14.02.2025 -- 99.565 // Zuwachs zum 31.01.2025: 2.636
Wir wollen ein Video zum Anlass nehmen, die russische 55. motorisierte Gebirgsjäger-Brigade vorzustellen. Diese Brigade wurde erst im Jahr 2015 aufgestellt, ist beheimatet in der Hauptstadt Kyzyl der abgelegenen Provinz (Republik) Tuwa und setzt sich aus Vertragssoldaten der sibirischen Regionen zusammen, die meisten sind allerdings Tuwiner. Es ist übrigens die einzige Gebirgsjägereinheit im asiatischen Teil Russlands.
Die Brigade gehört auch zur russischen Invasionsarmee in die Ukraine seit Beginn des Krieges. Sie wird Kriegsverbrechen beschuldigt, aber auch viele der Kriegstoten aus Tuwa gehörten zu dieser Einheit.
Auf VKontakte ist ein kurzes Video aufgetaucht, das die Namen und wenige persönliche Daten von 40 Soldaten der Brigade benennt, die alle im Krieg gegen die Ukraine getötet wurden. Es fällt auf, dass keine ethnischen Tuwiner darunter sind. Wir konnten 16 neue Namen unseren Listen hinzufügen.
Ausschließlich zu Dokumentationszwecken veröffentlichen wir das Video nachstehend.
Die Großstadt Kamensk-Uralski liegt im mittleren Ural in der Oblast Swerdlowsk etwa 100 km südöstlich der Hauptstadt Jekaterinburg und damit bereits im asiatischen Teil Russlands. Die Stadt hat gut 160.000 Einwohner, Tendenz fallend, und verfügt über zahlreiche metallverarbeitenden Betriebe.
Am 30. August 24 wurden vier neue Tafeln mit den Namen von im Krieg gegen die Ukraine getöteten Soldaten auf dem Soldatendenkmal der Stadt angebracht.
Insgesamt sind auf den Granittafeln 167 Namen von Bewohnern der Stadt Kamensk-Ural und des Bezirks aufgeführt. Davon wurden
"Treten Sie der Armee des Sieges bei, bis zu 2.000.000 RUB beim Vertragsabscluss in Tatarstan"
Wir hatten zum Anfang August 24 eine Liste der Prämien veröffentlicht, die die Regionen bezahlen, wenn ein Mann sich als Freiwilliger zum Kriegsdienst bei der russischen Armee verpflichtet. Diese Liste ist inzwischen Makulatur, die Regionen überbieten sich im Moment gegenseitig mit den Prämienzahlungen, da jede Region monatlich eine bestimmte Anzahl an neuen Rekruten liefern muss.
Es hat sich wohl auch in Russland herungesprochen, dass die Chance, jenen Vertrag zu überleben, nicht gerade hoch sind. Wir dokumentieren täglich schnelle Todesfälle. Zudem sind alle Verträge auf unbestimmte Zeit geschlossen, sie gelten so lange der Krieg gegen die Ukraine andauert. Man kann also nicht einfach nach einer bestimmten Zeit wieder nach Hause gehen.
Die Steigerung der Prämien dokumentiert, dass es dem russischen Staat immer schwerer fällt, neue Freiwillige zu rekrutieren.
Im Moment bezahlt der Autonome Kreis der Chanten & Mansen die Oblast Belgorod mit drei Millionen Rubel die höchste Prämie in ganz Russland, wie die Moskau Times heute schreibt.
Wir dokumentieren die 20 Regionen Russlands mit den höchsten Zahlungen.
In Baschkortostan wird im Moment die nebenstehende Anzeige über die Medien verbreitet. Darin werden 50.000 Rubel (etwa 500 €) ausgelobt, wenn man einen neuen Freiwilligen für das Militär gewinnt und diesen entweder zur nächsten Militärregistrierungsstelle oder zu einer DOSAAF-Filiale* begleitet.
Diese Zahlung hat übrigens nichts mit der Antrittsprämie zu tun, die Freiwillige bei Vertragsunterzeichnung erhalten. In Baschkortostan betrug diese Präme zuletzt 1.000.000 Rubel (etwa 10.000 €).
Die Vergütung steht allen russischen Staatsbürgern über 18 Jahren zu, mit Ausnahme von Staats- und Kommunalbediensteten, Militärangehörigen und Strafverfolgungsbeamten.
* DOSAAF= Freiwillige Gesellschaft zur Unterstützung der Armee, der Luftstreitkräfte und der Flotte
Der übersetzte Text der Anzeige:
Bis zu unserer Auswertung des Monats September wird es noch ein paar Tage dauern. Aber ein paar Daten können wir bereits jetzt liefern.
Unser nebenstehendes Schaubild zeigt eine beinahe lineare Entwicklung bei den von uns erfassten russischen gefallenen Soldaten im Zeitraum vom 1.1.2023 bis 30.09.2024. Man könnte die zukünftigen Opferzahlen einfach nach dieser Grafik extrapolieren, indem man die rot dargestellte Linie entsprechend verlängert und würde ziemlich sicher nicht falsch liegen. (Mit einem Klick auf die Lupe kann man die Darstellung vergrößern.)
Das ist eigentlich auch kein Wunder, denn die russische Kriegstaktik entspricht dem Vorgehen der Gruppe Wagner bei der Erstürmung von Bachmut, die über 20.000 Söldnern das Leben gekostet hat. Jeder Meter vorwärts wird mit dem Blut vieler eigener Soldaten bezahlt. Menschenleben spielen keine Rolle, es zählt der kleinste Erfolg. Und so lange das russische Militär jeden Monat etwa 30.000 neue Freiwillige mit viel Geld und falschen Versprechungen locken kann, wird sich auch daran wenig ändern.
Weiterlesen: Die Entwicklung der russischen Opferzahlen seit 01.01.2023
Schulbeginn in Irbit in der Schule. Nr. 18 am 12. September 24. Irbit, das ist eine Stadt mit etwa 36.000 Einwohnern in der Oblast Swerlowsk. Sie liegt bereits im asiatischen Teil Russlands und ist Heimat der bekanntesten Motorradfabrik Russlands - Marke Ural.
Die "zivil-patriotsche Schulabteilung Beitrag Nr. 1" hält eine Veranstaltung ab, zum Gedenken an jene Schulabsolventen, die im Krieg gegen die Ukraine getötet wurden.
Aber lassen wir die Schüler doch selbst zu Wort kommen:
Bogoljubowo ist ein historisch gut erhaltenes Dorf mit etwa 4.700 Einwohnern in der Region Wladimir. Hier besuchen wir die dortige Sekundarschule und lassen die Lehrerin/Kindheitsnavigatorin Nina Meschuewa zu Wort kommen:
Heute fand in der Bogoljubwskaja-Schule eine Trauerversammlung zum Gedenken an unseren Absolventen Alexander Korowizyn statt, der in Erfüllung seiner militärischen Pflichten bei einem Sondereinsatz in der Ukraine ums Leben kam. Er war noch keine 20 Jahre alt. Alexanders Eltern waren einfache Dorfbewohner. Im Jahr 2011 kam er in die 1. Klasse, im Jahr 2020 schloss er die 9. Offen und warmherzig, fähig zuzuhören und zu verstehen, in schwierigen Momenten immer zur Stelle. So haben ihn seine Angehörigen und Lehrer in Erinnerung behalten.
Er starb für das Leben der anderen, für den Frieden und die Ruhe in unserem Land. Es ist unsere Pflicht, dieses Andenken lebendig zu halten.
Nachtrag: Die Kindheitsnavigatoren sorgen für die patriotische und dem Militär zugewandte Erziehung der Kinder/Jugendlichen in den Bildungseinrichtungen.
Etwa 140 km nordöstlich von Moskau liegt die Stadt Pereslawl-Salesski in der Region Jaroslawl. Die Stadt hat etwa 38.000 Einwohner, Tendenz fallend, gehört aber zu den ältesten und gut erhaltenen historischen Städte Russlands.
Iwan Anjuchowski, Jahrgang 1939, berichtet über einen Gedenkstein, auf dem in einer Kirche der Stadt die im Krieg gegen die Ukraine gefallenen Soldaten eingraviert sind. Es sind 52 Namen, wir haben sieben neue Namen in unsere Liste aufgenommen.
Aber lassen wir Iwan zu Wort kommen:
Zum 20. September 2024 legte der BBC/Mediazone/Medusa-Verbund eine neue Abschätzung der russischen Verluste im Krieg gegen die Ukraine vor. Danach wären mehr als 70.000 Kriegstote erfasst worden, die genaue Zahl nennt der Beitrag nicht.
Die meisten im Beitrag vorgetragenen Erkenntnisse sind für die regelmäßigen Leser unserer Webseite nicht neu - zum Beispiel Freiwillige stellen die höchste Zahl an Todesopfern, manche mit schnellem Tod an der Front, die berüchtigten "Fleischangriffe" bewirken hohe Verluste usw.
Langsam macht sich aber negativ bemerkbar, dass jener von der BBC finanzierte Verbund seine Daten nicht offenlegt. So können Differenzen nicht ausgeräumt werden, weil wir die Datenbasis nicht vergleichen können.
Weiterlesen: Vergleich unserer Abschätzungen der Kriegsopfer mit der BBC
Ermolino ist ein Dorf in der Oblast Nowgorod mit etwa 1.300 Bewohnern. Es liegt nur etwa 7 km Luftlinie von Weliki Nowgorod entfernt, der Hauptstadt der Oblast. Man kann also davon ausgehen, dass einige der Kriegstoten der Großstadt in dieser ländlichen Umgebung bestattet wurden. Wir hatten über diesen Friedhof schon mehrfach berichtet, zuletzt im April 2024.
Seit unserem letzten Bericht sind 14 Gräber von in der Ukraine gefallenen Soldaten dazu gekommen, darunter auch fünf Kriegstote, die wir bisher nicht in unseren Listen hatten.
Die kompletten neuen Namen:
Weiterlesen: Das Dorf Ermolino bei Weliki Nowgorod - Teil III
Der britische Geheimdienst hat am 17. September wieder eine neue Meldung zu den russischen Verlusten im Krieg gegen die Ukraine veröffentlicht. Die angegebene Zahl der Kriegstoten und Verletzten hatten wir bereits in unserem Status zum 31. August veröffentlicht. Wir liegen in unserer Abschätzung der Opferzahlen um 100.000 dahinter, bleiben aber bei unseren - sehr konservativen - Angaben. Ansonsten wiederholt der Geheimdienst all das zur Rekrutierung von neuen Soldaten, was regelmäßige Leser unserer Veröffentlichungen bereits wissen.
Der übersetzte Text:
Am Stadtrand von Moskau, bereits auf dem Gebiet der Großstadt Mytischtschi, wurde 2013 ein nationaler Ehrenfriedhof des Militärs eröffnet. Er ersetzte die Beisetzungen an der Kremlmauer und ist öffentlich nicht zugänglich. Bis Juli 2022 wurden 353 verdiente Persönlichkeiten Russlands dort bestattet, durch den russischen Angriffskrieg wurde die Fläche stark erweitert und bis Sommer 2024 sind etwa 900 Gräber neu dazu gekommen.
Die russischen Absurdität, die wir inzwischen beinahe als normal begreifen, zeigt sich auch darin, dass der militärische Führer der Gruppe Wagner, Dimitri Walerjewitsch Utkin, dort ein Ehrengrab erhalten hat. Dabei dürfte der Absturz jener Privatmaschine im August 2023, die zum Tod der gesamten Führung der Gruppe Wagner führte, mit ziemlicher Sicherheit von staatlichen Akteuren ausgeführt worden sein.
Die Verwaltung des „Pantheon der Verteidiger des Vaterlandes“, wie der Friedhof offiziell heißt, hat Anfang März auf Telegram ein längeres Video veröffentlicht, das Namen und Fotos von 744 dort begrabenen Soldaten zeigt, die im Krieg gegen die Ukraine getötet wurden. Die meisten stammen dabei aus Moskau oder der Oblast Moskau. Wir konnten über 250 neue Namen in unsere Statistik aufnehmen.
Auch hier der Hinweis, es lohnt nicht den Film anzuschauen, wir veröffentlichen ihn lediglich als Beleg.
Nachdem die Aufmerksamkeit zu unseren Veröffentlichungen wächst, eine kurze Information zu OskarMaria.
Unter diesem Pseudonym war der Initiator im Internet seit über 25 Jahren recht unregelmäßig präsent. Ab dem Jahr 2014 hat er hier über die Situation in den von Russland besetzten Gebieten des Donbass geschrieben. Als einer der ersten Journalisten überhaupt informierte er über die damals neu gegründete Gruppe Wagner.
Beruflich war er seit den 80-iger Jahren Geschäftsführer von diversen Medienunternehmen im Printbereich. Jetzt im Ruhestand, Kinder erwachsen, bleibt etwas mehr Zeit, die gesammelten Erfahrungen zusammen mit wenigen Mitstreitern für dieses Projekt zu nutzen.
Nachtrag: OskarMaria– das ist eine kleine Verbeugung vor dem beinahe vergessenen Schriftsteller Oskar Maria Graf. In Zeiten der Bücherverbrennungen wurden seine Werke von den Nazis verschont, ja sogar teilweise empfohlen. „Verbrennt mich!“ schrieb er 1933 in der Wiener Arbeiterzeitung, „nach meinem ganzen Leben und nach meinem ganzen Schreiben habe ich das Recht, zu verlangen, dass meine Bücher der reinen Flamme des Scheiterhaufens überantwortet werden und nicht in die blutigen Hände und die verdorbenen Hirne der braunen Mordbanden gelangen!“ Schließlich floh er in die USA – dort lebte er in bescheidenen Verhältnissen. Deutschland wollte den unbequemen Mann nach dem Krieg nicht wieder haben. Er starb 1967 in New York.
Literaturempfehlung: Wir sind Gefangene - Autobiograhie 1927.
Beruflich erfolgreich war Wjatscheslaw Alexandrowitsch Borchoschkin nicht. Wjatscheslaw wurde am 19. März 1987 im burjatischen Dorf Jelanzy in der Region Irkutsk geboren. Nach der Schule besuchte er eine Flugschule in Irkutsk, aber mit dem Fliegen hat es nicht geklappt, er verdiente als Bauarbeiter in Ulan-Ude sein Geld.
Zurück in seinem Heimatdorf arbeitete er in einem Asphaltbetonwerk, in den Touristenzentren der Region oder war arbeitslos. Das örtliche Arbeitsamt verdonnerte ihn zu einer Ausbildung als Tischler. Das schnelle Geld wollte Wjatscheslaw dann im Krieg gegen die Ukraine verdienen. Am 17. Dezember 2024 unterschrieb er einen Militärvertrag und im Januar 25 war er schon tot. Das genaue Todesdatum wird verschwiegen. Am 6. Februar 25 wurde Wjatscheslaw in seinem Heimatdorf begraben.
Tawda ist die östlichste Stadt der Oblast Swerdlowsk, sie liegt im asiatisch Teil der Region und ist von der Hauptstadt Jekaterinburg 360 km entfernt. Die Geschichte der Stadt ist untrennbar mit dem stalinistischen Gulag-System verbunden. Um das Jahr 1930 wurden 11.000 Enteignete aus Kuban, der Ukraine und Belarus gewaltsam in das Dorf verbracht, deren Anzahl die Bewohner der Siedlung um das Dreifache überstieg. Es folgten weitere Deportierte - Deutsche, Kalmücken, Usbeken, Bulgaren, Griechen und Chinesen.
Bei Tawdas städtischen Wohnungs- und Kommunaldienst arbeitete der 49 jährige Marat Ravilewitsch Achmadulin als Planierraupenfahrer. Für langjährige gewissenhafte Arbeit im Bereich Wohnungs- und Kommunaldienstleistungen und hohe Professionalität wurde Marat im März 2024 ausgezeichnet.
Warum Marat kurze Zeit später seine Arbeit aufgab und in den Krieg zog, ist nirgendwo überliefert. Er hatte sich der "Wilden Division des Donbass" angeschlossen, eine militärische Einheit von ehemalilgen Söldnern, die vorher für private Gruppierungen am Krieg teilgenommen hatten.
Aber Marat konnte wenig zum Krieg beitragen, er ging bei der Erstürmung der ukrainischen Stadt Makijiwka am 11. Mai 24 verloren. Erst am 4. Februar 25 wurde er in Tawda bestattet.
In der Stadt Suchoi Log im asiatischen Teil der Region Swerlowsk lebte Juri Wiktorowitsch Borowitsch. Juri wurde am 6. April 1980 geboren und hatte den Beruf eines Traktor- und Mähdrescherfahrers erlernt. Sein Sohn wurde im Herbst 2022 mobilisiert und im August 2024 an der Front in der Ukraine schwer verwundet.
Das Schicksal seines Sohnes nahm Juri persönlich, er meldete sich als Freiwilliger zum Kriegsdienst in der Ukraine und erklärte: "Für alle Toten und Verletzten".
Lange dauerte sein Kriegseinsatz nicht. Am 10. September informierte er seine Familie, dass ihre Einheit Nowogrodowka stürmen würde. Das war Juris letzter Kampf. Am 31. Januar 25 wurde er bestattet.
Anatoli Alexandrowitsch Wlassow, geboren am 4. Oktober 2006, kam aus dem ukrainischen Luhansk, das seit Frühjahr 2014 von Russland besetzt ist. Vater und Mutter hatten wohl eine prorussische Einstellung, den Vater sieht man auf Fotos in Militäruniform, die Mutter mit einem "Z", dem Symbol des russischen Angriffskrieges, auf ihrem T-Shirt. Und Anatoli findet man auf einem Foto mit 10-11 Jahren in militärischer Kleidung bei einem Übungsschießen.
Anatoli wurde am 4. Oktober 24 achtzehn Jahre alt, bereits am 21. November 24 schloss er einen Vertrag mit dem russischen Militär und zog in den Krieg.
Auf seiner VKontakte-Seite findet man zahlreiche Fotos, auf denen er allein und mit Kameraden posiert.
Auch Anatolis Leben fand ein schnelles Ende. Seinen genauen Todestag kennen wir nicht, aber seine Beisetzung fand am 7. Februar 2025 statt.
Andrej Iwanowitsch Tortumaschew, geboren am 02. Februar 1968, kam aus der Stadt Taschtagol in der Region Kemerowo. Die Existenz der Stadt mit 22.000 Einwohnern hängt an einem Unternehmen: der Eisenerzmine Taschtagol. Andrej ist als Freiwilliger in den Krieg gezogen und wurde am 29. März 24 als vermisst gemeldet. Seine Angehörigen suchten nach ihm mit folgenden Details:
Andrej Iwanowitsch Tortumaschew, geb. am 02.02.1968 aus Mittel-Tscheley, Taschtagol. Militäreinheit 21005 74. separate motorisierte Schützenbrigade, Jurga seit 29.03.2023 als vermisst gemeldet.
Unter der rechten Brust befindet sich eine Narbe von einer Lungenoperation, zwei Segmente der rechten Lunge wurden entfernt, links eine gebrochene Nase, links eine Narbe über der Oberlippe.
Alexandra Konstantinowna Lobanowskaja wäre die erste Frau aus der Region Iwanowo gewesen, die im Krieg gegen die Ukraine getötet wurde.
Alexandra wurde im Jahr 1990 geboren und kam aus der Stadt Kineschma. Sie hatte sich in einer anderen Region für den Einsatz im Krieg als Sanitäterin beworben, vermutlich weil dort höhere Antrittsprämien gezahlt werden. Alexandra wurde im Januar 2025 getötet.(Link)
Die Stadt Sudak liegt an der Ostküste der Krim und ist das Zentrum der Wein- und Sektherstellung auf der Halbinsel. Aus Sudak kam Elena Jurjewna Kim, geboren am 19. Oktober 1972. Sie machte ihren Abschluss an der Schule Nr. 2 in Sudak und studierte anschließend an der medizinischen Hochschule in Simferopol.
Mit Beginn des Krieges bewarb sich Elena beim russischen Militär als Sanitäterin. Am 23. Mai 23 schließlich konnte sie einen Vertrag abschließen und wurde Teil einer Angriffseinheit. Am 12. Januar 2025 wurde sie getötet. Sie hinterließ zwei Söhne und eine Tochter. (Link)
Zu den entbehrlichen Soldaten in der russischen Armee gehören auch die Waisen, wir haben das schon viel zu häufig dokumentiert. Auch sie werden auf die gefährlichsten Angriffe geschickt und sterben schnell an der Front. Ein aktuelles Beispiel aus Baschkortostan:
Wladislaw Arturowitsch Saliew wurde am 27. Oktober 2003 in Ufa, der Hauptstadt Baschkortostans, geboren. Mit zehn Jahren kam er in ein Waisenhaus, das später geschlossen wurde. Wladislaw wurde in ein 100 km entferntes Waisenhaus in der Stadt Birsk abgeschoben. Nach der 9. Klasse im Jahr 2020 absolvierte er eine Ausbildung zum Automechaniker. In seinem Beruf fand er keine feste Anstellung und verdiente sein Geld als Gelegenheitsarbeiter.
Wladislaw hatte keinen Wehrdienst geleistet, trotzdem schloss er im September 2024 einen Vertrag mit dem russischen Militär und im Oktober war er bereits tot.
Am 22. Januar 25 wurde er in Ufa begraben.
Russlands Krieg gegen die Ukraine begann im Jahr 2014 mit dem Einmarsch in den Donbass. Eine Tatsache, die Russland bis heute leugnet. Per Zufall sind wir heute über eine Nachricht aus Perm gestoßen, veröffentlicht am 3. September 2014. Der übersetzte Orginaltext von PermNews.ru in Auszügen:
In der Ukraine ist ein Vertragssoldat aus der Region Perm gestorben
Ein 20-jähriger Bewohner des Dorfes Kuwa im Bezirk Kudymkarsky im Perm-Territorium, Wassili Karawajew, der im Rahmen eines Vertrags in den Panzertruppen der russischen Streitkräfte diente, starb in Donezk.
Den Tod des Soldaten aus der Kama-Region berichtet PermNews unter Berufung auf die Schwester des Verstorbenen.
Nach Angaben der Frau wurde sie am 31. August vom Militärkommissar und dem Leiter der ländlichen Siedlung Beloevsky persönlich über den Tod ihres Bruders informiert. Sie sagten, dass ihr Bruder Wassili Karawajew am 21. August schwer verletzt und ins Krankenhaus in Rostow am Don eingeliefert wurde, es jedoch nicht möglich war, das Leben des Verwundeten zu retten, und er am 26. August starb. Der Veröffentlichung zufolge sollte die Leiche des Verstorbenen am 3. September nach Hause gebracht werden.
Die Schwester des Verstorbenen sagte auch, dass Wassili im Mai 2014 seinen Militärdienst in der russischen Armee abgeschlossen habe und sich im Juli entschieden habe, im Rahmen eines Vertrags zum Militärdienst zu gehen. Kurz bevor der junge Mann verwundet wurde, teilte er seinen Angehörigen mit, dass seine Einheit an die Grenze zur Ukraine in der Region Rostow gebracht worden sei....
Knapp 5.000 Menschen wohnen im Dorf Bogoslowka in der Region Pensa und die meisten davon gehören der russisch-orthodoxen Kirche an. Der Priester der Gemeinde, Pater Paul, bürgerlich Pawel Anatoljewitsch Batschurin, hatte seine Ausbildung am am Theologischen Seminar Pensa erhalten und war seit 2002 predigender Teil der Orthodoxie.
Doch mit 54 Jahren zog es Pater Paul zu höheren Aufgaben - er meldete sich als Freiwilliger zum Krieg gegen die Ukraine.
Wir haben bisher schon über einige Priester berichtet, die an der Front gefallen sind, aber alle waren mit der geistlichen Betreuung der Frontsoldaten beauftragt. Pater Paul zog es zur kämpfenden Truppe. Details über seinen Kriegseinsatz wissen wir nicht, aber Pawel wurde am 24. Januar 25 in seinem Heimatdorf beigesetzt.
Er wäre ein mitfühlender, freundlicher, verantwortungsbewusster und aufrichtiger Mensch gewesen, heißt es in seinem Nachruf - kaum zu glauben.
Russlands Krieg gegen die Ukraine wird von beiden Seiten auch mit Drohnen geführt. Häufig kommen handelsübliche Kleindrohnen zum Einsatz, die geringfügig modifiziert und mit Sprengkörpern ausgerüstet werden. Die Drohnenpiloten sitzen in geringer Entfernung zum Kampfgebiet in Gebäuden versteckt, haben eine FPV-Brille über den Augen und steuern die Drohne mit einem kleinen Controller.
Und so kommt es, dass wir immer häufiger solche Drohnenpiloten in unsere Liste der Getöteten aufnehmen. Meist sind es junge Soldaten, die in Computerspielen Reaktionsschnelligkeit erlernt haben.
Damir Ischkinejew war so ein junger Drohnenpilot. Damir, geboren am 15. Januar 1999, kam aus der Stadt Nurlat in Tatarstan. Nach der Schule erlernte er einen Beruf in der Fachrichtung "Landwirtschaftliche Mechanisierung". Doch im November 2023 zog er als Freiwilliger in den Krieg, steuerte dort Drohnen und wurde am 25. Dezember 24 getötet.
Ein Foto von Damir haben wir nicht, aber ein Foto seiner Beisetzung.
Am 15. November 2024 wurde Derrick Ngamana, ein Bürger der Zentralafrikanischen Republik, bei den Kämpfen um das Dorf Novoivanovka im Bezirk Sudzhansky der Region Kursk getötet.
Der Todesanzeige zufolge kämpfte der 32-jährige Söldner in der Angriffskompanie einer Marine Brigade der Pazifikflotte im Dienstgrad eines Matrosen.
Ngamana diente zuvor bei den zentralafrikanischen Streitkräften im Rang eines Unteroffiziers. Im Jahr 2023 wandte sich Ngamana an einen Freund der Familie und Teilzeitdiplomaten der Zentralafrikanischen Republik in Moskau, mit der Bitte um Hilfe bei der Einschreibung an einer russischen Universität, doch dann fehlten ihm die Mittel, um nach Russland zu reisen. Das gab Whangapou selbst auf Facebook bekannt .
Ngamanas jüngerer Bruder behauptet, er habe einen Vertrag mit der russischen Armee unterzeichnet und sei im September 2024 zum Kampf in die Ukraine gegangen. Laut seinem Bruder sagte Ngamana ihm, dass er auf diese Weise hoffte, „seine Kinder großzuziehen“ und ihnen „eine bessere Zukunft zu ermöglichen“.(Quelle)
Gestern haben wir hier über Stanislaw Tymrik berichtet, der aus dem aussterbenden Dorf mit dem Namen "Schnee" in einer abgelegenen Region von Tschukotka stammte. Nur 15 km davon entfernt (für die dortigen Verhältnisse wenig) liegt das größere Dorf Ust-Belaja mit etwa 600 Bewohnern. Aus diesem Dorf kam der sehr junge Waleri Beljajew, geboren am 24.10.2002.
Waleri meldete sich im September 24 freiwillig zum Kriegstdienst beim russischen Militär, bereits am 12. Dezember war er tot. Wir haben den Originalbeitrag aus Tschukotka hier veröffentlicht.
Waleri ist bereits der dritte junge Mann aus dem Dorf, der im Krieg gegen die Ukraine getötet wurde. (Ruslan, Alexej)
Kubinka ist eine kleine Stadt etwa 60 km westlich von Moskau. Die örtliche Schule soll nach einem gefallenen Teilnehmer des Krieges gegen die Ukraine umbenannt werden. Pawel Tichonow ging dort zur Schule, hatte eine Frau und vier Kinder und viel mehr wissen wir nicht. Dafür wissen wir etwas über seinen militärischen Lebensweg.
Im Jahr 2014 reise Pawel in den ukrainischen Donbass, um als Separatist verkleidet, Moskaus erste Invasion der Ukraine zu unterstützen. Als dann 2022 der zweite russische Einmarsch erfolgte, unterschrieb Pawel erneut einen Vertrag und ging zurück ins Kriegsgebiet. Eine schwere Verwundung hielt ihn nicht auf, er lernte danach russische Drohnen zu steuern. Anfang 2024 beendete eine HIMARS-Rakete sein Kriegsabenteuer.
Maxim Michailowitsch Kusnetsow, geboren am 24. Juni 1985, kam aus dem Dorf Gorchon in Burjatien. Nach der Schule absolvierte er eine Sekundärausbildung an der Technischen Hochschule Baikal mit den Schwerpunkten Recht und Organisation der sozialen Sicherheit. Danach musste er seinen Wehrdienst ableisten und erhielt nach dessen Ende eine Stelle als Gerichtsvollzieher in Baschkortostan.
Privat trainierte Maxim als Boxer und als "Martial Arts"-Kämpfer und bekam 2015 in diesen Sportarten den Titel eines Meisters. Im Jahr 2023 gab er seine Stelle in Baschkortostan auf und wurde Gerichtsvollzieher im von Russland besetzten Teil der Oblast Saporoschja.
Und weil er schon mal nahe am Krieg war, schloss Maxim am 1. September 2024 einen Vertrag zum Kriegsdienst mit dem russischen Militär ab. Für einen Gerichtsvollzieher mag seine "Martial Arts"-Ausbildung von Vorteil sein, im Krieg der Drohnen und Artilleriegefechte ist sie eher zweitrangig. Bereits am 24. Oktober 24 lief Maxims Vertrag aus. Er wurde am 14. Januar 25 in seiner Heimat bestattet.
Schon wieder sind wir in Baschkortostan, diesmal in einer Region nördlich der Hauptstadt Ufa. Im Bezirk Mischkinski befindet sich das Dorf Staroarzamatowo mit etwas über 500 Einwohnern. Die Bewohner des Dorfes sind fast alle ethnische Mari. Benz Leonidowitsch Parsajew, wurde am 24.12.2002 im Dorf geboren und ist dort aufgewachsen. In der Berufsschule machte er eine Ausbildung zum Schweißer. Danach arbeitete er ohne feste Anstellung.
Auch ihn lockte das viele Geld zum Kriegsdienst, am 15. November 24 schloss er einen Vertrag mit dem Militär. Er hätte als einfacher Schütze in einer Sturmtruppe gedient. Aber bereits im Dezember war Benz tot - das genaue Datum wird überall verschwiegen.
Er hätte "mit Ehre und Würde beschlossen, die edle Arbeit seiner Vorfahren fortzusetzen", schreibt die Bezirksverwaltung am 7.1.25 im Nachruf.
Heute haben wir den ersten Eskimo in unsere Datenbank eingetragen. Kirill Agha stammte aus Neu Tschaplino, das auf der russischen Seite des Beeringmeers liegt.
Wir haben den Originalbeitragder Presseagentur von Tschukotka hier veröffentlicht.
Zur Situation der verschiedenen Ethnien im Nordosten Russlands empfehlen wir den Beitrag "Das Volk der Kerek existiert nicht mehr".