Abendliches

Händeschüttel - Trauma

Verfasser Kommentar
OskarMaria 
Registrierter Benutzer
Posts: 134
(10/21/00 2:06:34 am)

Abendliches Händeschüttel-Trauma

oder wie man am Abend die Zeit verplempern kann



Hallo Boardies,

Die Computertechnik bringt immer wieder lustige Wortschöpfungen und Redewendungen zustande. Da gibt es einen Bus, der im Computer Daten transportiert, da gibt es eine Softwareschnittstelle für Scanner, die „Werkzeug ohne interessanten Namen (tool without interesting name – Twain)" getauft wurde. Eine besonders gelungene Namensgebung war für mich immer der Handshakemodus bei der Datenübergabe von einem Gerät zum anderen. Leider habe ich vergessen, welcher Datentransfer zwischen zwei Geräten damit bezeichnet wurde, aber eigentlich ist es für diese Geschichte auch egal.

Nehmen wir mal an der Prozessor verkehrt mit der Festplatte im Handshakemodus. Daraus kann man in etwa folgende Unterhaltung ableiten: CPU ruft ins Archiv: „Hallo, Festplatte, bist Du da“. Festplatte antwortet mürrisch aus den Tiefen des Raumes: „ Wer will das wissen?“ „Na ich, Dein der Chef von des Ganze, Dein Prozessor, der Herr Intel will das sofort wissen.“ Frau Connor, die feste Scheibe antwortet jetzt beflissen: „Na klar, bin schon ne ganze Weile am rotieren. Habe mich gerade gefragt, ob ich nicht ne kleine Pause einlegen könnte, wenn keiner was von mir will.“ Die CPU reicht der Festplatte die Hand zur Begrüßung und fragt entschieden: „Jetzt nicht, ich brauche sofort ein paar Informationen aus dem Archiv!“ Frau Connor ist jetzt richtig aufgeschreckt und kommt schnell auf Touren: „Ok, Herr Intel, es kann losgehen!“. Die CPU fordert ein Dokument an, die Festplatte rotiert zum Register, von dort zu einer bestimmten Schublade, zieht schnell einen Hefter heraus, blättert den durch und rennt mit einem Blatt in der Hand zurück zum Chef. Atemlos übergibt Frau Connor das Dokument an Herrn Intel. Der schaut es kurz durch, stellt fest, dass dies wohl seine gesuchte Information wäre, nickt zustimmend und schüttelt Frau Connor zum Abschied die Hand. „Tschüß, auf Wiedersehen, bis zum nächsten Mal“, und zieht von dannen. Frau Connor wischt sich den Schweiß von der Stirn und legt erst mal ne Pause ein.

Halt gemach, ich weiß natürlich, dass das Beispiel hinkt. Früher zu der Steinzeit des Computerzeitalters, also vor etwa zwei bis drei Jahren, wäre so ein Beispiel noch angebracht gewesen. Ja, da waren die Prozessoren noch so langsam, ja da waren die Festplatten noch so träge, dass damals die Bytes schön einzeln übergeben wurden. Da konnte man solche Vorstellungen von der Arbeitsweise eines Computers noch akzeptieren. Aber heute, wenn die Prozessoren im Gigaherztaumel schwingen, die Festplatten sich zehnmal so schnell im Kreis drehen, wie die Trommel meiner Waschmaschine im Schleudergang, da wirkt ein Handshakemodus doch reichlich albern. Kein Wunder, dass ich diesen Begriff seit geraumer Zeit nicht mehr gehört habe. Bis auf heute Abend, so zwischen zehn und zwölf Uhr, ungefähr.

Ich sitze an meinem Schreibtisch, habe zu nichts Lust. „Dann besuche ich mal den Herrn Cluster und seine Boardhüpfer“, denke ich mir und zeige meinem Computer wo’s langgeht. Der nicht faul, verbindet sich schnell mit dem Netzserver und verlangt eine Leitung zu den Boardhoppers. Dabei habe ich folgendes Gespräch mitgehört: „Hi, Fileserver, wo bleibt meine Leitung?“ Keine Antwort. „Ich will jetzt sofort eine Leitung zum Herrn Cluster!“ „Ähm, ich bekomme keine Verbindung“, stottert der Netzheini,“ niemand antwortet da draußen.“ Mein kleiner Freund wird sauer: „Hey, Du fauler Sack, Du willst einfach mal wieder nicht arbeiten. Jetzt leg los und hol mir ein paar Bytes beim Cluster ab!“ Das wirkt. Der Netzheini reicht ein paar Bytes herüber. Mein Gerät reißt sie ihm aus der Hand und schreit: „Mehr, viel mehr!“

Der Server ist völlig erschöpft, macht erst mal ne Pause und brabbelt: “Mehr ist im Augenblick einfach nicht zu kriegen! Heute sind sie alle im Netz unterwegs, alle wollen Bytes ohne Ende. Da ist man froh, wenn man mal ein paar nach Hause bringen kann.“ Mein Computer gerät dabei völlig aus der Fassung und brüllt unentwegt: “Mehr, mehr, mehr!“ Das Geschrei nervt so tierisch, dass der Netzkasper wieder loszieht und nach einer Weile wieder mit ein paar Bytes zurückkommt. Mein Helferlein reißt sie ihm aus der Hand, schreit dabei ungeduldig: „Du gibst mir den Krempel einzeln, das darf doch nicht wahr sein. Junge ich brauch die Bytes im Tausenderpack.“

„Tausenderpacks sind heute Abend völlig ausgegangen. Willst Du bis morgen warten, dann ist wieder mit ner Lieferung zu rechnen“, meint der Server ungerührt. „Junge, nimm was Du kriegen kannst. Ich brauch das Zeug sofort“, resigniert mein Computer und starrt genervt auf ein paar weitere Bytes, die sein Netzkollege gerade wieder aufgetrieben hat. Ja, und so ging das dann lustig weiter. Der Netzserver findet alle Naselang ein paar Bytes vom Herrn Cluster, die reicht er dann an mein Gerät weiter. Das bedankt sich artig, gibt dem Kollegen die Hand und wirft die Bytes auf den Bildschirm.

Nach etwa fünf Minuten wechselt die Farbe des Bildschirms schließlich von weiß nach was weiß ich. Wer kann schon die Seitenfarbe bei den Boardhoppers genau beschreiben. „Sieht immer aus, wie ganz dünner Kaffee“, meint meine Gattin. Ich denke da eher, an den Dünnschiß meines Jüngsten. Aber die Geschmäcker sind ja verschieden.

Tja, Leute solche Gedanken schossen mir durch den Kopf, während vor mir mein Computer und der Server fleißig sich einzelne Bytes zuschoben. „Hier hab ich wieder einen.“ „Hey, danke.“ Händeschütteln. “Hier ist noch einer” “Leider ein falscher, versuch es noch mal.“ „Aber jetzt, ich glaub der ist richtig!“ „Ok, der ist korrekt“ Händeschütteln. Und so ging das weiter und weiter. Vom vielen Händeschütteln der beiden Computer wurde mir ganz taumelig zumute. Langsam, ganz langsam füllte sich der Bildschirm. Nach einer Viertelstunde, mindestens, sah ich die ersten Reihen der Startseite. Nach einer weiteren Viertelstunde Händeschütteln habe ich es aufgegeben. Rechner im Langsam-Modus ertrage ich einfach nicht. Ich hab mich dann erst mal hingelegt, um den Drehwurm aus meinem Kopf zu kriegen.

Das ist der Grund, warum ich mich heute Abend am Boardleben nicht beteiligen und dem Herrn Cluster nicht meine Aufwartungen machen konnte.

Noch immer völlig schwindelig
 

Euer OskarMaria

 

 
FtkH 
Schwester Sabine Fan
Posts: 128
(10/21/00 6:11:52 am)

Re: Abendliches Händeschüttel-Trauma
seit ich bei mic weg bin erstaunt es mich, das ich die boardseiten so schnell sehen kann........
vorher: seitenlink geklickt, kaffee holen gegangen, zigarette angesteckt, etwas glotze geguckt, bißchen mit schwester sabine gequatscht, aus dem fenster geguckt und über die nachbarn gelästert........

heute komme ich nur noch bis zum kippe anstecken......
so gehen soziale kontakte flöten.......*g*

Cu FtkH

cluster 
Administrator
Posts: 525
(10/21/00 8:25:22 am)

Re: Abendliches Händeschüttel-Trauma
Kannst ja ein bisschen mit Deiner Festplatte Schäkern !

cu

 

 

oemmeskirchen 
Registrierter Benutzer
Posts: 319
(10/21/00 10:03:55 am)

Re: Abendliches Händeschüttel-Trauma
herrliche glosse.... :lol :rollin :lol

erinnert mich an otto

gruß oemmes