorgehen bei der Rekrutierung, zu nicht eingehaltenen Zusagen usw, können wir aus den Erfahrungen mit vielen anderen, ähnlich gelagerten Berichten bestätigen.
Weiterlesen: Zu viele Tote russische Soldaten in der Region Kursk
Die Schoren - das ist ein kleines indigenes Volk, das hauptsächlich in der russischen Region Kemerowo siedelt. Das kleine turksprachige Volk zählt gerade mal noch 15.000 Personen. Ihrer traditionelle Lebensweise mit Fischfang, Jagd und Holzwirtschaft können sie kaum nachgehen, da fast alles durch einen Nationalpark untersagt ist. Wir haben darüber bereits berichtet.
Die beiden Brüder, Gennadi und Semjon Kiskorow, wurden im Herbst 2022 in der Region Kemerowo mobilisiert. Sie gehören zur Ethnie der Schoren und lehnen den Kriegsdienst aus religiösen Gründen ab. Sie forderten, dass sie stattdessen zu einem Zivildienst abgestellt werden. Gennadi wurde von den Kommandanten ihrer Einheit gefoltert.
Gennadi wurde an einen Baum gefesselt und musste so die Nacht überstehen. "Eine weitere Nacht ertrage ich nicht. Sie haben mir angedroht - eine weitere Nacht gefesselt an einen Baum, als Sturmtruppler nach vorne geschickt zu werden oder Gefängnis wegen Mißachtung eines Befehls," berichtete er seinem Bruder Semjon. Jetzt ist Semjon tot, über Gennadi liegen keine weiteren Informationen vor.
Wir veröffentlichen nachstehend die übersetzten Berichte der russischen Nachrichtenagentur Astra in Auszügen. Über die subtile Foltertechnik im russischen Militär zeigen wir ein Video hier.
Weiterlesen: Zwei Schoren - einer gefesselt und gefoltert, einer getötet
Das Foto stammt von der Beisetzung des Andrej Wiktorowisch Bublik in der Stadt Kamensk-Uralsky. Sie ist eine Großstadt mit etwa 175.000 Einwohnern, die östlich des Urals liegt und sich damit schon im asiatischen Teil Russlands befindet. Wir haben über den Fall von Andrej bereits berichtet, am 9. August 24 wurde er bestattet.
Aus welchen Gründen Andrej in den Krieg gezogen ist, bleibt im Dunkeln. Der Mann wurde am 10. August 1991 in der Stadt geboren und arbeitete als Monteur in den Ölraffinerien des Landes, später in einem der Industrieunternehmen der Stadt.
Privat war er verheiratet und hatte zwei minderjährige Kinder. Freunde hätten ihn als freundlich, fröhlich, mitfühlend und konfliktfrei beschrieben. Er hätte sich nie geweigert, jemandem zu helfen, hätte Kinder sehr geliebt und wäre ein echter Familienmensch gewesen. Kaum zu glauben, dass solch eine Person freiwillig in den Krieg zieht, um andere Menschen zu töten
Wer die Informationsseite der "Saratower Hochschule für Industrietechnologien" besucht, bekommt an erster Stelle die links abgebildete Anzeige zu sehen. Es ist eine Anzeige des örtlichen Militärs, das viel Geld verspricht, wenn man einen Vertrag als Freiwilliger abschließt.
MILITÄRDIENST UNTER VERTRAG der REGION SARATOW, wähle 117
ab 1,3 Millionen Rubel im ersten Dienstmonat, ab 3,5 Mio. im ersten Dienstjahr.
In unsere Währung umgerechnet sind das etwa 13.000 € sofort und 35.000 € im ersten Dienstjahr.
Und auch sonst scheint die militärische Ausbildung der Schüler eine große Rolle zu spielen. Ende Mai beteiligte sich die Schule an der vormilitärischen Veranstaltung "Pfad der Wachen". Den Film dazu zeigen wir am Ende dieses Beitrages.
Am 6. August gab die Fachschule den Tod eines ihrer Schüler bekannt. Wladislaw Wladimirowitsch Dsjadewitsch, geboren am 30.07.2005, wurde am 28. Juli 24 im Krieg gegen die Ukraine getötet. Er hat seinen 19. Geburtstag knapp verpasst.
Weiterlesen: Die Saratower Hochschule für Industrietechnologien
Trauerzug für Wladimir Zagradski am 09. August 24
Es sind erschreckende Beispiele, die uns zur Zeit in großer Zahl aus Russland erreichen. Die freiwilligen Soldaten, deren Tod wir registieren, werden immer jünger. Wir melden hier nur die extremsten Beispiele, allerdings werden wir ausschließlich auf das Alter bezogen, in den nächsten Tagen eine Zwischenbilanz zum 15. August vorlegen. Hier ein aktuelles Beispiel eines 18-jährigen Jungen:
Wladimir Wladimirowitsch Zagradski, geboren am 20.03.2006, kam aus dem großen Dorf Michailowskoje im Altai-Territorium. Das Dorf hat etwa 9.000 Einwohner, sein Bezirk liegt an der Grenze zu Kasachsten. Über Wladimir gibt es keine unabhängigen Berichte, wir wissen nur das, was der Bezirksleiter erzählt und das ist wenig.
Wladimir hätte sich freiwillig gemeldet und wäre am 30. Juli 2024 in der Nähe der ukrainischen Stadt Awdijiwka getötet worden.
Wir können noch hinzugfügen - auf Grund seines Alters hatte Wladimir keine militärische Ausbildung, der Wehrdienst stand ihm noch bevor.
Der Leiter des Bezirks schreibt zur Beisetzung auf VKontakte:
Rajewski ist ein sehr großes Dorf in Baschkortostan mit etwa 19.000 Einwohnern. Es liegt etwa 100 km südwestlich der Hauptstadt Ufa.
Auf der lokalen VKontakte-Seite wurde am 14. August 24 eine Zusammenstellung der Opfer der Region im Krieg gegen die Ukraine veröffentlicht. Der Bericht zeigt, dass immer noch außergewöhnlich viele Baschkiren in diesem Krieg getötet werden.
Wir veröffentlichen den Bericht roh übersetzt, die Namen haben wir nicht auf die deutsche Schreibweise verbessert:
Kubanka ist ein Dorf in der russischen Oblast Orenburg mit etwa 1.000 Einwohnern. Es liegt etwa 80 km nordwestlich der Hauptstadt Orenburg.
Kubanka wurde im Jahr 1895 von deutschen Mennoniten-Siedlern gegründet. Diese waren aus dem Koloniebezirk Molochan bei Melitopol in der Ukraine weiter nach Osten gezogen und hatten sich dort niedergelassen.
Aus diesem Dorf kam der 18-jährige Ilja Soloduschkin (28.01.2006 – 27.07.2024, VKontakte-Status), der auch in den Krieg gegen die Ukraine gezogen ist - mit tödlichem Ausgang. Auch Ilja hatte vorher keine militärische Ausbildung erhalten, den Wehrdienst hatte er bis dahin noch nicht abgeleistet.
Wir geben den Bericht seiner Schule wieder:
Der ehemalige Leiter des Untersuchungsgefängnisses Nr. 1 von Machatschkala, Daud Dawydow, wurde im Krieg gegen die Ukraine getötet, das berichtete eine Nachrichtenagentur aus Dagestan am 4. August. Machatschkala ist die Hauptstadt der russischen Teilrepublik Dagestan mit etwa 600.000 Einwohnern.
Letztes Jahr wurde Dawydow zu acht Jahren Gefängnis verurteilt. Der Mann hatte sich danach aus der Haft gegen die Teilnahme an einem Sturm-V Kommando freigekauft, was ihm jetzt zum Verhängnis wurde.
Der Beamte wurde 2019 verhaftet. Ihm und seinen Untergebenen wurde Machtmissbrauch durch Gewaltanwendung, Bestechung, Erpressung und Betrug vorgeworfen.
Sorotschinsk in Orenburg -- Foto: Ahim2 -- Lizenz: CC BY-SA 3.0
Da sich am heutigen Tag solch kleine Dramen häufen, die offensichtlich in Russland niemand mehr berühren mag, wollen wir diese unwichtige Geschichte schnell nacherzählen.
Wladimir Jurjewitsch Borger kommt aus dem kleinen Dorf Woikowsky, das zum Stadtbezirk von Sorotschinsk gehört. Die Stadt Sorotschinsk hat etwa 28.000 Einwohner und ist etwa 200 km von der Hauptstadt Orenburg entfernt. Die größte Attraktion ist ein großer Stausee zur Wasserversorgung der Landwirtschaft, der in der Nähe liegt.
Marcel Mazitowitsch Kaschapo, geboren am 2. Oktober 2001, kam aus dem kleinen Dorf Tarkazy mit etwa 700 Einwohnern (2010) im Bezirk Jermekejewski in Baschkortostan. Im Februar 2024 hat er einen Vertrag mit dem Militär zum Kriegsdienst abgeschlossen. Wann er genau getötet wurde, wird nicht mitgeteilt. Er wurde am 3. August in seinem Heimatdorf begraben.
Seine Halbschwester Winera hat mit der russischen Exilpublikation Meduza geredet und über das Schicksal von Marcel berichtet. Zu diesem Zeitpunkt war der Verbleib ihres Bruder noch nicht ganz klar. Ihr Bericht dürfte beispielhaft für viele der "Freiwilligen" sein, die an der Front ein schneller Tod erwartet. Wir geben ihre Stellungnahme übersetzt wieder:
Wahrscheinlich eine fehlgeleitete Flugabwehrrakete ist im Zentrum der Stadt Belgorod eingeschlagen
Eine Initiative aus Belgorod ("Asche") recherchiert zu den Kriegsopfern in der Region Belgorod. Wir haben schon mehrfach über deren Veröffentlichungen geschrieben. Die Region Belgorod liegt direkt an der Grenze zur Ukraine und hatte immer einen intensiven Austausch mit dem Nachbarstaat. Menschen sind zum Einkaufen über die Grenze gefahren - von beiden Seiten. Und es gibt vielfache familiäre Verflechtungen untereinander.
Im Zeitraum vom 20. - 27. Juli hat "Asche" 27 neue Kriegstote aus der Region recherchiert. Das sind häufig keine aktuellen Fälle, sondern gefundene Gräber auf Friedhöfen der Region oder Soldaten, die irgendwo im Kriegsgebiet tot zurückgelassen wurden und aktuell bestattet wurden.
Wir geben den Telegram-Beitrag vom 28.07.24 roh übersetzt wieder, das bedeutet in diesem Fall, dass wir die Namen nicht auf die deutsche Schreibweise korrigiert haben.
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Kirill Aleksejewitsch Kalinkin 27.09.2005 - 17.04.2024 |
Platon Dmitrijewitsch Prismotow 25.10.2005, begraben am 07.08.24 |
Wir hatten bereits mehrfach berichtet, dass wir unter den russischen Kriegstoten immer mehr gerade erwachsen gewordene junge Männer finden. Sie sind Opfer eines gnadenlosen Systems, das den Kriegsteilnehmern viel Geld, Ehre, Zuwendung und den Einsatz in ungefährlichen Gegenden verspricht, aber bis auf die versprochenen Zahlungen nichts davon einhält. Fast ohne Vorbereitung werden die Freiwilligen an die Front geworfen, wobei die jungen Männer noch nicht einmal eine militärische Grundausbildung absolviert hatten.
Mit aktuell 92 erfassten Kriegstoten ist die Situation in der russischen Teilrepublik Inguschetien noch überschaubar. Die Republik liegt im Kaukasus, sie hat etwa 500.000 Einwohner, fast alle muslimischen Glaubens. Die russische Bevölkerung hat die Region verlassen, nur noch 0,64% dort bezeichnen sich als Russen.
So kommt es, dass die Beisetzungen der Kriegstoten dort noch so ein seltenes Ereignis sind, dass der Ministerpräsident den Angehörigen persönlich konduliert. Das zeigt unser Video im Fall des 24-jährigen Raschid Jewlojew, der im russischen Angriffskrieg gefallen ist.
Wer sich für den Text der inguschischen Regierung interessiert, findet ihn nachfolgend:
Manpupunjor-Felsen -- Foto: Butorin -- Lizenz: CC BY-SA 4.0
Heute wollen wir die russische Teilrepublik Komi besuchen. Sie liegt im äußersten Nordosten Europas und ist ob des kalten Klimas dünn besiedelt. Namensgeber der Region sind die Komi, ein finnisch-ugrisches Volk, das etwa ein Viertel der Bevölkerung stellt.
Nordöstlich der Hauptstadt Syktywar liegt etwa 500 km entfernt die Siedlung Troizko-Petschorsk mit weniger als 6.000 Einwohnern. Sie ist umgeben von Wald und Endstation einer Bahnstrecke. Von hier aus sind es nur noch lächerliche 165 km zu den Manpupunjor-Felsen, die unser Foto zeigt. Die Felsen zählen zu den "sieben Wundern Russlands".
Aus Troizko-Petschors kam auch Stanislaw Sergejewitsch Ratnikow, der sich erfolglos im Krieg gegen die Ukraine versuchte.
Ust-Belaja von einem Quadcopter aufgenommen -- Foto: Thabigd -- Lizenz: CC BY-SA 4.0
Am Fluss Anadyr liegt das Dorf Ust-Belaja mitten im kalten Tschukotka. Die Hauptstadt Anadyr ist über 200 km Luftlinie entfernt. Das Dorf hat etwa 600 Bewohner, um die Jahrtausendwende waren es noch etwa 900.
In Ust-Belaja gibt es eine weiterführende Schule, eine Kunstschule, einen Kindergarten, ein Postamt, ein Kommunikationszentrum, ein Geschäft, eine Bäckerei, ein Hotel und eine Rentierzuchtfarm, der große Arbeitgeber des Dorfes. Aber es gibt keine Straßenverbindung nach Ust-Belaja. Man erreicht es mit dem Hubschrauber von Anadyr aus oder im Sommer mit dem Motorschiff, das aber zwei bis drei Tage braucht.
Aus Ust-Belaja kam auch Ruslan Aatschek, der in der örtlichen Renntierzucht arbeitete und ganz weit weg in der Ukraine in den Krieg zog. Wir dokumentieren den Bericht des dortigen Nachrichtenmagazins:
Weiterlesen: Der Rentierzüchter Ruslan Aatschek aus Ust-Belaja
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Ria Nowosti ist die bedeutendste staatliche Nachrichtenagentur in Russland. Auf ihrem Telegram-Kanal veröffentlichte sie heute (12.08.2024) die nebenstehende Grafik, die wir durch Google haben übersetzen lassen. Der Text zu jener Grafik lautete: Putin bewertete die Aussichten für Verhandlungen mit der Ukraine vor dem Hintergrund der Lage in der Region Kursk. Dazu gab es folgende weitere Stellungnahmen von Putin: |
Alle russischen Regionen wurden heute zum 31.01.25 aktualisiert. Baschkortostan hat erneut den höchsten Zuwachs an Kriegstoten, gefolgt von Tatarstan und der Region Tscheljabinsk.
Insgesamt wurden im Januar einige Verzeichnisse ausgewertet, die Kriegstote seit Beginn des Krieges dokumentierten. Es wurden folglich auch zahlreiche Altfälle neu registriert.
Die absoluten Zahlen für Januar 25 haben wir bereits im Kopf unserer Seite veröffentlicht. Daran wird sich nur noch marginal etwas ändern.
Im Moment gehen wir noch etwa 800 Meldungen aus dem Februar 25 durch, das wird noch einige Tage dauern. Unsere Zusammenfassung für den Monat Januar wird etwa in einer Woche veröffentlicht werden.
Im Moment befinden wir uns im Austausch mit einer Initiativgruppe in Baschkortostan. Die russische Teilrepublik wird auch im Januar 25 die höchsten Verluste im Krieg gegen die Ukraine aufweisen und wir hoffen, dass wir in den nächsten Tagen einen Beitrag der Initiative veröffentlichen können, der die dortige Situation erklärt.
OM, 04.02.25
Es gab Rückfragen, welche Bedeutung unsere Ausweichdomain "gibtsnet.eu" hat und ob sich dahinter eine EU-kritische Einstellung verberge. Deshalb die kurze Geschichte dieses Domain-Namens.
Wer immer mit Kindern zum Einkaufen in einem großen Warenhaus/Supermarkt unterwegs war, wird diese Erfahrung gemacht haben. Das ausgelegte überreiche Warenangebot weckt beim Nachwuchs vielfältige Bedürfnisse, die sie mit Nachdruck einfordern. Zunächst erklärt man höchst pädogogisch, warum und weshalb man ihren Wünschen nicht nachkommt. Und manchmal hat man einfach keine Lust mehr zu langatmigen Erklärungen: Dies und das gibtsnet!
So bekam der Verfasser dieser Zeilen aus kindlicher Wut heraus den Namen Herr Gibtsnet verpasst.
Für Testzwecke brauchten wir damals eine neue Domain, da ist uns dieser Name eingefallen. Die de-Domainendung war schon vergeben, also haben wir die europäische Variante benutzt.
Der russische Ableger von Radio Liberty hat am 23. Januar 25 einen Beitrag veröffentlicht, der in Teilen unserem Bericht eine Woche zuvor entspricht. Und nein - es wurde nicht abgeschrieben, nur hat die Autorin sich auf die selben VKontakte-Seiten des baschkirischen Bezirks Belorezk bezogen wie wir.
Für alle die noch mehr Details wissen und sich deshalb nicht bei VKontakte anmelden wollen.
Im Zeitraum vom 1. bis 15 Januar 2025 haben wir 2.239 russische Kriegstote registriert. Das ist bereits eine große Zahl, aber nicht so groß, wie wir in unserer Statistik vom Dezember 24 angekündigt haben. Für uns bedeutete es, dass wir etwas nacharbeiten konnten. Und tatsächlich haben wir in diesem Zeitraum viele Gefallenen aus den Jahren 2022 und 2023 nachgetragen.
Die Erklärung für die geringere Zahl ist allerdings ganz einfach. Am 6. und 7. Januar feierte die orthodoxe Kirche Weihnachten, da gab es weniger Berichte zu gefallenen Soldaten. Das wird nicht so bleiben.
Eine Berichtigung zu unserer veröffentlichten Zahl der russischen Kriegstoten im Monat Dezember. Wir hatten im Kopf unserer Seite die Zahl -91.596- veröffentlicht. Das war nicht richtig, wir hatten einen Zahlendreher. Die richtige Zahl sind 91.569 dokumentierte russische Kriegstote, wir haben den Fehler korrigiert.
Vermutlich bis Ende der Woche wird es noch dauern, bis wir unseren vollständigen Bericht zum 31.12.2024 vorlegen können.
Zunächst müssen wir noch etwa 6.700 Namen übersetzen. Dabei helfen uns zwar Übersetzungsprogramme, aber in der Realität müssen wir jeden zweiten Namen nachkorrigieren, weil die Programme eine englische Fassung der Namen ausspucken und diese deshalb teilweise unaussprechlich werden.
Danach werden die Namen in unsere Listen der Regionen aufgenommen - das geht auch nicht automatisch und wenn eine 500-Marke überschritten wird, gibt es eine neue Datei. Und zum Schluss muss alles geschrieben und die Tabellen angelegt werden.
OM 07.01.24
Der Krieg Russlands gegen die Ukraine dauert jetzt beinahe drei Jahre, nach und nach verschwinden auch Medienunternehmen, VKontakte-Seiten und ganze Webseiten, vielleicht weil sie zu offen über die Resultate dieses Krieges geschrieben haben. Damit verschwinden auch viele von uns angegebe Links auf die Veröffentlichungen in Russland. Wir haben uns in soweit abgesichert & Screenshots gespeichert.
Auch die Webseite von Semyon Kochkin "Wütendes Tschuwaschien" wurde inzwischen gesperrt, die dort veröffentlichte Liste der tschuwaschischen Kriegstoten findet man jetzt bei "Skat-Media".
Unser Bericht über den baschkirischen Bezirk Baimak ist keine zwei Tage alt und beinahe alle auf die Originalbeiträge verweisenden Links sind tot. Also nicht ganz, sondern die Besucher erfahren, dass deren Inhalt gelöscht worden wäre.
Das dürfte kein Zufall sein, wahrscheinlich bekamen die Administratoren des Kanals "Baimak-Ortszweig der Kampfbruderschaft" einen entsprechenden Hinweis.
Wir haben heute Nacht einen größeren Beitrag über den Bezirk Baimak in Baschkirien zusammengestellt. Wir wollen damit aufzeigen, wie der Krieg gegen die Ukraine das Leben in den ländlichen Bezirken der Republik Baschkortostan beeinflusst.
Es ist aber nicht der einzige Beitrag, der sich mit diesem Thema befasst. Wir haben am 14. November 24 einen ähnlichen Bericht vom Bakalinsky Bezirk im Westen Baschkortostans veröffentlicht. Im Juni 24 haben wir über den Bezirk Tatyschlinski und im April über den Blagovarsky Bezirk geschrieben.
Nimmt man alle Berichte zusammen, bekommt man eine Ahnung, wie das Leben in den ländlichen Regionen sich darstellt und was dieser Krieg für die Baschkiren bedeutet.
Nachdem die Aufmerksamkeit zu unseren Veröffentlichungen wächst, eine kurze Information zu OskarMaria.
Unter diesem Pseudonym war der Initiator im Internet seit über 25 Jahren recht unregelmäßig präsent. Ab dem Jahr 2014 hat er hier über die Situation in den von Russland besetzten Gebieten des Donbass geschrieben. Als einer der ersten Journalisten überhaupt informierte er über die damals neu gegründete Gruppe Wagner.
Beruflich war er seit den 80-iger Jahren Geschäftsführer von diversen Medienunternehmen im Printbereich. Jetzt im Ruhestand, Kinder erwachsen, bleibt etwas mehr Zeit, die gesammelten Erfahrungen zusammen mit wenigen Mitstreitern für dieses Projekt zu nutzen.
Nachtrag: OskarMaria– das ist eine kleine Verbeugung vor dem beinahe vergessenen Schriftsteller Oskar Maria Graf. In Zeiten der Bücherverbrennungen wurden seine Werke von den Nazis verschont, ja sogar teilweise empfohlen. „Verbrennt mich!“ schrieb er 1933 in der Wiener Arbeiterzeitung, „nach meinem ganzen Leben und nach meinem ganzen Schreiben habe ich das Recht, zu verlangen, dass meine Bücher der reinen Flamme des Scheiterhaufens überantwortet werden und nicht in die blutigen Hände und die verdorbenen Hirne der braunen Mordbanden gelangen!“ Schließlich floh er in die USA – dort lebte er in bescheidenen Verhältnissen. Deutschland wollte den unbequemen Mann nach dem Krieg nicht wieder haben. Er starb 1967 in New York.
Literaturempfehlung: Wir sind Gefangene - Autobiograhie 1927.
Doppelt
Wladimir: 25. Artem Kozhenkov // Nischni Nowgorod: 35 Artem Kozhenkov
Wolgograd: 01 Juri Agarkov // Pskow: 41 Juri Agarkow
Kutelev Stanislav, dreifach, Kostroma, Rjasan und Orenburg. Nur Orenburg
Nikolai Symov, Rjasan & Tschuwaschien - nur Tschuwaschien
Mamontov Mikhail - Krasnodar Teil 1 & Teil 2
Ivan Alekseevich Chulkov, Kostroma, Pos. 51/56
Elimov Alexey Michailowitsch , Kostroma & Tschuwaschien
Falsch einsortiert
Ruslan Khamitov, Tscheljabinsk, kein Söldner der Gruppe Wagner
Anton Wladimirowitsch, 19 Jahre
Drei Monate lang suchte seine Mutter in den sozialen Medien nach ihrem Sohn, der am 2. Novenber 24 an der Front verschwunden war. Ende Januar 2025 erfuhr sie von seinem Tod. Anton Wladimirowitsch Nosyrew, geboren am 27. August 2005, kam aus der Stadt Krasnokamensk, das in der Region Transbaikalien und etwa 40 km von der chinesischen Grenze liegt. Den großen Sprung auf dem Foto machte er vor sieben Jahren. Anton wurde in der Region Kursk getötet.
In der Stadt Suchoi Log im asiatischen Teil der Region Swerlowsk lebte Juri Wiktorowitsch Borowitsch. Juri wurde am 6. April 1980 geboren und hatte den Beruf eines Traktor- und Mähdrescherfahrers erlernt. Sein Sohn wurde im Herbst 2022 mobilisiert und im August 2024 an der Front in der Ukraine schwer verwundet.
Das Schicksal seines Sohnes nahm Juri persönlich, er meldete sich als Freiwilliger zum Kriegsdienst in der Ukraine und erklärte: "Für alle Toten und Verletzten".
Lange dauerte sein Kriegseinsatz nicht. Am 10. September informierte er seine Familie, dass ihre Einheit Nowogrodowka stürmen würde. Das war Juris letzter Kampf. Am 31. Januar 25 wurde er bestattet.
Anatoli Alexandrowitsch Wlassow, geboren am 4. Oktober 2006, kam aus dem ukrainischen Luhansk, das seit Frühjahr 2014 von Russland besetzt ist. Vater und Mutter hatten wohl eine prorussische Einstellung, den Vater sieht man auf Fotos in Militäruniform, die Mutter mit einem "Z", dem Symbol des russischen Angriffskrieges, auf ihrem T-Shirt. Und Anatoli findet man auf einem Foto mit 10-11 Jahren in militärischer Kleidung bei einem Übungsschießen.
Anatoli wurde am 4. Oktober 24 achtzehn Jahre alt, bereits am 21. November 24 schloss er einen Vertrag mit dem russischen Militär und zog in den Krieg.
Auf seiner VKontakte-Seite findet man zahlreiche Fotos, auf denen er allein und mit Kameraden posiert.
Auch Anatolis Leben fand ein schnelles Ende. Seinen genauen Todestag kennen wir nicht, aber seine Beisetzung fand am 7. Februar 2025 statt.
Andrej Iwanowitsch Tortumaschew, geboren am 02. Februar 1968, kam aus der Stadt Taschtagol in der Region Kemerowo. Die Existenz der Stadt mit 22.000 Einwohnern hängt an einem Unternehmen: der Eisenerzmine Taschtagol. Andrej ist als Freiwilliger in den Krieg gezogen und wurde am 29. März 24 als vermisst gemeldet. Seine Angehörigen suchten nach ihm mit folgenden Details:
Andrej Iwanowitsch Tortumaschew, geb. am 02.02.1968 aus Mittel-Tscheley, Taschtagol. Militäreinheit 21005 74. separate motorisierte Schützenbrigade, Jurga seit 29.03.2023 als vermisst gemeldet.
Unter der rechten Brust befindet sich eine Narbe von einer Lungenoperation, zwei Segmente der rechten Lunge wurden entfernt, links eine gebrochene Nase, links eine Narbe über der Oberlippe.
Alexandra Konstantinowna Lobanowskaja wäre die erste Frau aus der Region Iwanowo gewesen, die im Krieg gegen die Ukraine getötet wurde.
Alexandra wurde im Jahr 1990 geboren und kam aus der Stadt Kineschma. Sie hatte sich in einer anderen Region für den Einsatz im Krieg als Sanitäterin beworben, vermutlich weil dort höhere Antrittsprämien gezahlt werden. Alexandra wurde im Januar 2025 getötet.(Link)
Die Stadt Sudak liegt an der Ostküste der Krim und ist das Zentrum der Wein- und Sektherstellung auf der Halbinsel. Aus Sudak kam Elena Jurjewna Kim, geboren am 19. Oktober 1972. Sie machte ihren Abschluss an der Schule Nr. 2 in Sudak und studierte anschließend an der medizinischen Hochschule in Simferopol.
Mit Beginn des Krieges bewarb sich Elena beim russischen Militär als Sanitäterin. Am 23. Mai 23 schließlich konnte sie einen Vertrag abschließen und wurde Teil einer Angriffseinheit. Am 12. Januar 2025 wurde sie getötet. Sie hinterließ zwei Söhne und eine Tochter. (Link)
Zu den entbehrlichen Soldaten in der russischen Armee gehören auch die Waisen, wir haben das schon viel zu häufig dokumentiert. Auch sie werden auf die gefährlichsten Angriffe geschickt und sterben schnell an der Front. Ein aktuelles Beispiel aus Baschkortostan:
Wladislaw Arturowitsch Saliew wurde am 27. Oktober 2003 in Ufa, der Hauptstadt Baschkortostans, geboren. Mit zehn Jahren kam er in ein Waisenhaus, das später geschlossen wurde. Wladislaw wurde in ein 100 km entferntes Waisenhaus in der Stadt Birsk abgeschoben. Nach der 9. Klasse im Jahr 2020 absolvierte er eine Ausbildung zum Automechaniker. In seinem Beruf fand er keine feste Anstellung und verdiente sein Geld als Gelegenheitsarbeiter.
Wladislaw hatte keinen Wehrdienst geleistet, trotzdem schloss er im September 2024 einen Vertrag mit dem russischen Militär und im Oktober war er bereits tot.
Am 22. Januar 25 wurde er in Ufa begraben.
Russlands Krieg gegen die Ukraine begann im Jahr 2014 mit dem Einmarsch in den Donbass. Eine Tatsache, die Russland bis heute leugnet. Per Zufall sind wir heute über eine Nachricht aus Perm gestoßen, veröffentlicht am 3. September 2014. Der übersetzte Orginaltext von PermNews.ru in Auszügen:
In der Ukraine ist ein Vertragssoldat aus der Region Perm gestorben
Ein 20-jähriger Bewohner des Dorfes Kuwa im Bezirk Kudymkarsky im Perm-Territorium, Wassili Karawajew, der im Rahmen eines Vertrags in den Panzertruppen der russischen Streitkräfte diente, starb in Donezk.
Den Tod des Soldaten aus der Kama-Region berichtet PermNews unter Berufung auf die Schwester des Verstorbenen.
Nach Angaben der Frau wurde sie am 31. August vom Militärkommissar und dem Leiter der ländlichen Siedlung Beloevsky persönlich über den Tod ihres Bruders informiert. Sie sagten, dass ihr Bruder Wassili Karawajew am 21. August schwer verletzt und ins Krankenhaus in Rostow am Don eingeliefert wurde, es jedoch nicht möglich war, das Leben des Verwundeten zu retten, und er am 26. August starb. Der Veröffentlichung zufolge sollte die Leiche des Verstorbenen am 3. September nach Hause gebracht werden.
Die Schwester des Verstorbenen sagte auch, dass Wassili im Mai 2014 seinen Militärdienst in der russischen Armee abgeschlossen habe und sich im Juli entschieden habe, im Rahmen eines Vertrags zum Militärdienst zu gehen. Kurz bevor der junge Mann verwundet wurde, teilte er seinen Angehörigen mit, dass seine Einheit an die Grenze zur Ukraine in der Region Rostow gebracht worden sei....
Knapp 5.000 Menschen wohnen im Dorf Bogoslowka in der Region Pensa und die meisten davon gehören der russisch-orthodoxen Kirche an. Der Priester der Gemeinde, Pater Paul, bürgerlich Pawel Anatoljewitsch Batschurin, hatte seine Ausbildung am am Theologischen Seminar Pensa erhalten und war seit 2002 predigender Teil der Orthodoxie.
Doch mit 54 Jahren zog es Pater Paul zu höheren Aufgaben - er meldete sich als Freiwilliger zum Krieg gegen die Ukraine.
Wir haben bisher schon über einige Priester berichtet, die an der Front gefallen sind, aber alle waren mit der geistlichen Betreuung der Frontsoldaten beauftragt. Pater Paul zog es zur kämpfenden Truppe. Details über seinen Kriegseinsatz wissen wir nicht, aber Pawel wurde am 24. Januar 25 in seinem Heimatdorf beigesetzt.
Er wäre ein mitfühlender, freundlicher, verantwortungsbewusster und aufrichtiger Mensch gewesen, heißt es in seinem Nachruf - kaum zu glauben.
Russlands Krieg gegen die Ukraine wird von beiden Seiten auch mit Drohnen geführt. Häufig kommen handelsübliche Kleindrohnen zum Einsatz, die geringfügig modifiziert und mit Sprengkörpern ausgerüstet werden. Die Drohnenpiloten sitzen in geringer Entfernung zum Kampfgebiet in Gebäuden versteckt, haben eine FPV-Brille über den Augen und steuern die Drohne mit einem kleinen Controller.
Und so kommt es, dass wir immer häufiger solche Drohnenpiloten in unsere Liste der Getöteten aufnehmen. Meist sind es junge Soldaten, die in Computerspielen Reaktionsschnelligkeit erlernt haben.
Damir Ischkinejew war so ein junger Drohnenpilot. Damir, geboren am 15. Januar 1999, kam aus der Stadt Nurlat in Tatarstan. Nach der Schule erlernte er einen Beruf in der Fachrichtung "Landwirtschaftliche Mechanisierung". Doch im November 2023 zog er als Freiwilliger in den Krieg, steuerte dort Drohnen und wurde am 25. Dezember 24 getötet.
Ein Foto von Damir haben wir nicht, aber ein Foto seiner Beisetzung.
Am 15. November 2024 wurde Derrick Ngamana, ein Bürger der Zentralafrikanischen Republik, bei den Kämpfen um das Dorf Novoivanovka im Bezirk Sudzhansky der Region Kursk getötet.
Der Todesanzeige zufolge kämpfte der 32-jährige Söldner in der Angriffskompanie einer Marine Brigade der Pazifikflotte im Dienstgrad eines Matrosen.
Ngamana diente zuvor bei den zentralafrikanischen Streitkräften im Rang eines Unteroffiziers. Im Jahr 2023 wandte sich Ngamana an einen Freund der Familie und Teilzeitdiplomaten der Zentralafrikanischen Republik in Moskau, mit der Bitte um Hilfe bei der Einschreibung an einer russischen Universität, doch dann fehlten ihm die Mittel, um nach Russland zu reisen. Das gab Whangapou selbst auf Facebook bekannt .
Ngamanas jüngerer Bruder behauptet, er habe einen Vertrag mit der russischen Armee unterzeichnet und sei im September 2024 zum Kampf in die Ukraine gegangen. Laut seinem Bruder sagte Ngamana ihm, dass er auf diese Weise hoffte, „seine Kinder großzuziehen“ und ihnen „eine bessere Zukunft zu ermöglichen“.(Quelle)
Gestern haben wir hier über Stanislaw Tymrik berichtet, der aus dem aussterbenden Dorf mit dem Namen "Schnee" in einer abgelegenen Region von Tschukotka stammte. Nur 15 km davon entfernt (für die dortigen Verhältnisse wenig) liegt das größere Dorf Ust-Belaja mit etwa 600 Bewohnern. Aus diesem Dorf kam der sehr junge Waleri Beljajew, geboren am 24.10.2002.
Waleri meldete sich im September 24 freiwillig zum Kriegstdienst beim russischen Militär, bereits am 12. Dezember war er tot. Wir haben den Originalbeitrag aus Tschukotka hier veröffentlicht.
Waleri ist bereits der dritte junge Mann aus dem Dorf, der im Krieg gegen die Ukraine getötet wurde. (Ruslan, Alexej)
Kubinka ist eine kleine Stadt etwa 60 km westlich von Moskau. Die örtliche Schule soll nach einem gefallenen Teilnehmer des Krieges gegen die Ukraine umbenannt werden. Pawel Tichonow ging dort zur Schule, hatte eine Frau und vier Kinder und viel mehr wissen wir nicht. Dafür wissen wir etwas über seinen militärischen Lebensweg.
Im Jahr 2014 reise Pawel in den ukrainischen Donbass, um als Separatist verkleidet, Moskaus erste Invasion der Ukraine zu unterstützen. Als dann 2022 der zweite russische Einmarsch erfolgte, unterschrieb Pawel erneut einen Vertrag und ging zurück ins Kriegsgebiet. Eine schwere Verwundung hielt ihn nicht auf, er lernte danach russische Drohnen zu steuern. Anfang 2024 beendete eine HIMARS-Rakete sein Kriegsabenteuer.
Maxim Michailowitsch Kusnetsow, geboren am 24. Juni 1985, kam aus dem Dorf Gorchon in Burjatien. Nach der Schule absolvierte er eine Sekundärausbildung an der Technischen Hochschule Baikal mit den Schwerpunkten Recht und Organisation der sozialen Sicherheit. Danach musste er seinen Wehrdienst ableisten und erhielt nach dessen Ende eine Stelle als Gerichtsvollzieher in Baschkortostan.
Privat trainierte Maxim als Boxer und als "Martial Arts"-Kämpfer und bekam 2015 in diesen Sportarten den Titel eines Meisters. Im Jahr 2023 gab er seine Stelle in Baschkortostan auf und wurde Gerichtsvollzieher im von Russland besetzten Teil der Oblast Saporoschja.
Und weil er schon mal nahe am Krieg war, schloss Maxim am 1. September 2024 einen Vertrag zum Kriegsdienst mit dem russischen Militär ab. Für einen Gerichtsvollzieher mag seine "Martial Arts"-Ausbildung von Vorteil sein, im Krieg der Drohnen und Artilleriegefechte ist sie eher zweitrangig. Bereits am 24. Oktober 24 lief Maxims Vertrag aus. Er wurde am 14. Januar 25 in seiner Heimat bestattet.
Schon wieder sind wir in Baschkortostan, diesmal in einer Region nördlich der Hauptstadt Ufa. Im Bezirk Mischkinski befindet sich das Dorf Staroarzamatowo mit etwas über 500 Einwohnern. Die Bewohner des Dorfes sind fast alle ethnische Mari. Benz Leonidowitsch Parsajew, wurde am 24.12.2002 im Dorf geboren und ist dort aufgewachsen. In der Berufsschule machte er eine Ausbildung zum Schweißer. Danach arbeitete er ohne feste Anstellung.
Auch ihn lockte das viele Geld zum Kriegsdienst, am 15. November 24 schloss er einen Vertrag mit dem Militär. Er hätte als einfacher Schütze in einer Sturmtruppe gedient. Aber bereits im Dezember war Benz tot - das genaue Datum wird überall verschwiegen.
Er hätte "mit Ehre und Würde beschlossen, die edle Arbeit seiner Vorfahren fortzusetzen", schreibt die Bezirksverwaltung am 7.1.25 im Nachruf.
Heute haben wir den ersten Eskimo in unsere Datenbank eingetragen. Kirill Agha stammte aus Neu Tschaplino, das auf der russischen Seite des Beeringmeers liegt.
Wir haben den Originalbeitragder Presseagentur von Tschukotka hier veröffentlicht.
Zur Situation der verschiedenen Ethnien im Nordosten Russlands empfehlen wir den Beitrag "Das Volk der Kerek existiert nicht mehr".
Das nicht nur Straftäter, Männer vom Land oder dumme junge Leute im russischen Fleischwolf landen, zeigt das Beispiel des Journalisten Winer Florisowitsch Zyganschin aus Birsk in Baschkortostan. Der Mann war wohl besessen von russischem imperialen Denken und glaubte, "dass es seine Pflicht sei, das Mutterland zu verteidigen" - in der Ukraine.
Am 30. Oktober 24 unterschrieb Winer einen Militärvertrag, am 12. November ging es an die Front, am 14. November schrieb er seinen Kollegen „Wir werden gewinnen!“. Das waren seine letzten Worte. Seine Beisetzung steht noch aus.
Wir haben den gesamten Beitrag der Birsker Lokalzeitung hier eingestellt.
Am 5. Januar wurde im Dorf Bortom Jegor Aleksandrowitsch Murawjow begraben. Bortom ist ein kleines Dorf mit etwa 300 Bewohnern in der Republik Komi im europäischen Norden Russlands.
Jegor wurde im Dorf am 25. April 1989 geboren. Nach der Schule machte er eine Ausbildung zum Elektriker für Telefonkabelanlagen. "Nach seiner Ausbildung arbeitete er in Syktywkar in verschiedenen Positionen", heißt es in seinem Nachruf und bedeutet soviel, dass er nicht in seinem erlernten Beruf gearbeitet hat - wenn überhaupt. Syktywkar ist übrigens die Hauptstadt der Republik Komi.
Jegor war untauglich und musste auch keinen Wehrdienst leisten. Und trotzdem entschloss er sich Anfang November 24 einen Vertrag zum Kriegsdienst in der russischen Armee abzuschließen. Er diente als einfacher Schütze in einem Schützenbataillon. Der Vertrag endete schnell - am 16. Dezember 24 war Jegor tot.
"Während einer speziellen Militäroperation zur Entmilitarisierung und Entnazifizierung in den Gebieten der DVR, der LPR und der Ukraine starb Jegor, nachdem er seine Militärpflicht vollständig erfüllt hatte", schrieb die örtliche Verwaltung.