30.11.2024 -- 84.928 // Zuwachs zum 31.10.2024: 6.834
Am 1. August hatten wir den bis dahin jüngsten Soldaten vorgestellt, Geburtsdatum 25. Mai 2006, der auf russischer Seite im Krieg gegen die Ukraine getötet wurde und es war nur eine Frage der Zeit, bis ein noch jüngeres Kriegsopfer auftauchen würde. Maxim Andrejewitsch Tschernow, geboren am 21. Juli 2006, hatte einen weiten Weg an die Front. Der junge Soldat kam aus der Kleinstadt Dolinsk auf der Insel Sachalin mit etwa 12.000 Einwohnern ganz im fernen Osten Russlands.
Auf Grund der rechtlichen Lage in Russland konnte sich Maxim erst mit Erreichen des achtzehnten Lebensjahres beim Militär verdingen. Danach musste er sich auf den weiten Weg in das Kriegsgebiet machen, eine Entfernung Luftlinie wie von Frankfurt nach New York und schließlich brauchte er auch noch militärisches Training, denn Maxim hatte keinen Wehrdienst abgeleistet. Aber auf Grund seiner zahlreichen Tätowierungen könnte man auch annehmen, dass Maxim sich einer Gefängnisstrafe entzogen hat, indem er einen Sturm-V-Vertrag mit dem Militär abschloss und solche Soldaten sind beim russischen Militär Kanonenfutter.
In der Suchanfrage nach Maxim vom 3. September werden einige Details genannt.
Am weißen Meer in der russischen Teilrepublik Karelien liegt das Städtchen Belomorsk. Der Ort besitzt einen Bahnhof an der Strecke nach Murmansk und einen Seehafen. Und wenn man sich die Fotos von Belomorsk anschaut, dann begreift man, warum im Jahr 1992 noch 19.000 Menschen dort wohnten und im Jahr 2023 nur noch 7.400.
Aber eigentlich wollten wir nur schnell Waleri Raspopnin vorstellen, der aus Belomorsk kam, in den Krieg zog und am 7. August 24 in Belomorsk bestattet wurde.
Sonst wissen wir nichts über den Mann und nein, wir wollen uns keineswegs lustig über Waleri machen. Wir fragen uns nur, wie es möglich ist, dass die Rekrutierer der russischen Armee, diesen alten, abgearbeiteten Mann an die Front schicken konnten?
In der Ukraine starb der 28-jährige Belgoroder Artjom Nefjodow – er sah aufgrund einer Verlangsamung des Wachstumshormons wie ein Kind aus. Im Internet wurde er als „der beliebteste Wachmann Russlands“ bezeichnet.
Berühmt wurde Nefedov durch eine Fake-Story, wonach er trotz seiner kleinen Statur und kindlichen Erscheinung angeblich als Wachmann in Ufa gearbeitet habe. Bevor er den Vertrag unterzeichnete, arbeitete er in der Futtermühle der Gorin-Kollektivfarm.
Wir geben den Bericht der Belgoroder Initiative "Asche" etwas redigiert wieder
Alexej Ksenofontow ist ein Oberst der russischen Streitkräfte mit dem Kampfnamen "Tiger". Im März dieses Jahres bekam der Oberst wieder eine Auszeichnung. Der Bericht auf VKontakte löste eine Flut von Kommentaren aus, viele Frauen fragten nach dem Verbleib ihrer Männer an der Front.
Der durchgehende Vorwurf lautet, dass wenn der Oberst betrunken ist, er Dutzende von mobilisierten und freiwilligen Soldaten in selbstmörderische Angriffe schicken würde.
Wir können all diese Behauptungen nicht überprüfen, aber es gibt dazu einen Bericht der russischen Nachrichtenagentur Astra vom 2. September 24. Wir geben ihn übersetzt wieder:
Salawat ist eine Großstadt im Süden Baschkortostans. Der Leiter der Stadtverwaltung hielt am 26. Juli eine Trauerrede für Ruschat Wildanowitsch Abdullin, der im Krieg gegen die Ukraine getötet wurde:
„Heute haben wir uns versammelt, um uns von unserem Landsmann Ruschat Wildanowitsch Abdullin zu verabschieden. Keine Worte können die Trauer und Bitterkeit des Verlustes ausdrücken, den jeder von uns heute erlebt. Es ist unmöglich, sich an die Nachricht zu gewöhnen, dass unsere Jungs bei der Verteidigung des Landes sterben, Sie und ich. Ich bin zuversichtlich, dass die Arbeit, für die Ruschat starb, von seinen Kameraden vollendet wird. Unsere Streitkräfte werden den Frieden und das Recht auf Freiheit verteidigen.
Man kann ziemlich sicher sein, dass der Bürgermeister seine Rede mit dem nötigen Ernst formuliert hat, doch bei genauer Betrachtung wirken seine Worte nur noch grotesk.
Immer wieder berichten wir über kleine Ethnien, die in den abgelegensten und unwirtlichsten Gegenden Russlands leben, fernab unserer Zivilisation, die gezielt für den russischen Angriffskrieg geworben werden. Die Unwissenheit dieser Menschen über das aktuelle politische Geschehen weit weg von ihrer eigenen Lebensrealität und die vielen ausgelobten Rubel verführen immer wieder Menschen aus diesen Regionen in einem Krieg mitzumachen, der definitiv nicht ihrer ist. So kommt es, dass viele Regionen des hohen Nordens in unserer Statistik der Opfer im Krieg gegen die Ukraine - gemessen an der Bevölkerung - ganz weit vorne liegen.
Ein Beispiel dafür ist die Nachrichtenagentur von Tschukotka, die auf ihrer Titelseite im Internet inzwischen schamlos und gezielt für den Freiwilligendienst in der russischen Armee wirbt. Das sind die Resultate:
Schon wieder sind wir in dem kleinen Tschukschen-Dorf Ryrkaipij mit 500 Einwohnern, das völlig abgelegen an der Nordküste Tschukotkas liegt. Über das Dorf haben wir bereits berichtet. Jetzt ist der zweite Einwohner dieses Dorfes im Krieg gefallen. Dimitri Ettynekei, geboren am 13. November 2001 aus dem Dorf Ryrkaipij, hatte sich im Jahr 2024 freiwillig für den Krieg gemeldet und wurde am 21. August 24 getötet.
Ein noch abgelegeneres Dorf im Norden Tschukotkas ist das Dorf Nutepelmen mit nur etwa 150 Einwohnern. Wir hatten bereits über den Tod von Roman Rachthyn (Bericht) und Waleri Sleptsow (Bericht) geschrieben. Am 9. August 24 wurde der dritte Bewohner dieses kleinen Ortes getötet. Juri Chaletsky, geboren am 10. September 1998, hatte sich bereits im Sommer 2023 freiwillig gemeldet.
Die Berichte im übersetzten Original:
Weiterlesen: Die jungen Hoffnungen aus Tschukotka getötet im Krieg
Scharlachrotes Segel I Tjumen -- 2. Sept. 24 um 13:17 -- Staatliche Organisation -- Link
19 Jahre, aus Tjumen
Schüler des maritimen Kinderzentrums „Scharlachrotes Segel“ der militärisch-patriotischen Vereinigung „Karbyschewzy“, ausgezeichnet mit dem Tapferkeitsabzeichen der Jugendarmee (Junarmija) dritten Grades. Er kam bei der Erfüllung seiner militärischen Pflichten während einer speziellen Militäroperation auf tragische Weise ums Leben.
Während seiner Ausbildung beteiligte sich Kirill aktiv an der Organisation der Sommerkampagne zur Verbesserung der Gesundheit im Rahmen des Programms des Tjumener Ratniki-Verteidigungs- und Sportzeltlagers als Mitglied des Kommandantenzuges.
Das Foto zeigt das Dorf Janranai im Autonomen Kreis der Tschuktschen - ganz im nordöstlichen Teil Russlands. Das Dorf war mal das nördlichste Dorf in Tschukotka, es lag am östlichen Eingang zur Tschaunbucht, bis es 2015 von staatlicher Seite aufgelöst wurde. Dabei war das Dorf noch jung, es wurde erst 1960 gegründet, als eine noch weiter nördliche Siedlung aufgegeben wurde. Die Bewohner von Janranai wurden nach Pewek umgesiedelt, einer Kleinstadt mit Gulaggeschichte am Ostrand der Tschaunbucht.
Der russische Staat konnte bisher kein Konzept entwickeln, das die traditionelle Lebensweise der Bewohner dieser unwirtlichen Gegenden bewahrt und den Menschen dort eine Zukunft bietet. Dafür lockt das russische Militär die Tschuktschen mit viel Geld in den Krieg gegen die Ukraine. Wie zum Beispiel den zwanzigjährigen Wassili Kutuwgi, der in jenem Dorf Janranai geboren wurde.
Wir geben den Bericht aus Tschukotka im übersetzten Original wieder:
Weiterlesen: Ein im Krieg getöteter Tschuktsche und sein verlassenes Dorf
Alexander Tschintschikow (links) & Gennadi Woronow (rechts)
Ihr werdet euch noch wundern, wenn ich erst Rentner bin
Sobald der Stress vorbei ist, dann lang ich nämlich hin,
Dann fön' ich äußerst lässig, das Haar, das mir noch blieb
Ich ziehe meinen Bauch ein und mach' auf 'heißer Typ'
Das Lied sang Udo Jürgens Ende der 70-iger Jahre und schien uns die passende Einleitung für diesen Beitrag zu sein, denn wir wollen zwei 66-jährige Russen vorstellen, die sich als Freiwillige für den Krieg gegen die Ukraine gemeldet haben. Alexander Tschintschikow ist ein Professor für Rechtswissenschaft. Der bürgerliche Beruf von Leutnant Gennadi Woronow wurde nicht überliefert, er ist bereits an der Front gefallen. Beide sind/waren 66 Jahre alt.
Die Berichte über die beiden Spätberufenen liefern wir im übersetzten Original:
Lachdenpochja im Mai 2016 -- Foto: Tatu Kosonen -- CC BY-SA 4.0
Heute, am 23. August 24 findet eine Trauerfeier in Lachdenpochja statt. Richtig - der Namen der Stadt klingt wenig nach russischer Sprache. Die Kleinstadt liegt in Karelien und gehörte mal zu Finnland, bis im Winterkrieg 1940 die damalige Sowjetunion diese Region blutig eroberte.
Heute sind wir wieder im Krieg und in Lachdenpochja wird der 19-jährige Stanislaw Alexandrowitsch Jaremtschuk (Foto links und rechts unten) beigesetzt.
Ein wahrlich dummer junger Mann, der bar jeder militärischen Ausbildung sich plötzlich mitten im Kriegsgeschehen wiederfand. Es liegt nahe, dass das viele Geld, das man als Freiwilliger verdienen kann, zusammen mit dem Renommee des Kriegshandwerks in Russland, ihn zu diesem Entschluss beflügelte. Seine Vorgesetzten fanden es eine gute Idee, solch junge Soldaten in die Region Kursk zu schicken, um den ukrainischen Angriff abzuwehren.
Die Schoren - das ist ein kleines indigenes Volk, das hauptsächlich in der russischen Region Kemerowo siedelt. Das kleine turksprachige Volk zählt gerade mal noch 15.000 Personen. Ihrer traditionelle Lebensweise mit Fischfang, Jagd und Holzwirtschaft können sie kaum nachgehen, da fast alles durch einen Nationalpark untersagt ist. Wir haben darüber bereits berichtet.
Die beiden Brüder, Gennadi und Semjon Kiskorow, wurden im Herbst 2022 in der Region Kemerowo mobilisiert. Sie gehören zur Ethnie der Schoren und lehnen den Kriegsdienst aus religiösen Gründen ab. Sie forderten, dass sie stattdessen zu einem Zivildienst abgestellt werden. Gennadi wurde von den Kommandanten ihrer Einheit gefoltert.
Gennadi wurde an einen Baum gefesselt und musste so die Nacht überstehen. "Eine weitere Nacht ertrage ich nicht. Sie haben mir angedroht - eine weitere Nacht gefesselt an einen Baum, als Sturmtruppler nach vorne geschickt zu werden oder Gefängnis wegen Mißachtung eines Befehls," berichtete er seinem Bruder Semjon. Jetzt ist Semjon tot, über Gennadi liegen keine weiteren Informationen vor.
Wir veröffentlichen nachstehend die übersetzten Berichte der russischen Nachrichtenagentur Astra in Auszügen. Über die subtile Foltertechnik im russischen Militär zeigen wir ein Video hier.
Weiterlesen: Zwei Schoren - einer gefesselt und gefoltert, einer getötet
Das Foto stammt von der Beisetzung des Andrej Wiktorowisch Bublik in der Stadt Kamensk-Uralsky. Sie ist eine Großstadt mit etwa 175.000 Einwohnern, die östlich des Urals liegt und sich damit schon im asiatischen Teil Russlands befindet. Wir haben über den Fall von Andrej bereits berichtet, am 9. August 24 wurde er bestattet.
Aus welchen Gründen Andrej in den Krieg gezogen ist, bleibt im Dunkeln. Der Mann wurde am 10. August 1991 in der Stadt geboren und arbeitete als Monteur in den Ölraffinerien des Landes, später in einem der Industrieunternehmen der Stadt.
Privat war er verheiratet und hatte zwei minderjährige Kinder. Freunde hätten ihn als freundlich, fröhlich, mitfühlend und konfliktfrei beschrieben. Er hätte sich nie geweigert, jemandem zu helfen, hätte Kinder sehr geliebt und wäre ein echter Familienmensch gewesen. Kaum zu glauben, dass solch eine Person freiwillig in den Krieg zieht, um andere Menschen zu töten
Nachdem die Aufmerksamkeit zu unseren Veröffentlichungen wächst, eine kurze Information zu OskarMaria.
Unter diesem Pseudonym war der Initiator im Internet seit über 25 Jahren recht unregelmäßig präsent. Ab dem Jahr 2014 hat er hier über die Situation in den von Russland besetzten Gebieten des Donbass geschrieben. Als einer der ersten Journalisten überhaupt informierte er über die damals neu gegründete Gruppe Wagner.
Beruflich war er seit den 80-iger Jahren Geschäftsführer von diversen Medienunternehmen im Printbereich. Jetzt im Ruhestand, Kinder erwachsen, bleibt etwas mehr Zeit, die gesammelten Erfahrungen zusammen mit wenigen Mitstreitern für dieses Projekt zu nutzen.
Nachtrag: OskarMaria– das ist eine kleine Verbeugung vor dem beinahe vergessenen Schriftsteller Oskar Maria Graf. In Zeiten der Bücherverbrennungen wurden seine Werke von den Nazis verschont, ja sogar teilweise empfohlen. „Verbrennt mich!“ schrieb er 1933 in der Wiener Arbeiterzeitung, „nach meinem ganzen Leben und nach meinem ganzen Schreiben habe ich das Recht, zu verlangen, dass meine Bücher der reinen Flamme des Scheiterhaufens überantwortet werden und nicht in die blutigen Hände und die verdorbenen Hirne der braunen Mordbanden gelangen!“ Schließlich floh er in die USA – dort lebte er in bescheidenen Verhältnissen. Deutschland wollte den unbequemen Mann nach dem Krieg nicht wieder haben. Er starb 1967 in New York.
Literaturempfehlung: Wir sind Gefangene - Autobiograhie 1927.
Ein Süduraler mit dem Rufzeichen „Zum Sieg“ ist im Krieg gefallen.
Kim Chabirow aus Ust- Kataw hatte nach Angaben seines Bruders seit seiner Kindheit davon geträumt, in die Armee einzutreten. Er zog als Sturmtruppler in den Krieg.
Er trug das Rufzeichen „Zum Sieg“, getränkt mit Propaganda. Ein junger Mann starb für eine vage Parole.
Wen hat er besiegt? Sein Leben? Im Krieg versucht die Propaganda, dein Leben gegen ein paar „heroische“ Phrasen einzutauschen.
Telegram-Kanal "Tscheljabinsk der Zukunft" vom 2.12.24
Die Kereken waren eine kleine, vom Aussterben bedrohte Ethnie, die einmal im äußersten Osten von Tschukotka (Autonomer Kreis der Tschuktschen) lebte. Ende des 19. Jahrhunderts gab es noch etwa 100 Kereken, 2010 waren es noch vier Personen. Jetzt könnte der letzte Vertreter der Kereken im Krieg gegen die Ukraine gefallen sein.
Iwan Lymnejewitsch Taymagyr war 56 Jahre alt und kinderlos. Der Mann starb in der Region Kursk als "Freiwilliger" in jenem verbrecherischen Krieg Russlands.
Im Nachruf schreibt eine Frau aus Anadyr, der Hauptstadt von Tschukotka:
Ivan Taymagyr hinterließ keine Kinder. Mit seinem Tod wird die lebendige Verbindung zu den Traditionen, dem Leben und der Kultur der Kereks unterbrochen. Jetzt wird die Erinnerung an dieses einzigartige Volk nur noch in historischen Aufzeichnungen und Erinnerungen erhalten bleiben.
Wieder ein Bericht aus dem "Autonomen Kreis Tschukotka", ganz im fernen Nordosten Russlands:
Eigin Pantelea, geboren am 15. September 1986, kam aus dem Dorf Tschuwanskoje im Inneren von Tschukotka. Das Bezirkszentrum ist 450 km entfernt. Das Klima ist rau mit extrem kalten Wintern, zwischen Anfang Oktober und Mai bleiben die Temperaturen unter dem Gefrierpunkt. Fast alle Männer des Dorfes verbringen die meiste Zeit in der Taiga mit ihren Rentierherden. Aber viele sind es nicht mehr, im Jahr 2023 lebten noch 141 Menschen im Dorf.
Eigin Pantelea meldete sich im Jahr 2023 als Freiwilliger für den Krieg gegen die Ukraine und wurde vor dem 2.12.24 dort getötet.
Sergey Sawtschenko, ein Russe und Leiter der Region, schreibt in seinem Nachruf: "Obwohl er über keine militärische Erfahrung verfügte, bewies er im Jahr 2023 Mut und Entschlossenheit, indem er sich freiwillig für die spezielle Militäroperation meldete. Sein Handeln wurde zum Beweis seines Patriotismus und seiner Bereitschaft, sein Heimatland zu verteidigen. Heute erreichte uns die Nachricht von einem irreparablen Verlust."
Der ukranische Präsident Selenskyj hat heute die ukrainischen Verlustzahlen bekannt gegeben. Danach wären in der Verteidigung des Landes bisher 43.000 Soldaten getötet und 370.000 verletzt worden. Von den Verwundeten hätte etwa die Hälfte zurück in den Einsatz geschickt werden können.
Ebenfalls hat Selensky sich zu den russischen Verlusten geäußert. Nach seinen Angaben wären 198.000 russische Soldaten getötet und 550.000 verwundet worden. Seit September 2024 wäre das Verhältnis der russischen Verluste auf 5 zu 1 oder sogar auf 6 zu 1 angestiegen.
OM, 08.12.24
Rekrutierer der russischen Armee haben die Arbeiter einer Baustelle zusammengerufen und in eine Reihe gestellt. Alle zusammen haben keine russische Arbeitserlaubnis. Der vermummte Soldat erklärt ihnen einen einfachen Weg, die russische Staatsbürgerschaft zu erlangen:
Die Arbeiter können einen Vertrag mit dem russischen Kriegsministerium eingehen – für ein bis fünf Jahre. Nach seinem Ende erhalten sie einen russischen Pass, werden Bürger Russlands und brauchen auch keine Arbeitserlaubnis mehr.
Der Sold betrage 210.000 Rubel im Monat (ca. 2.000€), das wäre weit mehr, als die Männer jetzt verdienen würden. Dazu gäbe es zahlreiche Sozialleistungen und den Status eines Kampfveteranen. Wenn jemand daran interessiert wäre, solle er die Hand heben.
Als niemand die Hand hebt, werden alle abgeführt und sollen in ihr Heimatland deportiert werden.
In Russland leben etwa 200.000 Menschen, die zur Ethnie der Zygane ("Zigeuner") gezählt werden. Es soll sich dabei vorwiegend um Roma handeln. Es war folglich nur eine Frage der Zeit, bis auch ein russischer Roma in unserer Statistik auftauchen wird.
Fjodor Nikolajewitsch Nemzurow kam aus der Stadt Selenokumsk in der südlichen Region Stawropol. Er war am 11. Juli 1997 in einem Dorf der Region geboren und später nach Selenokumsk gezogen. Über Beruf und Familie wurde nichts bekannt.
Am 12. März 2024 meldete sich auch Fjodor beim Militär in Kamyschin, Region Wolgograd, zum Kriegsdienst in der Ukraine und überlebte seine Entscheidung nicht. Ende November wurde er in seiner Heimat bestattet.
Nachtrag: Man kann den russischen Meldungen nur bedingt trauen. Wir wollten eigentlich das Datum des Todes von Fjodor recherchieren, um zu erfahren, wie lange der Mann überhaupt im Kriegseinsatz war. Stattdessen finden wir ein Gerichtsurteil aus Stawropol vom 2. Juni 2021. Danach war Fjodor Nikolajewitsch Nemzurow wegen Diebstahl und Raub mit einer Waffe zu neun Jahren Haft verurteilt worden.
Unser Mann hat sich also nicht ganz freiwillig gemeldet, sondern gehörte zu den Häftlingen, die als Sturm-V Soldaten vorzeitig in den Krieg entlassen wurden.
Anmerkung: Die Beisetzung wurde mit großem Pomp zelebriert und sollte auch darüber hinwegtäuschen, dass Arseni als entbehrlicher Soldat bereits nach wenigen Tagen an der Front getötet wurde. Sein tatsächliches Todesdatum wurde deshalb auch nicht öffentlich gemacht.
Die jungen Männer in den von Russland besetzten Gebieten müssen Wehrdienst in der russischen Armee leisten und falls angeordnet, auch gegen die Ukraine in den Krieg ziehen. Alexander Zolkin, 19 Jahre, kam aus der von Russland besetzten Großstadt Donezk und leistete Wehrdienst in der russischen Armee im Grenzgebiet der Region Belgorod. Bei einem Raketenangriff auf eine dort stationierte Militäreinheit wurde auch Alexander getötet.
Er hätte davon geträumt, Russland als Militärpilot zu verteidigen, schrieb sein Halbbruder im Nachruf.
Der Soldat auf dem Foto heißt Roman Wladimirowitsch Kozmin, geboren 1993. Roman kam aus Barnaul, der Hauptstadt der Region Altai. Er war Söldner der Gruppe Wagner, hat deren verlustreiche Kämpfe überlebt und hatte nach der Auflösung der Gruppe nichts Besseres zu tun, als sich den Achmat-Einheiten aus Tschetschenien anzuschließen.
Bei einem Angriff auf die ukrainischen Truppen in der russischen Region Kursk erlitt Roman mehrere Schusswunden und flüchtete nach ukrainischen Angaben in einen Hühnerstall.
Im Nachruf schrieb sein Kamerad auf Telegram: "Er erkannte die drohende Gefangenschaft, blieb seinem Eid bis zum Ende treu und sprengte sich in die Luft, als sich der Feind näherte. Ruhe in Frieden, mein Bruder."
Eines der bekanntesten Zitate von Mark Twain lautet: "Die Nachricht von meinem Tod ist stark übertrieben!" Solch einen Fall haben wir aktuell ebenfalls.
Aus Baschkortostan wurde am 27.11.24 der Kriegstod von Achat Nurimanowitsch Fairuschin gemeldet:
Der 45-jährige Achat Nurimanowitsch Fairuschin, geboren am 13.08.1978 im Dorf Nowonaryschewo, zuletzt kontaktiert am 10.03.2024. Sein Tod wurde am 22. November 2024 bekannt (Link vom 27.11.24).
Wir können ihn von der Liste streichen. Der Mann hat sich am Telefon bei seinen Angehörigen gemeldet. Dumm nur - er wird wieder in den Krieg ziehen.
Telegram-Kanal "Todesfälle aus der Republik Sacha" (Jakutien) vom 3.12.2024
Während einer speziellen Militäroperation starb ein Soldat der Altai-Republik Artjom Nikolajewitsch Aksantajew.
Er wurde am 26. Juli 1999 im Dorf Beschpeltir in der Region Tschemal geboren. Er absolvierte die Schule in Tschemal, danach die Maiminsky-Schule und erhielt den Beruf eines Automechanikers.
Am 21. August 2024 unterzeichnete er einen Vertrag mit dem Verteidigungsministerium zum Einsatz bei der speziellen Sonderoperation. Diente als Schütze und Fahrer einer Sanitätseinheit und starb am 26. September bei einem Kampfeinsatz.
In der Erinnerung seiner Familie und Freunde wird er für immer ein aufrichtiger und mitfühlender Mensch bleiben.
Telegramkanal "Republik Altai" vom 24.11.2024
Die Strafverfolgungsbehörden haben einen im März dieses Jahres begangenen Mord aufgeklärt. Ein 30-jähriger Mann aus dem Dorf Koschlauschi tötete eine 34-jährige Frau und verscharrte ihre Leiche in einer Schlucht.
"Der Täter begab sich in die Sondereinsatzzone, wo er am 25. Juli starb“, so eine Polizeiquelle gegenüber dem Fernsehsender REN. Der föderale Fernsehsender nennt den Namen des Mörders in seiner Veröffentlichung nicht.
Nach unseren Informationen handelt es sich um Alexei Vaganin. Er hat Anfang Mai 2024, einen Monat nach dem Mord, einen Vertrag unterzeichnet und wurde in die Region Saporoschje geschickt. Er starb am 25. Juli, die Beerdigung fand am 20. September statt.
Jahrhundertelang war die Flucht vor der Justiz an die Front eine bequeme Alternative für alle Mörder, Vergewaltiger, Räuber und andere Verbrecher. Heute kann man das in Russland wieder ganz legal tun.
Ein Grund mehr, warum dieser wahnsinnige Krieg so schnell wie möglich beendet werden sollte.
Telegram-Kanal "Wütendes Tschuwaschien" vom 22.11.2024
Der 29-jährige Ainur Anatoljewitsch Chismatulin, geboren am 13.07.1995 in Birsk, ist im Krieg in der Ukraine gefallen. Verabschiedung 22.11.2024 in der Stadt Birsk.
Baschkortostan bleibt der Spitzenreiter bei den Verlusten in Russland. Insgesamt sind zur Zeit 3465 tote Baschkiren bekannt.
Die Zerstörung des baschkirischen Volkes geht weiter. Wie viele müssen noch in einem für uns fremden Krieg sterben?
Telegramkanal "Fremder Krieg Baschkirien | Verluste Baschkortostan" vom 26.11.24
Im Süden der Oblast Omsk liegt das kleine Dorf Dobroje Pole mit etwa 400 Einwohnern. Das Dorf wurde von deutschen Baptisten geründet. Im Jahr 1928 bestand es aus 22 Höfen, die überwiegend durch Deutsche bewirtschaftet wurden. Aber das ist beinahe 100 Jahre her, wir wollen über einen aktuellen Bewohner des Dorfes berichten.
Sergej Antonowitsch Kuznetsow, geboren am 7. Juli 2004, kam aus dem Dorf Dobroje Pole und ging im Bezirk in die Schule. Zum Ende seiner Schulzeit, also mit sechzehn Jahren, schwängerte er eine junge Frau und bekam einen Sohn. Um seine Familie zu finanzieren, verzichtete er auf eine Ausbildung und arbeitete auf dem Bau.
Am 7. August 24 unterzeichnete er einen Vertrag mit dem russischen Militär und bereits am 15. Oktober war Sergej tot. Am 19. November 24 wurde er in seinem Heimatdorf bestattet. Link (1, 2)
Wir hätten diese kleine Geschichte in unserer Rubrik "Ohne viele Worte" unterbringen können, viel zu berichten gibt es sowieso nicht. Doch ein paar Worte zu Nikita bedarf es schon.
Nikita Igorewitsch Kornienko wurde am 7. April 2002 in Gurjewsk geboren. Die Stadt liegt in der Region Kemerowo im Westen Sibiriens mit etwa 22.000 Einwohnern. Die ökonomische Grundlage der Stadt ist nicht gesichert und hängt an einer Firma, die Bevölkerung nimmt ab. Und auch Nikitas Leben war nicht gesichert. Er wuchs im Waisenhaus Nr. 1 der Stadt auf.
Immerhin schaffte Nikita seinen Schulabschluss und auch seine Lehre als Stuckateur und Maler. Aber arbeiten musste er auf Baustellen als "selbstständiger Unternehmer" - also alles andere als eine gesicherte Existenz. Das einzige Gerichtsprotokoll, das wir über Nikita gefunden haben, war eine Geldstrafe zur Zeit der Coronamaßnahmen in Russland. Nikita wurde ohne Maske an einer Bushaltestelle angetroffen.
Im Oktober 2024 unterzeichnete Nikita einen Vertrag mit dem russischen Militär zum Kriegsdienst in der Ukraine. Kurz danach war sein Leben beendet - am 2. November 2024 wurde er getötete. (Link)
Die Verwaltung des Bezirks Sakamensk aus Burjatien berichtet am 27.11.24 über den Tod eines Soldaten. Iwan Stanislawowitsch Brjanski wurde am 29. November 2005 in Sakamensk geboren. Seine Familie zog allerdings 2018 nach St. Petersburg und Iwan ging dort zur Schule.
"Iwan Stanislawowitsch belegte beim Auf- und Abbau eines Kalaschnikow-Sturmgewehrs den ersten Platz, war aktiv und sportlich. Erhielt die Fachrichtung „Optiker-Mechaniker“," schreibt die Verwaltung.
Am 4. Juli 24 wurde Iwan zum Wehrdienst eingezogen und nach der Grundausbildung in die Region Belgorod versetzt. Am 7. November wurde er bei einem Dronenangriff getötet. Seinen 19. Geburtstag hat er nicht mehr erlebt.