tuwa

Tuwa ist eine kleine autonome Republik im Süden Sibiriens mit gerade mal 300.000 Einwohnern. Etwa 80% der Bevölkerung stellen die Tuwiner, ein Turkvolk, das sich überwiegend zum tibetischen Buddhismus bekennt. Und Tuwa ist auch die Heimat des russischen Kriegsministers Sergei Schoigu. Da wundert es nicht, dass der Blutzoll des Krieges gegen die Ukraine das Volk von Tuwa besonders hart trifft. Gemessen an der Bevölkerung hat Tuwa den zweithöchsten Anteil an gefallenen Soldaten in Russland.

Die regulären Medien aus Tuwa haben im Mai die Berichterstattung zu Todesopfern im Ukrainekrieg eingestellt. Man kann in den sozialen Medien jetzt die einzelnen Meldungen zusammenklauben. Und erfährt dabei, dass Menschen in Tuwa durchaus auch eine kritische Einstellung zu jenem russischen Krieg haben können. So wird in einem Bericht des berühmte Foto von Horst Faas dokumentiert, das einen jungen amerikanischen Soldaten im Vietnam-Krieg zeigt, auf dessen Helm „war is hell“ steht.

Eres Kara SalAber es geht auch anders. Eres Kara-Sal (Foto) ist Mitglied der LDPR-Partei (“Liberal-Demokratische Partei Russlands” einst von Wladimir Schirinowski gegründet) und Abgeordneter im Parlament von Tuwa. Eres Kara-Sal hat es gewagt, sich gegen den Krieg in der Ukraine auszusprechen. Jetzt wird er heftig angefeindet, soll er doch als Freiwilliger in den Donbass gehen, um die Gräueltaten der ukrainischen Nationalisten mit eigenen Augen zu sehen. Aber bis dahin möge man ihn aus der Partei ausschließen und ihm das Abgeordnetenmandat entziehen.

Im Augenblick gibt es fast jeden Tag neue Todesmeldungen in jener kleinen Republik. Es lohnt sich mal darin zu lesen, denn jene buddhistische Trauer ist für Westeuropäer eine völlig fremde Kultur. Aktuell haben wir 63 Meldungen katalogisiert, das entspricht einem Wert von über 20 Kriegstoten auf 100.000 Einwohner, der höchste Wert nach Burjatien.