Das FBI hat einen tollen Fang gemacht. Ein 18jähriger amerikanischer Teenager wurde gestern Abend festgenommen, weil er angeblich eine Variante des MSBlast-Virus in Umlauf gebracht habe. Der junge Mann ist geständig.

Bereits gestern Nachmittag verkündete die Pressestelle des FBI: Noch heute werde man einen Täter präsentieren, der jenen Wurm verbreitet habe, der im August Millionen von Computer völlig infiziert hat – Lovesan/MSBlast. Und bereits am späten Abend deutscher Zeit meldeten die Nachrichtenagenturen Vollzug. Verhaftet wurde der 18jährige Jeffrey Lee Parson aus Minneapolis, ein fettgesichtiger Milchbubi, wie man den Pressefotos entnehmen konnte. Dem Jüngling wird vorgeworfen, zwei Varianten dieses Wurms in Umlauf gebracht zu haben, indem er einfach den Dateinamen geändert habe - einmal in teekids.exe nach seinem Nicknamen teekid. Und eine andere Variante hat das junge Ferkel als penis32.exe verbreitet. Dazu soll er noch ein paar profane Nachrichten an Microsoft dem Programm zugefügt haben. Diese Varianten sollen etwa 7.000 Computer infiziert und einen Mindestschaden von 5.000 USD verursacht haben.

Nachbarn beschreiben Jeffrey Lee Parson als einen großen Jungen, der meist zu schnell mit dem Auto gefahren wäre, öfters mal die Haarfarbe gewechselt hätte und viel zu viel Zeit vor dem Computer verbracht hätte. In seiner Wohnung wurden dann auch sieben Rechner sichergestellt.

Bei solchen schweren Verbrechen sind drakonische Strafen gefordert. Der mit der Sache befasste US-Staatsanwalt John McKay aus Seattle kündigte an, dass auf Parson eine Strafe bis zu zehn Jahre Haft und 250.000 USD verhängt werden könne. Bis zum Gerichtsurteil ließ die Justiz aber noch Milde walten. Der Richter verhängte vorerst Hausarrest und Jeffrey darf nicht mehr ins Internet.

Soweit in Kürze die Geschichte jenes Schwerstkriminellen. Gestern war er noch der unbekannte Jungs von nebenan, um den die Mädchen einen großen Bogen gemacht haben. Jetzt ist er berühmt, sein Bild ging gestern durch alle Presseagenturen. Und die US-Justiz klopft sich auf die Brust, weil ihr ein wirklich entscheidender Schlag gegen die Computerkriminalität gelungen wäre. Auch die Software-Firmen jubeln dem Ermittlungserfolg zu. So sagte Craig Schmugar von Network Associates der Presse: " Die Festnahme zeigt, dass man solche Dinge nicht mehr unbestraft im Internet machen kann."

Solche Nachrichten braucht man eigentlich nicht weiter zu kommentieren. Das ist reale Satire und niemand käme auf die Idee, sich so etwas abstruses auszudenken. Aber solche Geschehnisse werfen ein bezeichnendes Licht auf das amerikanische Rechtssystem, das völlig antiquiert zu sein scheint und sich mit solchen Aktionen wieder mal der Lächerlichkeit aussetzt.

Die weltweite Monokultur eines Betriebssystems hat dazu geführt, dass bei Sicherheitslücken die Computer von Millionen Menschen völlig schutzlos offen stehen. Da ein riesiger Softwarekonzern mit hoher Ertragskraft dafür niemals verantwortlich gemacht werden kann, braucht es einen Sündenbock. In unserem Fall ist das ein 18jähriger dicklicher Junge. Der arme Jeffrey kann einem nur leid tun oder es gelingt ihm vielleicht, seine Geschichte als "Verbrecher", Hacker und "Virusprogrammierer" an einen großen Verlag zu verkaufen und dabei die doppelte Summe herauszuholen, als die zu erwartende Strafe plus Anwaltskosten. Damit wäre dann diese us-amerikanische Geschichte komplett und könnte in Holywood verfilmt werden.

Eigentlich schade, dass ich meine eingefangene Kopie des MSBlast-Wurms einfach gelöscht, ihr nicht ein paar wüste Beschimpfungen gegen George Bush beigefügt und sie dann als OskarMaria.exe wieder ins Netz freigelassen habe. Niemals war die Chance zu weltweiter Berühmtheit besser.