Juri BaranowskiJeder russische Soldat, der im Krieg gegen die Ukraine getötet wird, ist danach ein Held, ein Beschützer der Bevölkerung. Sein Tod für die russische Sache reinigt ihn von allen Sünden. Solche Logik mag wohl bei kleinen Sündern wie Dieben oder Drogendealern aufgehen, bei schweren Verbrechen eher nicht. Denn da gibt es Opfer, die sich mit solch einer schnellen Heiligsprechung schwer tun.
Juri Baranowski, geboren 1971, wurde als Söldner der Gruppe Wagner am 6. März bei Bakhmut getötet. Am 31. Mai wurde er dann in seiner Heimatstadt Twer mit militärischen Ehren beigesetzt. Jetzt liegt er auf dem Friedhof Dmitrowo-Tscherkassy gemeinsam mit anderen gefallenen Helden.
Apropos Held - unser Juri gehört da zu einer ganz speziellen Sorte. Ende 2017 brach er zusammen mit einem Freund in dessen Auto zu einer Landpartie auf. Irgendwo außerhalb von Twer verpasste Juri seinem Freund etwa 30 Stiche mit einem Messer und tötete ihn. Und damit der auch wirklich tot war, säbelte er ihm den Kopf von den Schultern. Die Leiche vergrub er in der Nähe einer Straße.
Nach zwei Monaten wurde Juri gefasst und Mitte 2019 zu neun Jahren Lagerhaft verurteilt. Der Grund für jene Gewalttat erwies sich als banal: Juri mochte das Auto seines Freundes.
OM, 15.06.23 - Quellen I und II

Evgeny Stanislavovich LevkovetsFür die Autoren von Krimiserien oder von Gangsterfilmen müssten eigentlich unsere kleinen Episoden über die aus der Haft rekrutierten Söldner der Gruppe Wagner eine ständige Inspiration sein. Man kann sich das alles nicht ausdenken.
Evgeny Stanislavovich Levkovets aus Nowgorod, 37 Jahre alt,  war mit Swetlana verheiratet, die 12 Jahre älter war. Ende 2018 hatte er Besuch von einem Freund, mit dem er zusammen becherte. Nach einiger Zeit schlief der Hausherr ein.
Als er wieder aufwachte, war er allein. In der Küche fand er seine Frau untenrum nackig und den Freund mit runtergelassener Hose. Neun Stiche mit dem Küchenmesser auf den Freund brachten ihm neun Jahre Lagerhaft.
Sein Vertrag mit Wagner fand auch kein glückliches Ende. Am 08.03.23 wurde er bei Bakhmut in den Tod geschickt.
OM, 14.06.23 / Link

Mineralnyje Wody ist eine Stadt im Süden Russlands in der Region Stawropol mit ca. 77.000 Einwohner. Die Region ist landwirtschaftlich geprägt und nicht gerade für Rebellion bekannt. Deshalb überrascht folgender Text aus einer lokalen VKontakte-Gemeinschaft mit 28.000 Abonnenten:

Im Krieg mit der Ukraine sterben weiterhin Männer aus Mineralnyje Wody.

Sie müssen immer noch leben und leben, aber stattdessen hat der Staat sie zu einem sinnlosen Gemetzel geschickt, das mehr Leben forderte als Afghanistan und Tschetschenien zusammen.

Shmailo Vitaly, ein Bewohner von Pobegailovka. Er starb am 10. Mai 2023 in der Nähe von Bachmut.

Malychin Juri. Starb in der Nähe von Cherson. Yuri ist von der Mineralny Cossack Society.

Kein Krieg.

Sergej LjaschkoSergej Ljaschko arbeitete als Tischler in der Region Rostow am Don. Seine Schwiegermutter hatte deutsche Wurzeln, in den Jahren nach 2000 zog sie nach Deutschland und nahm ihre Tochter samt Schwiegersohn Sergej gleich mit. 
Der machte sich selbständig mit dem Innenausbau von Gebäuden, fand sich aber in Deutschland nicht zurecht. Nach knapp 20 Jahren zog er ohne Frau und Töchter wieder zurück in seine alte Heimat: "Er hat die Hütte verlassen, um in den Krieg zu ziehen."
Im August 2022 verpflichtete sich Sergey bei der russischen Armee, am 11. September 22 wurde er im Alter von 45 Jahren in der Ukraine getötet. Erst Mitte Februar 23 wurde er begraben, aktuell erhielten seine Eltern einen beliebigen Orden.
OM, 12.06.23

Russland gehen die Soldaten aus. In der Region Belgorod an der Grenze kommt es immer wieder zu Kämpfen zwischen russischen Aufständischen und der Armee bzw. dem Grenzschutz. Diverse Telegramkanäle berichten ganz konkret davon, dass inzwischen junge Wehrpflichtige dort zur Bewachung der Grenze eingesetzt werden, ohne Ausbildung und mit Gewehren ohne Patronen. Hier kann deren Einsatz nicht verweigert werden, da es um den Schutz der Außengrenze geht.
Bereits 2022 kamen dort durch Beschuss vier junge Männer ums Leben: der 19-jährige Nikita Koshelev aus der Region Nischni Nowgorod, der 20-jährige Denis Taskaev aus der Region Nowosibirsk, der 19-jährige Afanasy Podaev aus der Region Tjumen und Dalmir Akmaev.
Mindestens drei weitere Wehrpflichtige starben beim Beschuss von Shebekin am 19. Januar: Der 20-jährige Ilya Batynov aus Penza, der 21-jährigen Oleg Vutly und des 19-jährigen Efim Ivanov aus der Region Moskau.
Bei den aktuellen Vorfällen wird über den Tod von weiteren fünf Wehrpflichtigen berichtet. Hier sind die Namen noch nicht bekannt.
OM, 11.06.23

Viktor TerentievViktor Terentiev wäre so etwas wie ein Freiwilliger, meinten die Beamten vom Militärkommisariat der Stadt Wolschski in der Region Wolgograd. Sicher ist, Viktor ist tot, getötet beim Sturm auf Bakhmut. Er wurde dann doch mit militärischen Ehren bestattet.
Die Sturmtruppe von Viktor war das Bataillon "Sturm", die Nachfolger der Gruppe Wagner. Und wie deren Kämpfer hatte auch Vikor eine bewegte Vergangenheit.
Im Dezember 2019 becherte er mit Saufkumpanen, einer davon beleidigte die Gattin des Wohnungsinhabers, wo das Gelage stattfand. Nach mindestens zehn Tritten war die Ordnung wieder hergestellt, Viktor schlief irgendwann ein. Am Morgen wurde er verhaftet, sein Opfer lag derweil bewusstlos auf der Intensivstation.
Das hätte zu mildernden Umständen gereicht - nur Viktor hatte Jahre zuvor bereits ein anderes Opfer zu Tode geprügelt. Jetzt durfte er beim Kommando Sturm für kurze Zeit seinen Aggressionen freien Lauf lassen.
OM, 07.06.23

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