Gyda

Ganz im Nordosten des Autonomen Kreises der Jamal-Nenzen liegt das Dorf Gyda mit 3.600 Einwohnern. Die Dorfbevölkerung besteht zum überwiegenden Teil aus Nenzen, einer kleinen nordsibirischen Ethnie mit etwa 41.000 Angehörigen. Die Nenzen sind traditionelle Jäger, Fischer und Rentierhirten und haben diese Lebensweise bis heute bewahrt.

Das Dorf Gyda kann nur im Sommer von Juli bis September per Schiff erreicht werden, es gibt im Winter ein paar hart gefrorene Pisten zu anderen Siedlungen, ansonsten bleibt nur der Hubschrauber um Menschen und Waren anzuliefern

Aus dem Dorf Gyda kam Senasi Salinder, geboren am 10. November 2001. Am 11. Oktober wurde sein Tod im Krieg gegen die Ukraine gemeldet und er solle nach den Bräuchen der Nenzen in seinem Heimatdorf begraben werden.

Senasi SalinderIn den zahlreichen Meldungen zu Senasis Tod haben wir leider nur ein Foto gefunden, das den jungen Mann ganz vermummt zeigt. Aber mit etwas Recherche haben wir herausgefunden, warum der junge Nenze im Krieg gelandet ist.

Senasi Salinder saß im Juli 2023 wegen Drogenhandels in der Großstadt Nowy Urengoi in Untersuchungshaft. Am 7. Juli sollte er und ein Mitangeklagter zur Verhandlung ins Stadtgericht gebracht werden. Die beiden wollten eine lange Haftstrafe unbedingt vermeiden und überredeten einen Polizisten ihnen eine Sprühdose Pfefferspray zu besorgen.

Auf dem Weg ins Gerichtsgebäude besprühten sie damit die begleitenden Wachleute und rannten davon. Beide wurden nach kurzer Zeit wieder festgenommen (siehe Film der Überwachungskamera).

Das Gerichtsurteil gegen Senasi Salinder konnten wir nicht aufrufen, bei Drogen kennen die russischen Gerichte regelmäßig keine Gnade. Der Polizist, der das Pfefferspray besorgt hatte, bekam eine Strafe von 40.000 Rubel .

So wollte Senasi Salinder die Haftstrafe nicht absitzen und schloss einen Vertrag mit dem russischen Militär zu einer Sturm-V Einheit, den er erwartungsgemäß nicht überlebt hat. Der Leiter des Bezirks schreibt zu seinem Tod: "Der Soldat erfüllte seine Militärpflicht mit Ehre und gab sein Leben für sein Heimatland."


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