15.03.2025 -- 104.989 // Zuwachs zum 28.02.2025: 2.473
Falls ihr die Stadt Sarow in Russland nicht kennt, dann ist das eigentlich keine Bildungslücke. Denn seit Ende des zweiten Weltkriegs wechselte die Stadt mehrmals ihren Namen und wurde zudem von den russischen Landkarten getilgt. Der Grund dafür ist das Atomwaffenzentrum in der Stadt, das sich der Entwicklung und Forschung von Kernwaffen verschrieben hat. Und natürlich ist die Stadt auch für Touristen und Ortsfremde gesperrt.
Sarow hat heute etwa 94.000 Einwohner, es liegt auf der Grenze zwischen der Oblast Nischni Nowgorod und der Republik Mordwinien. Kürzlich wurde obiges Denkmal eingeweiht, das die im Krieg gefallenen Soldaten der Stadt aufzählt. Auf der Platte oben links sind drei Namen eingraviert - die Gefallenen im Krieg in Afghanistan, darunter sieben Namen aus dem Tschetschenienkrieg und daneben dann 46 Soldaten, die im Krieg gegen die Ukraine getötet wurden.
Wir haben das Foto mit maximaler Auflösung eingestellt, damit die Namen lesbar bleiben. Der Text zum Foto:
Das Dorf Ilirrnei in Tschukotka -- Foto: AlGaman -- Lizenz: CC BY-SA 3.0
Wieder berichten wir aus dem Autonomen Kreis der Tschuktschen, heute aus dem kleinen Dorf Ilirnei mit 188 Bewohnern im Landesinneren von Tschukotka. Im Dorf leben hauptsächlich Tschuktschen, die Rentierzucht und Fischerei betreiben.
Ilrnei ist schwer zu erreichen. Der nächste Ort ist Bilibino, das über eine 150 km lange Winterstraße verbunden ist. Ansonsten gibt es regelmäßige Hubschrauberflüge zu dem Dorf.
Aktuell berichtet die Presseagentur von Tschukotka, dass zwei junge Männer aus Ilirnei im Krieg gegen die Ukraine getötet wurden. Wir geben den Bericht vom 12. Februar 25 im Original wieder. Im Verhältnis zu der Einwohnerzahl nimmt Tschukotka einen Spitzenplatz bei gefallenen Soldaten im Krieg gegen die Ukraine ein.
Insgesamt konnten wir bei einer oberflächlichen Suche unter den getöteten russischen Soldaten im Januar 2025 insgesamt 51 deutsche Namen identifizieren.
Zwei russische Angreifer beobachtet von einer ukkrainischen Drohne
Neulich wurde ein weiterer mobilisierter Russe an die Front geschickt, der in die Kategorie „D“ (wehrunfähig) eingestuft worden war. Nach seiner Verwundung wurde er einer Einheit in Omsk zugeteilt, aber nach zweimonatiger Behandlung wurde er auf Krücken direkt an die Front geschickt. „Du gehst auf Krücken? So, auf Krücken und du gehst zur Infanterie!“ - zitierte Ilja Kowalenkos Frau den Kommandeur seiner Militäreinheit #90600 in einem Interview mit der Redaktion von „Fenster“.
Menschenrechtsaktivisten sagten, dass die Entsendung von Personen der Kategorie „D“ an die Front bereits vor drei Monaten - ab November 2024 - begonnen hat: Sogar diejenigen ihrer Mandanten, deren Ansprüche noch vor Gericht verhandelt würden, würden in den Krieg geschickt.
Balaschicha ist eine Großstadt an Moskaus östlicher Stadtgrenze, vom Zentrum der Hauptstadt etwa 25 km entfernt. Im Stadtteil Schelesnodoroschny gibt es ein militärisches Ausbildungs- und Taktikzentrum, an dem feierlich ein Wandgemälde eingeweiht wurde.
Das Gemälde zeigt Alexej Alexandrowitsch Repin, geboren 1987 im sibirischen Tjumen. Der Mann war seit 2005 russischer Berufssoldat, der 2014 sich in einen Donbass-Separatisten verwandelte. Alexej wurde schließlich im April 2024 in der Ukraine getötet. Posthum erhielt er einen Mutorden, den beinahe jeder gefallene russische Soldat verliehen bekommt.
Am 7. September 24 trafen sich die Schüler der „Akramowskaja Sekundarschule“ mit einem jungen Schulabsolventen. Zur Orientierung - wir befinden uns im kleinen Dorf Akromowo mit knapp 300 Einwohnern. Die Sekundarschule gehört zum Bezirk Morgauschki mit etwa 30.000 Bewohnern, der in der russischen Teilrepublik Tschuwaschien liegt.
Zu Gast war der 19-jährige Jewgeni Wladimirowitsch Sokolow, hier vermummt auf dem Bild oben, der sich auf Urlaub vom Kriegsdienst befand und der zum Schulanfang von seinen Erfahrungen im Krieg gegen die Ukraine berichtete.
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Fünf russische Wehrpflichtige mussten im Juli/August 2024 ihren Wehrdienst antreten. Sie kamen zunächst nach Tschebarkul in der Region Tscheljabinsk zur Grundausbildung. Im Herbst wurde die Einheit in die Region Swerdlowsk verlegt, wo die jungen Soldaten innerhalb von zwei Wochen als Scharfschützen ausgebildet wurden. Statt zurück nach Tschebarkul wurde die gesamte Einheit in die Region Belgorod verlegt - zur Grenzsicherung.
„Zuvor wurde ihnen angeboten, einen Vertrag zu unterschreiben, ihnen wurde versprochen, dass sie dann nirgendwohin geschickt würden. Aber diejenigen, die unterschrieben hatten, mussten genau auf dieselbe Weise ins Kriegsgebiet ziehen“, sagte der Vater eines Wehrpflichtigen der Presse.
Im November 2023 beschloss Alexej Schiljajew (Foto oben), ein 39-jähriger IT-Spezialist aus Murino bei St. Petersburg, als Sanitäter der russischen Streitkräfte in den Krieg in der Ukraine zu ziehen. Im August 2024 desertierte er und floh nach Frankreich, wo er nun auf politisches Asyl wartet. Alexej behauptet, er habe nicht an den eigentlichen Kampfhandlungen teilgenommen, nicht geschossen und niemanden getötet, sondern nur seine Pflichten als Sanitäter erfüllt. Wir können seine Angaben weder bestätigen noch dementieren, da seine Aussagen derzeit von den französischen Behörden überprüft werden.
Wladimir Aleksejewitsch Rodionow, geboren am 23. Juli 2005, kam aus Tjumen und musste seinen Wehrdienst ableisten. Auch er wurde mit drastischen Maßnahmen "überredet", einen Militärvertrag abzuschließen. Zusammen mit neun anderen Soldaten wurden sie in einer Stellung von ukrainischen Drohnen angegriffen. Nach seinen Aussagen im Verhör wurden neun seiner Kameraden getötet, Wladimir hatte das Glück zu überleben und wurde gefangen genommen.
Wladimir erzählte auch davon, dass ihnen versprochen wurde, dass sie zu den Eisenbahntruppen geschickt und Straßen bauen würden. Sie würden vom Krieg nichts mitbekommen.
Wir halten das Verhör von Wladimir für authentisch und veröffentlichen es mit deutschen Untertiteln. Die Übersetzung der Untertitel ist nicht perfekt. Und nicht alles ist ganz verständlich, z.B. wenn von "Fleisch" gesprochen wird, dann sind die Soldaten gemeint, die auf selbstmörderische Angriffe geschickt werden. Und 200 bedeutet, Cargo-200, das sind die Toten vom Schlachtfeld.
Von der Insel Sachalin zum Krieg in die Ukraine ist es ein weiter Weg - etwa 6.600 km Luftlinie. Oder in etwa die Strecke von Frankfurt nach Washington DC. Jewgeni Sergejewitsch Schijanow, geboren am 26. August 2005, kam aus dem Dorf Boschniakowo, das im westlichen, mittleren Teil der Insel liegt.
Das Dorf hat schon bessere Tage gesehen und war sogar mal eine Stadt. Im Jahr 1959 lebten dort 5.500 Menschen und als die dortige Kohlenmine geschlossen wurde, wanderten die Menschen ab. Heute leben weniger als 800 Einwohner im Dorf.
Jewgeni Schijanow (Foto rechts) wurde von Kind an zum Soldatentum erzogen.
In der Schulzeit war er Mitglied der Junarmija: Die Kinder und Jugendlichen werden an die Waffensysteme der russischen Streitkräfte herangeführt, pflegen Kriegerdenkmale, bewachen Plätze mit der „Ewigen Flamme“ und paradieren bei öffentlichen Veranstaltungen.
Sterlitamak ist die zweitgrößte Stadt in Baschkortostan mit etwa 280.000 Einwohnern. Vom 19. Januar 25 wird von vier Beisetzungen gefallener Soldaten aus der Stadt berichtet.
Die Hauptstraße von Sneschnoje -- Foto: Visitnord.ru
Das Dorf Sneschnoje stirbt langsam aus. Im Jahr 2010 lebten dort noch 311 Bewohner, 13 Jahre später sind nur noch 231 Menschen übrig und wahrscheinlich noch weniger. Das Dorf wurde 1929 gegründet, um die halbnomadisch lebenden Tschuktschen fest anzusiedeln. Sneschnoje besitzt keinen festen Straßenanschluss. Es ist per Hubschrauber sowie in der eisfreien Zeit per Schiff von Anadyr über Ust-Belaja zu erreichen - Reisezeit eineinhalb Tage.
Mitte Januar berichtete die Bezirksverwaltung von Anadyr, dass ein Einwohner des Dorfes Sneschnoje während der "speziellen Militäroperation" getötet wurde.
Weiterlesen: Stanislaw aus einem Tschuktschendorf mit Namen Schnee
Nachdem die Aufmerksamkeit zu unseren Veröffentlichungen wächst, eine kurze Information zu OskarMaria.
Unter diesem Pseudonym war der Initiator im Internet seit über 25 Jahren recht unregelmäßig präsent. Ab dem Jahr 2014 hat er hier über die Situation in den von Russland besetzten Gebieten des Donbass geschrieben. Als einer der ersten Journalisten überhaupt informierte er über die damals neu gegründete Gruppe Wagner.
Beruflich war er seit den 80-iger Jahren Geschäftsführer von diversen Medienunternehmen im Printbereich. Jetzt im Ruhestand, Kinder erwachsen, bleibt etwas mehr Zeit, die gesammelten Erfahrungen zusammen mit wenigen Mitstreitern für dieses Projekt zu nutzen.
Nachtrag: OskarMaria– das ist eine kleine Verbeugung vor dem beinahe vergessenen Schriftsteller Oskar Maria Graf. In Zeiten der Bücherverbrennungen wurden seine Werke von den Nazis verschont, ja sogar teilweise empfohlen. „Verbrennt mich!“ schrieb er 1933 in der Wiener Arbeiterzeitung, „nach meinem ganzen Leben und nach meinem ganzen Schreiben habe ich das Recht, zu verlangen, dass meine Bücher der reinen Flamme des Scheiterhaufens überantwortet werden und nicht in die blutigen Hände und die verdorbenen Hirne der braunen Mordbanden gelangen!“ Schließlich floh er in die USA – dort lebte er in bescheidenen Verhältnissen. Deutschland wollte den unbequemen Mann nach dem Krieg nicht wieder haben. Er starb 1967 in New York.
Literaturempfehlung: Wir sind Gefangene - Autobiograhie 1927.
Drei Brüder aus dem Dorf Lebjaschje in der Region Wolgograd zogen in den Krieg - Iwan, Wladimir und Viktor Stolbow.
Der Ortsvorsteher sagte dazu: "Die Familie ist vor langer Zeit nach Lebjaschje gezogen, Wanja (Iwan) ist mit uns zur Schule gegangen und hat dort seinen Abschluss gemacht, danach hat er in Petrow-Wal bei der Feuerwehr gearbeitet. Als der Sondereinsatz begann, unterzeichnete er freiwillig den Vertrag. Zwei weitere Brüder, Victor und Wladimir, gingen mit ihm. Victor unterschrieb zunächst einen Vertrag über drei Monate, musste den Dienst dann aber aus gesundheitlichen Gründen verlassen. Wladimir und Iwan setzten ihren Dienst fort und Wanja wurde 2023 der Orden des Mutes verliehen.“
Der Orden hat dann nicht geholfen - am 15. März 2025 zogen Iwan und Wladimir los zu einem Einsatz an der Front. Beide kamen nicht lebend zurück. Am 24. März wurden sie in ihrem Dorf verabschiedet.
Wir hatten bereits einen anderen Alexander Alexandrowitsch mit 18 Jahren vorgestellt, deshalb die II hinter dem Namen. Und zweifelsohne ist Alexander Alexandrowitsch Petlinsky unser neuer Halter einer fragwürdigen Auszeichnung - geboren am 31.01.2007 ist er der jüngste von uns erfasste getötete russische Soldat im Krieg gegen die Ukraine. Hatte er eine Persönlichkeitskrise? War er durch eine Prüfung gefallen? Ging es ihm um schnell viel Geld? All das wissen wir nicht, aber ganz sicher ist er ein Opfer der militaristischen Propaganda geworden. Sascha war Student an der Medizinischen Hochschule Tscheljabinsk, hätte schon deshalb während des Studiums keinen Wehrdienst ableisten müssen. Erst ab dem 1. Februar 2025 konnte er überhaupt einen Vertrag zum Kriegsdienst abschließen, am 9. März 25 war er tot.
Falls ihr Wladislaw Surkow nicht kennt, er war bis vor ein paar Jahren der geistige Vater des Putinismus. Er hat die Politik Russlands in einen ideologschen Zusammenhang gestellt und hat ähnliche Thesen formuliert, wie sie heute aus den Vereinigten Staaten zu uns herüberschwappen. Wir haben vor neun Jahren über das Wirken von Surkow geschrieben. Ganz nebenbei war er auch für die von Russland besetzten Gebiete in der Ukraine, in Abchasien und Südossetien verantwortlich.
Warum Surkow nicht mehr im Vorzimmer von Putin sitzt, bleibt unbekannt. Dass er sich nicht weit von dessen Politik entfernt hat, zeigt sein erstes Interview nach Beginn des Ukrainekrieges, das er einem französischen Medium gegeben hat. Und er bekräftigt, die Ukraine ist erst der Anfang.
Das komplette Interview ist im französischen Wochenmagazin L'Express erschienen und wurde freundlicherweise auch in Deutsch übersetzt.
Das ist nicht unser erster Fall, dass Menschen mit geistiger Behinderung an die Front geschickt werden (Beispiele 1, 2). Diese Suchmeldung ist vom 22.03.25:
Helfen Sie mir, meinen Sohn Alexej Iwanowitsch Gladyschew zu finden, geboren am 12. März 2004.
83. Garde ODShBr. 04.02.25 ging zu BZ, seitdem kein Kontakt mehr zu ihm.
Ich versuchte, ihn nach Kräften davon abzubringen und bat den Kommandanten persönlich, ihn aus gesundheitlichen Gründen nicht an die Front zu schicken.
Aber mein Sohn, Sunny, so stur, wollte immer noch kämpfen, wollte nicht hinten sitzen ((
Wenn ihn jemand gesehen hat, sagt mir bitte Bescheid.
Es ist ein sehr ernstes Thema - Familienväter und Ehemänner ziehen in den Krieg, erfahren dort physisch und psychisch traumatische Kriegsgeschehnisse und kommen an Körper und/oder Geist verwundet wieder nach Hause. Dort müssen sie feststellen, dass die Welt sich weiter gedreht hat, die Ehefrau den Alltag ganz alleine gemeistert hat und sich nicht mehr dem verrohten Ungeheuer unterordnen will, das mal ihr Ehemann gewesen ist. Trennung und Scheidung sind dann die Konsequenzen.
Ursache dafür könnte allerdings auch die westliche Propaganda sein, die von geschulten Feministinnen verbreitet wird, meint eine Gruppe Kriegsteilnehmer und appelliert an Präsident Putin:
Teilnehmer des Krieges baten Putin, sie vor „feministischen Gruppen“ zu schützen
Die Teilnehmer des gesamtrussischen Väterkongresses haben Putin gebeten, sie vor „feministischen Gruppen“ zu schützen. In einer Videobotschaft erklärten sie, dass Frauen unter dem Einfluss von „westlich geschulten“ Feministinnen, die von USAID unterstützt werden, die Ehen mit Kriegsteilnehmern in der Ukraine auflösen und ihnen ihre Kinder und ihr Eigentum wegnehmen.
Die Kinder sagen vor Sorgerechtsgerichten gegen ihre Väter aus, weil sie „von Feministinnen unterrichtet werden“, sagten sie. Die Männer nannten diese Gruppen „ein gut organisiertes System, in dem Profis arbeiten, die darauf abzielen, die Familie zu zerstören“.
Iwan Nikolajewitsch Demidow, geboren am 22.05.1988, Kampfname "Botox", kam aus Moskau in den ukrainischen Donbass, um als Separatist dort die Abspaltung von der Ukraine zu unterstützen. Er agierte ab 2014 als Sanitäter des Militärs, irgendwann später wurde er Söldner der Gruppe Wagner und tauchte mit deren Soldateska in Syrien und Libyen auf.
Als das Ende der Grppe Wagner eingeläutet wurde, hatte Iwan immer noch nicht genug vom Kriegshandwerk. Der Ultra des Fußballvereins Torpedo Moskau schloss er sich natürlich der Fußball-Hooligan Einheit Hispaniola an und wurde deren Leiter des Sanitätsdienstes. Im März 2025 wurde er in der Region Belgorod bei einem Kampfeinsatz getötet.
"Armeen gehen zugrunde, Verwandte sterben und wir selbst sind sterblich. Doch der laute Ruhm würdiger Taten kennt keinen Tod. Ivan Botox ist nach Walhall gegangen, wo ihn seine gefallenen Brüder treffen werden, wo Lieder von Heldentaten erklingen und wo es keinen Platz für Angst gibt", schreiben seine Kampfbrüder von Hispaniola
Wir haben bereits über die Tschuktschen-Siedlung Kantschalan berichtet. Zu der Siedlung gibt es keine feste Straße, will man das Dorf besuchen, muss man einen Platz im Hubschrauber buchen. Pawel Alexejewitsch Strukow wurde am 21. September 1990 in Kantschalan geboren und ging dort zur Schule. Er hat einen Beruf erlernt und bekam in seinem Heimatort eine feste Anstellung beim staatlichen Energieversorger für die Region Tschukotka.
Trotzdem meledte sich Pawel im Mai 2023 freiwillig zum ferrnen Krieg in der Ukraine. Am 5. März 25 meldete der Leiter des Bezirks Anadyr, Sergej Sawtschenko, seinen Tod.
Alexander Kljuschin, ein Einwohner der Stadt Melenki in der Region Wladimir, wurde im Krieg gegen die Ukraine getötet. Die feierliche Verabschiedung fand am 2. März statt.
„Alexander Wladimirowitsch wurde am 19. Mai 1980 geboren. Er folgte dem Gebot seines Herzens und kämpfte an der Front gegen den Faschismus und verteidigte sein Vaterland. Diente als Oberschütze. Er hatte den Rang eines Korporals. Er starb am 1. November 2024 bei der Ausübung seines Militärdienstes. Er starb in ehrenhafter Erfüllung seiner Militärpflicht...
Die Bestattungszeremonie fand statt, wie es sich für einen Helden und Verteidiger des Vaterlandes gehört – mit einer Flagge, einem militärischen Gruß und der Hymne des Landes, für das er gekämpft und sein Leben gegeben hat. Ewige Erinnerung und Ruhm ihm!“, schrieb die Lokalzeitung.
Doch das Internet vergisst manches nicht: Im Jahr 2016 wurde Kljuschin wegen Raubes verurteilt. Zuvor saß er bereits wegen vorsätzlicher, lebensgefährlicher Körperverletzung im Gefängnis: Er hatte während eines Streits im betrunkenen Zustand seinen Saufkumpanen niedergestochen. Zuvor war er mehrfach wegen Diebstahls verurteilt worden.
Zurück in das Jahr 2022 - ukrainische Truppen drängen im Juli die russische Armee aus der Region um Cherson. Swetlana Alexandrowna Nadtotschewa und ihre Kameradin Anastasia Sawitskaja kämpfen im Reparatur- und Restaurierungsbataillon der Eisenbahntruppen der russischen Streitkräfte. Sie geraten unter Beschuss und flüchten in einen Keller, aus dem sie nicht mehr lebend herauskommen.
Über beide Frauen ist wenig bekannt, immerhin haben wir eine VKontakte-Seite von Swetlana gefunden. Doch der letzte Eintrag ist aus dem Jahr 2013. Swetlana Alexandrowna Nadtotschewa (Foto), geboren am 03.12.1974, kam aus der Großstadt Newinnomyssk in der Region Stawropol, Anastasia Sawitskaja war 35 Jahre alt, hatte zwei Kinder und wurde in Wolgograd beigesetzt. (Link)
Am 14. Februar 25 wurde im kleinen Dorf "Oberes Tschat" in Baschkortostan Rinat Fanirowitsch Imangulow zu Grabe getragen. Rinat wurde am 31. Mai 1987 geboren umd musste keinen Wehrdienst ableisten. Er wäre stolz gewesen, dass das Militär ihn im letzten Jahr dann doch auf Vertragsbasis genommen hätte, berichtet der Dorfrat. Seine militärische Karriere war vorhersehbar kurz. Am 18.10.24 unterzeichnete er den Vertrag, am 11.12.24 war Schluss.
So bekam der tote Rinat am Ende mehr Aufmerksamkeit als der lebende Rinat jemals erhalten hat. Er wäre ein Beispiel an Mut, Furchtlosigkeit und Tapferkeit, hätte sich als wahrer Verteidiger des Vaterlandes gezeigt, schrieb der Dorfrat zum Abschied, wohl wissend, dass Rinat weder sein Heimatdorf, noch Baschkortostan und auch nicht Russland verteidigt hatte.
Nikolaj Nikolajewitsch Jewstifejew wurde im Dorf Kirja in der russischen Teilrepublik Tschuwaschien geboren. Bald landete er in einem Waisenhaus, damit wurde sein Lebensweg in Russland festgeschrieben.
Mit zehn Jahre wurde ihm eine Pflegefamilie zugewiesen. Die Schule schloss er mit neun Klassen ab, danach besuchte er Fachschulen für Kommunikation und Informatik mit der Spezialisierung auf Computersysteme und -technologien. Nach seiner Ausbildung folgte der Wehrdienst und danach fand Nikolaj keine Arbeit in seinem Beruf - er verdiente als Bauarbeiter seinen Unterhalt.
So meldete sich Nikolaj freiwillig zum Krieg gegen die Ukraine. Am 30. September 24 schloss er einen Vertrag, am 31. Oktober 24 war er tot. Seine Schule hat ihm Ende Januar 25 einen Heldenpult gewidmet.
Wenn man mit der Transsibirischen Eisenbahn von Moskau immer weiter nach Osten fährt, dann hält der Zug bei Kilometer 6.906 am Bahnhof von Mogotscha. Das Städtchen im Osten der Region Transbaikalien hat etwa 12.000 Einwohner und ist erst durch den Bau der Eisenbahnstrecke um 1914 herum entstanden. In der Stalinära wurde im Gebiet von Mogotscha Gold abgebaut, bis zu 3.000 Häftlinge aus dem Gulag-System schufteten in den Bergwerken.
Sanan Huseinow ist der Sohn eines wohlhabenden Geschäftsmannes aus Mogotscha mit aserbaidschanischen Wurzeln. Mit 18 Jahren hatte er eine junge Russin kennengelernt, schnell geheiratet und zusammen ein Kind gezeugt. Dann war es auch bald aus mit der Zweisamkeit, Sanan wurde gewalttätig und seine Ehegattin ließ sich scheiden.
Als Sanan schließlich letztes Jahr 31 Jahre alt wurde, war seine Wut noch immer nicht verraucht. Am 6.10.24 verschoss er ein ganzes Magazin Kugeln auf seine geschiedene Frau mit einer durchgebohrten Schreckschusswaffe. Die Frau war sofort tot. Sanan wurde gefasst, kam vor Gericht und vor einem Urteil zog er die "Sie kommen aus dem Gefängnis frei"-Karte. Er meldete sich zum Kriegsdienst in die Ukraine. Die Bevölkerung von Mogotscha protestierte zwar, aber das half nicht.
Viel Lust auf lebensgefährliche Kampfeinsätze hatte Sanan auch nicht, am 12. Februar 2025 unterzeichnete er den Vertrag, am 25. Februar verschwand er von seiner in Donezk stationierten Einheit. Man nimmt an, dass er sich in die Heimat seiner Eltern nach Aserbaidschan abgesetzt hat. (Link)
Sireniki ist ein kleines Eskimodorf mit knapp 500 Bewohnern an der russischen Küste des Beringmeeres in Tschukotka. Früher war es ein reines Eskimodorf mit einer eigenen Sprache - Sirenik, aber die letzte Muttersprachlerin starb 1997. Das Dorf liegt an einer dauerhaft eisfreien Küste, die Bewohner pflegen deshalb die traditionelle Seejagd.
Artem Eineutegin wurde am 27. Juli 1999 in Sireniki geboren und ging dort zur Schule, an einer Fachschule erlernte er den Beruf eines Traktorfahrers. In seinem Heimatdorf lebte er zunächst als Seejäger, wie fast alle Männer dort. Im Jahr 2020 zog er in die Hauptstadt von Tschukotka, Anadyr, wo er im Kindergarten "Zolotoy Kljutschik" arbeitete. Doch nach zwei Jahren kehrte Artem in sein Heimatdorf zurück.
Wahrscheinlich wollte auch Artem mal richtig viel Geld verdienen, im Jahr 2023 meldete er sich zum Kriegsdienst und wurde Drohnenpilot. Am 23. Februar 25 wurde sein Tod gemeldet.
Der Telegram-Kanal "Ich will jemanden finden" veröffentlicht laufend Registerkarten und Interviews mit russischen Kriegsgefangenen, die die russische Seite nicht austauschen will. Angehörige können über einen Bot des Kanals Kontakt zu den Gefangenen aufnehmen. Hier das Beispiel des 57 Jahre alten Oleg Grischakin, ein Sturm-V Soldat:
Oleg Grischakin hoffte aufgrund seines Alters, in der Nachhut zu bleiben, doch stattdessen fand er sich an der Front wieder. Hier ist seine Geschichte:
Oleg Grishakin, Kriegsgefangener, geb. 20.12.1967, 57 Jahre alt aus Krasnoslobodsk, Mordwinien, Russische Föderation. 74. separate motorisierte Gewehrbrigade, in/h 21005 der Streitkräfte der RF. Im Dezember 2024 in der Richtung Pokrowski gefangen genommen.
Oleg Grischakin befindet sich in der Ukraine im Status eines Kriegsgefangenen. Seine Angehörigen können sich an das Projekt „Ich will ihn finden“ wenden, um eine Bestätigung zu erhalten, Kontakt mit ihm aufzunehmen und seine Rückkehr nach Russland im Rahmen eines Kriegsgefangenenaustauschs zu erreichen.