stopp.gifBei Wikileaks ist ein interessantes Dokument aufgetaucht. Es scheint das Werk eines Insiders der illegalen Internetszene zu sein, der über angebliche Erfahrungen mit der kommerziellen Distribution von kinderpornografischem Material verfügt. Eigentlich sind solche anonymen Dokumente schwer einzuschätzen und taugen nur wenig für eine ernsthafte Debatte. Doch der Autor überrascht mit sehr großer Detailkenntnis und zeigt auf, mit welchen technischen Mitteln in der Szene heute gearbeitet wird. Und wie wenig Internetfilter helfen werden, die kommerzielle Verbreitung von Kinderpornografie zu verhindern.

Wer sich für das Thema interessiert, der sollte den anonymen Brief genau lesen. Es werden verschiedene Argumentationsebenen angesprochen, die man gesondert betrachten sollte.

Da ist zum einen die technische Seite des Problems: Laut dem Autor würden eine Vielzahl der kommerziellen Seiten in Deutschland gehostet. Weil es hier zahlreiche preiswerte und und zuverlässige Anbieter gäbe. Für die Fahnder wären diese Server allerdings nur schwer aufzuspüren. Die Daten lägen verschlüsselt auf den Servern vor und würden über VPN-Tunnel oder mehrstufige Proxys ausgeliefert. Die Anmietung der Server und die Abrechnung mit den Kunden würden über fiktive oder missbrauchte Identitäten erfolgen.

Allerdings lässt sich der Autor auch über die ethischen Probleme der Kinderpornografie aus und versucht teilweise deren Erscheinungsbild zu beschönigen. Richtig ist, dass Sex mit Kindern eine lange Tradition in der Geschichte hat. Richtig auch ist, dass konservative Kreise permanent versuchen, unsere Sexualmoral wieder zurück zu drehen. Da sind Kinder ein willkommener Hebel.

Allerdings verharmlost der Schreiber die kommerzielle Kinderpornoszene in erschreckender Weise. Nach seiner Ansicht hätten viele der Kinder und Jugendlichen Spaß bei den Foto- und Videosessions gehabt. Die Kinder wären nicht missbraucht worden, sondern hätten aus eigenem Antrieb daran teilgenommen.

Dazu nur zwei Anmerkungen: Kindliche Sexualität hat wenig mit der Sexualität von Erwachsenen zu tun. Wer Kindern letztere aufzwingt, missbraucht Kinder. Und wer kindliche Sexualität kommerziell ausbeutet, missbraucht diese Kinder erst recht.