Balaschicha Ahorn

Die Stadt Balaschicha liegt nur vier Kilometer von der Stadtgrenze Moskaus entfernt und ist mit über 400.000 Einwohnern auch eine Großstadt. Auf einer "Allee der Erinnerung" wurden Ende Mai Ahornbäume gepflanzt, jeder stellvertretend für einen getöteten Soldaten im Krieg gegen die Ukraine.

Luhansk 2014

Einer der vielen Beweggründe für den Krieg Russlands gegen die Ukraine war die wirtschaftliche und politische Situation in den beiden von Russland initiierten und geführten Republiken Donezk und Luhansk. Dort war eine mafiöse politische und wirtschaftliche Struktur entstanden mit Bandenkriminalität, unbegrenzter Selbstbereicherung der politischen Akteure und selbstherrlichen Kosakenverbänden, die eigene Pläne verfolgten.

Viele der damaligen Akteure erlitten einen schnellen Tod, hier fungierte die zu dieser Zeit frisch gegründete Gruppe Wagner als "Problemlöser". Aber auch Geheimdienste - russische und wahrscheinlich auch ukrainische räumten unter den Sepraratisten auf, was meist mit deren Tod endete.

Wir wiederholen hier einen Beitrag von OskarMaria vom 8. Februar 2017, allerdings aktualisiert mit einigen neuen Erkenntnissen und Personen.

Das Foto oben zeigt die Separatisten, die 2014 den Verwaltungssitz von Luhansk erobert hatten. Die meisten davon sind inzwischen getötet oder ins Exil verbracht worden.

Wladimir UjbaDie russische Teilrepublik Komi liegt im Nordosten Europas, ist dünn besiedelt mit einer Taiga- und Tundra-Vegetation. Chef der Republik ist Wladimir Ujba, der seit 2020 die Geschicke der Region bestimmt. Ujba ist Arzt und Wissenschaftler, mit reichlich Erfahrung im Management und in der Politik. Im Jahr 2020 wurde er nach Komi geschickt, als die Corona-Infektionen dort aus dem Ruder gelaufen waren.

Ujba wurde zunächst kommisarisch ernannt, stellte sich dann noch im gleichen Jahr zur Wahl. Bei einer Wahlbeteiligung von 30% der wahlberechtigten Bevölkerung erhielt er 73% der Stimmen.

Ujba ist kein feingeistiger Wissenschaftler, sondern ein Mann fürs Grobe. Als er 2021 von einem Abgeordneten der kommunistischen Partei attackiert worden war, wollte er die Sache wie ein Mann handhaben und drohte mit Prügel. Auch im Krieg Russlands gegen die Ukraine übernimmt er die Sprachregelungen der Staatsführung, die wir hier an zwei Beispielen dokumentieren wollen:


Pyatnashka Brigade SSIEine der Legenden der russischen Propaganda handelt vom bewaffneten Aufstand der Donbass-Bewohner gegen die ukrainische Regierung im Jahr 2014.

Richtig ist, dass es damals lokale Demonstrationen gegen die neue Regierung und deren prowestlichen Kurs gab. Dass daraus dann ein bewaffneter Aufstand entstand war den Akteuren in Moskau geschuldet, die bewaffnete Kämpfer heimlich über die Grenze gebracht hatten und versuchten, die dortige Bevölkerung zum bewaffneten Kampf zu motivieren. Diese Taktik ist damals nicht aufgegangen, nur wenige Bewohner wollten sich daran beteiligen. Dafür sickerten immer mehr bewaffnete Einheiten aus Russland in den Donbass ein.

Eine der Akteure im russischen Krieg gegen die Ukraine ist seit 2014 die internationale Brigade „Pjatnaschka“ - übersetzt "fünfzehn". Die Brigade wurde im Sommer 2014 von einem aus der Region Krasnodar stammenden Abchasen zusammengestellt, am Anfang waren es nur 15 Mann, daher der Name. Ihre erste wesentliche Aktion bestand darin, den Campus der "Christlichen Universität" in Donezk zu besetzen.

Yuzho Sakhalinsk panorama

Panorama von Juschno-Sachalinsk  -- Foto: yab994 -- Lizenz: CC BY-SA 2.0

Die Insel Sachalin, die größte Insel Russlands, liegt ganz im Osten des Landes im Pazifischen Ozean. Sie war lange zwischen Japan und Russland umstritten, Ende des zweiten Weltkriegs wurden die Japaner von der Insel vertrieben und später verzichtete Japan auf seine Ansprüche. Gouverneur der Insel ist seit Ende 2018 Valery Limarenko, ein erfolgreicher Wissenschaftler, der ab 2001 eine zunächst aussichtsreiche politische Karriere startete, aber aus undurchsichtigen Gründen  ganz weit weg abgeschoben wurde.

Limarenko ist trotzdem Parteisoldat geblieben, unterstützt den Krieg gegen die Ukraine, aber er veröffentlicht auf seinem Telegramkanal regelmäßig die Opfer des Krieges aus seinem Verantwortungsgebiet, im Gegensatz zu allen anderen Regionen. Da ist eine ordentliche Liste bereits zusammen gekommen, zum 15.05.24 haben wir 575 Kriegstote aus Sachalin erfasst. Die Region liegt folglich ganz vorne wenn man die Opfer in das Verhältnis zur Bevölkerungszahl setzt. (Teil I - Teil II)

Stanislaw Nikolajewitsch Wolwenkin

Der Begriff Staniza bezeichnet im heutigen Russland eine Kosakensiedlung mit dörflichem Charakter. Die kann zuweilen größer sein als manche russische Städte. So auch die Staniza Starominskaja in der Region Krasnodar, die fast 30.000 Bewohner hat.

Im Park der Staniza fand am 27. April eine Gedenkveranstaltung zu Ehren der getöteten Soldaten im Krieg gegen die Ukraine statt. Eine neue "Heldenallee des Ruhmes" wurde eingeweiht. Und wenn man dem ersten Plakat glauben darf, dann ist es eine Heldentat wenn man aus dem "Bakhmut-Fleischwolf" tot, verletzt oder lebendig herausgekommen ist.

Znamensky ist ein ländlicher Vorort der Stadt Krasnodar. Im Juli 23 hatten wir über eine Gedenkstätte berichtet, die die Namen von gefallenen Soldaten im Krieg gegen die Ukraine aus der Region Krasnodar auflistet. Finanziert wurde die Anlage durch Spenden von Angehörigen der Kriegsopfer und auch aus öffentlichen Mitteln.

Dieses Denkmal ist ein gutes Dokument für den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine. Die Zahl der Opfer wächst ständig. Aktuell ist am 10. Mai 24 erneut eine Tafel mit 20 neuen Namen dazu gekommen [Link].

Denkmal Znamensky 12.07.23:

Znamensky 12.07


Denkmal Znamensky 10.09.23:

Wolodarski

Die Stadt Astrachan liegt im Süden Russlands am Kaspischen Meer und ist die Hauptstadt der gleichnamigen Oblast. Etwa 40 km Luftlinie von Astrachan entfernt liegt das Dorf Wolodarski mit 11.000 Einwohnern, der dazugehörige Bezirk hat insgesamt 45.000 Einwohner.

Am 7. Mai 24 fand im Dorf die feierliche Einweihung von drei Stelen statt, auf denen die Namen von 60 Männern des Bezirks eingraviert sind, die alle im Krieg gegen die Ukraine getötet wurden. Es sollen zahlreiche Sturm-V Soldaten dabei sein, also Männer die aus Haftanstalten rekrutiert wurden.

VitalyVotanovskyEiner der wichtigsten Hilfen bei der Recherche nach gefallenen Soldaten im Krieg gegen die Ukraine war lange Zeit Vitaly Votanovsky (Foto links, Aufschrift: Putin, es gibt nicht genug Gift für alle). Der ehemalige Offizier der russischen Armee hat seit Beginn des Ukrainekrieges die Friedhöfe der Region Krasnodar abgesucht und die Gräber von den Kriegstoten fotografiert, deren Tod nirgendwo öffentlich dokumentiert wurde. Seine Ermittlungen hat er dann in seinem Telegramkanal "Tituschki in Krasnodar" veröffentlicht. Wir konnten auf Grund seiner Arbeit bis heute 621 zusätzliche Namen aus der Region Krasnodar veröffentlichen. Und Vitaly Votanovsky hat als erster den Wagner-Friedhof im Dorf Bakinskaja bei Gorjatschi Kljutsch entdeckt und dokumentiert. Damit wurden weitere 695 getötete Söldner der Gruppe Wagner öffentlich bekannt.

In Russland war Vitaly Votanovsky nicht mehr sicher. Der Staat hatte ihn am 15. Oktober 2023 in die Liste der "ausländischen Agenten" aufgenommen, er bekam anonyme Drohungen und ein Strafverfahren. Ein Reisepass wurde ihm zunächst verweigert. Im April 2023 verließ er Russland.

Bakinskaja Wagner Friedhof

Anfang 2023 berichteten wir vom neu angelegten Friedhof der Wagner-Söldner, den der ehemalige Offizier der russischen Armee und Politaktivist Vitaly Votanovsky gefunden und die Toten dokumentiert hatte (siehe 1, 2, 3). Der Friedhof liegt im Dorf Bakinskaja, nahe dem damaligen Trainingsgelände der Gruppe-Wagner auf dem Truppenübungsplatz Molkino. Dorf und Militärareal gehören zum Kurort Gorjatschi Kljutsch in der Region Krasnodar.

Vitaly Votanovsky musste sich ins Ausland absetzen, aber seine Mitstreiter bleiben aktiv. Aktuell haben sie über 40 neue Gräber von Kriegstoten aus der Region veröffentlicht, die bisher unbekannt waren. Und sie haben auch den Wagner-Friedhof Bakinskaja besucht.

Otradnoe

Otradnoje ist ein großes Dorf, das direkt an der östlichen Stadtgrenze der Großstadt Woronesch liegt. Auch in diesem Dorf gibt es einige im Krieg gegen die Ukraine gefallene Soldaten, für die am 7. Mai 24 ein Denkmal eingeweiht wurde. Wir konnten deshalb sechs neue Namen für Woronesch nachtragen.

Das Haus der Kultur des Dorfes hat zur Einweihung einen Beitrag geschrieben, der erneut die russische Sichtweise auf den Krieg wiedergibt. Deshalb wollen wir den Text dokumentieren:

Chassawjurt

Stadt Chassawjurt -- Foto: Zastara -- Lizenz: CC BY-SA 4.0

Die Stadt Chassawjurt ist eine Großstadt in Dagestan mit über 170.000 Einwohnern und auch der eigenständige Bezirk hat noch einmal 140.000 Einwohner dazu. Rechnet man Stadt und Bezirk zusammen, dann sind die Volksgruppen Awaren mit ca. 40%, der Kamyken zu 28%  und die Tschetschenen zu etwa 23% vertreten. Russisch stämmige Menschen gibt es nur wenige.

Im folgenden Film sind 33 getötete Soldaten aus der Stadt und dem Bezirk aufgeführt. Wir haben vier neue Namen aufgenommen:

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