wikileaks.pngJulian Assange ist jetzt wohl in England festgenommen worden. Die britische Polizei hat den schwedischen Haftbefehl vollstreckt. Damit zeigt sich wieder mal die Justiz als willfähiger Handlanger der Politik, denn die Basis der Vorwürfe rechtfertigen solch ein Vorgehen keineswegs - egal, ob die angeblichen sexuellen Übergriffe stattgefunden haben oder nicht. Die Politik hat sich entschlossen, den Mann vorerst aus dem Verkehr zu ziehen. Neue strafrechtliche Vorwürfe kann man dann ja nachlegen.

Es rächt sich aber auch, dass viele Unterstützer dem Projekt Wikileaks völlig unkritisch begegnet sind. Als ich vor einem Jahr im Heise-Forum meinen Standpunkt vertreten habe, dass Wikileaks eine gute Idee wäre, aber die falschen Personen das Projekt im Griff hätten, war mir eine tiefrote Bewertung sicher.

-Die handelnden Personen - und da meine ich sowohl Assange, wie auch den unsäglichen Domscheid-Berg haben aus Wikileaks eine Personalityshow gemacht. Das Projekt machte sich an wenigen Personen fest und ließ eine breite Basis vermissen.

-Man erzählte tolle Geschichten einer Geheimorganisation mit chinesischen Dissidenten, Wissenschaftler und Kryptographen, erfand sich sogar einen Beirat mit namhaften Persönlichkeiten - nichts war wahr.

- Man fabulierte über eine ausgefeilte Technik hinter Wikileaks. Mit Ketten von Servern in aller Welt. Wie man heute weiß - alles erfunden. In den USA nutzte man sogar einen kostenlosen DNS-Dienst. Offensichtlich hat Wikileaks nicht einmal mehr Kontrolle über die Domain wikileaks.org. Denn deren DNS-Server laufen noch immer über everyDNS.net.

- Man erfand ein Geschäftsmodell. Die eingehenden Infos wurden zunächst den großen Medien angeboten. Erst als die alles gesichtet und verwurstet hatten, bekam die Öffentlichkeit Häppchen davon ab. Das Modell hat weder mit der behaupteten Gemeinnützigkeit noch mit journalistischer Ethik etwas zu tun.

-Auch die Leute von der Wau-Holland-Stiftung haben bei dieser Charade mitgemacht und das Konzept Assange am Laufen gehalten. Dabei war klar, dass sich eine deutsche Stiftung als Spendensammelstelle für die Geheimorganisation Wikileaks nicht nutzen lässt. Das deutsche Steuerrecht lässt das nicht zu.

Die breite Internet-Öffentlichkeit darf jetzt den Scherbenhaufen zusammen kehren, den Assange und Co hinterlassen. Die One-Man-Show sollte endgültig vorbei sein. Wikileaks hat nur dann eine Chance, wenn sie von einer breiten Öffentlichkeit unterstützt wird und wenn sie von dubiosen Exklusivgeschäften mit Medienunternehmen die Finger lässt. Das alles sollte man im Hinterkopf behalten, wenn man heute Julian Assange unterstützt.

Die Hilfe der kritischen Öffentlichkeit sollte jetzt schnell anlaufen. Wir brauchen einen Unterstützerfond für Assange/Wikileaks, den kritische Internetvereinigungen dringend ins Leben rufen sollten. Damit die juristische Hilfe für den Mann nicht an Mangel an Geld versiegt. Und wir brauchen eine Medieninitiative mit vielen Unterstützern: Freiheit für Julian Assange! Und wir brauchen eine neue Wikileaks Organisation - ohne Assange und Schmitt/Domscheid-Berg. Die breit aufgestellt und von namhaften Persönlichkeiten getragen ist. Die One-Man-Show des Julian Assange ist vorbei.