Der Grenzschützer Ilja Eduardowitsch Samigullin hatte Anfang September einfach Pech. Er war zur falschen Zeit am völlig falschen Ort. Eigentlich kam der Beamte aus der Region Amur, das ist eine halbe Weltreise von der Region Brjansk entfernt, wo er am 03. September 23 Dienst hatte. Aus der Ukraine waren ausgerechnet dort wo Ilja Dienst hatte, russische Freischärler eingesickert. Es kam zu einem kurzen Schußwechsel, den der Grenzschützer nicht überlebte. Und wie es im russischen Märchenland dann so klingt: Jene Freischärler wollten unschuldige Zivilisten meucheln, aber der heldenhafte Kampf von Ilja hätte das verhindert.
In der russischen Welt ist es einfach, ein Held zu werden. Man muss nur im Krieg gegen die Ukraine getötet werden. Egal ob man vorher seine Frau geprügelt, mit dem Auto besoffen Fußganger überfahren hat und ob man zu langen Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Der Tod adelt den Helden. Und die Verwandtschaft freut sich am Ende über die extra hohe Abfindung (Sarggeld, meist nur Sarg genannt). Nachstehend eine Meldung von der Krim im Original:
"Am 04.09.23 verabschiedeten sie sich in Sewastopol vom Freiwilligen, Teilnehmer der speziellen Militäroperation Viktor Viktorovich Panchishin. Viktor Viktorovich wurde im Dorf Ternovka geboren und absolvierte dort die Schule. Sein Leben war nicht einfach: Er wurde von einer Mutter großgezogen.
Im Jahr 2017 wurde Viktor Wiktorowitsch vor Gericht gestellt und zu acht Jahren Gefängnis verurteilt. Er hatte seine Strafe praktisch abgesessen; es blieben ihm nur noch zwei Jahre. Aber Viktor Viktorovich wollte beweisen, dass er Respekt verdient, und ging, um sein Heimatland zu verteidigen.
So landete er an der Front des nördlichen Militärbezirks unter den Kämpfern der Sturm-Z-Einheit. Viktor Wiktorowitsch starb heldenhaft in einer erbitterten Schlacht im Gebiet Belogorowka in der Volksrepublik Lugansk. Ewige Erinnerung!"
Sergej Borisowitsch Schobanow, 29 Jahre, stammt aus Elektrougli, einer Kleinstadt am Rande Moskaus. Überall wo er antrat, war er einer der Besten. Im Judo, im Sambo und im Universalkampf war er Meister, sein Militärstudium an der Hochschule von Ryzan beendete er mit Auszeichnung. Und im Krieg gegen die Ukraine schlug der Oberleutnant einer Fallschirmjägereinheit dem Gegner so manches Schnippchen.
Verletzungsbedingt musste er im Winter eine Auszeit nehmen. Die nutzte er, um als Redner junge Studenten für das Militär und den Krieg zu begeistern. Unterstützt wurde er von seinem Vater, der den Zuhörern erklärte, wie er solch einen tollen Burschen großgezogen und welche Pläne und Wünsche Sergej für sein Leben hatte.
Die jungen Menschen waren nach Angaben der Berichterstatter beeindruckt von solch einem lebendigen Beispiel eines Patrioten. Der zudem damit seine Schulden gegenüber dem Mutterland zurückgezahlt habe, wie ein anwesender Bürgermeister formulierte.
Kein Thema bei den Veranstaltungen war, dass im Krieg auch die eigenen Soldaten getötet werden.
So auch Sergej - am 31.August 23 war für ihn Schluss.
Quellen: 1,2,3
Kein Jubiläum, aber eine runde Zahl: Heute haben wir den 400. Tuwiner eingetragen, der im Ukrainekrieg gefallen ist. Keine Region hat mehr Opfer zu verzeichnen - gemessen an der Bevölkerung. Es handelt sich um Syldys Valerevich Dargan, über den wir nur wissen, dass er am 01.09.23 getötet wurde. Da die Meldungen aus Tuwa alles Übliche sprengen, geben wir diese im Original (mit Google übersetzt) wieder:
"Deine Liebe ist wunderschön, deine Stimme ist voller Glück, die Wärme eines Jungen, die Liebe deiner Frau, die Liebe deiner Frau, die Liebe deines Lebens, die Liebe deines Lebens, die Liebe deines Lebens, die Liebe Ihres Lebens, der Liebe Ihres Lebens, der Liebe Ihres Lebens, der Liebe Ihres Lebens, wir hören uns die Geschichte von Dargan Syldys Valerevich Dargan an, der am 1. September 2023 im Bezirk Krasnojarsk verhaftet wurde. Hören wir einander zu, bevor wir uns hinsetzen.
Kharylzaalazhir Telefonnummer: Ak Shonchalai,
Stimme: Ulyana Dargan, 89016785383."
Die letzten Worte für einen gefallenen Soldaten sprach Priester Mark aus der Region Lipezk:
"Der heilige Philaret Drozdov schreibt: „ABER KRIEG IST EIN HEILIGER FALL FÜR JENE, DIE IHN AUS DER NOTWENDIGKEIT, ZUR VERTEIDIGUNG DER WAHRHEIT, DES GLAUBENS, DES VATERLANDES FÜHREN.“ Wer in diesem Kampf mit Waffen kämpft, vollendet die Heldentat des Glaubens und der Wahrheit, die die christlichen Märtyrer durch das Bekenntnis des Glaubens und der Wahrheit, durch Leiden und Tod für dieses Bekenntnis vollbracht haben. Und indem er Wunden akzeptiert und sein Leben in dieser Schlacht spielt, folgt er der Spur der Märtyrer zur unangemessenen Krone."
Die Schoren - das ist ein kleines indigenes Volk, das hauptsächlich in der russischen Region Kemerowo siedelt. Das kleine turksprachige Volk zählt gerade mal noch 15.000 Personen. Ihrer traditionelle Lebensweise mit Fischfang, Jagd und Holzwirtschaft können sie kaum nachgehen, da fast alles durch einen Nationalpark untersagt ist.
„Es sind nur noch sehr wenige von uns Schoren übrig. Unser Volk stirbt aus“, sagt ein Dorfbewohner. "Junge Leute ziehen in die Städte. Oder sie trinken sich zu Tode, da wir keine Immunität gegen Alkohol haben. Warum trinken sie sich zu Tode? Weil es keine Arbeit gibt."
So fallen die jungen Menschen auf die staatliche Propaganda herein und ziehen in den Krieg gegen die Ukraine. In einem 600 Seelendorf zählt man bereits drei Kriegstote, Verletzte oder Verstümmelte kommen noch dazu.
Für weitere Informationen empfehlen wir den Bericht von Radio Free Europe aus Sibirien - mit dem Google-Übersetzungsprogramm leicht lesbar.
Vitaly Borisovich Kirsanov kam aus Selenodolsk, eine beinahe 100 Tausend Einwohner große Stadt in Tatarstan. Er war dort auch mal Kommandant der Feuerwehr. Statt Feuer in der eigenen Stadt zu löschen, zündete er lieber Feuer auf fremdem Territorium an. Konkret gehörte er zu den "Separatisten" des Donbass und war seit 2014 dort mal Panzerkommandant, Kommandeur einer Mörserbesatzung und vieles andere mehr.
Beim richtigen Krieg gegen die Ukraine konnte Vitaly natürlich nicht zuhause bleiben. Im April 2022 meldete er sich freiwillig, Ende August 23 starb er nach einer Verwundung im Krankenhaus.
In seiner Heimatstadt war Vitaly auch Funktionär der Kommunistischen Partei Russlands - genauer, er war Ideologiesekretär des Regionalkomitees, was immer das auch bedeuten mag. So gehörten der Partei auch die Abschiedsworte: "Heute verabschieden wir uns von einem überzeugten Kämpfer, einem Patrioten, ein Kommunist, ein Bürger mit einem großen C. Sein gesellschaftspolitischer Weg zeigt uns, dass er ein helles, gutes Leben führte, wie ein Meteor."
OM, 23.09.23
Sohn Dmitri Andrejewitsch Samolyga aus Kemerowo
Heute ist es genau ein Jahr her, seit er gestorben ist, mein einziger Sohn. Ein Jahr voller Schmerz, Melancholie, Bitterkeit, Tränen. Ein Lebensjahr ohne Leben.
Es ist so seltsam und beängstigend zu erkennen, dass man nie wieder einen Menschen sehen wird ... Besonders die Person, die man von ganzem Herzen liebt ...
Wenn man nur flucht und Schluss mit jemand macht, hat man eine Chance ... es gibt eine Chance Ihn in der Menge zu treffen, zusammenzustoßen und alles zu verändern.
Wenn ein Mensch in die Ewigkeit geht, gibt es keine Chancen. Zurück bleiben ein Foto, ein Grab und ein Meer von Erinnerungen, Erinnerungen, die einem die Kraft zum Leben und zum Atmen geben und die einen gleichzeitig zerreißen.
Du lebst, du tust etwas, aber warum? Es gibt keine Antwort... Du versuchst, die Menschen anzulächeln und so zu tun, als würdest du wieder atmen, aber tatsächlich wandelt deine Hülle auf dieser Erde, es scheint dasselbe zu sein, aber etwas darin ist für immer kaputt und kann nicht repariert werden.. .
Du fehlst mir wirklich, mein Held
Sohn Artem Govorukhin, 20 Jahre:
Gestern ist die letzte Hoffnung gestorben. Oder besser gesagt, ihre geisterhaften Krümel. Aber gestern war Artems 21. Geburtstag. Und gestern konnte ich meine Hand nicht heben, um zu schreiben, dass Artem gestorben ist.
Er ist Anfang Juli gestorben und wird nun immer 20 Jahre alt sein. Nicht mehr und nicht weniger. Sobald wir die Gelegenheit haben, uns von ihm zu verabschieden, werden wir Sie auf jeden Fall informieren. Das ist alles für den Moment...
Obwohl nein, nicht alles. Wir sind alle verschieden. Wenn einer von Ihnen das Bedürfnis hat, Kerzen anzuzünden, Gottesdienste zu bestellen, Gebete zu verrichten, sich an Krishna, Buddha usw. zu wenden. - Es ist Ihr gutes Recht, das macht uns nichts aus.
Aber bitte informieren Sie uns nicht über all das. Wir haben unsere eigene Meinung zu verschiedenen Arten von Religionen. Und schließen wir hier die religiöse Frage ab. Jeder trifft seine eigene Wahl. Jeder hat sein eigenes Leben.
Und wir lernen, in neuen Realitäten zu leben ...
Noch bevor in Russland die Teilmobilisierung angekündigt wurde, zog es Renat Elmanbetov aus dem Dorf Nariman im Bezirk Nogai in Dagestan an die Front. Er ging als Freiwilliger zum tschetschenischen Akhmat-Bataillon und schon nach drei Monaten bekam er Auszeichnungen. Er wäre zweimal verwundet worden, hätte selbst verletzte Kollegen vom Schlachtfeld gezogen, unser Held, heißt es in der Laudation zur Verleihung des "Mutordens" Ende Novemver 2022. Die örtliche Presse schrieb weiter: "Renat, wir sind stolz auf Dich!"
Sehr viel kürzer fielen die Meldungen dann Mitte August 23 aus. Die offizielle Zeitung des Bezirks Nogai vermeldete die Beerdigung von Renat Elmanbetov, die am 24. August in Stawropol stattfand.
OM, 17.09.23
Russlands Krieg gegen die Ukraine brachte Bronja unverhofft eine zweite Karriere. Wladimir Gennadijewitsch Kotschetkow, wie der Mann eigentlich hieß, hatte vor Jahren das Militär im Rang eines Oberstleutnants verlassen. Auch er wurde im Herbst 2022 im Alter von 51 Jahren in Kasan, der Hauptstadt Tatarstans, mobilisiert und brachte mit viel Schwung die anderen Neusoldaten im Kasaner Regiment auf Linie.
Schnell stieg Bronja zum Oberst auf und kommandierte seine Kasaner Jungs an der Front. Doch dem Ehrgeiz von Bronja (bedeutet Rüstung) setzte sein Alter Grenzen. Bei einem Kampfeinsatz Mitte August starb der Mann mit jetzt 52 Jahren. Nicht die Kugel eines Feindes hatte sein Leben beendet, sondern sein Herz sendete finito. Er wurde am 22.08.23 in Kasan begraben.
OM, 12.09.23
Alexej Tuschilkin, ein Waise aus Bratsk (Region Irkutsk), wartete neun Jahre lang auf eine Wohnung vom Staat. Er hatte die Miete für die Wohnung im Voraus bezahlt hatte, stand im Jahr 2022 trotzdem nur auf Platz 1047 in der Warteschlange für Wohnungen für Waisen.
"Meine Aussichten auf eine Wohnung hier sind überhaupt nicht gut. Ich kann keine Familie gründen, was ist das, eine Familie ohne Wohnung? Ich habe daran gedacht, einen Vertrag zu schließen und in die Ukraine zu gehen. Dort sind jetzt viele Waisenkinder im Einsatz, meine Freunde und Bekannten. Was habe ich zu verlieren? Ich habe weder ein Kind noch ein Kätzchen, also gehe ich", sagte Alexej im Jahr 2022.
Alexej heiratete und meldete sich beim Militär. Im Juli 23 schickte er „Grüße aus dem Ausbildungslager“ in Noworossijsk in der Region Krasnodar.
Das militärische Rekrutierungsbüro teilte seiner Frau kürzlich mit, dass Alexejs Abteilung am 15. August durch Drohnen zerstört wurde.
OM, 11.09.23
"Wir geben unsere eigenen nicht auf!", das ist eine Parole Russlands in seinem Krieg gegen die Ukraine. Sie steht für zwei Dinge, nämlich die Heimholung der "slawischen Brüder" ins russische Reich und für die Bereitschaft der russischen Soldaten, niemals ihre Waffenbrüder aufzugeben oder zurückzulassen.
Das durfte auch Denis Krawtschenko aus Kaliningrad erfahren. Der 21-jährige Soldat war ein typischer Kandidat für das Militär, ohne Eltern aufgewachsen, die Großmutter gab wenig Halt, den gab dafür das Militär. Denis war mittendrin, als im September 22 die russische Front in der Region Charkiw zusammenbrach.
Die russischen Soldaten rannten um ihr Leben und Denis ging irgendwo im Durcheinander verloren. Manche Kollegen meinten, er wäre gefangen genommen worden, ihm wäre die Munition ausgegangen. Das dachte auch das Kommando der "Baltischen Flotte", aber später ausgetauschte Soldaten meinten, ihn tot irgendwo gesehen zu haben.
Großmutter und Schwester suchten unermüdlich nach Denis, brachten manchen Bürokraten zum Schwitzen. Schließlich brachte ein DNA-Abgleich Erfolg - die wenigen menschlichen Überreste ließen sich anders nicht mehr identifizieren.
Am 18. August 23 wurde Denis Krawtschenko schließlich in Kaliningrad verabschiedet, gemeldet wurde sein Tod am 10.09.23.
OM, 10.09.23
Auch Juri Jurjewitsch Pawlow wird nicht mehr gegen sein Heimatland kämpfen. Der Stabschef und stellvertretende Kommandeur eines Materialunterstützungsbataillons einer Marinebrigade im Rang eines Majors wurde nämlich in der Ukraine geboren. Ganz genau ist er in einem Dorf in der Oblast Luhansk aufgewachsen, das zu UDSSR-Zeiten noch Woroschilowgrad hieß.
Zum Offizier wurde Juri dann im "Fernen Osten" Russlands ausgebildet, an einem Militärinstitut in Blagoweschtschensk am Amur. Nach seinem Abschluss 2009 kam er zurück auf die Krim und gehörte zu den in Sewastopol stationierten Marinebrigaden. Er kämpfte in Syrien und ab Oktober letzten Jahres auch in der Ukraine. An der Front in Richtung Saporoschje wurde er verwundet und starb schließlich im August 23 im Krankenhaus an seinen Verletzungen.
OM, 09.09.23
Sudak ist eine Stadt auf der Krim und ein Zentrum der Wein- und Sektherstellung auf der Halbinsel. Auch von dort wurden Männer eingezogen, um gegen ihr eigentliches Mutterland Ukraine zu kämpfen. Nachstehend eine der inzwischen häufigen Todesmeldungen von der Krim:
Freunde, am 9. August 2023 starb mein Bruder während eines Kampfeinsatzes. Romka (Roman Savalny) ist nicht mehr bei uns!
Mein Bruder wurde im Oktober letzten Jahres mobilisiert und kämpfte heldenhaft und erfüllte seine Pflicht gegenüber seinem Heimatland im Gebiet des nördlichen Militärbezirks.
Jeder, der Romka kannte und ihn auf seiner letzten Reise mit seiner Familie begleiten möchte, kommt morgen, 16. August, um 13:00 Uhr auf den Stadtfriedhof von Sudak.
Die Trauerfeier findet um 12:00 Uhr in der Fürbittekirche in Sudak statt.
Mein Bruder war ein freundlicher, wirklich guter Mensch und liebte es immer, von Familie und Freunden umgeben zu sein.