Sozialwissenschaftler warnen: Die Risiken und Nebenwirkungen der modernen Kommunikationsmöglichkeiten sind Isolation und Vereinzelung der Individuen. Statt sich im Jugendklub, in der Kneipe oder bei Freunden zu treffen, sitzt der Mensch heute allein vor dem Rechner und kommuniziert via Chat, Board und ICQ. Da ist es wichtig für ihn, irgendwo dazu zu gehören, sich als Teil einer virtuellen Gemeinschaft zu definieren.

Und um dieses Gemeinschaftserlebnis sinnlicher zu machen, macht zur Zeit wieder mal eine Modeerscheinung die Runde. Man kauft das T-Shirt von seinem Lieblingsboard. Ursprünglich war diese Idee eigentlich zu einem völlig anderen Zweck geboren. Ein paar findige Boardchefs wollten mit dem Verkauf von T-Shirts bei den Mitgliedern ein paar Mark für den Boardserver locker machen. Inzwischen hat sich das wohl geändert.

Also sitzt jetzt das Edel-Mitglied im passenden Hemdchen vor dem Bildschirm. Oder stolziert damit während der Pause im Schulhof auf und ab. Und will damit seinen Mitschülern kundtun: "Schaut her, zu was für einer coolen Community ich gehöre. Nachher, zuhause, da scanne ich wieder Pubs, uppe mal schnelle das neuste Game und danach chatte ich mit meinen Kumpels." Das Problem ist nur die dicke Wampe, die der Kerl sich vom vielen Bildschirmsitzen angefressen hat. Die ist völlig uncool, aber leider bittere Realität. Auf irgend einem der Boards wurden deshalb nur T-Shirts in Größe XXL geordert.

Man stelle sich vor - der Autor dieser Zeilen besucht ein paar Webseiten, um für die Boardnachrichten zu recherchieren, das wird ein Stress! Zuerst geht's ins WbC. Also rüber zum Kleiderschrank und zwischen den T-Shirts kramen. Aha - da ist das WbC-T-Shirt, Hemd aus, T-Shirt an und zurück geht es zum Rechner. Ein paar Minuten später ist das gEB dran. Wieder zum Kleiderschrank, gEB-T-Shirt rausgekramt, WbC-Hemd aus- und gEB-Fetzen wieder angezogen. Mist! Das schwarze T-Shirt passt nicht zur Khaki-farbenen Hose. Also Hose runter und Jeans wieder an und zurück zum PC mit Karacho. Danach wollte der arme OskarMaria eigentlich noch die Cosmo-Foren besuchen. Doch das geht heute nicht: Das passende T-Shirt ist in der Wäsche.

Da plagen die Mitglieder der Boards doch andere Sorgen. So ein Forum wäre doch ziemlich illegal! Was würde also passieren, wenn man sich mit diesem Kleidungsstück in die Öffentlichkeit trauen würde. Da liefe man doch glatt Gefahr, von der Straße weg verhaftet und von Microsoft in Redmont ins Gefängnis geworfen zu werden. Solch eine Frage stellte zB MrHanky vor kurzem bei Gulli. Noch schlimmer waren andere Befürchtungen. Wenn die Board-Mitglieder sich zum gemeinsamen Cebit-Besuch in ihrer Einheitskluft treffen, dann müsste doch eigentlich nur die BSA alle Pforten schließen und mit Wachleuten Jagd auf die Boardies machen. Am Schluss hätte man die Deliquenten wohl sortiert im Knast untergebracht. Die CSB-Mitglieder mit blauen T-Shirts im Zellenblock 3C, die Gullianer ganz in schwarz im Zellenblock 4G usw. Sogar die Kosten für die Anstaltskleidung hätte man gespart, da die Jungs sich bereits vorher mit den entsprechenden T-Shirts ausgestattet hatten.

Überall auf den Boards haben sich deshalb Diskussionsgruppen gebildet. Wie könnte man das Community-Outfit gestalten, Logos werden entwickelt und Angebote von Herstellern eingeholt. Während die meisten Boardies doch ziemlich dilettantisch an die Sache herangehen, kommen gleich wieder die kleinen Dealer aus den Löchern gekrochen und versuchen Beute zu machen. T-Shirts verkaufen, heißt Geld zu verdienen, lautet die Parole von DocViper. Ja richtig, der Adlatus vom Kühlen Schüttler und Inhaber einer kleinen virtuellen Werbebroschüre, hat rein zufällig einen Bekannten in der Nachbarschaft, der solche T-Shirts bedrucken kann. Deshalb hat unser kleiner Geschäftleshuber auch gleich eine Webseite organisiert, über die er die T-Shirts verkauft. Und mit einer großen Signatur unter all seinen Nachrichten macht er jetzt Werbung für seine bedruckten Leibchen. Angefangen hat es mit einem Heimspiel auf dem CSB, danach hat er in einer feindlichen Übernahme das gEB-T-Shirt an sich gerissen, aktuell schachert er mit Cosmo um die Konditionen.