Im Internet kursieren seit einiger Zeit Seiten, in denen die angeblichen Machenschaften des Herrn Gulli, Chef des gleichnamigen Boards, schonungslos aufgeklärt werden sollen. Und es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht die Boardnachrichten aufgefordert werden, einen der Links zu veröffentlichen. Oder zumindest darauf hinzuweisen, dass sich hinterhältige Dialer in Downloads von Gullis Webseite verstecken würden. Diese Aufklärungsseiten gehören jedoch zu den erbärmlichsten Machwerken, die das Internet ertragen muss. Von daher verbietet sich die Nennung eines Links ganz von alleine. Aber wir wollen die Gelegenheit nutzen, einmal alle Informationen über das Board und seine finanziellen Begleiterscheinungen zusammenzutragen.

 

Monate lang war es ruhig um das Gulli-Board geworden. Das Forum belegte mit Abstand den Spitzenplatz in den Benutzerzahlen. Ansonsten gaben sich die Macher öffentlichkeitsscheu, ja verbaten sich sogar die bloße Nennung ihres Namens in Beiträgen der Boardnachrichten. Doch in der letzten Zeit häufen sich eMails, die auf angeblich merkwürdige Vorgänge bei Gulli hinweisen oder die Links auf Internetseiten enthalten, die sich mit Gulli und seinem Board beschäftigen. Fassen wir mal die Vorwürfe zusammen:

- Gullis Topliste würde manipuliert;
- die Downloads der Serials2000-Serie von Gullis Seite enthielten einen Dialer;
- es gäbe eine Beteiligung von Gulli an der Firma hyro-Mediaservice, die im Internet diverse Seiten mit Angeboten der unnötigen oder der völlig überflüssigen Art präsentiert.


Beschäftigen wir uns also mit den Vorwürfen etwas genauer. Dafür müssen wir wieder in einen Teil des Internets eintauchen, in dem die Porno-Branche, die Abzock-Dialer und die so genannte Szene eine symbiotische Verbindung eingegangen sind.

Das Geschäft mit den Toplisten

Die Toplisten wurden ins Leben gerufen, um Internetsurfer genauere Wegweiser zu liefern. Statt bloßer Links auf andere Seiten, wollten die Toplisten aufzeigen, wie zufrieden die Besucher bestimmter Seiten mit dessen Inhalt waren. Durch einen Klick auf einen Knopf sollten diese ein positives Votum für das entsprechende Internetangebot abgeben. Die eingehenden Stimmen werden dann auf der Topliste dokumentiert, gute Seiten stehen oben, schlechte Seiten unten. Es gab sicher einmal Zeiten, da haben Toplisten auf diese Weise funktioniert. Zumindest einen Tag lang, aber wahrscheinlich nicht länger. Dann ging der Betrug los und jeder Beteiligte fälschte die Bewertung auf der Topliste auf seine Weise.

Die Webmaster
Man tut so, als ob man ein interessantes Angebot hätte. Alle die die entsprechenden Seiten sehen wollen, müssen vorher ihre Stimme auf einer oder mehreren Toplisten abgeben. Nur dann dürfen sie diese Seite betreten. Oder man bastelt sich ein kleines Programm, das andauernd eine Stimmabgabe auf der Topliste simuliert.

Die Toplistenbetreiber
Auf deren Webseiten läuft ein cgi- oder php-Programm, das eigentlich die abgegebenen Stimmen in einem festgelegten Zeitraum zählen und das Ergebnis dann auf der Webseite ausgeben sollte. Doch solch ein Script kann man ja ändern. Will man eine Webseite etwas fördern, so lässt man das Programm jede Stimmabgabe doppelt zählen oder noch besser dreifach. Oder wenn man den Betreiber nicht leiden kann, dann zählt man einfach nur jede dritte Stimme. Zusammengefasst könnte man sagen – viele Betreiber gestalteten die Topliste nach ihren Vorstellungen.

Und damit sind wir wieder beim lieben Geld. Denn mit solch eingeführten Toplisten kann man ja auch Geld verdienen. Dabei meine ich nicht eventuelle Anzeigen, die auf der Seite geschaltet werden. Das wäre ja völlig in Ordnung. Nein – der Betreiber selbst verkauft einfach die obersten Plätze in seiner Topliste an zahlende Kunden. Dafür zählt er jede Stimme für dessen Seite einfach doppelt, dreifach oder zehnfach, eben genau so, dass es nicht zu deutlich auffällt. Und jetzt fragt ihr natürlich, woher in aller Welt so ein Webmaster das Geld und die Motivation hernimmt, um für einen Spitzenplatz in einer Topliste auch noch zu bezahlen?

Die Erklärung ist einfach. Eine hohe Bewertung in einer gut eingeführten Topliste schaufelt viele Besucher auf die entsprechende Seite. Pflastere ich diese jetzt mit Werbung, Dialern und Sex-PopUps zu, dann gibt es einiges zu verdienen. Und dann lohnt es sich, für solch einen „gesponserten“ Eintrag auf der Topliste zu bezahlen. Damit teilen sich Webmaster und Toplisten-Betreiber den erzielten Gewinn und wären beide glücklich bis ans Ende ihres Lebens. Würden da nicht immer wieder jene laut rumplärren, die nicht in dieser Harmoniegemeinschaft mitspielen dürfen und bei einem Geschäft außen vor bleiben, bei dem sie doch gar zu gerne mitmischen würden.

Richtig – wir waren beim Thema Gulli. Und da stellt sich die Frage, fälscht dieser auch seine Topliste und gibt es bezahlte Einträge? Den ersten Teil der Frage kann man getrost mit ja beantworten. Auch Gullis Topliste kann „kreativ“ mit der Berechnung der Stimmen umgehen. Dafür gab es mal ein eigenes Eingeständnis, bei dem es aber nicht um Geld ging, sondern um die Ächtung eines ehemaligen Mitarbeiters. Ansonsten gibt es strenge Regeln für die Benutzung seiner Topliste:

1. Nur deutschsprachige Computer-Underground Seiten mit echten und funktionierenden Inhalten sind erlaubt.
2. Die Seite darf nicht mehr als maximal einen eigenen Popup haben, egal ob dieses eine Popup am Anfang oder am Ende erscheint! Ausnahmen gibt es nicht. Wenn ihr euch entscheidet das Voting-Gateway als Popup zu laden zählt dieses bereits als Popup.
Nicht mitgezählt werden allerdings Provider-Popups, die sich nicht mit den hier gezeigten Tricks entfernen lassen.
3. Die Seite darf nicht übertrieben viele Werbebanner oder eingebundene Werbe I-Frames besitzen. Sie darf keine irrenführenden Enter Buttons (auch nicht auf Werbebannern) oder mehrere Eingangsseiten hintereinander besitzen.
4. Es darf absolut keinen Vote- oder Klickzwang für irgendetwas geben.
5. XXX/Porno Seiten sind nicht erlaubt.
6. Es darf keine Werbung geben, die in irgendeiner Weise suggeriert, dass der Gebrauch der kostenpflichtigen Dialer kostenlos sei, oder dass sie gecrackt seien!
7. Es dürfen keinerlei Scripte genutzt werden, die mit VBScript oder ActiveX Dialer installieren oder unbemerkt die Bookmarks oder Startseite modifizieren. So etwas darf auch nicht auf einer eingebundenen Topliste installiert sein!

 

Trotz der strengen Regeln findet man im Netz häufig Vorwürfe, dass es Gulli mit seinen Regeln nicht so genau nähme, wenn nur etwas Geld für eine Spitzenplatzierung fließen würde. So schrieb stylus im Februar dieses Jahres:
Hiho heut will ich mal was über die super Gulli Toplist erzählen....Also als ich meine Seite ( www.best-music.b6.to ) anmelden wollte, kam diese Mail zurück...
"hi webmaster! ich habe deinen account auf gullis underground toplist [ http://toplist.gulli.com ] gerade gelöscht um die qualität der gelisteten seiten zu erhalten. auf der von dir angegebenen Seite befand sich kein Inhalt. Bitte überprüfe ob dein Inhalt noch vorhanden ist und der Server funktioniert. Eventuell war auch nur der Server kurzzeitig down oder du hast dich bei der Anmeldung vertippt. Sollte dein Inhalt wieder erreichbar sein, melde dich bitte einfach noch einmal an."
Qualität in Gulli Toplist bewahren, hä wo ist da die Qualität. Wenn ich mir die oben 5 Plätzte da so anschau, entdeck ich mindestes 4 Faker und die 5. Seite hat keinen Inhalt. Aber solche Seiten werden ja nicht aufgenommen. Jaja http://illegal-downloads.com hat ja soviel Inhalt. Nun ja, was zahlen die euch, dass er auf Platz eins stehen kann? Komm das kauft euch keiner ab.

Schaut man sich die jeweiligen Spitzenreiter auf Gullis Topliste an, dann kommt jedem unbefangenen Betrachter doch die Frage in den Sinn, ob dabei alles mit rechten Dingen zugegangen sei. Zu häufig tummeln sich da Seiten, die nichts zu bieten haben, außer Sex-PopUps, Dialer und Anzeigen der zwielichtigen Art. Doch halten wir ausdrücklich fest - mehr als einen Verdacht gibt es nicht. Und die öffentlichen Kritiker treibt eher die Gier, selber am Kuchen naschen zu wollen. Oder sind Mitbewerber, die ihrem Konkurrenten gerne eins auswischen würden.

Beitrag wird fortgesetzt.