Irina B. ist Lehrerin an der Schule Nr. 12 in einem Dorf in der russischen Oblast Krasnodar. Ihr jüngster Sohn ist gerade mit 23 Jahren im Ukrainekrieg gefallen, wie soll man über Krieg und Tod mit den Schulkindern reden? Die Schule erklärte ihren Kindern das dann so:
Der Sohn starb,
• damit in der Ukraine die russische Hymne auf Russisch gesungen werden kann;
• damit die russische Flagge in den Schulen der Ukraine gehisst werden kann;
• damit Kinder ohne Angst Bücher russischer Schriftsteller aus Bibliotheken nehmen können;
• damit sie am 9. Mai St. Georgs-Bänder tragen können.
OM, 04.10.22

Wladimir Barsuk aus der Region Komi hatte wohl nicht viel Glück im Leben. Er war erst 32 Jahre alt, zog Anfang September als Freiwilliger in den Ukrainekrieg und kam aktuell im Sarg zurück in seine Heimat. Wo und wie er getötet wurde, wissen wir nicht, kein Foto wurde von ihm veröffentlicht, aber sein Tod wurde nicht mit den üblichen Floskeln wie Kampf gegen die Nazis, Verteidiger der Heimat oder Heldentod gemeldet. Sondern mit der Frage: „Interessanterweise, wenn die großen Köpfe im Kreml den 24. Februar 2022 nicht als Beginn einer speziellen Militäroperation auf dem Territorium der Ukraine angekündigt hätten, hätten all diese Tragödien, die uns seit mehr als sieben Monaten verfolgen, verhindert werden können?“
In den Kommentaren zu dieser Meldung auf Vkontakte wurden überwiegend ähnliche Meinungen vertreten. OM, 02.10.2022
Nachtrag:
Das ging schnell, Meldung wurde nach sehr kurzer Zeit gelöscht. Hier das archivierte Original.

Igor KuskIgor Kusk war der Anführer der Verbrecherbande Kuskovsky, deren spektakulärstes Verbrechen der Mord an einem Generaldirektor  einer tatarischen Firma war. Boris Vayman, der als einer der Erbauer von Tatarstan gilt,  wurde 2004 in Kasan am Eingang des Büros seiner Firma erschossen. Kusk wurde gefasst und zu 23 Jahren Haft in einer "strengen Kolonie" verurteilt. Jetzt bekam er die Chance als 55 jähriger Mann freizukommen. Er ließ sich durch die Wagner-Gruppe anwerben und kämpfte ab dem 27. Juli bei Donezk an der Front.
Im heißesten Frontabschnitt bei Bakhmut wird schnell gestorben und dort traf ihn ein Granatsplitter am Kopf. Er wurde auf dem Walk of Fame des Stadtfriedhofs im Dorf Krasny Klyuch beigesetzt. OM, 23.09.22

Albert AbdullinKeine drei Wochen im Ukrainekrieg und schon ist der zweite Baschkire des Shaimuratov-Bataillons wieder zuhause - als Cargo 200. Albert Abdullin, ein 49-jähriger Reservekorporal, lebte zwar seit einiger Zeit in Tatarstan, aber als in Baschkirien Kriegsfreiwillige gesucht wurden, bewarb er sich um einen Platz im Freiwilligenbataillon. Am 19. September 22 wurde sein Tod bekannt.
OM, 20.09.22

Ilshat Imangulov- Kaum geschrieben tritt schon der dritte Freiwillige des Shaimuratov-Bataillons  als Cargo 200 seine Reise zurück in die Heimat an. Ilshat Imangulov, 43 Jahre alt und hat als Soldat im Krieg gegen Georgien gedient. Bereits am 21. September soll er im Dorf Smakovo in Baschkirien bestattet werden.
Wäre noch zu erwähnen, dass Ilshat Imangulov gleichzeitig der 200. tote Baschkirensoldat im Ukrainekrieg ist, den wir hier dokumentieren konnten. OM, 20.09.22

Vadim Kucherbaev- Es geht schnell weiter: Vadim Kucherbaev ist der vierte Freiwillige Shaimuratov-Bataillons dessen Ableben in der Ukraine gemeldet wird. Der Mann war knapp 45 Jahre alt und hatte bereits 2001/2002 im Tschetschenienkrieg Kampferfahrung gesammelt.
Wann er im Krieg gefallen ist, wurde nicht mitgeteilt. Aber auch er dürfte weniger als drei Wochen in der Ukraine gekämpft haben. OM, 23.09.22
Marcel Yamansarin- Marcel Yamansarin,
wurde am 1. Oktober bestattet. Er kommt aus Meleuz, war 34 Jahre alt und ist der 5. gefallene Freiwillige aus dem Shaimuratov-Bataillon, dessen Tod bekannt wurde. Den genauen Todeszeitunkt und den Ort in der Ukraine erfährt man leider nicht. OM, 03.10.22
Almaz Khusainovich Khairitdinov- Almaz Khusainovich Khairitdinov
ist der sechste aus dem Freiwilligen-Bataillon. 28 Jahre wurde er alt und wird am 4.10. bestattet. OM, 04.10.22

Nach Burjatien verzeichnet Dagestan in absoluten Zahlen die höchste Zahl an gefallenen Soldaten im Ukrainekrieg – im Augenblick haben wir 243 Tote aufgeführt.
Nach der aktuellen russischen Mobilmachung sollen weitere Bewohner Dagestans an die Front. Das trifft nicht unbedingt auf Zustimmung, wie dieses kleine Video zeigt.
Die Rekrutierungsoffizierin argumentiert, dass die Einheimischen für die Zukunft des Landes kämpfen sollen. „Wir haben nicht einmal eine Gegenwart, von welcher Zukunft redest du“, antwortet ein Mann aus Dagestan.

Andrei BocharovTäglich kann man in der Region Wolgograd gefallene Soldaten begraben. Inzwischen ist unsere Liste auf über 200 Tote im Ukrainekrieg angewachsen. Aber sicher sind es wesentlich mehr, da offiziell keine Daten herausgegeben werden. Das scheint der Politik nicht zu reichen.
Aktuell veröffentlichte der Wolograder Gouverneur Andrei Bocharov die Zahl der Freiwilligen, die die Region in den Ukrainekrieg schicken will oder bereits geschickt hat. Nicht ohne Stolz berichtet der Mann, dass Wologograd  inzwischen 1.326 Freiwillige aufbiete, die Krim nur etwa 1.200 Freiwillige gewonnen habe, dass in der Region Brjansk etwa 800 Einwohner dem Peresvet-Bataillon beigetreten seien, ca. 700 Freiwillige kommen aus Nordossetien, 800 von der Region Nowosibirsk, 950 von Woronesch und 850 aus Kursk. OM 20.09.2022

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