wikileaks.pngEs steht außer Frage, dass ein Informationsmedium wie Wikileaks ein wichtiges Instrument einer freien und demokratisch organisierten Welt sein kann. Dass die Offenlegung von Geheimpapieren, ohne Möglichkeiten diese durch nationale Gerichte zu unterbinden, der Korruption und Geheimbündelei unserer Mächtigen einen weiteren Riegel vorschieben könnte. Die Macher von Wikileaks sind sich dieser Bedeutung ihres Konzepts durchaus bewusst. Die Frage ist allerdings, ob dieses Projekt bei den augenblicklich Verantwortlichen in guten Händen liegt. Denn deren aktuelles Konzept gleicht eher einem lukrativen Geschäftsmodell als einer aus Altruismus entwickelten Bürgerinitiative.

In den letzten Monaten hat Wikileaks einige Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit hervorgerufen. Wer das Projekt nicht kennt, kann z.B. bei Zeit Online , beim Berliner Tagesspiegel oder in diesem Blog ein paar Basisinformationen finden. Blenden wir auch aus, dass in der Vergangenheit einige Informationen eher aus der Ecke von Weltverschwörungstheoretikern kamen - so etwas kann einem neu gestarteten Projekt passieren.

Ende des Jahres stellte Wikileaks seine Arbeit ein und hat sie bis heute nicht mehr aufgenommen. Stattdessen konzentrierte man sich auf das Sammeln von Spenden. Angeblich benötigt man etwa 200.000 Dollar für die technische Basis, noch einmal 400.000 USD werden nach eigenen Angaben für die benötigte personelle Infrastruktur benötigt. Die Jahressumme von 600.000 USD will man hauptsächlich durch Spenden von Privatpersonen zusammen bekommen. Davon wären im Moment 360.000 USD bereits gesammelt. Ganz im Sinne der vorgegebenen Gemeinnützigkeit, will Wikileaks auch kein Geld von Unternehmen nehmen und keine Anzeigen veröffentlichen. Damit will man angeblich seine Unabhängigkeit bewahren.

Für gute Ideen lässt sich im Internet schnell viel Geld zusammentrommeln. Ein gutes Beispiel ist dafür Wikipedia, die Initiative finanziert sich ausschließlich aus Spenden und jeder gesammelte Euro ist da gut angelegt. Nicht von ungefähr benutzt Wikileaks einen Namen, der an das Wikipedia-Projekt angelegt ist.

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Foto: andygee1

Doch bei Wikileaks ist im Gegensatz dazu nichts transparent. Bekannt sind nur zwei Namen. Der Australier Julian Assange (Foto links) gilt als die treibende Kraft hinter dem Projekt, in Deutschland taucht als Akteur ein gewisser Daniel Schmitt (Foto rechts) auf, der Name soll allerdings ein Pseudonym sein. Alles andere ist wahrscheinlich Fiktion. Da wird von Flüchtlingen aus China und anderen Ländern fabuliert, die angeblich jenes Projekt gegründet hätten. Und die aus Angst vor Repressalien ihre im Heimatland verbliebenen Familien nicht gefährden wollen. Da sollen Mathematiker und Technikern von Startup-Unternehmen aus den USA, Taiwan, Europa, Australien und Südafrika involviert sein. Doch Belege über ein weltweites Netzwerk von Unterstützern gibt es nicht.

Einen Hinweis, dass es sich um wenige Akteure handelt, könnte die Tatsache sein, dass es dem Projekt bisher nicht gelungen ist, namhafte Persönlichkeiten für einen Beirat oder ähnlichem zu gewinnen, die dem Projekt einen Hauch von Seriosität geben würden. Diesem Beirat zumindest müssten die tatsächlichen Fakten offen gelegt werden.

Ähnlich fiktiv erscheinen auch die angeblichen Sicherheitsroutinen, mit denen das Wikileaks-Netzwerk versuchen würde, die Daten ihrer Nutzer und ihrer Zulieferer zu verschleiern. Da ist die Rede von komplexen kryptografischen Verfahren, von hintereinander geschalteten Servern rund um die Welt. Doch wahrscheinlich fehlt es dem Projekt bereits an Geld, den aktuellen Traffic zu bezahlen, den die zuletzt veröffentlichten Dokumente verursacht haben.

Schaut man  sich das Konzept von Wikileaks genauer an, dann handelt es sich weit eher um ein Geschäftsmodell als um eine gemeinnützige Unternehmung. Wikileaks versteht sich als Dealer, der geheime oder unterdrückte Informationen an die Presse weitervermittelt. Die Informationen werden bevorzugt großen Medienunternehmungen angeboten. Wer am meisten bezahlt, erhält die entsprechenden Dokumente zuerst und kann exklusiv darüber berichten. Erst wenn das Thema in der Presse durch ist, sollen die Dokumente auch den gemeinen Nutzern via der Wikileaks-Seite zur Verfügung gestellt werden. Solche Geschäftskonzepte entsprechen dem Internet 2.0. Die Nutzer machen die Arbeit, bringen die Informationen bei, profitieren tun ausschließlich die Betreiber.

Könnte man bei den fiktiven Mitgründern, beim Fehlen jeglicher Kontrollinstanz, noch ein Auge zudrücken, so stellt das Faktum, dass die zur Verfügung gestellten Informationen, den Medienkonzernen exklusiv verkauft werden sollen, den Sündenfall des Projekts dar. Käufliche Informationen oder Informanten und eine seriöse Presse passen schon schwer zusammen, Kommerz und gesellschaftskritische Bewegungen schon gar nicht.