Leninski ist ein kleiner Ort in Jakutien mit nicht einmal zweitausend Einwohnern. Von Moskau ist es Luftlinie etwa 5.000 km entfernt, mit dem Auto wären es sogar 3.000 km mehr. Und auch dort wurden Männer zum Krieg gegen die Ukraine verpflichtet. Im Bus ging es am 24. September 22 zum Flugzeug - die Anwesenheit aller wurde abgefragt.


Der letzte Aufgerufene, Oleg Vadimovich Yuropov, ist bereits im Krieg gefallen. Am 17. November erhielten seine Angehörigen die Nachricht.
OM 18.11.22

Tamara SarizkajaMal  was ganz anderes wollen wir aus Russland berichten. Dabei ist der Anlass wieder mal ein toter russischer Soldat. Tamara Sarizkaja (Foto) meldete gestern lapidar aus Moskau: "Anton Vladimirovich Zakharov (Sacharow) starb!" Mehr erfährt man nicht, nur dass der Tote einen Bruder in der Nähe hat, der auch nicht viel mitteilsamer ist.
Dafür hat Tamara ein interessantes Profil auf VKontakte. Sie ist Sängerin in einer Bluesband "psycheDelta" und kann das ganz exquisit. Tamara ist ein gutes Beispiel dafür, dass Russland auch eine andere Seite besitzt - die man leider viel zu selten sieht und hört.
Also gönnt Euch ein paar Minuten mit einem Blues von "Blind Willie Johnson", den auch Led Zeppelin und Bob Dylan gecovert haben: "In my time of dying". Wobei wir wieder ganz unfreiwillig beim Thema in Russland wären. Und wenn bei dem folgenden Blues am Schluss ein Kanal verschwindet - es liegt an der Aufnahme und nicht an Eurer Anlage:


OM, 15.11.22

Vladislav ZamayJulia S. aus Rostow am Don hat einen Freund im Krieg gegen die Ukraine verloren - Vladislav Zamay (Foto). Der war Offizier in der dritten Generation, aber offensichtlich nur aus Tradition. Julia beschreibt ihn als zutiefst bürgerlichen Menschen, der gerne angelt und gut kocht. Vladislav wurde mit der Mobilisierungswelle einberufen und am 2. November schon getötet.
Aber der Mann hätte schließlich seine Pflicht bis zum Ende erfüllt, das müsste man doch würdigen, meint Julia und hat einen Nachruf an die Presse geschickt. Doch die lokalen Medien finden solche Nachrichten nicht mehr interessant. "Aber für mich ist er eine Person, keine Statistik der Mobilsierung", schreibt sie auf VKontakte.
Rostow am Don gehört nicht zu den von uns beobachteten Regionen Russlands.
OM, 15.11.22

Timur Temirbekov Hauptmann Timur Temirbekov wäre einer der Helden Russlands, schrieb die Komsomolskaya Pravda am 3. November 22:
"Der Held der Spezialoperation "Z" Captain Temirbekov stoppte den Vormarsch des Feindes.
Während der Eindämmung ukrainischer nationalistischer Einheiten durch russische Truppen in einer der taktischen Richtungen zeigte der Zugführer Kapitän Timur Temirbekov mehrere Tage lang unter schwerem feindlichem Artilleriefeuer Mut und Hingabe und leitete die Aktionen einer untergeordneten Artillerieeinheit. Als Ergebnis von Timurs kompetentem und professionellem Handeln sowie der Kohärenz seiner Einheit wurden 2 Artilleriezüge von Akatsiya-Haubitzen, 2 im Ausland hergestellte Haubitzen und 3 Mörsersektionen durch Batteriefeuer zerstört. Die Verluste der Militanten beliefen sich auf 50 Personen. Dank des Mutes und der Hingabe des Offiziers, der Professionalität seiner Untergebenen war es möglich, die Offensive der Nationalisten zu stoppen, was es unseren Truppen ermöglichte, in die Gegenoffensive zu gehen."
Heute, sechs Tage später, meldete der Leiter des Stadtbezirks "Stadt Izberbash" Magomed Isakow auf seinem Telegram-Kanal: "Timur Temirbekov, ein Bewohner von Izberbash, starb während seines Dienstes im Rahmen einer speziellen Militäroperation auf dem Territorium der Ukraine."
OM, 09.11.2022

Wassili WaltschukWir hatten über Alla Waltschuk berichtet, deren Sohn - wahrscheinlich - im Gefängnis saß und als Söldner der Gruppe Wagner freikam, aber im Ukrainekrieg getötet wurde. The Insider hat jetzt weitere Hintergründe veröffentlicht. Sohn Wassili Waltschuk , 1995 geboren in Rjasan, wurde wegen schwerer Körperverletzung mit Todesfolge zu neun Jahren Haft verurteilt. Er hatte 2018 wegen lauter Musik mitten in der Nacht mit seinen Nachbarn Streit bekommen. Junge Kadetten des Strafvollzugs feierten laut Geburtstag. Die Sache endete in einer Messerstecherei, bei der ein Kadett tödlich verletzt wurde. Wassili war ein Waffennarr, der in sozialen Netzwerken mit Schusswaffen posierte (Foto).
OM, 05.11.22

"Betrunkene Mobilisierte aus Nordossetien inszenierten eine Schlägerei in Saporischschja und schlachteten Kühe, stahlen ein Auto und eröffneten schließlich das Feuer.
Zuerst schlachteten sie 13 Kühe auf der Farm, auf der das russische Militär stationiert war, und warfen dann ihre Besitzerin aus dem Haus. 
Außerdem griffen die Mobilisierten das Militär an, das in der Nähe der Farm diente, und schlugen sie. Danach stahlen sie ein Auto von örtlichen Arbeitern. An einem Kontrollposten wurden die Wehrpflichtigen gestoppt, aber sie eröffneten das Feuer und verwundeten einen russischen Sergeant. Offensichtlich verstanden die Mobilisierten selbst nicht ganz, was sie taten, und laut Augenzeugen waren sie fast bis zur Ohnmacht betrunken. Daraufhin wurden alle vier festgenommen."

Nein - das sind keine Propagandanachrichten aus der Ukraine sondern eine Meldung aus Ossetien vom 3. November 22. Saporischschja ist eine Großstadt im Süden der Ukraine - von Russland besetzt und annektiert.
OM 04.11.22

Die Mobilisierung in Russland dauert etwas mehr als einen Monat an und scheint laut Putin und Kriegsminister Shoigu sogar beendet zu sein. Doch erst ein Erlass von Putin könnte dem Spuk ein Ende bereiten – der liegt aber nicht vor.
Nowaja Gazeta hat sich die behördlich bestätigten Todesfälle angesehen  (in Wirklichkeit sind es deutlich mehr):
- Mehr als 100 mobilisierte Menschen sind danach seit dem 21. September gestorben.
- Der Ural ist führend in der Zahl der Beerdigungen. 39 tote Reservisten werden aus dieser Region gemeldet (können wir unbedingt bestätigen);
- Jeder fünfte Tote (insgesamt 23) - starb im Trainingslager. Die Todesursachen waren Schlägereien, Alkohol, Drogen, Suizid und Unfälle;
- Das Durchschnittsalter eines toten Reservisten liegt bei 34 Jahren.
OM 02.11.22

Sergei Serbezov wurde vom Leninsky-Bezirksgericht in Saratow am 15. Juli 2020 wegen bandenmäßigem Drogenhandels in großem Umfang zu 9,5 Jahren Gefängnis verurteilte. Seine Strafe saß er in der Kolonie Nr. 10 in der Umgebung von Saratow ab. Auch zu seiner Kolonie kamen die Rekrutierer der Gruppe Wagner und Serbezov unterschrieb einen Vertrag.
Am 29. September verließ der Mann die Kolonie, am 26. Oktober bekam seine Frau die Nachricht, dass ihr Mann als Deserteur erschossen worden wäre. Sergei Serbezov war Ukrainer und wollte nicht auf seine Landsleute schießen.
Die Frau des Gefangenen hatte sich zuvor an die russische Menschenrechtsorganisation „Russland hinter Gittern“ gewandt, um Hilfe zur Freilassung ihres Mannes zu erhalten. Deren Gründerin, die Journalistin Olga Romanowa, machte jetzt die Hinrichtung des Gefangenen öffentlich.
OM, 31.10.22

Igor Girkin PortraitJetzt braucht das russische Militär wirklich alle. Auch den größten Kritiker von Putins Krieg Igor Girkin - er wollte gleich "all in" im Ukrainekrieg gehen. Und Kriegserfahrung hat er ja.

Die Meldung auf seiner VKontakte-Seite ist kurz:

Igor Strelkow - 18. Okt. um 19:00 -- Link

Seit 14.10.2022 im aktiven Heer.

Der Telegram-Kanal https://t.me/idelrealii wird von Radio Free Europe betrieben, ist also von der US-Regierung finanziert. Er berichtet hauptsächlich aus den Wolgaregionen und richtet sich an ein russisches Publikum. Auch dieser Kanal berichtet von den Kriegstoten aus der Region. In einem kurzen Beitrag werden seine Ergebnisse zusammengefasst:
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Idel.Realität ⚡️1.699 Menschen aus den Republiken und Regionen der Wolga-Region starben im Krieg in der Ukraine
Nach Berechnungen von „Idel.Realii“ vom 28. Oktober starben mindestens 1.699 Menschen aus den Republiken und Regionen der Wolga-Region im Krieg , dessen Tod auf die eine oder andere Weise von russischer Seite anerkannt wurde.…
⚡️⚡️Tatarstan belegte in Bezug auf die Zahl der im Krieg mit der Ukraine getöteten Männer den 2. Platz in der Wolga-Region. Nur Baschkortostan hat die Nase vorn.
Während des achtmonatigen Krieges, der am 24. Februar vom Putin-Regime entfesselt wurde, starben in der Ukraine mindestens 166 Tatarstaner. Dies ist der zweite Platz unter den Republiken und Regionen des Föderationskreises Wolga. Den ersten Platz in Bezug auf die Zahl der Todesfälle im Föderationskreis Wolga belegt Baschkortostan: 252 Personen.
Auf Tatarstan folgen die Regionen Saratov und Orenburg sowie das Perm-Territorium.
Die wenigsten Toten gibt es in Mordowien: 22 Menschen.
Telegram-Link vom 28.10.22
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- Nur der Ordnung halber - unsere Feststellungen:
Baschkortostan 256, Tatarstan 191, Saratow 168, Orenburg 193, Perm 165, Mordowien 25.

OM, 30.10.22

Ramsan KadyrowRamsan Kadyrow ist sauer. Durch Leichtsinnigkeit seiner Soldateska, die öffentlich Bilder ihres Quartiers verbreitet hatte, wurde deren Aufenthaltsort in einer Schule verraten - siehe Video.
Ein präziser Artillerieangriff in der Nacht brachte seinen Leuten den Tod. Jetzt zieht er Bilanz. „23 Soldaten wurden getötet und 58 verwundet. Davon wurden vier schwer verletzt. Ihr Leben ist nicht in Gefahr,“ schreibt er auf Telegram  (in Deutsch).
Aber für jeden Muslim wäre es schließlich eine Ehre und große Freude, in einem heiligen Krieg sein Leben zu verlieren. Jeder Gläubige würde davon träumen, auf Allahs Weg zu sterben. Denn Ramsans Krieger kämpfen nicht mehr gegen Nazis und Militante, sondern gegen den Teufel (Streitkräfte von Iblis ) höchstpersönlich.
OM 28.10.2022

Vorher

Nachher

Alla W. aus Rajsan wirkt auf den Fotos in ihrem VKontakte-Profil einsam und verloren, aber auch hart. Im März hatte sie noch mitgeteilt, dass ihr Sohn 27 Jahre alt geworden wäre. Und er ließe seine Freunde grüßen. Und im  Mai schrieb sie, dass sie in Ordnung wäre. Man hätte ihr Grüße von ihrem Sohn gebracht. Er bat seine Mutter, seinen Freunden Hallo zu sagen, er erinnere sich an sie alle. Heute schließlich teilte sie knapp mit, dass ihr Sohn in der Ukraine gestorben wäre - PMC Wagner - Sohn starb frei. Man konnte keinen übermäßigen Schmerz aus ihrem Beitrag herauslesen.
Mit etwas Phantasie ergibt sich daraus ein kleines Drama. Der Sohn saß wohl hinter Gittern, deshalb ließ er Grüße über seine Mutter ausrichten. Dort bekam er im Spätsommer wohl eine "Sie kommen aus dem Gefängnis frei"-Karte, wenn er sich der Soldateska der Gruppe Wagner anschlösse. Dieses Angebot hat er angenommen. Er starb am 12. Oktober, aber frei.
OM, 26.10.2022

Alle fünf russische Staatsbürger haben gemeinsam, dass sie am 29. September in der Oblast Swerdlosk mobilisiert, also zum Kriegsdienst einberufen wurden. Nach einer bis eineinhalb Wochen Vorbereitung ging es für alle in die Ukraine, sie wurden bei Cherson ins Kriegsgebiet geworfen. Seither haben ihre Angehörigen nichts mehr von ihnen gehört.
Sie starben alle, zu unterschiedlichen Zeiten, an unterschiedlichen Orten. In der Nacht vom 24. auf 25. Oktober erfuhren die Familien von ihrem Tod, am 25.10. wurden die Leichen geliefert.
OM, 25.10.22

Kann man eigentlich eine Armee diskreditieren? Das meinten in Deutschland mal die Bundeswehr, Soldatenverbände und weite Teile der Politik in Bezug auf obiges Tucholsky-Zitat. Bis das Bundesverfassungsgericht dem Spuk ein Ende setzte.
In Russland ist es ein Vergehen und jeder, der in irgend einer Form gegen den Krieg in der Ukraine ist, wird behördlich verfolgt. Aber richtig, bereits die Benutzung des Wortes "Krieg" ist strafbar, richtig wäre Sonderoperation. Denn nach Art. 20.3.3 des Gesetzes über Ordnungswidrigkeiten der Russischen Föderation werden Bürger, die der Diskreditierung der Armee für schuldig befunden wurden, mit einer Geldstrafe von 30.000 bis 50.000 Rubel bestraft. Und das sind inzwischen viele.
Insgesamt gingen bei russischen Gerichten etwa 4.800 Verfahren ein. Moskau steht an erster Stelle (632), St. Petersburg an zweiter Stelle (247), gefolgt von Krasnodar-Territorium (164), Krim (140), Kaliningrad (123), Perm-Territorium (82), Samara-Region (79), Komi (77), Karelien (73) und Archangelsk (70).
OM, 25.10.2022

Ivan PolyanskyIvan Polyansky war ein junger Familienvater aus der Region Orenburg. Er lebte in einem kleinen Dorf zusammen mit seiner Frau und drei Kindern. Und Ivan gehörte zu den 300.000 Russen, die Ende September Anfang Oktober mobilisiert oder besser zum Dienst an der Front verpflichtet wurden, um das Blatt in der Ukraine doch noch zu wenden. Ivan verhielt sich wie ein ordentlicher Russe, erschien im Militärregistrierungs- und Rekrutierungsbüro und wurde in ein Ausbildungslager für die Mobilisierten nach Nizhnyaya Pavlovka geschickt, etwa zehn Kilometer von der Hauptstadt Orenburg entfernt.
Solch junge Leute wie Ivan sind aktuell beim russischen Militär stark nachgefragt. Denn Ivan hatte gedient, war am Granatwerfer ausgebildet und kannte sich allgemein gut mit Waffen aus.
Was im Ausbildungslager dann geschah bleibt unklar. Klar ist nur, dass Ivan Polyansky tot ist, ohne dass er auch nur in die Nähe der Front gelangt wäre. Ivan wurde bereits am 21. Oktober beigesetzt – mit militärischen Ehren. Ansonsten „ermitteln“ das Militärkommissariat der Region Orenburg und die Militärermittlungsabteilung des Zentralen Militärbezirks.
Wäre noch zu erwähnen, dass Ivan Polyansky eigentlich gar nicht hätte mobilisiert werden dürfen. Denn Väter von drei oder mehr minderjährigen Kindern sind gemäß den Anweisungen des Generalstabs befreit.
OM, 24.10.2022

Ivan Polyansky

Die Oblast Omsk ist ein schweigsame Region in Bezug auf Todesopfer im Ukrainekrieg. Über Wochen melden die Behörden keine gefallenen Soldaten, manchmal finden sich auf VKontakte entsprechende Meldungen. Zwischen dem 10. und 20. Oktober zum Beispiel konnten wir in zwei lokalen Medien keine einzige Nachricht finden. Dafür veröffentlicht die Regierung neue Budgetzahlen.
112 Millionen Rubel wurden den Familien der Omsker Soldaten ausgezahlt, die bei der "Sonderoperation" getötet wurden. Da für jeden Gefallenen eine Million ausgeschüttet wird, bedeutet das 112 Todesfälle in der Ukraine. Hier zeigt sich auch die Schweigsamkeit der örtlichen Medien. Bisher haben wir nur 83 Kriegstote gefunden.
OM, 21.10.22

Offizielle Daten über die gefallenen russischen Soldaten im Krieg gegen die Ukraine erfährt man kaum. Doch ein Blick in die Budgets der Regionen kann helfen, die Todeszahlen aufzuklären. Am 17. Oktober teilte das Ministerium für Sozialpolitik der Region Nischni Nowgorod mit, dass für die Soldaten der Region, die in der Ukraine ums Leben kamen, Aufwendungen aus dem Regionalhaushalt in Höhe von 224 Millionen Rubel angefallen sind.
Da die Angehörigen toter Soldaten zwei Millionen Rubel erhalten, wurden für 112 Gefallenen Gelder ausbezahlt. Da es immer etwas dauert, bis die Angehörigen alle bürokratischen Hürden genommen haben, bestätigt dies in etwa unsere Zählung von 129 Todesmeldungen.
OM, 20.10.22

In der Region Irkutsk haben bis zum 12. Oktober 120 Familien aufgrund des Todes eines Soldaten in der Ukraine Pauschalzahlungen erhalten. Dies wurde von der stellvertretenden Ministerin für soziale Entwicklung der Region Irkutsk Svetlana Ievleva mitgeteilt. Jede Familie erhält in diesem Fall eine Zahlung von einer Million Rubel, das entspricht etwa 16.500 €.  Wir haben aktuell 109 Todesfälle gelistet.
OM,19.10.22

Es ist wie bei den gefallenen russischen Soldaten im Ukrainekrieg, wo der Schwerpunkt bei den ärmeren Regionen, den ethnischen Minderheiten und den Randgebieten des großen Russlands liegt. Kein Wunder, dass Einwohner armer Regionen der Russischen Föderation  häufiger für den Krieg mit der Ukraine mobilisiert werden.
Seit zwei Wochen wurden mindestens 213,2 Tausend Menschen in 53 Regionen einberufen, wie die Publikation „Important Stories“ und das Conflict Intelligence Team nach Analyse der Ergebnisse der ersten Mobilisierungswelle herausfanden. Gleichzeitig stellte sich heraus, dass mehr Menschen aus armen Regionen einberufen werden.
Beispielsweise ist in der Region Krasnojarsk der Anteil der Mobilisierten 4,5-mal höher als der erklärte Durchschnitt für Russland. In Burjatien - 3,6-mal mehr, in Sewastopol - 3,3-mal mehr. Unter den Republiken und Regionen der Wolga-Region ist die Region Uljanowsk führend in diesem Indikator. Dort ist der Anteil der Mobilisierten fast dreimal höher als der erklärte Durchschnitt für Russland. Es folgen Mari El und die Region Saratow (1,26-mal mehr), die Region Nischni Nowgorod (1,17-mal mehr) und Tschuwaschien (1,12-mal mehr).
OM, 06.10.22

Irina B. ist Lehrerin an der Schule Nr. 12 in einem Dorf in der russischen Oblast Krasnodar. Ihr jüngster Sohn ist gerade mit 23 Jahren im Ukrainekrieg gefallen, wie soll man über Krieg und Tod mit den Schulkindern reden? Die Schule erklärte ihren Kindern das dann so:
Der Sohn starb,
• damit in der Ukraine die russische Hymne auf Russisch gesungen werden kann;
• damit die russische Flagge in den Schulen der Ukraine gehisst werden kann;
• damit Kinder ohne Angst Bücher russischer Schriftsteller aus Bibliotheken nehmen können;
• damit sie am 9. Mai St. Georgs-Bänder tragen können.
OM, 04.10.22

Wladimir Barsuk aus der Region Komi hatte wohl nicht viel Glück im Leben. Er war erst 32 Jahre alt, zog Anfang September als Freiwilliger in den Ukrainekrieg und kam aktuell im Sarg zurück in seine Heimat. Wo und wie er getötet wurde, wissen wir nicht, kein Foto wurde von ihm veröffentlicht, aber sein Tod wurde nicht mit den üblichen Floskeln wie Kampf gegen die Nazis, Verteidiger der Heimat oder Heldentod gemeldet. Sondern mit der Frage: „Interessanterweise, wenn die großen Köpfe im Kreml den 24. Februar 2022 nicht als Beginn einer speziellen Militäroperation auf dem Territorium der Ukraine angekündigt hätten, hätten all diese Tragödien, die uns seit mehr als sieben Monaten verfolgen, verhindert werden können?“
In den Kommentaren zu dieser Meldung auf Vkontakte wurden überwiegend ähnliche Meinungen vertreten. OM, 02.10.2022
Nachtrag:
Das ging schnell, Meldung wurde nach sehr kurzer Zeit gelöscht. Hier das archivierte Original.

Igor KuskIgor Kusk war der Anführer der Verbrecherbande Kuskovsky, deren spektakulärstes Verbrechen der Mord an einem Generaldirektor  einer tatarischen Firma war. Boris Vayman, der als einer der Erbauer von Tatarstan gilt,  wurde 2004 in Kasan am Eingang des Büros seiner Firma erschossen. Kusk wurde gefasst und zu 23 Jahren Haft in einer "strengen Kolonie" verurteilt. Jetzt bekam er die Chance als 55 jähriger Mann freizukommen. Er ließ sich durch die Wagner-Gruppe anwerben und kämpfte ab dem 27. Juli bei Donezk an der Front.
Im heißesten Frontabschnitt bei Bakhmut wird schnell gestorben und dort traf ihn ein Granatsplitter am Kopf. Er wurde auf dem Walk of Fame des Stadtfriedhofs im Dorf Krasny Klyuch beigesetzt. OM, 23.09.22

Albert AbdullinKeine drei Wochen im Ukrainekrieg und schon ist der zweite Baschkire des Shaimuratov-Bataillons wieder zuhause - als Cargo 200. Albert Abdullin, ein 49-jähriger Reservekorporal, lebte zwar seit einiger Zeit in Tatarstan, aber als in Baschkirien Kriegsfreiwillige gesucht wurden, bewarb er sich um einen Platz im Freiwilligenbataillon. Am 19. September 22 wurde sein Tod bekannt.
OM, 20.09.22

Ilshat Imangulov- Kaum geschrieben tritt schon der dritte Freiwillige des Shaimuratov-Bataillons  als Cargo 200 seine Reise zurück in die Heimat an. Ilshat Imangulov, 43 Jahre alt und hat als Soldat im Krieg gegen Georgien gedient. Bereits am 21. September soll er im Dorf Smakovo in Baschkirien bestattet werden.
Wäre noch zu erwähnen, dass Ilshat Imangulov gleichzeitig der 200. tote Baschkirensoldat im Ukrainekrieg ist, den wir hier dokumentieren konnten. OM, 20.09.22

Vadim Kucherbaev- Es geht schnell weiter: Vadim Kucherbaev ist der vierte Freiwillige Shaimuratov-Bataillons dessen Ableben in der Ukraine gemeldet wird. Der Mann war knapp 45 Jahre alt und hatte bereits 2001/2002 im Tschetschenienkrieg Kampferfahrung gesammelt.
Wann er im Krieg gefallen ist, wurde nicht mitgeteilt. Aber auch er dürfte weniger als drei Wochen in der Ukraine gekämpft haben. OM, 23.09.22
Marcel Yamansarin- Marcel Yamansarin,
wurde am 1. Oktober bestattet. Er kommt aus Meleuz, war 34 Jahre alt und ist der 5. gefallene Freiwillige aus dem Shaimuratov-Bataillon, dessen Tod bekannt wurde. Den genauen Todeszeitunkt und den Ort in der Ukraine erfährt man leider nicht. OM, 03.10.22
Almaz Khusainovich Khairitdinov- Almaz Khusainovich Khairitdinov
ist der sechste aus dem Freiwilligen-Bataillon. 28 Jahre wurde er alt und wird am 4.10. bestattet. OM, 04.10.22

Nach Burjatien verzeichnet Dagestan in absoluten Zahlen die höchste Zahl an gefallenen Soldaten im Ukrainekrieg – im Augenblick haben wir 243 Tote aufgeführt.
Nach der aktuellen russischen Mobilmachung sollen weitere Bewohner Dagestans an die Front. Das trifft nicht unbedingt auf Zustimmung, wie dieses kleine Video zeigt.
Die Rekrutierungsoffizierin argumentiert, dass die Einheimischen für die Zukunft des Landes kämpfen sollen. „Wir haben nicht einmal eine Gegenwart, von welcher Zukunft redest du“, antwortet ein Mann aus Dagestan.

Andrei BocharovTäglich kann man in der Region Wolgograd gefallene Soldaten begraben. Inzwischen ist unsere Liste auf über 200 Tote im Ukrainekrieg angewachsen. Aber sicher sind es wesentlich mehr, da offiziell keine Daten herausgegeben werden. Das scheint der Politik nicht zu reichen.
Aktuell veröffentlichte der Wolograder Gouverneur Andrei Bocharov die Zahl der Freiwilligen, die die Region in den Ukrainekrieg schicken will oder bereits geschickt hat. Nicht ohne Stolz berichtet der Mann, dass Wologograd  inzwischen 1.326 Freiwillige aufbiete, die Krim nur etwa 1.200 Freiwillige gewonnen habe, dass in der Region Brjansk etwa 800 Einwohner dem Peresvet-Bataillon beigetreten seien, ca. 700 Freiwillige kommen aus Nordossetien, 800 von der Region Nowosibirsk, 950 von Woronesch und 850 aus Kursk. OM 20.09.2022

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