Immer rabiater gehen Hoster in den USA gegen eventuell illegale Inhalte auf Nachrichtenboards vor. Letzte Woche hat es das große, englischsprachige Windowsforum Neowin getroffen. Ein förmlicher Protest der Firma Microsoft, bei Neowin wäre ein illegaler Link veröffentlicht, ging direkt an das Datacenter, bei dem dem der Neowin-Server untergebracht war. Dort machte man kurzen Prozess und löschte alle Server-Daten.

Bei Neowin handelt es sich keinesfalls um ein Forum voller Internetpiraten, bei dem Links auf illegale Inhalte zum Alltag gehören. Im Prinzip gibt es dort eine ähnliche Struktur  wie bei den BoardNachrichten. Die Startseite besteht aus einer Newsseite mit Informationen über neuste Software oder Spiele aus dem Windows Lager unter dem Motto: "Neowin.net - Where unprofessional journalism looks better." Dazu gibt es ein großes Nachrichtenboard mit zahlreichen Foren für Windows-Benutzer.  Meist trifft man zwischen 250 und 500 Mitglieder gleichzeitig auf dem Board an.

Zwar gibt es auch ein paar versteckte Foren, doch Links auf Warez oder Porno sucht man vergebens. Selbst in den "Not-So-Secret" Foren wird gerade mal über virtuelles LSD und ähnliche Themen debattiert. Gesponsert wird Neowin durch die Firma Invision Power Services, die hinter der Entwicklung des Invision-Boards steht (siehe BN). Auf deren Server werden auch die Foren von Neowin gehostet.

Da wundert es eigentlich etwas, dass die Firma Microsoft mit solch harten Bandagen gegen das Forum angeht. Doch tatsächlich scheinen die Macher von Neowin den Software-Giganten hin und wieder kräftig zu ärgern. Denn Neowin veröffentlicht in steter Folge Nachrichten aus den Entwicklungslabors von Microsoft, Screenshots von neuen Programmversionen oder bietet Links auf Alpha- und Betaversionen von Microsoft-Programmen. Der letzte Coup der Leute war die Veröffentlichung der Beta-Version des Service Packs 4 für Windows2000. Man konnte die deutsche Version von den Neowin-Servern downloaden.

Im konkreten Fall ging es jetzt um einen Beitrag eines Forumsmitglieds zum neuen WindowsXP Peer to Peer Software-Development-Kit (SDK). In einem Link zum Download der Software sah Microsoft eine Verletzung seines Copyrights. Doch die Beschwerde ging weder direkt zu Neowin noch zum Hoster Invision Power Service. Nach dem Motto zuerst schießen und dann reden, löschte der angeschriebene Provider einfach die Datenbank des Neowin-Servers. Das führte zu einem eintägigen Ausfall der Webseite und zum Verlust der Beiträge eines ganzen Monats. Denn das letzte Backup stammte wohl vom letzten Monat.

Macht dieses Beispiel Schule, dann werden sich viele in den USA beherbergte Boards warm anziehen müssen. Noch scheinen die Piratenjäger der Software-Firmen sich auf englischsprachige Foren zu konzentrieren. Doch es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch anderssprachige Foren in den Fokus der Ermittler gelangen.