30.11.2024 -- 84.928 // Zuwachs zum 31.10.2024: 6.834
Der Krieg gegen die Ukraine geht auch an der Oblast Wologda nicht vorbei. Bei nur etwa 1,2 Millionen Einwohnern haben wir in Wologda bisher 614 gefallene Soldaten im Krieg gegen die Ukraine gezählt. Und es gibt Niemanden in der Region, der versucht, nicht veröffentlichte Kriegofer öffentlich zu machen.
Die Bezirkskosakengesellschaft Wologda, das sind in der Regel glühende Befürworter des Krieges, hat Ende Mai eine Liste mit zehn Namen veröffentlicht, die alle erst in den Tagen zuvor öffentlich bekannt wurden. Drei Namen auf der Liste waren uns bisher unbekannt. Wir veröffentlichen den Beitrag der Kosaken, weil er zeigt, dass sich die hohen menschlichen Verluste der russischen Armee in allen Regionen deutlich bemerkbar machen. Welche Schlussfolgerungen daraus gezogen werden, ist eine andere Sache.
Alexander Reuka war Absolvent der Schule und wurde am 21.08.23 im Krieg gegen die Ukraine getötet. Am 21. Mai 24 bekam er eine Gedenktafel.
Weiterlesen: Die Schule Nr. 15 in Kursk enthüllt eine Gedenktafel
Egwekinot in Tschukotka (2005) -- Foto: Шабанов -- Lizenz: CC BY-SA 3.0
Am 16. Juli 1946 traf ein Schiff in einer Bucht an der Südküste der Tschuktschen-Halbinsel ein, an Bord waren 1.500 Häftlinge. Das war das Gründungsdatum der Siedlung Egwekinot in Tschukotka. Man hatte eine bedeutende Lagerstätte für Zinn-, Wolfram- und Molybdänerze 200 km nördlich entdeckt und die Häftlinge mussten die Siedlung, eine Straße zu den Bergwerken und einen Hafen für den Abtransport der Erze bauen. Das war das System des Gulag unter unwürdigsten und unmenschlichen Bedingungen.
Das Bergwerk wurde in den neunziger Jahren geschlossen, die Bevölkerung von Egwekinot hat sich seither halbiert. An der Straße von Egwekinot zu den ehemaligen Bergwerken liegt etwa 80 km entfernt das kleine Dorf Amguema. Dort leben gerade mal 500 Menschen, einer davon war Alexander Rultiet, geboren am 16.11.1981.
Aktualisierung: Wie unzuverlässig die Informationen selbst von der Nachrichtenagentur von Tschukotka sind, zeigt sich am Beispiel von Alexander Rultiet. Inzwischen liegen weitere Informationen vor: Der Mann war bereits mehrfach vorbestraft wegen Diebstahl und Vergewaltigung. Im Mai 2014 wurde er zu 15 Jahren und sechs Monaten Lagerhaft verurteilt. Er hatte seine Geliebte in seine Wohnung eingeladen und mit ihr zusammen gebechert. Irgendwann verlor er die Kontrolle und er schlug die Frau in Bauch und Gesicht. Sie starb an den Verletzungen. (gesichertes Urteil). Er hatte sich deshalb für eine Sturm-Z Einheit eingeschrieben, um früher in Freiheit zu kommen.
Weiterlesen: Sturm Z - Rufzeichen Tschuktscha -- Aktualisierung 16.07.24
Im Rahmen des Allrussischen Projekts „Gesichter der Helden“ enthüllt die Michailowskaja-Sekundarschule aus Tomsk eine Gedenktafel zu Ehren ihres im Krieg gegen die Ukraine getöten ehemaligen Schülers Denis Alexandrowitsch Merkurjew.
Die Stadt Schelesnogorsk liegt in der Region Krasnojarsk in Sibirien und wurde erst 1950 gegründet. Sie ist eine geschlossene Stadt mit kerntechnischen Anlagen und einer Produktion von Weltraumsatelliten. Die Stadt hat inzwischen über 80.000 Einwohner.
Die Schule Nr. 93 in Schelesnogorsk betrauert einen ehemaligen Schüler, Dmitri Jewgenjewitsch Mogutin, der im Krieg gegen die Ukraine getötet wurde. Die Schüler müssen deshalb zu einer Erinnerungswache antreten.
Jakow Aleksandrowotsch Erschow ist keiner der vielen gefallenen Soldaten, von denen wir gerade mal den Namen kennen, sondern einer der ersten russischen Soldaten, die die Ukraine gefangen nehmen konnte. Sein Verhör durch einen ukrainischen Beamten wurde am 28. Februar 2022 bei Twitter veröffentlicht. Damals war der junge Mann eingeschüchtert, aber unverletzt. Seine Geschichte wurde in den verschiedensten Medien dokumentiert, seine Verwandten hofften damals, dass er bald aus Gefangenschaft zurückkehren könnte. Doch Mitte Mai 24 wurde bekannt, dass Jakow Ende 2023 tot den russischen Behörden übergeben wurde.
Das kann viele Gründe haben, wir haben deshalb am 24.Mai sowohl bei der ukrainischen Botschaft in Deutschland als auch beim ukrainischen Verteidigungsministerium nachgefragt, was mit dem jungen Mann passiert wäre, aber bisher keine Antwort erhalten.
Gehen wir zurück in das Jahr 2022. Das Video mit Jakow wurde erstmalig am 27. Februar 2022 in einem Telegram-Kanal veröffentlicht, einen Tag später war es dann auf Twitter zu sehen.
„Wie viel ist dein Leben wert?“ – fragt ein unbekannter Mann aus dem Off Jakow, der vor ihm auf dem Stuhl sitzt. Er ist rasiert und trägt dunkelgrüne Thermounterwäsche. Jetzt hat er große Angst und ist sehr jung. „Ich weiß es nicht…“, antwortet er ruhig.
Bergsee in der Republik Altai -- Foto: Alexandr frolov -- Lizenz: CC BY-SA 4.0
Berge, Seen und Täler - so könnte man die russische Teilrepublik Altai beschreiben, die sich im Süden Sibiriens im Altai Gebirge befindet. Sie sollte nicht mit der Region Altai verwechselt werden, die nördlich der Republik liegt.
Die Republik Altai ist dünn besiedelt und wird von etwas mehr als 200.000 Menschen bewohnt. Den größten Anteil davon stellen die Russen mit 57% aber fallender Tendenz, die Altaier haben einen Anteil von 34 %, der langsam ansteigt. Die Altaier sind ein Turkvolk mit eigener Sprache.
Die Region ist arm, etwa 70% der Bevölkerung lebt auf dem Land und betreibt Tierhaltung und Landwirtschaft. Und so wundert es auch nicht, dass sich Männer aus dem Altai in das ferne Kriegsgeschehen begeben, um dort auf die Schnelle so viel Geld zu verdienen, wie sie mit ihrer normalen Arbeit niemals bekommen könnten. Die Region hat deshalb eine sehr hohe Anzahl an Kriegstoten gemessen an der Bevölkerung.
Vier Sechs Beispiele im Originaltext aus den letzten Tagen: (das Siebte findet man hier)
Weiterlesen: Aus der malerischen Republik Altai in den fernen Krieg
Etwa 50 km östlich von Jekaterinburg liegt die Kleinstadt Saretschny mit knapp 30.000 Einwohnern. Und richtig - die Stadt ist erst durch den Bau eines Kernkraftwerks entstanden. 1957 begann die Planung, 1964 ging der erste Block an das Netz, inzwischen sind vier Blocks gebaut worden, der letzte ging 2016 ans Netz. Dazu wurde auch noch der Fluss Pyschma zu einem See aufgestaut, an dessen Ufer Saretschny liegt.
Aus Saretschny kommen auch Iwan Aleksandrowitsch Gurjanow und Konstantin Wladimirowitsch Demtschenko, die beide im Krieg gegen die Ukraine getötet wurden.
Gleich vorneweg - die Oblast hat mit dem Namen nichts zu tun. Inzwischen leben weniger als 1% jüdische Russen in diesem Gebiet. Seit den Jahren um 1930 gab es den Plan in diesem Gebiet eine jüdische Region zu initiieren. Der Judenhass in Deutschland und antijüdische Stimmungen in Russland führten dazu, dass man ihnen einen eigenen Bereich möglichst weit weg im Osten verschaffen wollte. Nach dem 2. Weltkrieg wollte Russland zudem eine eigene Alternative zu Israel entwickeln. Das raue Klima und der schlechte Entwicklungsstand der Region führten dazu, dass die angesiedelten Juden wieder abwanderten. Die Bevölkerung schrumpft noch immer. Das Land hat nach Tuwa und Tschetschenien den geringsten Entwicklungsstand Russlands.
Dafür gibt es jetzt große Werbetafeln, die eigentlich für was werben? Für den Tod im fernen Krieg in der Ukraine? Die beiden Soldaten sind dort gefallen. Die Behörden der Hauptstadt meinen: Valentin Krasilow (links) und Pawel Tschernikow (rechts) gaben ihr Leben für das Vaterland, für die Welt ohne Nazismus, für uns!
In der Stadt Schumerlja, Tschuwaschische Republik, wurde am 15. Mai 24 der Major Dmitri Wjatscheslawowitsch Kutschajew (Foto links) bestattet. Er war am 4. Mai von seinem eigenen Soldaten erschossen worden. Wir haben berichtet. Täter war wohl der 57-jährige Juri Galuschko, der den Major und gleich fünf weitere Soldaten mit einem AK-12 Sturmgewehr erschossen hatte. Auf den Beisetzungsfeierlichkeiten war das alles kein Thema, genau so wenig wie das Verhalten des Majors gegenüber seinen Untergebenen.
Inzwischen wurde nämlich bekannt, dass Major Kutschajew sich bereits vor einem Militärgericht wegen seines Verhaltens gegenüber Untergebenen verantworten musste. Ein Soldat war ihm ungepflegt erschienen, dem verpasste er eine Salve Ohrfeigen und trat ihn danach noch etwas im Beisein von anderen Soldaten. Nun es muß schon vorher viel passiert sein, denn solche Lapalien kommen im russischen Militär eher nicht zur Anklage. Die Strafe von 40.000 Rubel blieb auch überschaubar.
Das Dorf Tischtschenskoje liegt in der Region Stawropol im Süden Russlands. Es hat etwa 3.300 Einwohner, einen Kindergarten, die Schule Nr. 8, eine Bibliothek und ein Kulturhaus. Und es hat einen "Helden": Oleg Sergejewitsch Kindjukow ist im Krieg gegen die Ukraine gefallen. Eine Gedenktafel an der Schule wurde am 13. Mai 24 enthüllt. Also schrieb die Schule:
Der Name Oleg Sergejewitsch Kindjukow wird für immer in unseren Herzen bleiben. Er war ein echter Held – mutig und stark, mit enormer Standhaftigkeit und Liebe zum Vaterland. Oleg verteidigte unser friedliches Leben, damit wir studieren, arbeiten und Kinder großziehen konnten.
Nachdem die Aufmerksamkeit zu unseren Veröffentlichungen wächst, eine kurze Information zu OskarMaria.
Unter diesem Pseudonym war der Initiator im Internet seit über 25 Jahren recht unregelmäßig präsent. Ab dem Jahr 2014 hat er hier über die Situation in den von Russland besetzten Gebieten des Donbass geschrieben. Als einer der ersten Journalisten überhaupt informierte er über die damals neu gegründete Gruppe Wagner.
Beruflich war er seit den 80-iger Jahren Geschäftsführer von diversen Medienunternehmen im Printbereich. Jetzt im Ruhestand, Kinder erwachsen, bleibt etwas mehr Zeit, die gesammelten Erfahrungen zusammen mit wenigen Mitstreitern für dieses Projekt zu nutzen.
Nachtrag: OskarMaria– das ist eine kleine Verbeugung vor dem beinahe vergessenen Schriftsteller Oskar Maria Graf. In Zeiten der Bücherverbrennungen wurden seine Werke von den Nazis verschont, ja sogar teilweise empfohlen. „Verbrennt mich!“ schrieb er 1933 in der Wiener Arbeiterzeitung, „nach meinem ganzen Leben und nach meinem ganzen Schreiben habe ich das Recht, zu verlangen, dass meine Bücher der reinen Flamme des Scheiterhaufens überantwortet werden und nicht in die blutigen Hände und die verdorbenen Hirne der braunen Mordbanden gelangen!“ Schließlich floh er in die USA – dort lebte er in bescheidenen Verhältnissen. Deutschland wollte den unbequemen Mann nach dem Krieg nicht wieder haben. Er starb 1967 in New York.
Literaturempfehlung: Wir sind Gefangene - Autobiograhie 1927.
Ein Süduraler mit dem Rufzeichen „Zum Sieg“ ist im Krieg gefallen.
Kim Chabirow aus Ust- Kataw hatte nach Angaben seines Bruders seit seiner Kindheit davon geträumt, in die Armee einzutreten. Er zog als Sturmtruppler in den Krieg.
Er trug das Rufzeichen „Zum Sieg“, getränkt mit Propaganda. Ein junger Mann starb für eine vage Parole.
Wen hat er besiegt? Sein Leben? Im Krieg versucht die Propaganda, dein Leben gegen ein paar „heroische“ Phrasen einzutauschen.
Telegram-Kanal "Tscheljabinsk der Zukunft" vom 2.12.24
Die Kereken waren eine kleine, vom Aussterben bedrohte Ethnie, die einmal im äußersten Osten von Tschukotka (Autonomer Kreis der Tschuktschen) lebte. Ende des 19. Jahrhunderts gab es noch etwa 100 Kereken, 2010 waren es noch vier Personen. Jetzt könnte der letzte Vertreter der Kereken im Krieg gegen die Ukraine gefallen sein.
Iwan Lymnejewitsch Taymagyr war 56 Jahre alt und kinderlos. Der Mann starb in der Region Kursk als "Freiwilliger" in jenem verbrecherischen Krieg Russlands.
Im Nachruf schreibt eine Frau aus Anadyr, der Hauptstadt von Tschukotka:
Ivan Taymagyr hinterließ keine Kinder. Mit seinem Tod wird die lebendige Verbindung zu den Traditionen, dem Leben und der Kultur der Kereks unterbrochen. Jetzt wird die Erinnerung an dieses einzigartige Volk nur noch in historischen Aufzeichnungen und Erinnerungen erhalten bleiben.
Wieder ein Bericht aus dem "Autonomen Kreis Tschukotka", ganz im fernen Nordosten Russlands:
Eigin Pantelea, geboren am 15. September 1986, kam aus dem Dorf Tschuwanskoje im Inneren von Tschukotka. Das Bezirkszentrum ist 450 km entfernt. Das Klima ist rau mit extrem kalten Wintern, zwischen Anfang Oktober und Mai bleiben die Temperaturen unter dem Gefrierpunkt. Fast alle Männer des Dorfes verbringen die meiste Zeit in der Taiga mit ihren Rentierherden. Aber viele sind es nicht mehr, im Jahr 2023 lebten noch 141 Menschen im Dorf.
Eigin Pantelea meldete sich im Jahr 2023 als Freiwilliger für den Krieg gegen die Ukraine und wurde vor dem 2.12.24 dort getötet.
Sergey Sawtschenko, ein Russe und Leiter der Region, schreibt in seinem Nachruf: "Obwohl er über keine militärische Erfahrung verfügte, bewies er im Jahr 2023 Mut und Entschlossenheit, indem er sich freiwillig für die spezielle Militäroperation meldete. Sein Handeln wurde zum Beweis seines Patriotismus und seiner Bereitschaft, sein Heimatland zu verteidigen. Heute erreichte uns die Nachricht von einem irreparablen Verlust."
Der ukranische Präsident Selenskyj hat heute die ukrainischen Verlustzahlen bekannt gegeben. Danach wären in der Verteidigung des Landes bisher 43.000 Soldaten getötet und 370.000 verletzt worden. Von den Verwundeten hätte etwa die Hälfte zurück in den Einsatz geschickt werden können.
Ebenfalls hat Selensky sich zu den russischen Verlusten geäußert. Nach seinen Angaben wären 198.000 russische Soldaten getötet und 550.000 verwundet worden. Seit September 2024 wäre das Verhältnis der russischen Verluste auf 5 zu 1 oder sogar auf 6 zu 1 angestiegen.
OM, 08.12.24
Rekrutierer der russischen Armee haben die Arbeiter einer Baustelle zusammengerufen und in eine Reihe gestellt. Alle zusammen haben keine russische Arbeitserlaubnis. Der vermummte Soldat erklärt ihnen einen einfachen Weg, die russische Staatsbürgerschaft zu erlangen:
Die Arbeiter können einen Vertrag mit dem russischen Kriegsministerium eingehen – für ein bis fünf Jahre. Nach seinem Ende erhalten sie einen russischen Pass, werden Bürger Russlands und brauchen auch keine Arbeitserlaubnis mehr.
Der Sold betrage 210.000 Rubel im Monat (ca. 2.000€), das wäre weit mehr, als die Männer jetzt verdienen würden. Dazu gäbe es zahlreiche Sozialleistungen und den Status eines Kampfveteranen. Wenn jemand daran interessiert wäre, solle er die Hand heben.
Als niemand die Hand hebt, werden alle abgeführt und sollen in ihr Heimatland deportiert werden.
In Russland leben etwa 200.000 Menschen, die zur Ethnie der Zygane ("Zigeuner") gezählt werden. Es soll sich dabei vorwiegend um Roma handeln. Es war folglich nur eine Frage der Zeit, bis auch ein russischer Roma in unserer Statistik auftauchen wird.
Fjodor Nikolajewitsch Nemzurow kam aus der Stadt Selenokumsk in der südlichen Region Stawropol. Er war am 11. Juli 1997 in einem Dorf der Region geboren und später nach Selenokumsk gezogen. Über Beruf und Familie wurde nichts bekannt.
Am 12. März 2024 meldete sich auch Fjodor beim Militär in Kamyschin, Region Wolgograd, zum Kriegsdienst in der Ukraine und überlebte seine Entscheidung nicht. Ende November wurde er in seiner Heimat bestattet.
Nachtrag: Man kann den russischen Meldungen nur bedingt trauen. Wir wollten eigentlich das Datum des Todes von Fjodor recherchieren, um zu erfahren, wie lange der Mann überhaupt im Kriegseinsatz war. Stattdessen finden wir ein Gerichtsurteil aus Stawropol vom 2. Juni 2021. Danach war Fjodor Nikolajewitsch Nemzurow wegen Diebstahl und Raub mit einer Waffe zu neun Jahren Haft verurteilt worden.
Unser Mann hat sich also nicht ganz freiwillig gemeldet, sondern gehörte zu den Häftlingen, die als Sturm-V Soldaten vorzeitig in den Krieg entlassen wurden.
Anmerkung: Die Beisetzung wurde mit großem Pomp zelebriert und sollte auch darüber hinwegtäuschen, dass Arseni als entbehrlicher Soldat bereits nach wenigen Tagen an der Front getötet wurde. Sein tatsächliches Todesdatum wurde deshalb auch nicht öffentlich gemacht.
Die jungen Männer in den von Russland besetzten Gebieten müssen Wehrdienst in der russischen Armee leisten und falls angeordnet, auch gegen die Ukraine in den Krieg ziehen. Alexander Zolkin, 19 Jahre, kam aus der von Russland besetzten Großstadt Donezk und leistete Wehrdienst in der russischen Armee im Grenzgebiet der Region Belgorod. Bei einem Raketenangriff auf eine dort stationierte Militäreinheit wurde auch Alexander getötet.
Er hätte davon geträumt, Russland als Militärpilot zu verteidigen, schrieb sein Halbbruder im Nachruf.
Der Soldat auf dem Foto heißt Roman Wladimirowitsch Kozmin, geboren 1993. Roman kam aus Barnaul, der Hauptstadt der Region Altai. Er war Söldner der Gruppe Wagner, hat deren verlustreiche Kämpfe überlebt und hatte nach der Auflösung der Gruppe nichts Besseres zu tun, als sich den Achmat-Einheiten aus Tschetschenien anzuschließen.
Bei einem Angriff auf die ukrainischen Truppen in der russischen Region Kursk erlitt Roman mehrere Schusswunden und flüchtete nach ukrainischen Angaben in einen Hühnerstall.
Im Nachruf schrieb sein Kamerad auf Telegram: "Er erkannte die drohende Gefangenschaft, blieb seinem Eid bis zum Ende treu und sprengte sich in die Luft, als sich der Feind näherte. Ruhe in Frieden, mein Bruder."
Eines der bekanntesten Zitate von Mark Twain lautet: "Die Nachricht von meinem Tod ist stark übertrieben!" Solch einen Fall haben wir aktuell ebenfalls.
Aus Baschkortostan wurde am 27.11.24 der Kriegstod von Achat Nurimanowitsch Fairuschin gemeldet:
Der 45-jährige Achat Nurimanowitsch Fairuschin, geboren am 13.08.1978 im Dorf Nowonaryschewo, zuletzt kontaktiert am 10.03.2024. Sein Tod wurde am 22. November 2024 bekannt (Link vom 27.11.24).
Wir können ihn von der Liste streichen. Der Mann hat sich am Telefon bei seinen Angehörigen gemeldet. Dumm nur - er wird wieder in den Krieg ziehen.
Telegram-Kanal "Todesfälle aus der Republik Sacha" (Jakutien) vom 3.12.2024
Während einer speziellen Militäroperation starb ein Soldat der Altai-Republik Artjom Nikolajewitsch Aksantajew.
Er wurde am 26. Juli 1999 im Dorf Beschpeltir in der Region Tschemal geboren. Er absolvierte die Schule in Tschemal, danach die Maiminsky-Schule und erhielt den Beruf eines Automechanikers.
Am 21. August 2024 unterzeichnete er einen Vertrag mit dem Verteidigungsministerium zum Einsatz bei der speziellen Sonderoperation. Diente als Schütze und Fahrer einer Sanitätseinheit und starb am 26. September bei einem Kampfeinsatz.
In der Erinnerung seiner Familie und Freunde wird er für immer ein aufrichtiger und mitfühlender Mensch bleiben.
Telegramkanal "Republik Altai" vom 24.11.2024
Die Strafverfolgungsbehörden haben einen im März dieses Jahres begangenen Mord aufgeklärt. Ein 30-jähriger Mann aus dem Dorf Koschlauschi tötete eine 34-jährige Frau und verscharrte ihre Leiche in einer Schlucht.
"Der Täter begab sich in die Sondereinsatzzone, wo er am 25. Juli starb“, so eine Polizeiquelle gegenüber dem Fernsehsender REN. Der föderale Fernsehsender nennt den Namen des Mörders in seiner Veröffentlichung nicht.
Nach unseren Informationen handelt es sich um Alexei Vaganin. Er hat Anfang Mai 2024, einen Monat nach dem Mord, einen Vertrag unterzeichnet und wurde in die Region Saporoschje geschickt. Er starb am 25. Juli, die Beerdigung fand am 20. September statt.
Jahrhundertelang war die Flucht vor der Justiz an die Front eine bequeme Alternative für alle Mörder, Vergewaltiger, Räuber und andere Verbrecher. Heute kann man das in Russland wieder ganz legal tun.
Ein Grund mehr, warum dieser wahnsinnige Krieg so schnell wie möglich beendet werden sollte.
Telegram-Kanal "Wütendes Tschuwaschien" vom 22.11.2024
Der 29-jährige Ainur Anatoljewitsch Chismatulin, geboren am 13.07.1995 in Birsk, ist im Krieg in der Ukraine gefallen. Verabschiedung 22.11.2024 in der Stadt Birsk.
Baschkortostan bleibt der Spitzenreiter bei den Verlusten in Russland. Insgesamt sind zur Zeit 3465 tote Baschkiren bekannt.
Die Zerstörung des baschkirischen Volkes geht weiter. Wie viele müssen noch in einem für uns fremden Krieg sterben?
Telegramkanal "Fremder Krieg Baschkirien | Verluste Baschkortostan" vom 26.11.24
Im Süden der Oblast Omsk liegt das kleine Dorf Dobroje Pole mit etwa 400 Einwohnern. Das Dorf wurde von deutschen Baptisten geründet. Im Jahr 1928 bestand es aus 22 Höfen, die überwiegend durch Deutsche bewirtschaftet wurden. Aber das ist beinahe 100 Jahre her, wir wollen über einen aktuellen Bewohner des Dorfes berichten.
Sergej Antonowitsch Kuznetsow, geboren am 7. Juli 2004, kam aus dem Dorf Dobroje Pole und ging im Bezirk in die Schule. Zum Ende seiner Schulzeit, also mit sechzehn Jahren, schwängerte er eine junge Frau und bekam einen Sohn. Um seine Familie zu finanzieren, verzichtete er auf eine Ausbildung und arbeitete auf dem Bau.
Am 7. August 24 unterzeichnete er einen Vertrag mit dem russischen Militär und bereits am 15. Oktober war Sergej tot. Am 19. November 24 wurde er in seinem Heimatdorf bestattet. Link (1, 2)
Wir hätten diese kleine Geschichte in unserer Rubrik "Ohne viele Worte" unterbringen können, viel zu berichten gibt es sowieso nicht. Doch ein paar Worte zu Nikita bedarf es schon.
Nikita Igorewitsch Kornienko wurde am 7. April 2002 in Gurjewsk geboren. Die Stadt liegt in der Region Kemerowo im Westen Sibiriens mit etwa 22.000 Einwohnern. Die ökonomische Grundlage der Stadt ist nicht gesichert und hängt an einer Firma, die Bevölkerung nimmt ab. Und auch Nikitas Leben war nicht gesichert. Er wuchs im Waisenhaus Nr. 1 der Stadt auf.
Immerhin schaffte Nikita seinen Schulabschluss und auch seine Lehre als Stuckateur und Maler. Aber arbeiten musste er auf Baustellen als "selbstständiger Unternehmer" - also alles andere als eine gesicherte Existenz. Das einzige Gerichtsprotokoll, das wir über Nikita gefunden haben, war eine Geldstrafe zur Zeit der Coronamaßnahmen in Russland. Nikita wurde ohne Maske an einer Bushaltestelle angetroffen.
Im Oktober 2024 unterzeichnete Nikita einen Vertrag mit dem russischen Militär zum Kriegsdienst in der Ukraine. Kurz danach war sein Leben beendet - am 2. November 2024 wurde er getötete. (Link)
Die Verwaltung des Bezirks Sakamensk aus Burjatien berichtet am 27.11.24 über den Tod eines Soldaten. Iwan Stanislawowitsch Brjanski wurde am 29. November 2005 in Sakamensk geboren. Seine Familie zog allerdings 2018 nach St. Petersburg und Iwan ging dort zur Schule.
"Iwan Stanislawowitsch belegte beim Auf- und Abbau eines Kalaschnikow-Sturmgewehrs den ersten Platz, war aktiv und sportlich. Erhielt die Fachrichtung „Optiker-Mechaniker“," schreibt die Verwaltung.
Am 4. Juli 24 wurde Iwan zum Wehrdienst eingezogen und nach der Grundausbildung in die Region Belgorod versetzt. Am 7. November wurde er bei einem Dronenangriff getötet. Seinen 19. Geburtstag hat er nicht mehr erlebt.