Witali Rykow In unserer Rubrik Kurzbiografien stellen wir russische Soldaten vor, die nur eine kurze Zeit im Kriegseinsatz überlebt haben. Da sich der Ablauf fast identisch wiederholt, veröffentlichen wir die Beiträge mit der Überschrift "Ohne viele Worte" im Formularstil. Nach einigen Wochen haben wir die Anzahl dieser Beiträge stark reduziert, da sie einen zu großen Platz in unserer Berichterstattung eingenommen hätten. Doch das Thema ist weiter aktuell, wie wir mit einigen Beispielen aus wenigen Tagen zwischen dem 3. und 5. April 2025 zeigen wollen.

Es stellt sich die Frage - warum lassen sich die russischen Freiwilligen so einfach in selbstmörderische Angriffe jagen, ganz ohne zu rebellieren?

Eine Erklärung liefert das Stichwort "Dedowschtschina", was so viel bedeutet wie die Herrschaft der Großväter. Es beschreibt den üblichen Umgang mit den Wehrpflichtigen des sowjetischen und heute des russischen Militärs. Die Untergebenen sind einem ständigen physischen und psychischen Druck brutalster Art ausgesetzt. Und in der kämpfenden Truppe wird dieser Druck noch weiter verschärft - wir haben darüber schon mehrfach berichtet.

In einem aktuellen Artikel der Zeitschrift "Foreign Policy" schreibt die Autorin über die Gewalt im russischen Militär:

Gewalt gegen und unter Soldaten ist nach wie vor ein Mittel zur Erzwingung von Gehorsam. Berichten zufolge hat Russland Sperrtruppen eingesetzt, um eigene Soldaten zu töten oder anderweitig am Rückzug zu hindern. Wer sich beschwerte, aus der Reihe tanzte oder um Rückzug bat, wurde in „Strafgruben“ gesteckt, in Haftanstalten gesteckt oder von seinen Kommandeuren hingerichtet.

So lassen sich die einfachen und meist entbehrlichen Soldaten beinahe willenlos auf die so genannten Fleischangriffe schicken, wo die Überlebenschance gering ist und die Kommandanten auf geringe Geländegewinne hoffen.


Ruslan Olegowitsch OmaralinowRuslan Olegowitsch Omaralinow

Ruslan wurde am 25. Mai 1999 in der Stadt Semipalatinsk (heute Semei) in Kasachastan geboren. Zur Erinnerung - nahe der Stadt gab es zwischen 1949 bis 1989 das sowjetische Atomwaffentestgelände mit schwerwiegenden Folgen für die Bewohner der Stadt. Ruslan leistete seinen Wehrdienst in der kasachischen Armee, zog im Jahr 2020 in die Region Altai und war zwei Jahre lang als Fallschirmjäger beim russischen Militär.

Anfang 2025 meldete er sich freiwillig und wurde am 20. März 25 in der Region Kursk getötet. (Link)


Nikita Wladimirowitsch SaweljewNikita Wladimirowitsch Saweljew

Nikita wurde am 5. August 2003 im Dorf Bischkain in Baschkortostan geboren. Die etwa elfhundert Bewohner des Dorfes gehören meist zur Ethnie der Tschuwaschen. Er hätte eine stabile Wissensbasis nach Abschluss der Schule gehabt und durfte Gas- und Elektroschweißer erlernen. Einen Wehrdienst hat Nikita nicht ableisten müssen.

Am 18. Oktober 2024 unterschrieb er (Zitat: als treuer Sohn seines Vaterlandes) einen Militärvertrag, wurde bei einer Angriffseinheit am Granatwerfer eingesetzt und war am 3. Dezember 2024 tot. (Link)


Rinat Radikowitsch KurbanowRinat Radikowitsch Kurbanow

Rinat, geboren am 04.09.2000, kam aus dem tatarisch geprägten Dorf Schingak-Kul in Baschkortostan. Nach der Schule musste er direkt zum Wehrdienst, eine Ausbildung wird nicht berichtet. Danach hätte er in "verschiedenen Organisationen" gearbeitet, heißt es in seinem Nachruf. Übersetzt bedeutet das, er war arbeitslos oder hatte keine feste Anstellung.

Im April 2024 entschloss er sich zu einem Militärvertrag und unterschrieb damit sein Todesurteil. Das wurde schnell vollzogen, am 25. Mai 2024 wurde er getötet. Bis zu seinem Begräbnis dauerte es eine ganze Weile - am 1. April 25 wurde er in seinem Heimatort beigesetzt. (Link)


Nikolai Viktorowitsch SiwkowNikolai Viktorowitsch Siwkow

Aus dem großen Dorf  Meschduretschenski im "Autonomen Kreis der Chanten und Mansen" kam Nikolai, geboren am 26. November 1982. Später zog er in die Kleinstadt Soswa in der Oblast Swerdlowsk.

Der Nachruf schreibt, dass Nikolai viele Berufe und einen Vertrag in Tadschikistan gehabt hätte, was auch nicht für eine regelmäßige Tätigkeit spricht.

Am 17. September 2024 reiste Nikolai zur "Speziellen Militäroperation" ab und am 28. September 24 war er tot. Für seine Beisetzung ließ er sich dann Zeit - am 2. April 25 wurde er Serow begraben. (Link)


Witali Nikolajewitsch RykowWitali Nikolajewitsch Rykow

Über den Lebenslauf von Witali wurde nur wenig bekannt. Er kam aus dem 300-Seelen-Dorf Beljakowka in der Region Swerdlowsk und wurde 1992 geboren.

Im Dezember 2024 unterschrieb er einen Vertrag mit den Fallschirmjägern von Pskow. Am 7. Januar 2025 wurde Witali durch zahlreiche Granatsplitterverletzungen getötet. (Link)

"Witaly war unglaublich freundlich, anständig, zuverlässig und verantwortungsbewusst. Ein sehr großer und schwerer Verlust für uns alle", erzählen seine Verwandten.


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