14.02.2025 -- 99.565 // Zuwachs zum 31.01.2025: 2.636
Die Stadt Balaschicha liegt nur vier Kilometer von der Stadtgrenze Moskaus entfernt und ist mit über 400.000 Einwohnern auch eine Großstadt. Auf einer "Allee der Erinnerung" wurden Ende Mai Ahornbäume gepflanzt, jeder stellvertretend für einen getöteten Soldaten im Krieg gegen die Ukraine.
Einer der vielen Beweggründe für den Krieg Russlands gegen die Ukraine war die wirtschaftliche und politische Situation in den beiden von Russland initiierten und geführten Republiken Donezk und Luhansk. Dort war eine mafiöse politische und wirtschaftliche Struktur entstanden mit Bandenkriminalität, unbegrenzter Selbstbereicherung der politischen Akteure und selbstherrlichen Kosakenverbänden, die eigene Pläne verfolgten.
Viele der damaligen Akteure erlitten einen schnellen Tod, hier fungierte die zu dieser Zeit frisch gegründete Gruppe Wagner als "Problemlöser". Aber auch Geheimdienste - russische und wahrscheinlich auch ukrainische räumten unter den Sepraratisten auf, was meist mit deren Tod endete.
Wir wiederholen hier einen Beitrag von OskarMaria vom 8. Februar 2017, allerdings aktualisiert mit einigen neuen Erkenntnissen und Personen.
Das Foto oben zeigt die Separatisten, die 2014 den Verwaltungssitz von Luhansk erobert hatten. Die meisten davon sind inzwischen getötet oder ins Exil verbracht worden.
Weiterlesen: Der schnelle Tod der Separatistenführer des Donbass
Die russische Teilrepublik Komi liegt im Nordosten Europas, ist dünn besiedelt mit einer Taiga- und Tundra-Vegetation. Chef der Republik ist Wladimir Ujba, der seit 2020 die Geschicke der Region bestimmt. Ujba ist Arzt und Wissenschaftler, mit reichlich Erfahrung im Management und in der Politik. Im Jahr 2020 wurde er nach Komi geschickt, als die Corona-Infektionen dort aus dem Ruder gelaufen waren.
Ujba wurde zunächst kommisarisch ernannt, stellte sich dann noch im gleichen Jahr zur Wahl. Bei einer Wahlbeteiligung von 30% der wahlberechtigten Bevölkerung erhielt er 73% der Stimmen.
Ujba ist kein feingeistiger Wissenschaftler, sondern ein Mann fürs Grobe. Als er 2021 von einem Abgeordneten der kommunistischen Partei attackiert worden war, wollte er die Sache wie ein Mann handhaben und drohte mit Prügel. Auch im Krieg Russlands gegen die Ukraine übernimmt er die Sprachregelungen der Staatsführung, die wir hier an zwei Beispielen dokumentieren wollen:
Weiterlesen: Wladimir Ujba, Chef von Komi - der Arzt fürs Grobe
Eine der Legenden der russischen Propaganda handelt vom bewaffneten Aufstand der Donbass-Bewohner gegen die ukrainische Regierung im Jahr 2014.
Richtig ist, dass es damals lokale Demonstrationen gegen die neue Regierung und deren prowestlichen Kurs gab. Dass daraus dann ein bewaffneter Aufstand entstand war den Akteuren in Moskau geschuldet, die bewaffnete Kämpfer heimlich über die Grenze gebracht hatten und versuchten, die dortige Bevölkerung zum bewaffneten Kampf zu motivieren. Diese Taktik ist damals nicht aufgegangen, nur wenige Bewohner wollten sich daran beteiligen. Dafür sickerten immer mehr bewaffnete Einheiten aus Russland in den Donbass ein.
Eine der Akteure im russischen Krieg gegen die Ukraine ist seit 2014 die internationale Brigade „Pjatnaschka“ - übersetzt "fünfzehn". Die Brigade wurde im Sommer 2014 von einem aus der Region Krasnodar stammenden Abchasen zusammengestellt, am Anfang waren es nur 15 Mann, daher der Name. Ihre erste wesentliche Aktion bestand darin, den Campus der "Christlichen Universität" in Donezk zu besetzen.
Panorama von Juschno-Sachalinsk -- Foto: yab994 -- Lizenz: CC BY-SA 2.0
Die Insel Sachalin, die größte Insel Russlands, liegt ganz im Osten des Landes im Pazifischen Ozean. Sie war lange zwischen Japan und Russland umstritten, Ende des zweiten Weltkriegs wurden die Japaner von der Insel vertrieben und später verzichtete Japan auf seine Ansprüche. Gouverneur der Insel ist seit Ende 2018 Valery Limarenko, ein erfolgreicher Wissenschaftler, der ab 2001 eine zunächst aussichtsreiche politische Karriere startete, aber aus undurchsichtigen Gründen ganz weit weg abgeschoben wurde.
Limarenko ist trotzdem Parteisoldat geblieben, unterstützt den Krieg gegen die Ukraine, aber er veröffentlicht auf seinem Telegramkanal regelmäßig die Opfer des Krieges aus seinem Verantwortungsgebiet, im Gegensatz zu allen anderen Regionen. Da ist eine ordentliche Liste bereits zusammen gekommen, zum 15.05.24 haben wir 575 Kriegstote aus Sachalin erfasst. Die Region liegt folglich ganz vorne wenn man die Opfer in das Verhältnis zur Bevölkerungszahl setzt. (Teil I - Teil II)
Der Begriff Staniza bezeichnet im heutigen Russland eine Kosakensiedlung mit dörflichem Charakter. Die kann zuweilen größer sein als manche russische Städte. So auch die Staniza Starominskaja in der Region Krasnodar, die fast 30.000 Bewohner hat.
Im Park der Staniza fand am 27. April eine Gedenkveranstaltung zu Ehren der getöteten Soldaten im Krieg gegen die Ukraine statt. Eine neue "Heldenallee des Ruhmes" wurde eingeweiht. Und wenn man dem ersten Plakat glauben darf, dann ist es eine Heldentat wenn man aus dem "Bakhmut-Fleischwolf" tot, verletzt oder lebendig herausgekommen ist.
Weiterlesen: „Allee des Ruhmes der Helden“ in der Staniza Starominskaja
Znamensky ist ein ländlicher Vorort der Stadt Krasnodar. Im Juli 23 hatten wir über eine Gedenkstätte berichtet, die die Namen von gefallenen Soldaten im Krieg gegen die Ukraine aus der Region Krasnodar auflistet. Finanziert wurde die Anlage durch Spenden von Angehörigen der Kriegsopfer und auch aus öffentlichen Mitteln.
Dieses Denkmal ist ein gutes Dokument für den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Die Zahl der Opfer wächst ständig. Aktuell ist am 10. Mai 24 erneut eine Tafel mit 20 neuen Namen dazu gekommen [Link].
Denkmal Znamensky 12.07.23:
Denkmal Znamensky 10.09.23:
Die Stadt Astrachan liegt im Süden Russlands am Kaspischen Meer und ist die Hauptstadt der gleichnamigen Oblast. Etwa 40 km Luftlinie von Astrachan entfernt liegt das Dorf Wolodarski mit 11.000 Einwohnern, der dazugehörige Bezirk hat insgesamt 45.000 Einwohner.
Am 7. Mai 24 fand im Dorf die feierliche Einweihung von drei Stelen statt, auf denen die Namen von 60 Männern des Bezirks eingraviert sind, die alle im Krieg gegen die Ukraine getötet wurden. Es sollen zahlreiche Sturm-V Soldaten dabei sein, also Männer die aus Haftanstalten rekrutiert wurden.
Einer der wichtigsten Hilfen bei der Recherche nach gefallenen Soldaten im Krieg gegen die Ukraine war lange Zeit Vitaly Votanovsky (Foto links, Aufschrift: Putin, es gibt nicht genug Gift für alle). Der ehemalige Offizier der russischen Armee hat seit Beginn des Ukrainekrieges die Friedhöfe der Region Krasnodar abgesucht und die Gräber von den Kriegstoten fotografiert, deren Tod nirgendwo öffentlich dokumentiert wurde. Seine Ermittlungen hat er dann in seinem Telegramkanal "Tituschki in Krasnodar" veröffentlicht. Wir konnten auf Grund seiner Arbeit bis heute 621 zusätzliche Namen aus der Region Krasnodar veröffentlichen. Und Vitaly Votanovsky hat als erster den Wagner-Friedhof im Dorf Bakinskaja bei Gorjatschi Kljutsch entdeckt und dokumentiert. Damit wurden weitere 695 getötete Söldner der Gruppe Wagner öffentlich bekannt.
In Russland war Vitaly Votanovsky nicht mehr sicher. Der Staat hatte ihn am 15. Oktober 2023 in die Liste der "ausländischen Agenten" aufgenommen, er bekam anonyme Drohungen und ein Strafverfahren. Ein Reisepass wurde ihm zunächst verweigert. Im April 2023 verließ er Russland.
Anfang 2023 berichteten wir vom neu angelegten Friedhof der Wagner-Söldner, den der ehemalige Offizier der russischen Armee und Politaktivist Vitaly Votanovsky gefunden und die Toten dokumentiert hatte (siehe 1, 2, 3). Der Friedhof liegt im Dorf Bakinskaja, nahe dem damaligen Trainingsgelände der Gruppe-Wagner auf dem Truppenübungsplatz Molkino. Dorf und Militärareal gehören zum Kurort Gorjatschi Kljutsch in der Region Krasnodar.
Vitaly Votanovsky musste sich ins Ausland absetzen, aber seine Mitstreiter bleiben aktiv. Aktuell haben sie über 40 neue Gräber von Kriegstoten aus der Region veröffentlicht, die bisher unbekannt waren. Und sie haben auch den Wagner-Friedhof Bakinskaja besucht.
Weiterlesen: Die neuen Gräber auf dem Wagner-Friedhof in Bakinskaja
Otradnoje ist ein großes Dorf, das direkt an der östlichen Stadtgrenze der Großstadt Woronesch liegt. Auch in diesem Dorf gibt es einige im Krieg gegen die Ukraine gefallene Soldaten, für die am 7. Mai 24 ein Denkmal eingeweiht wurde. Wir konnten deshalb sechs neue Namen für Woronesch nachtragen.
Das Haus der Kultur des Dorfes hat zur Einweihung einen Beitrag geschrieben, der erneut die russische Sichtweise auf den Krieg wiedergibt. Deshalb wollen wir den Text dokumentieren:
Stadt Chassawjurt -- Foto: Zastara -- Lizenz: CC BY-SA 4.0
Die Stadt Chassawjurt ist eine Großstadt in Dagestan mit über 170.000 Einwohnern und auch der eigenständige Bezirk hat noch einmal 140.000 Einwohner dazu. Rechnet man Stadt und Bezirk zusammen, dann sind die Volksgruppen Awaren mit ca. 40%, der Kamyken zu 28% und die Tschetschenen zu etwa 23% vertreten. Russisch stämmige Menschen gibt es nur wenige.
Im folgenden Film sind 33 getötete Soldaten aus der Stadt und dem Bezirk aufgeführt. Wir haben vier neue Namen aufgenommen:
Nachdem die Aufmerksamkeit zu unseren Veröffentlichungen wächst, eine kurze Information zu OskarMaria.
Unter diesem Pseudonym war der Initiator im Internet seit über 25 Jahren recht unregelmäßig präsent. Ab dem Jahr 2014 hat er hier über die Situation in den von Russland besetzten Gebieten des Donbass geschrieben. Als einer der ersten Journalisten überhaupt informierte er über die damals neu gegründete Gruppe Wagner.
Beruflich war er seit den 80-iger Jahren Geschäftsführer von diversen Medienunternehmen im Printbereich. Jetzt im Ruhestand, Kinder erwachsen, bleibt etwas mehr Zeit, die gesammelten Erfahrungen zusammen mit wenigen Mitstreitern für dieses Projekt zu nutzen.
Nachtrag: OskarMaria– das ist eine kleine Verbeugung vor dem beinahe vergessenen Schriftsteller Oskar Maria Graf. In Zeiten der Bücherverbrennungen wurden seine Werke von den Nazis verschont, ja sogar teilweise empfohlen. „Verbrennt mich!“ schrieb er 1933 in der Wiener Arbeiterzeitung, „nach meinem ganzen Leben und nach meinem ganzen Schreiben habe ich das Recht, zu verlangen, dass meine Bücher der reinen Flamme des Scheiterhaufens überantwortet werden und nicht in die blutigen Hände und die verdorbenen Hirne der braunen Mordbanden gelangen!“ Schließlich floh er in die USA – dort lebte er in bescheidenen Verhältnissen. Deutschland wollte den unbequemen Mann nach dem Krieg nicht wieder haben. Er starb 1967 in New York.
Literaturempfehlung: Wir sind Gefangene - Autobiograhie 1927.
Beruflich erfolgreich war Wjatscheslaw Alexandrowitsch Borchoschkin nicht. Wjatscheslaw wurde am 19. März 1987 im burjatischen Dorf Jelanzy in der Region Irkutsk geboren. Nach der Schule besuchte er eine Flugschule in Irkutsk, aber mit dem Fliegen hat es nicht geklappt, er verdiente als Bauarbeiter in Ulan-Ude sein Geld.
Zurück in seinem Heimatdorf arbeitete er in einem Asphaltbetonwerk, in den Touristenzentren der Region oder war arbeitslos. Das örtliche Arbeitsamt verdonnerte ihn zu einer Ausbildung als Tischler. Das schnelle Geld wollte Wjatscheslaw dann im Krieg gegen die Ukraine verdienen. Am 17. Dezember 2024 unterschrieb er einen Militärvertrag und im Januar 25 war er schon tot. Das genaue Todesdatum wird verschwiegen. Am 6. Februar 25 wurde Wjatscheslaw in seinem Heimatdorf begraben.
Tawda ist die östlichste Stadt der Oblast Swerdlowsk, sie liegt im asiatisch Teil der Region und ist von der Hauptstadt Jekaterinburg 360 km entfernt. Die Geschichte der Stadt ist untrennbar mit dem stalinistischen Gulag-System verbunden. Um das Jahr 1930 wurden 11.000 Enteignete aus Kuban, der Ukraine und Belarus gewaltsam in das Dorf verbracht, deren Anzahl die Bewohner der Siedlung um das Dreifache überstieg. Es folgten weitere Deportierte - Deutsche, Kalmücken, Usbeken, Bulgaren, Griechen und Chinesen.
Bei Tawdas städtischen Wohnungs- und Kommunaldienst arbeitete der 49 jährige Marat Ravilewitsch Achmadulin als Planierraupenfahrer. Für langjährige gewissenhafte Arbeit im Bereich Wohnungs- und Kommunaldienstleistungen und hohe Professionalität wurde Marat im März 2024 ausgezeichnet.
Warum Marat kurze Zeit später seine Arbeit aufgab und in den Krieg zog, ist nirgendwo überliefert. Er hatte sich der "Wilden Division des Donbass" angeschlossen, eine militärische Einheit von ehemalilgen Söldnern, die vorher für private Gruppierungen am Krieg teilgenommen hatten.
Aber Marat konnte wenig zum Krieg beitragen, er ging bei der Erstürmung der ukrainischen Stadt Makijiwka am 11. Mai 24 verloren. Erst am 4. Februar 25 wurde er in Tawda bestattet.
In der Stadt Suchoi Log im asiatischen Teil der Region Swerlowsk lebte Juri Wiktorowitsch Borowitsch. Juri wurde am 6. April 1980 geboren und hatte den Beruf eines Traktor- und Mähdrescherfahrers erlernt. Sein Sohn wurde im Herbst 2022 mobilisiert und im August 2024 an der Front in der Ukraine schwer verwundet.
Das Schicksal seines Sohnes nahm Juri persönlich, er meldete sich als Freiwilliger zum Kriegsdienst in der Ukraine und erklärte: "Für alle Toten und Verletzten".
Lange dauerte sein Kriegseinsatz nicht. Am 10. September informierte er seine Familie, dass ihre Einheit Nowogrodowka stürmen würde. Das war Juris letzter Kampf. Am 31. Januar 25 wurde er bestattet.
Anatoli Alexandrowitsch Wlassow, geboren am 4. Oktober 2006, kam aus dem ukrainischen Luhansk, das seit Frühjahr 2014 von Russland besetzt ist. Vater und Mutter hatten wohl eine prorussische Einstellung, den Vater sieht man auf Fotos in Militäruniform, die Mutter mit einem "Z", dem Symbol des russischen Angriffskrieges, auf ihrem T-Shirt. Und Anatoli findet man auf einem Foto mit 10-11 Jahren in militärischer Kleidung bei einem Übungsschießen.
Anatoli wurde am 4. Oktober 24 achtzehn Jahre alt, bereits am 21. November 24 schloss er einen Vertrag mit dem russischen Militär und zog in den Krieg.
Auf seiner VKontakte-Seite findet man zahlreiche Fotos, auf denen er allein und mit Kameraden posiert.
Auch Anatolis Leben fand ein schnelles Ende. Seinen genauen Todestag kennen wir nicht, aber seine Beisetzung fand am 7. Februar 2025 statt.
Andrej Iwanowitsch Tortumaschew, geboren am 02. Februar 1968, kam aus der Stadt Taschtagol in der Region Kemerowo. Die Existenz der Stadt mit 22.000 Einwohnern hängt an einem Unternehmen: der Eisenerzmine Taschtagol. Andrej ist als Freiwilliger in den Krieg gezogen und wurde am 29. März 24 als vermisst gemeldet. Seine Angehörigen suchten nach ihm mit folgenden Details:
Andrej Iwanowitsch Tortumaschew, geb. am 02.02.1968 aus Mittel-Tscheley, Taschtagol. Militäreinheit 21005 74. separate motorisierte Schützenbrigade, Jurga seit 29.03.2023 als vermisst gemeldet.
Unter der rechten Brust befindet sich eine Narbe von einer Lungenoperation, zwei Segmente der rechten Lunge wurden entfernt, links eine gebrochene Nase, links eine Narbe über der Oberlippe.
Alexandra Konstantinowna Lobanowskaja wäre die erste Frau aus der Region Iwanowo gewesen, die im Krieg gegen die Ukraine getötet wurde.
Alexandra wurde im Jahr 1990 geboren und kam aus der Stadt Kineschma. Sie hatte sich in einer anderen Region für den Einsatz im Krieg als Sanitäterin beworben, vermutlich weil dort höhere Antrittsprämien gezahlt werden. Alexandra wurde im Januar 2025 getötet.(Link)
Die Stadt Sudak liegt an der Ostküste der Krim und ist das Zentrum der Wein- und Sektherstellung auf der Halbinsel. Aus Sudak kam Elena Jurjewna Kim, geboren am 19. Oktober 1972. Sie machte ihren Abschluss an der Schule Nr. 2 in Sudak und studierte anschließend an der medizinischen Hochschule in Simferopol.
Mit Beginn des Krieges bewarb sich Elena beim russischen Militär als Sanitäterin. Am 23. Mai 23 schließlich konnte sie einen Vertrag abschließen und wurde Teil einer Angriffseinheit. Am 12. Januar 2025 wurde sie getötet. Sie hinterließ zwei Söhne und eine Tochter. (Link)
Zu den entbehrlichen Soldaten in der russischen Armee gehören auch die Waisen, wir haben das schon viel zu häufig dokumentiert. Auch sie werden auf die gefährlichsten Angriffe geschickt und sterben schnell an der Front. Ein aktuelles Beispiel aus Baschkortostan:
Wladislaw Arturowitsch Saliew wurde am 27. Oktober 2003 in Ufa, der Hauptstadt Baschkortostans, geboren. Mit zehn Jahren kam er in ein Waisenhaus, das später geschlossen wurde. Wladislaw wurde in ein 100 km entferntes Waisenhaus in der Stadt Birsk abgeschoben. Nach der 9. Klasse im Jahr 2020 absolvierte er eine Ausbildung zum Automechaniker. In seinem Beruf fand er keine feste Anstellung und verdiente sein Geld als Gelegenheitsarbeiter.
Wladislaw hatte keinen Wehrdienst geleistet, trotzdem schloss er im September 2024 einen Vertrag mit dem russischen Militär und im Oktober war er bereits tot.
Am 22. Januar 25 wurde er in Ufa begraben.
Russlands Krieg gegen die Ukraine begann im Jahr 2014 mit dem Einmarsch in den Donbass. Eine Tatsache, die Russland bis heute leugnet. Per Zufall sind wir heute über eine Nachricht aus Perm gestoßen, veröffentlicht am 3. September 2014. Der übersetzte Orginaltext von PermNews.ru in Auszügen:
In der Ukraine ist ein Vertragssoldat aus der Region Perm gestorben
Ein 20-jähriger Bewohner des Dorfes Kuwa im Bezirk Kudymkarsky im Perm-Territorium, Wassili Karawajew, der im Rahmen eines Vertrags in den Panzertruppen der russischen Streitkräfte diente, starb in Donezk.
Den Tod des Soldaten aus der Kama-Region berichtet PermNews unter Berufung auf die Schwester des Verstorbenen.
Nach Angaben der Frau wurde sie am 31. August vom Militärkommissar und dem Leiter der ländlichen Siedlung Beloevsky persönlich über den Tod ihres Bruders informiert. Sie sagten, dass ihr Bruder Wassili Karawajew am 21. August schwer verletzt und ins Krankenhaus in Rostow am Don eingeliefert wurde, es jedoch nicht möglich war, das Leben des Verwundeten zu retten, und er am 26. August starb. Der Veröffentlichung zufolge sollte die Leiche des Verstorbenen am 3. September nach Hause gebracht werden.
Die Schwester des Verstorbenen sagte auch, dass Wassili im Mai 2014 seinen Militärdienst in der russischen Armee abgeschlossen habe und sich im Juli entschieden habe, im Rahmen eines Vertrags zum Militärdienst zu gehen. Kurz bevor der junge Mann verwundet wurde, teilte er seinen Angehörigen mit, dass seine Einheit an die Grenze zur Ukraine in der Region Rostow gebracht worden sei....
Knapp 5.000 Menschen wohnen im Dorf Bogoslowka in der Region Pensa und die meisten davon gehören der russisch-orthodoxen Kirche an. Der Priester der Gemeinde, Pater Paul, bürgerlich Pawel Anatoljewitsch Batschurin, hatte seine Ausbildung am am Theologischen Seminar Pensa erhalten und war seit 2002 predigender Teil der Orthodoxie.
Doch mit 54 Jahren zog es Pater Paul zu höheren Aufgaben - er meldete sich als Freiwilliger zum Krieg gegen die Ukraine.
Wir haben bisher schon über einige Priester berichtet, die an der Front gefallen sind, aber alle waren mit der geistlichen Betreuung der Frontsoldaten beauftragt. Pater Paul zog es zur kämpfenden Truppe. Details über seinen Kriegseinsatz wissen wir nicht, aber Pawel wurde am 24. Januar 25 in seinem Heimatdorf beigesetzt.
Er wäre ein mitfühlender, freundlicher, verantwortungsbewusster und aufrichtiger Mensch gewesen, heißt es in seinem Nachruf - kaum zu glauben.
Russlands Krieg gegen die Ukraine wird von beiden Seiten auch mit Drohnen geführt. Häufig kommen handelsübliche Kleindrohnen zum Einsatz, die geringfügig modifiziert und mit Sprengkörpern ausgerüstet werden. Die Drohnenpiloten sitzen in geringer Entfernung zum Kampfgebiet in Gebäuden versteckt, haben eine FPV-Brille über den Augen und steuern die Drohne mit einem kleinen Controller.
Und so kommt es, dass wir immer häufiger solche Drohnenpiloten in unsere Liste der Getöteten aufnehmen. Meist sind es junge Soldaten, die in Computerspielen Reaktionsschnelligkeit erlernt haben.
Damir Ischkinejew war so ein junger Drohnenpilot. Damir, geboren am 15. Januar 1999, kam aus der Stadt Nurlat in Tatarstan. Nach der Schule erlernte er einen Beruf in der Fachrichtung "Landwirtschaftliche Mechanisierung". Doch im November 2023 zog er als Freiwilliger in den Krieg, steuerte dort Drohnen und wurde am 25. Dezember 24 getötet.
Ein Foto von Damir haben wir nicht, aber ein Foto seiner Beisetzung.
Am 15. November 2024 wurde Derrick Ngamana, ein Bürger der Zentralafrikanischen Republik, bei den Kämpfen um das Dorf Novoivanovka im Bezirk Sudzhansky der Region Kursk getötet.
Der Todesanzeige zufolge kämpfte der 32-jährige Söldner in der Angriffskompanie einer Marine Brigade der Pazifikflotte im Dienstgrad eines Matrosen.
Ngamana diente zuvor bei den zentralafrikanischen Streitkräften im Rang eines Unteroffiziers. Im Jahr 2023 wandte sich Ngamana an einen Freund der Familie und Teilzeitdiplomaten der Zentralafrikanischen Republik in Moskau, mit der Bitte um Hilfe bei der Einschreibung an einer russischen Universität, doch dann fehlten ihm die Mittel, um nach Russland zu reisen. Das gab Whangapou selbst auf Facebook bekannt .
Ngamanas jüngerer Bruder behauptet, er habe einen Vertrag mit der russischen Armee unterzeichnet und sei im September 2024 zum Kampf in die Ukraine gegangen. Laut seinem Bruder sagte Ngamana ihm, dass er auf diese Weise hoffte, „seine Kinder großzuziehen“ und ihnen „eine bessere Zukunft zu ermöglichen“.(Quelle)
Gestern haben wir hier über Stanislaw Tymrik berichtet, der aus dem aussterbenden Dorf mit dem Namen "Schnee" in einer abgelegenen Region von Tschukotka stammte. Nur 15 km davon entfernt (für die dortigen Verhältnisse wenig) liegt das größere Dorf Ust-Belaja mit etwa 600 Bewohnern. Aus diesem Dorf kam der sehr junge Waleri Beljajew, geboren am 24.10.2002.
Waleri meldete sich im September 24 freiwillig zum Kriegstdienst beim russischen Militär, bereits am 12. Dezember war er tot. Wir haben den Originalbeitrag aus Tschukotka hier veröffentlicht.
Waleri ist bereits der dritte junge Mann aus dem Dorf, der im Krieg gegen die Ukraine getötet wurde. (Ruslan, Alexej)
Kubinka ist eine kleine Stadt etwa 60 km westlich von Moskau. Die örtliche Schule soll nach einem gefallenen Teilnehmer des Krieges gegen die Ukraine umbenannt werden. Pawel Tichonow ging dort zur Schule, hatte eine Frau und vier Kinder und viel mehr wissen wir nicht. Dafür wissen wir etwas über seinen militärischen Lebensweg.
Im Jahr 2014 reise Pawel in den ukrainischen Donbass, um als Separatist verkleidet, Moskaus erste Invasion der Ukraine zu unterstützen. Als dann 2022 der zweite russische Einmarsch erfolgte, unterschrieb Pawel erneut einen Vertrag und ging zurück ins Kriegsgebiet. Eine schwere Verwundung hielt ihn nicht auf, er lernte danach russische Drohnen zu steuern. Anfang 2024 beendete eine HIMARS-Rakete sein Kriegsabenteuer.
Maxim Michailowitsch Kusnetsow, geboren am 24. Juni 1985, kam aus dem Dorf Gorchon in Burjatien. Nach der Schule absolvierte er eine Sekundärausbildung an der Technischen Hochschule Baikal mit den Schwerpunkten Recht und Organisation der sozialen Sicherheit. Danach musste er seinen Wehrdienst ableisten und erhielt nach dessen Ende eine Stelle als Gerichtsvollzieher in Baschkortostan.
Privat trainierte Maxim als Boxer und als "Martial Arts"-Kämpfer und bekam 2015 in diesen Sportarten den Titel eines Meisters. Im Jahr 2023 gab er seine Stelle in Baschkortostan auf und wurde Gerichtsvollzieher im von Russland besetzten Teil der Oblast Saporoschja.
Und weil er schon mal nahe am Krieg war, schloss Maxim am 1. September 2024 einen Vertrag zum Kriegsdienst mit dem russischen Militär ab. Für einen Gerichtsvollzieher mag seine "Martial Arts"-Ausbildung von Vorteil sein, im Krieg der Drohnen und Artilleriegefechte ist sie eher zweitrangig. Bereits am 24. Oktober 24 lief Maxims Vertrag aus. Er wurde am 14. Januar 25 in seiner Heimat bestattet.
Schon wieder sind wir in Baschkortostan, diesmal in einer Region nördlich der Hauptstadt Ufa. Im Bezirk Mischkinski befindet sich das Dorf Staroarzamatowo mit etwas über 500 Einwohnern. Die Bewohner des Dorfes sind fast alle ethnische Mari. Benz Leonidowitsch Parsajew, wurde am 24.12.2002 im Dorf geboren und ist dort aufgewachsen. In der Berufsschule machte er eine Ausbildung zum Schweißer. Danach arbeitete er ohne feste Anstellung.
Auch ihn lockte das viele Geld zum Kriegsdienst, am 15. November 24 schloss er einen Vertrag mit dem Militär. Er hätte als einfacher Schütze in einer Sturmtruppe gedient. Aber bereits im Dezember war Benz tot - das genaue Datum wird überall verschwiegen.
Er hätte "mit Ehre und Würde beschlossen, die edle Arbeit seiner Vorfahren fortzusetzen", schreibt die Bezirksverwaltung am 7.1.25 im Nachruf.
Heute haben wir den ersten Eskimo in unsere Datenbank eingetragen. Kirill Agha stammte aus Neu Tschaplino, das auf der russischen Seite des Beeringmeers liegt.
Wir haben den Originalbeitragder Presseagentur von Tschukotka hier veröffentlicht.
Zur Situation der verschiedenen Ethnien im Nordosten Russlands empfehlen wir den Beitrag "Das Volk der Kerek existiert nicht mehr".