DreiMaltaIn Malta sind der Chef des Kabinetts, Keith Schembri, der ehemalige Energieminister und aktuelle Tourismusminister Konrad Mizzi und der Wirtschaftsminister Chris Cardona von ihren Ämtern zurückgetreten. Alle drei wurden vor Jahren durch die maltesische Bloggerin Daphne Caruana Galizia schwer belastet. Jetzt nachdem sich der Nebel um ihren gewaltsamen Tod langsam lichtet, waren jene Gesellen im Amt nicht länger tragbar. Auf zahlreichen Demonstrationen wurde in den letzten Tagen der Rücktritt jener Sozialdemokraten gefordert.

Im März 2013 gewannen nach fünfzehn Jahren die Sozialdemokraten unter Führung von Joseph Muscat die Parlamentswahlen in Malta. Muscat war der jüngste Ministerpräsident seit der Unabhängigkeit von Großbritannien und war umgeben von einem Team von genau so jungen, strebsamen Parteimitglieder. Malta war verschuldet und steckte in einer wirtschaftlichen Krise. Neue Ideen waren gefragt.

Da traf es sich gut, dass in Malta ein Großprojekt geplant war. Ein Kraftwerk sollte errichtet werden, das aus LNG (Liquefied Natural Gas, flüssiges Erdgas) Strom für ganz Malta und Gozo erzeugen sollte. Die Ausschreibung unter 17 Konkurrenten gewann dann die Firma „ElectroGas Malta“, ein Konsortium aus einem aserbaidschanischen Staatskonzern, einer Tochterfirma der maltesischen „Tumas Group“ und Siemens. Und da zeigten die jungen Regierungsproletarier, dass sie den Kapitalismus bestens verstanden haben.

Maltas Energieversorger schloss mit Aserbaidschan einen festen Liefervertrag über Erdgas ab, zu Konditionen über dem Marktpreis. Die überschüssigen Euros sollten dann über Mittelsmänner von Aserbaidschan aus über Dubai auf Scheinfirmen in Panama überwiesen werden. Keith Schembri gehörte dort die Firma Tillgate Inc, Konrad Mizzis Firma hieß Hearnville Inc. und schließlich gab es noch die Firma Egrant – hier waren die Besitzverhältnisse nicht so klar. Laut einer eMail sollte eine Dubaier Firma pro Tag fünftausend Euro an Schembris und Mizzis Briefkastenfirma anweisen.

Dumm nur, dass durch die Panama Papers die ganze Scharade aufflog und deshalb kein müder Euro auf die Geheimfirmen der beiden Proleten floss. Etwas anderes war es bei jener dritten Firma Egrant– dorthin sollen über eine Million Euro geflossen sein. Frau Caruana konnte Papiere einsehen, nach denen die wirtschaftliche Nutzerin dieser Firma die Frau von Premier Muscat sein sollte. Letzte Beweise aber fehlten.

Es grenzt schon an ein Wunder, dass jenes Trio Infernale aus Muscat, Schembri und Mizzi sich so lange an der Macht halten konnten. Jetzt, wo sich die Nebel um den schrecklichen Mord an der Journalistin langsam lichten, verlieren jene Sozialdemokraten ihren Rückhalt in der Partei und der Öffentlichkeit. Auch Premierminister Muscat will angeblich im kommenden Jahr zurücktreten.

Fehlt noch der dritte Rücktritt des Wirtschaftsministers Cardona. Der soll laut Daphne Caruana Galizia bei einem Dienstaufenthalt in Deutschland ein Bordell besucht haben. Identifiziert wäre er durch ein Che Guevara Tatoo auf seiner Schulter. Ein Bordellbesuch - im katholischen Malta eine Unmöglichkeit. Und noch schlimmer - es gibt Zeugen, die Cardona mit einem der verdächtigen Bombenleger gesehen haben wollen. Malta ist ein kleines Land.