omZu Beginn des Ukrainekrieges war es eine einfache Sache, die russischen Kriegstoten in den lokalen Medien zu finden. Wir mussten nur deren Internetauftritt recherchieren und über deren Archiv die Zeiträume ab dem 24. Februar 22 durchsuchen. Häufig führten diese sogar eigene Auflistungen und Statistiken, in denen sie ihre Reportagen über Kriegsverluste zusammenfassten.

Durch Gerichtsurteile wurden zunächst jene Zusammenstellungen zur Geheimsache erklärt und verboten. Bis auf wenige Dissidenten wurde dem Urteil nachgekommen, alle Listen verschwanden auf den Webseiten. Zudem verloren viele lokale Medien die Lust, über die vielen Kriegstoten zu berichten. Wir mussten folglich unsere Recherchen umstellen.

Die beste Quelle scheint um Moment das russische Facebook zu sein. Dort sammeln auch Technik affine mit Bots die veröffentlichten Meldungen, die wir dann auch übernehmen. Die Sache hat allerdings einen oder zwei Haken. In den Kommentaren zu den Todesmeldungen gibt es viel Widerspruch – von Ukrainern und russischen Kriegsgegnern, die das „würdevolle“ Andenken im Sinne des Posters stören. So kommt es, dass jene Veröffentlichungen schnell gelöscht oder gesperrt werden. Unser Beleg fehlt dann. Aktuell helfen wir uns mit Screenshots, wenn es nicht zu spät ist.

Ein weiteres Problem ist die Möglichkeit, die Informationen nur mit einer geschlossenen Gruppe zu teilen. Viele gefallene Burjaten konnten wir über nur einen zuverlässigen Account übernehmen, doch der wurde in den letzten Tagen auch zur nichtöffentlichen Gruppe umgewandelt. Die meisten Links zu den getöteten Burjaten laufen jetzt ins Leere.

Hätten wir nichts zu tun, dann könnten wir alle nicht mehr zugänglichen Links per Screenshot dokumentieren. Aber täglich kommen neue Nachrichten aus dem verbrecherischen Krieg und weitere Kriegstote hinzu, da muss alles andere warten.