30.11.2024 -- 84.928 // Zuwachs zum 31.10.2024: 6.834
Danil Ruslanowitsch, 18 Jahre
Danil Ruslanowitsch Chismatulin, geboren am 10. Mai 2006, stammte aus der an der Wolga gelegenen Stadt Wolschsk in der Republik Mari El. Er kam aus einem mittelständischen Elternhaus, war nach seinem Status ein Computer-Zocker, aber all das erklärt nicht warum er in den Krieg zog. "Selbst wenn du mir in die Augen schaust, wirst du nicht die Wahrheit sehen," war sein Motto auf VKontakte. Die Wahrheit ist, Danil ist tot - getötet im Krieg und begraben am 4.11.24.
Rail Rustamowitsch, jünger als 22 Jahre
"Ich werde dich vor der Einsamkeit retten. Aber ich weiß nicht, wie ich mich selbst retten kann," war das Motto von Rail Rustamowitsch Abzaletdinow in seinem VKontakte-Status. Wahrscheinlich wurde er am 20. März 2003 im kleinen baschkirischen Dorf Vesjoly geboren, in der Schule war er gut und hatte ansonsten altersgemäße Laster (Rauchen, Alkohol). Sein Entschluss seine Rettung beim Militär zu suchen, ging erwatungsgemäß schief. Am 1. November 24 wurde er begraben.
Wadim Wjatscheslawowitsch, 19 Jahre
Es ist ein weiter Weg von der Halbinsel Kamtschatka in den Krieg in der Ukraine. Für Wadim Wjatscheslawowitsch Wuvuvier, geboren am 11.11.2004, war der Weg noch ein ganzes Stück weiter. Er kam aus dem Dorf Atschaiwajam im Norden Kamtschatkas. Im Dorf lebten 2021 gerade mal 344 Menschen, dabei ist die Fläche des Dorfes größer als die von Berlin und sowieso kann man Atschaiwajam nur aus der Luft erreichen. Wadim leistete Wehrdienst, wurde zum Vertragsdienst überredet und am 23.09.24 in der Ukraine getötet. Zurück blieb eine sehr junge Mutter mit ihrem Kleinkind.
Willi, 20 Jahre
Aus Solikamsk, einer größeren Stadt in der Region Perm. kam Willi Karsten. Auf Grund des Namens kann man eine russlanddeutsche Herkunft sicher annehmen. Den Rest muss man sich aus Andeutungen zusammenreimen.
Willi, geboren am 13. Februar 2003, hat während oder direkt im Anschluss an seinen Wehrdienst einen Vertrag mit dem Militär abgeschlossen. Weihnachten 2023 hatte er bereits 9 Monate gedient und hätte im April 2023 das Militär hinter sich gelassen. Stattdessen wurde Willi am 14.Oktober 23 getötet.
Dann brauchte sein Körper ein Jahr, bis er in seiner Heimat bestattet wurde. Warum seine Mutter ein Foto eines unbesiegbaren Willi mit zwei Maschinenpistolen in der Hand auf dem Grab postiert hat, bleibt ihr Geheimnis.
Danil Valeriewitsch, 21 Jahre
Danil Valeriwitsch Ruban, 01.11.2002 – 17.10.2024, lebte in Sewastopolauf der Krim. Seine Mutter stammt aus der Stadt Kreminna in der ukrainischen Region Luhansk. Warum sie ihren Sohnemann in den Krieg ziehen ließ, geht aus ihrem Profil nicht hervor. Zum Abschied schreibt sie ein Gedicht:
Du bist erst 21 Jahre alt.
Ich werde dich nicht an deiner Türschwelle treffen...
Du bist für immer weg, allein!
Du bist nicht mehr mein Sohn, sondern der von Gott!
Dmitri Alexandrowitsch, 22 Jahre
An dieser Schule studierte Unteroffizier Dmitri Alexandrowitsch Pupkow (17.05.2002-17.07.2024). Er starb heldenhaft am 17. Juli 2024 während seines Militärdienstes während einer militärischen Sonderoperation auf dem Territorium der Ukraine.
Gedenktafel an einer Schule in Dagestan, weitere Informationen über Dimitri haben wir nicht gefunden.
Konstantin Viktorowitsch, 21 Jahre
Konstantin Viktorowitsch Dmitritschenko, geboren am 5. April 2003, lebte im kleinen Dorf Bolscheworoneschski mit gerade mal 200 Bewohnern in der Oblast Irkutsk. Er hätte sich diesen Schritt reichlich überlegt, teilte er seiner Familie mit, als er im Januar 2024 heimlich bei seiner Einheit angekommen war. Er hatte niemand von seinem Vertrag zum Kriegsdienst erzählt, vielleicht war es eine Flucht, vielleicht Trotz, ganz sicher war es dumm. Am 8. Oktober 24 bezahlte er den Preis.
Alexej Jewgenjewitsch, 20 Jahre
Alexej Jewgenjewitsch Wolkow, geboren am 18.01.2003, kam aus der Kleinstadt Nischnjaja Salda in der Oblast Swerdlowsk. Er hatte nach der Schule im Jahr 2022 eine Ausbildung abgeschlossen und musste danach zum Militär. Vermutlich hat er sich während seines Wehrdienstes zu einem Militärvertrag überzeugen lassen. Er wurde am 24. Juni 2023 in der Ukraine getötet. Am 30. Oktober 2024 wurde das, was von ihm noch übrig war, in seiner Heimatstadt begraben.
Nikita Aleksejewitsch, 20 Jahre
Nikita Aleksejewitsch Sosnowski, geboren am 17.Juni 2003, kam aus Tschita der Hauptstadt der Region Transbaikalien, war verheiratet und hatte einen Sohn. Am 1. Februar 2024 wurde seine Einheit an die Front zum Angriff geschickt. Seit dem 16. Februar 24 gilt er als vermisst, Kameraden erzählten, dass er an den Beinen verletzt war. All das wissen wir.
Den Rest der Geschichte kann man sich mit großer Wahrscheinlichkeit zusammenreimen. Nikita wurde von einer Granate getroffen, sein Körper war durch einen Körperpanzer geschützt, nicht aber seine Beine. Die Granatfragmente haben seine Beine perforiert, er konnte nicht mehr laufen. Irgendwo im Niemandsland zwischen den Stellungen blieb Nikita liegen und verblutete langsam.
Kolja Fisenko, 20 Jahre
"Überall liegen knietiefe Schneeverwehungen, in denen ich am liebsten ersticken würde," schrieb Nikolai Fisenko Ende Januar 23 in seinem Status. Auf seinen Unterarmen hatte er sich Sinner/Sünder & Hell/Hölle tätowieren lassen. Kolja, geboren am 15. März 2004 aus dem sibirischen Omsk, pendelte laut seinem Status zwischen Rap und Melancholie. Wie er an die Front geraten ist, erklärt er nicht. "Unser Krieg ist vorbei", schrieb seine Mutter zu seinem Tod.
Aleksej Anatoljewitsch, 21 Jahre
Der Waise Aleksej Anatoljewitsch Kononow war 21 Jahre alt, als er im Krieg gegen die Ukraine am 1. Oktober 24 getötet wurde. Er kam aus der städtischen Siedlung Arbasch in der Oblast Kirow. Galina Arsamasowa schrieb dazu in den Kommentaren: "In der Antike wurden in Russland junge Männer erst in den Krieg geschickt, als er einen Sohn zur Welt brachte, der seinen Ersatz darstellte." Die Option besser keinen Krieg gegen ein anderes Land zu führen, kam der Frau nicht in den Sinn.
Islam, 21 Jahre
Seine Schwester Nina schrieb: "Schlaf gut, geliebter Bruder. Wir erinnern uns, wir lieben, wir trauern." Seinen Status auf VKontakte haben wir noch gefunden: Islam Gulamow, geboren am 20. Dezember 2002, wohnhaft in der Stadt Tomsk. Das war dann alles zum Thema Erinnerung und seine Schwester beschäftigt sowieso die kommende Geburt ihres Sohnes.
Nikita Alexandrowitsch, 21 Jahre
Nikita Alexandrowitsch Werjowotschnikow, geboren am 21. Juli 2003, kam aus dem großen Dorf Tschornomorske ganz im Westen der Krim. Warum Nikita gegen sein eigenes Volk in den Krieg gezogen ist, erfahren wir nicht. In den vielen Mitteilungen zu seinem Tod am 7. Oktober fanden wir nur die üblichen Sprechblasen der örtlichen Behörden. Herausgestellt wurde die hohe staatliche Auszeichnung - der Orden des Mutes - den Nikita posthum bekommen hätte. Dabei ist dieser Mutorden nichts anderes als ein Witz, denn jeder getötete russische Soldat bekommt solch eine "Auszeichnung".
Alexej Geraschtschenko, 22 Jahre
Aus dem Dorf Arzgir in der Region Stawropol kam der 22-jährige Alexej Geraschtschenko. Alexej hatte bereits eine Familie gegründet und lebte mit Frau und Tochter in Stawropol. Er hatte eine landwirtschaftliche Fachschule besucht, über eine geregelte Arbeit wird nichts berichtet. Im August 2024 schloss er einen Vertrag mit dem russischen Militär, am 2. Oktober wurde seine junge Frau Witwe.
Nikolai Walerjewitsch, 20 Jahre
Im Rahmen einer speziellen Militäroperation ist ein Soldat aus der Republik Altai, Nikolai Walerjewitsch Tatarow, bei der Erfüllung seiner militärischen Pflichten heldenhaft gestorben. Er wurde am 10. Februar 2004 im Dorf Bannoe, Bezirk Ust-Koksinskiy, geboren.
Er erfüllte seine militärische Pflicht mit Ehre und Würde. Familie und Freunde werden Nikolai immer als einen fröhlichen und aufgeschlossenen Menschen in Erinnerung behalten.
Die Verabschiedung des Helden findet am 25. Oktober, einem Freitag, im Dorf Bannoe, Ust-Koksinskij Bezirk, statt.
Telegram, 25.10.24
Fjodor, 18 Jahre
Von der Bildungseinrichtung "Zwezda" in der Stadt Rjasan müsste man Kinder und Jugendliche eigentlich fernhalten. Dabei wurde jene staatliche Einrichtung genau für diese Zielgruppe gegründet. Aber Zwezda bildet und erzieht zum bloßen Militarismus, wie die Webseite dieser Einrichtung zeigt. Ein Opfer war ihr Schüler Fjodor Pawlowitsch Afonin, geboren am 1. Mail 2006. Er war gerade volljährig geworden, als er sich im Juni 2024 beim russischen Militär verpflichtete. Am 7. Oktober 24 war er tot.
Sarmat Kasbekowitsch, 20 Jahre
Sarmat Kasbekowitsch Sattsajew, geboren am 29.10.2003, kam aus aus Nordossetien. Er war drei Monate an der Front, nach seiner Verwundung blieb er weitere drei Monate in einem Militärkrankenhaus, starb am 21.10.2024 an den Folgen der Verletzung. Seine Mutter lebt noch, sein Vater ist gestorben.
Wladislaw Olegowitsch, 20 Jahre
Als furchtlose Krieger, mit einem Maschinengewehr bewaffnet, zeigen sich die jungen russischen Soldaten gerne auf Fotos vor ihren Einsätzen an der Front, tot werden sie zu Helden. Ihr grausames und völlig sinnloses Sterben will niemand zur Kenntnis nehmen. Wladislaw Olegowitsch Medwedew, geboren am 14.10.2004, getötet am 4. Oktober 2024, kam aus der großen Siedlung Tscherlak in der Region Omsk nahe der Grenze zu Kasachstan.
Aleksej Anatoljewitsch, 18 Jahre
Aleksej Anatoljewitsch Romanow, geboren am 11. September 2005, kam aus dem sehr kleinen Dorf Dubovy Kolok mit weniger als 300 Bewohnern in der Region Samara. Im Nachruf des Bezirks findet man nur allgemeine Sprechblasen, deshalb weiß man so gut wie nichts über den jugen Mann. Als er 18 Jahre alt wurde, hat er sich sofort beim Militär eingeschrieben, am 21. September 24 suchte seine Schwester Wika öffentlich nach ihm. Da war er schon tot - getötet am 4. September 24, begraben am 16. Oktober in seinem Heimatdorf.
Marat Rinatowitsch, 20 Jahre
Den Vertrag mit dem russischen Militär hätte er bewusst abgeschlossen, kommentierte Tanja seinen Nachruf. Marat Rinatowitsch Gafarow, geboren am 31.07.2004, kam aus einem Dorf nahe der Stadt Jenisseisk in der Region Krasnojarsk in Sibirien. Nach der Schule hatte er eine Ausbildung als Koch abgeschlossen und das Kochen wäre auch seine Profession gewesen. Seine Entscheidung, die Töpfe gegen ein Gewehr einzutauschen, brachte ihm kein Glück und keinen Reichtum. Am 17.10.24 wurde er begraben.
Nachdem die Aufmerksamkeit zu unseren Veröffentlichungen wächst, eine kurze Information zu OskarMaria.
Unter diesem Pseudonym war der Initiator im Internet seit über 25 Jahren recht unregelmäßig präsent. Ab dem Jahr 2014 hat er hier über die Situation in den von Russland besetzten Gebieten des Donbass geschrieben. Als einer der ersten Journalisten überhaupt informierte er über die damals neu gegründete Gruppe Wagner.
Beruflich war er seit den 80-iger Jahren Geschäftsführer von diversen Medienunternehmen im Printbereich. Jetzt im Ruhestand, Kinder erwachsen, bleibt etwas mehr Zeit, die gesammelten Erfahrungen zusammen mit wenigen Mitstreitern für dieses Projekt zu nutzen.
Nachtrag: OskarMaria– das ist eine kleine Verbeugung vor dem beinahe vergessenen Schriftsteller Oskar Maria Graf. In Zeiten der Bücherverbrennungen wurden seine Werke von den Nazis verschont, ja sogar teilweise empfohlen. „Verbrennt mich!“ schrieb er 1933 in der Wiener Arbeiterzeitung, „nach meinem ganzen Leben und nach meinem ganzen Schreiben habe ich das Recht, zu verlangen, dass meine Bücher der reinen Flamme des Scheiterhaufens überantwortet werden und nicht in die blutigen Hände und die verdorbenen Hirne der braunen Mordbanden gelangen!“ Schließlich floh er in die USA – dort lebte er in bescheidenen Verhältnissen. Deutschland wollte den unbequemen Mann nach dem Krieg nicht wieder haben. Er starb 1967 in New York.
Literaturempfehlung: Wir sind Gefangene - Autobiograhie 1927.
Ein Süduraler mit dem Rufzeichen „Zum Sieg“ ist im Krieg gefallen.
Kim Chabirow aus Ust- Kataw hatte nach Angaben seines Bruders seit seiner Kindheit davon geträumt, in die Armee einzutreten. Er zog als Sturmtruppler in den Krieg.
Er trug das Rufzeichen „Zum Sieg“, getränkt mit Propaganda. Ein junger Mann starb für eine vage Parole.
Wen hat er besiegt? Sein Leben? Im Krieg versucht die Propaganda, dein Leben gegen ein paar „heroische“ Phrasen einzutauschen.
Telegram-Kanal "Tscheljabinsk der Zukunft" vom 2.12.24
Die Kereken waren eine kleine, vom Aussterben bedrohte Ethnie, die einmal im äußersten Osten von Tschukotka (Autonomer Kreis der Tschuktschen) lebte. Ende des 19. Jahrhunderts gab es noch etwa 100 Kereken, 2010 waren es noch vier Personen. Jetzt könnte der letzte Vertreter der Kereken im Krieg gegen die Ukraine gefallen sein.
Iwan Lymnejewitsch Taymagyr war 56 Jahre alt und kinderlos. Der Mann starb in der Region Kursk als "Freiwilliger" in jenem verbrecherischen Krieg Russlands.
Im Nachruf schreibt eine Frau aus Anadyr, der Hauptstadt von Tschukotka:
Ivan Taymagyr hinterließ keine Kinder. Mit seinem Tod wird die lebendige Verbindung zu den Traditionen, dem Leben und der Kultur der Kereks unterbrochen. Jetzt wird die Erinnerung an dieses einzigartige Volk nur noch in historischen Aufzeichnungen und Erinnerungen erhalten bleiben.
Wieder ein Bericht aus dem "Autonomen Kreis Tschukotka", ganz im fernen Nordosten Russlands:
Eigin Pantelea, geboren am 15. September 1986, kam aus dem Dorf Tschuwanskoje im Inneren von Tschukotka. Das Bezirkszentrum ist 450 km entfernt. Das Klima ist rau mit extrem kalten Wintern, zwischen Anfang Oktober und Mai bleiben die Temperaturen unter dem Gefrierpunkt. Fast alle Männer des Dorfes verbringen die meiste Zeit in der Taiga mit ihren Rentierherden. Aber viele sind es nicht mehr, im Jahr 2023 lebten noch 141 Menschen im Dorf.
Eigin Pantelea meldete sich im Jahr 2023 als Freiwilliger für den Krieg gegen die Ukraine und wurde vor dem 2.12.24 dort getötet.
Sergey Sawtschenko, ein Russe und Leiter der Region, schreibt in seinem Nachruf: "Obwohl er über keine militärische Erfahrung verfügte, bewies er im Jahr 2023 Mut und Entschlossenheit, indem er sich freiwillig für die spezielle Militäroperation meldete. Sein Handeln wurde zum Beweis seines Patriotismus und seiner Bereitschaft, sein Heimatland zu verteidigen. Heute erreichte uns die Nachricht von einem irreparablen Verlust."
Der ukranische Präsident Selenskyj hat heute die ukrainischen Verlustzahlen bekannt gegeben. Danach wären in der Verteidigung des Landes bisher 43.000 Soldaten getötet und 370.000 verletzt worden. Von den Verwundeten hätte etwa die Hälfte zurück in den Einsatz geschickt werden können.
Ebenfalls hat Selensky sich zu den russischen Verlusten geäußert. Nach seinen Angaben wären 198.000 russische Soldaten getötet und 550.000 verwundet worden. Seit September 2024 wäre das Verhältnis der russischen Verluste auf 5 zu 1 oder sogar auf 6 zu 1 angestiegen.
OM, 08.12.24
Rekrutierer der russischen Armee haben die Arbeiter einer Baustelle zusammengerufen und in eine Reihe gestellt. Alle zusammen haben keine russische Arbeitserlaubnis. Der vermummte Soldat erklärt ihnen einen einfachen Weg, die russische Staatsbürgerschaft zu erlangen:
Die Arbeiter können einen Vertrag mit dem russischen Kriegsministerium eingehen – für ein bis fünf Jahre. Nach seinem Ende erhalten sie einen russischen Pass, werden Bürger Russlands und brauchen auch keine Arbeitserlaubnis mehr.
Der Sold betrage 210.000 Rubel im Monat (ca. 2.000€), das wäre weit mehr, als die Männer jetzt verdienen würden. Dazu gäbe es zahlreiche Sozialleistungen und den Status eines Kampfveteranen. Wenn jemand daran interessiert wäre, solle er die Hand heben.
Als niemand die Hand hebt, werden alle abgeführt und sollen in ihr Heimatland deportiert werden.
In Russland leben etwa 200.000 Menschen, die zur Ethnie der Zygane ("Zigeuner") gezählt werden. Es soll sich dabei vorwiegend um Roma handeln. Es war folglich nur eine Frage der Zeit, bis auch ein russischer Roma in unserer Statistik auftauchen wird.
Fjodor Nikolajewitsch Nemzurow kam aus der Stadt Selenokumsk in der südlichen Region Stawropol. Er war am 11. Juli 1997 in einem Dorf der Region geboren und später nach Selenokumsk gezogen. Über Beruf und Familie wurde nichts bekannt.
Am 12. März 2024 meldete sich auch Fjodor beim Militär in Kamyschin, Region Wolgograd, zum Kriegsdienst in der Ukraine und überlebte seine Entscheidung nicht. Ende November wurde er in seiner Heimat bestattet.
Nachtrag: Man kann den russischen Meldungen nur bedingt trauen. Wir wollten eigentlich das Datum des Todes von Fjodor recherchieren, um zu erfahren, wie lange der Mann überhaupt im Kriegseinsatz war. Stattdessen finden wir ein Gerichtsurteil aus Stawropol vom 2. Juni 2021. Danach war Fjodor Nikolajewitsch Nemzurow wegen Diebstahl und Raub mit einer Waffe zu neun Jahren Haft verurteilt worden.
Unser Mann hat sich also nicht ganz freiwillig gemeldet, sondern gehörte zu den Häftlingen, die als Sturm-V Soldaten vorzeitig in den Krieg entlassen wurden.
Anmerkung: Die Beisetzung wurde mit großem Pomp zelebriert und sollte auch darüber hinwegtäuschen, dass Arseni als entbehrlicher Soldat bereits nach wenigen Tagen an der Front getötet wurde. Sein tatsächliches Todesdatum wurde deshalb auch nicht öffentlich gemacht.
Die jungen Männer in den von Russland besetzten Gebieten müssen Wehrdienst in der russischen Armee leisten und falls angeordnet, auch gegen die Ukraine in den Krieg ziehen. Alexander Zolkin, 19 Jahre, kam aus der von Russland besetzten Großstadt Donezk und leistete Wehrdienst in der russischen Armee im Grenzgebiet der Region Belgorod. Bei einem Raketenangriff auf eine dort stationierte Militäreinheit wurde auch Alexander getötet.
Er hätte davon geträumt, Russland als Militärpilot zu verteidigen, schrieb sein Halbbruder im Nachruf.
Der Soldat auf dem Foto heißt Roman Wladimirowitsch Kozmin, geboren 1993. Roman kam aus Barnaul, der Hauptstadt der Region Altai. Er war Söldner der Gruppe Wagner, hat deren verlustreiche Kämpfe überlebt und hatte nach der Auflösung der Gruppe nichts Besseres zu tun, als sich den Achmat-Einheiten aus Tschetschenien anzuschließen.
Bei einem Angriff auf die ukrainischen Truppen in der russischen Region Kursk erlitt Roman mehrere Schusswunden und flüchtete nach ukrainischen Angaben in einen Hühnerstall.
Im Nachruf schrieb sein Kamerad auf Telegram: "Er erkannte die drohende Gefangenschaft, blieb seinem Eid bis zum Ende treu und sprengte sich in die Luft, als sich der Feind näherte. Ruhe in Frieden, mein Bruder."
Eines der bekanntesten Zitate von Mark Twain lautet: "Die Nachricht von meinem Tod ist stark übertrieben!" Solch einen Fall haben wir aktuell ebenfalls.
Aus Baschkortostan wurde am 27.11.24 der Kriegstod von Achat Nurimanowitsch Fairuschin gemeldet:
Der 45-jährige Achat Nurimanowitsch Fairuschin, geboren am 13.08.1978 im Dorf Nowonaryschewo, zuletzt kontaktiert am 10.03.2024. Sein Tod wurde am 22. November 2024 bekannt (Link vom 27.11.24).
Wir können ihn von der Liste streichen. Der Mann hat sich am Telefon bei seinen Angehörigen gemeldet. Dumm nur - er wird wieder in den Krieg ziehen.
Telegram-Kanal "Todesfälle aus der Republik Sacha" (Jakutien) vom 3.12.2024
Während einer speziellen Militäroperation starb ein Soldat der Altai-Republik Artjom Nikolajewitsch Aksantajew.
Er wurde am 26. Juli 1999 im Dorf Beschpeltir in der Region Tschemal geboren. Er absolvierte die Schule in Tschemal, danach die Maiminsky-Schule und erhielt den Beruf eines Automechanikers.
Am 21. August 2024 unterzeichnete er einen Vertrag mit dem Verteidigungsministerium zum Einsatz bei der speziellen Sonderoperation. Diente als Schütze und Fahrer einer Sanitätseinheit und starb am 26. September bei einem Kampfeinsatz.
In der Erinnerung seiner Familie und Freunde wird er für immer ein aufrichtiger und mitfühlender Mensch bleiben.
Telegramkanal "Republik Altai" vom 24.11.2024
Die Strafverfolgungsbehörden haben einen im März dieses Jahres begangenen Mord aufgeklärt. Ein 30-jähriger Mann aus dem Dorf Koschlauschi tötete eine 34-jährige Frau und verscharrte ihre Leiche in einer Schlucht.
"Der Täter begab sich in die Sondereinsatzzone, wo er am 25. Juli starb“, so eine Polizeiquelle gegenüber dem Fernsehsender REN. Der föderale Fernsehsender nennt den Namen des Mörders in seiner Veröffentlichung nicht.
Nach unseren Informationen handelt es sich um Alexei Vaganin. Er hat Anfang Mai 2024, einen Monat nach dem Mord, einen Vertrag unterzeichnet und wurde in die Region Saporoschje geschickt. Er starb am 25. Juli, die Beerdigung fand am 20. September statt.
Jahrhundertelang war die Flucht vor der Justiz an die Front eine bequeme Alternative für alle Mörder, Vergewaltiger, Räuber und andere Verbrecher. Heute kann man das in Russland wieder ganz legal tun.
Ein Grund mehr, warum dieser wahnsinnige Krieg so schnell wie möglich beendet werden sollte.
Telegram-Kanal "Wütendes Tschuwaschien" vom 22.11.2024
Der 29-jährige Ainur Anatoljewitsch Chismatulin, geboren am 13.07.1995 in Birsk, ist im Krieg in der Ukraine gefallen. Verabschiedung 22.11.2024 in der Stadt Birsk.
Baschkortostan bleibt der Spitzenreiter bei den Verlusten in Russland. Insgesamt sind zur Zeit 3465 tote Baschkiren bekannt.
Die Zerstörung des baschkirischen Volkes geht weiter. Wie viele müssen noch in einem für uns fremden Krieg sterben?
Telegramkanal "Fremder Krieg Baschkirien | Verluste Baschkortostan" vom 26.11.24
Im Süden der Oblast Omsk liegt das kleine Dorf Dobroje Pole mit etwa 400 Einwohnern. Das Dorf wurde von deutschen Baptisten geründet. Im Jahr 1928 bestand es aus 22 Höfen, die überwiegend durch Deutsche bewirtschaftet wurden. Aber das ist beinahe 100 Jahre her, wir wollen über einen aktuellen Bewohner des Dorfes berichten.
Sergej Antonowitsch Kuznetsow, geboren am 7. Juli 2004, kam aus dem Dorf Dobroje Pole und ging im Bezirk in die Schule. Zum Ende seiner Schulzeit, also mit sechzehn Jahren, schwängerte er eine junge Frau und bekam einen Sohn. Um seine Familie zu finanzieren, verzichtete er auf eine Ausbildung und arbeitete auf dem Bau.
Am 7. August 24 unterzeichnete er einen Vertrag mit dem russischen Militär und bereits am 15. Oktober war Sergej tot. Am 19. November 24 wurde er in seinem Heimatdorf bestattet. Link (1, 2)
Wir hätten diese kleine Geschichte in unserer Rubrik "Ohne viele Worte" unterbringen können, viel zu berichten gibt es sowieso nicht. Doch ein paar Worte zu Nikita bedarf es schon.
Nikita Igorewitsch Kornienko wurde am 7. April 2002 in Gurjewsk geboren. Die Stadt liegt in der Region Kemerowo im Westen Sibiriens mit etwa 22.000 Einwohnern. Die ökonomische Grundlage der Stadt ist nicht gesichert und hängt an einer Firma, die Bevölkerung nimmt ab. Und auch Nikitas Leben war nicht gesichert. Er wuchs im Waisenhaus Nr. 1 der Stadt auf.
Immerhin schaffte Nikita seinen Schulabschluss und auch seine Lehre als Stuckateur und Maler. Aber arbeiten musste er auf Baustellen als "selbstständiger Unternehmer" - also alles andere als eine gesicherte Existenz. Das einzige Gerichtsprotokoll, das wir über Nikita gefunden haben, war eine Geldstrafe zur Zeit der Coronamaßnahmen in Russland. Nikita wurde ohne Maske an einer Bushaltestelle angetroffen.
Im Oktober 2024 unterzeichnete Nikita einen Vertrag mit dem russischen Militär zum Kriegsdienst in der Ukraine. Kurz danach war sein Leben beendet - am 2. November 2024 wurde er getötete. (Link)
Die Verwaltung des Bezirks Sakamensk aus Burjatien berichtet am 27.11.24 über den Tod eines Soldaten. Iwan Stanislawowitsch Brjanski wurde am 29. November 2005 in Sakamensk geboren. Seine Familie zog allerdings 2018 nach St. Petersburg und Iwan ging dort zur Schule.
"Iwan Stanislawowitsch belegte beim Auf- und Abbau eines Kalaschnikow-Sturmgewehrs den ersten Platz, war aktiv und sportlich. Erhielt die Fachrichtung „Optiker-Mechaniker“," schreibt die Verwaltung.
Am 4. Juli 24 wurde Iwan zum Wehrdienst eingezogen und nach der Grundausbildung in die Region Belgorod versetzt. Am 7. November wurde er bei einem Dronenangriff getötet. Seinen 19. Geburtstag hat er nicht mehr erlebt.