- Nachricht: 23.10.2024
- Name: Ramil Radikowitsch Gabbasow
- Geboren: 1981
- Wohnort: Dorf Askaworo, ca. 9.200 Einwohner
- Nationalität: Baschkiren
- Region: Republik Baschkortostan
- Ausbildung: Hochhausinstallateur
- Beruf: Arbeiter im Rotationsverfahren in St. Petersburg
- Familie: Zwei Söhne, der Älteste ist Vertragssoldat
- Militärvertrag: 12. September 2024
- Getötet: 18. Oktober 2024
- Nachruf: Jeder, der ihn kannte, wird ihn als einen freundlichen, echten Mann in Erinnerung behalten.
Alexej Gennadjewitsch Bojtsow war so ein entbehrlicher Soldat, nur als Kanonenfutter geeignet. Er wurde am 14. September 1981 geboren und kam aus dem Dorf Kusnezkowo in der Region Twer, das 2010 noch 143 Einwohner hatte. Die Hauptschule hat er nicht geschafft, dafür den Wehrdienst und danach gab es nichts mehr über ihn zu berichten, er hatte auch keine Familie.
Dafür unterzeichnet Alexej im September 2023 einen Vertrag mit dem Militär und wurde bereits am 30. November 2023 getötet. Bei solch unwichtigen Menschen dauert dann auch die Heimreise - am 29. Oktober 24 wurde er bestattet. Das Begräbnis fand im Nachbardorf Sloboda statt, das im Jahr 2010 noch genau 0 Bewohner aufwies.
- Nachricht: 20.06.2024
- Name: Georgij Sergejewitsch Islikajew
- Geboren: 1980
- Wohnort: Dorf Irdugan, 221 Bewohner (2010)
- Nationalität: Mari
- Region: Republik Baschkortostan
- Ausbildung: Traktorfahrer
- Beruf: Arbeiter in Landwirtschaft
- Militärvertrag: Dezember 2023
- Getötet: Ein Monat später
- Nachruf: In unseren Herzen wird Georgij Sergejewitsch für immer ein wahrer Verteidiger des Vaterlandes bleiben.
Leider konnten wir das Alter von Ratibor Wladimirowitsch Jaungat nicht in Erfahrung bringen. Ratibor stammte aus der Umgebung von Salechard, der Hauptstadt des Autonomen Kreises der Jamal-Nenzen. Im Jahr 2024 hatte er sich beim russischen Militär verpflichtet und war Drohnenpilot in der Armee.
Man kann annehmen, dass auch Ratibor ein geschickter Zocker beim Spiel mit dem Computer war und so war der Umgang mit Drohnen für ihn nur logisch. Doch am Computer mag sein Motto in seinem Status bei VKontakte Gültigkeit haben - Leben, Sterben und das Ganze noch einmal.
Im Krieg dagegen gibt es kein weiteres Mal - Ratibor wurde am 22.10.24 in Salechard begraben.
Alexej Truchatschow, ein 46-jähriger Einwohner des Dorfes Zarechje, ist im Krieg in der Ukraine gefallen, berichtet der "Pitschewski Vestnik". Der Mann unterzeichnete am 25. April 2024 freiwillig einen Vertrag.
"Oft sagte er, dass er in den Kampf gegen die Nazis ziehen würde. Er hatte einen hartnäckigen, entschlossenen Charakter. Es war nicht leicht, ihn jedes Mal davon abzubringen“, sagte seine Frau Nadeschda.
Truchatschow starb am 9. Juni in der Region Luhansk während eines Beschusses. Die Militäreinheit, in der er diente, erklärte, dass „eine Evakuierung des Leichnams nicht möglich ist“.
Eine Telegram-Meldung aus Tambow vom 21.10.24. Zur Erläuterung - Alexej gehörte zu den Sturmtruppen, die mit hohen Verlusten gegen die ukrainischen Stellungen anrennen. Die Toten bleiben dann auf dem Feld liegen, denn diese Verluste jener entbehrlichen Soldaten zählen bei der russischen Armee sehr wenig.
Auch die scheinbar unerschöpflichen Reserven an schwerem Gerät werden manchmal knapp in der russischen Armee. Deshalb rüstet das Militär seine Angriffseinheiten neuerdings mit billigen Motocross-Rädern aus chinesischen Versandhauskatalogen aus (Alibaba - AliExpress). Eine neue Form der Kavallerie wurde so geschaffen.
Die Todesrate unter solch ungeschützt fahrenden Soldaten ist entsprechend groß. Ein aktuelles Beispiel:
Ein Mann aus Transbaikalien ist bei der SWO (speziellen Militäroperation) ums Leben gekommen. Er hat eine Frau und einen einjährigen Sohn zu Hause.
Wladislaw Fomin war 29 Jahre alt, er wurde in Tschara geboren. Der Mann besuchte die erste Schule und arbeitete dann im zentralen Bezirkskrankenhaus und bei den „Wohnungs- und Versorgungsbetrieben von Tschara“. Wladislaw starb am 6. September.
Wenn ein russischer Soldat im Krieg in der Ukraine getötet wird, zahlt der russische Staat den Hinterbliebenen fünf Millionen Rubel Entschädigung (etwa 50.000 €) - im Volksmund wird das Sarggeld genannt. Manche Regionen fügen weitere Entschädigungszahlungen hinzu.
Der 44-jährige Fjodor Bulgakow aus Rjasan gehörte wahrscheinlich auch zu den Opfern jenes ukrainischen HIMARS-Angriffes auf eine russische Wagenkolonne bei Kursk in der Nacht vom 8. auf 9. August 2024 - zumindest ist er in jener Nacht getötet worden.
Seine Frau hatte deshalb einen Antrag auf Entschädigung an die örtlichen Behörden gestellt. Die lehnten allerdings ab. Denn jene Entschädigung würde nur jene Angehörigen ausbezahlt, die in der Ukraine gefallen wäre. Fjodor dagegen wäre in Russland getötet worden und diese Region gehöre nicht zur Zone der "speziellen Militäroperation". Link
OM, 3.11.24
Am 19. Oktober 24 wurde der Soldat Artur Isjanbajew im Dorf Asikejewo, Bezirk Belorezk (Baschkortostan), auf seine letzte Reise geschickt, berichtet die Bezirksverwaltung. Artur wurde 1976 geboren.
Am 10. April 2024 verließ er das Gefängnis als Sturm-V Soldat und wurde an die Front geschickt. Er war ein Granatenwerfer in einer Angriffseinheit. Er starb am 7. Juni 2024. Artur Isjanbajew hinterlässt vier Kinder.
Telegram, 20.10.24
- Nachricht: 23.08.2024
- Name: Alexander Baldan-Dorschewitsch Suschkejew
- Geboren: 10. Dezember 1979
- Wohnort: Dorf Tuldun, 402 Bewohner
- Region: Republik Burjatien
- Ausbildung: Hauptschule
- Beruf: Bauarbeiter
- Familie: Sohn & drei Töchter
- Militärvertrag: 1. Juli 2024
- Getötet: 12. August 2024
- Nachruf: In der Erinnerung seiner Familie und Freunde wird er für immer ein freundlicher, mitfühlender, mutiger und fröhlicher Mensch bleiben.
Oleg Kowal aus Rjasan war in einem örtlichen Metallkeramikwerk als Abteilungsleiter für die Zulieferungen verantwortlich. Im Jahr 2017 wurde er festgenommen und wegen gewerbsmäßiger Bestechung in besonders großen Umfang sowie wegen Amtsbetrugs angeklagt.
Im Mai 2024 wurde Kowal zu sechs Jahren strenger Haft verurteilt. Das Urteil sah außerdem finanzielle Verpflichtungen in Höhe von 17 Millionen Rubel vor, mit einem verbindlichen Rückzahlungsplan - jeweils 500.000 Rubel pro Monat.
Es war sofort klar, dass Oleg Kowal sich solche Zahlungen aus dem Gefängnis heraus nicht leisten und daher nicht mit einer Bewährung rechnen konnte.
Im Lager unterzeichnete Oleg einen Vertrag zum Kriegsdienst im russischen Militär - mit erwartbarem Ausgang. Am 21. Oktober 24 wurde Oleg In Rjasan begraben.
- Nachricht: 19.08.2024
- Name: Oleg Walerjewitsch Ostafijtschuk
- Geboren: 8. Juni 1989
- Wohnort: Dorf Kurmach-Baigol, 211 Bewohner (2016)
- Region: Republik Altai
- Ausbildung: unbekannt
- Beruf: unbekannt
- Familie: verheiratet, drei Kinder
- Militärvertrag: April 2024
- Getötet: 8. Juni 2024
- Nachruf: Ewiger Ruhm und gesegnetes Gedenken an unseren Helden-Landsmann!
Aleksej Janik kam aus dem Dorf im Automomen Kreis der Tschuktschen. Das Dorf ist das Zentrum einer großen Rentierzuchtfarm mit etwa 600 Bewohnern. Im kurzen Sommer kann man es innerhalb von 2-3 Tagen mit dem Schiff erreichen, sonst bleibt nur die Anreise mit dem Hubschrauber.
Alexej, geboren am 25. Juli 1993, hatte den Beruf eines Schweißers erlernt und arbeitete in der Region. Auch Alexej wollte einmal in seinem Leben viel Geld verdienen und schloss im Jahr 2024 einen Vertrag mit dem russischen Militär. Aus gutem Grund nennt die Nachrichtenagentur aus Tschukotka kein genaueres Vertragsdatum. Auch Alexejs Vertrag hatte eine kurze Laufzeit, Anfang Oktober 24 wurde er getötet. Er soll in den dortigen Kohlegruben beigesetzt werden.
- Nachricht: 16.08.2024
- Name: Katif Ausafowitsch Chakow
- Geboren: 1965
- Wohnort: Dorf Tally-Syza, 147 Einwohner (2010)
- Region: Baschkortostan
- Ausbildung: Traktorfahrer
- Beruf: Viehzüchter in einfachem Bauernhof
- Familie: zwei Schwestern
- Militärvertrag: August 2024
- Getötet: 05.10.2024
- Beigesetzt:
- Nachruf: Die strahlende Erinnerung an den tapferen Kämpfer K.A. Chakow wird den Bewohnern des Bezirks Bakalinsky für immer in Erinnerung bleiben und sein Patriotismus, sein Engagement und sein Mut werden künftigen Generationen als Vorbild dienen.
- Nachricht: 14.08.2024
- Name: Alexander Nikolajewitsch Treschew
- Geboren: 1972
- Wohnort: Region der Stadt Waluiki
- Region: Belgorod
- Ausbildung: unbekannt
- Beruf: unbekannt
- Familie: unbekannt
- Militärvertrag: April 2024
- Getötet: 02.05.2024
- Nachruf: Du bist nicht gestorben – du wechselst in das unsterbliche Regiment.
Wenn die Meldungen über russische Kriegstote mit Gedichten verziert werden, dann hat man wenig Lust weiter zu lesen. Es sind meist holprig formulierte Machwerke, die versuchen, den banalen Tod eines Soldaten mehr oder weniger kunstvoll zu überhöhen.
Aber manchmal findet man auch ein interessantes Gedicht:
Es kam eine Vorladung zum Einberufungsbüro des Militärs,
Ich lege mich hin und höre meine Frau
Mit der ganzen Familie teilt sie meine Haut
Ich wurde im Kampf getötet.
Meine Frau und Schwiegermutter drängen mich -
Geh zum Einberufungsamt!
Sie packen meinen alten Rucksack,
Einen Laib Brot, einen Becher, einen Doschirak*.
Ergeben Sie sich nicht törichterweise!
Und verschwinden Sie nicht!
Sorgt dafür, dass die Leiche ordentlich verarbeitet wird!
Sieh zu, dass wir unsere Särge** bekommen!
Was für ein Witz, sieben Millionen!
Wir werden alles kaufen, was wir wollen!
Wir werden unsere Kredite abbezahlen!
Und im Sommer fahren wir alle auf die Krim!
Meine Frau schreit: Ich werde ein Auto kaufen!
Mein Sohn will einen Motorroller,
und mein Schwiegervater will ein neues Gewächshaus
Und eine Schnapsbrennerei.
Und mein Schwiegervater schreit: Sei ein Held!
Du wirst der erste sein, der angreift!
Und da wurde mir endlich klar
wie viel ich meiner Familie bedeute.
* russische Instantnudeln
** Sarggeld, staatliche Auszahlung für toten Soldaten
- Nachricht: 16.08.2024
- Name: Stanislaw Nikolajewitsch Poljakow
- Geboren: 28. März 1991
- Wohnort: Stadt Gurjewsk
- Region: Kemerowo
- Ausbildung: Dreher
- Beruf: Selbstständig
- Familie: verheiratet, Kinder
- Militärvertrag: Juli 2024
- Getötet: 24. Juli 2024
Hinter dem Begriff Grenzschutz verbirgt sich auch ein russischer Euphemismus. Russische Wehrdienstleistende dürfen nicht im Krieg gegen die Ukraine eingesetzt werden. Aber wenn man dringend Soldaten braucht, dann werden die jungen Männer schnell zu Grenzschützern umfunktioniert, die auch in den umkämpften Regionen Kursk, Brjansk und Belgorod eingesetzt werden. Und so kommt es, dass häufig auch Wehrdienstleistende Opfer dieses Krieges werden. Ein aktuelles Beispiel:
Almaz Minijarow aus dem kleinen Dorf Metewtamak in Baschkortostan war so ein Wehrdienstleistender. Er hätte nur noch zwei Monate in der Armee verbringen müssen und wurde als "Grenzschützer" in der umkämpften russischen Region Belgorod eingesetzt. Eine Drohne beendete sein Leben. Am 12. Oktober 24 wurde er in seinem Heimatdorf bestattet.
Es ist mehr als ein Skandal, wie Russland mit seinen ethnischen Minderheiten umgeht.
Ganz im Norden der Region Krasnojarsk liegt die Taimyr-Halbinsel. Auf Grund der extrem kalten Witterungsbedingungen ist die Halbinsel kaum besiedelt. Dörfer gibt es nur im Süden entlang der im Sommer schiffbaren Flüsse.
Nosok (Socke) ist so ein Dorf mit 1.800 Bewohnern, das am Ufer des Uschakow-Kanals an der Mündung des Flusses Jenissei liegt. Die Bewohner sind überwiegend Nenzen, die traditionell leben und Fischfang, Jagd und Rentierzucht betreiben.
Nikita Eduardowitsch Japtune (Foto) war ein junger Nenze aus dem Dorf Nosok. Er wurde am 18. August 2003 geboren und ist aus unbekanntem Grund im Krieg gegen die Ukraine gelandet. Die Menschen dort leben in einer Informationsblase, der Krieg ist weit weg und sie glauben der Propaganda und dem vielen Geld der Regierung. Zudem nimmt das Militär solche durch das raue Klima abgehärtete junge Menschen gerne für den Stellungskrieg in den Schützengräben. Doch auch für Nikita war der Krieg im Oktober beendet. In Taimyr sammelt man jetzt Spenden für seine Beisetzung.
- Nachricht: 10.10.24
- Name: Jewgeni Wladimirowitsch Bely
- Geboren: 14. Juni 1979
- Wohnort: Dorf Werch-Suetka, über 2.000 Einwohner
- Region: Region Altai
- Ausbildung: Berufsschulausbildung zum Fahrer
- Beruf: unbekannt
- Familie: unbekannt
- Militärvertrag: 1. August 2024
- Getötet: gestorben am 26. September 24 im Krankenhaus an den Folgen einer Kriegsverletzung
- Begräbnis: 11. Oktober 2024
Asat Scharapow, geboren am 15. Dezember 1977, kommt aus der Stadt Utschaly in Baschkortostan und scheint bei guter Gesundheit zu sein - im Gegensatz zu all den anderen Menschen, über die wir hier berichten. Laut seinem Status ist er zudem auf aktiver Partnersuche. Mitte Juli hat er sich ein neues Auto gekauft, dem Innenraum nach zu urteilen ein ausländisches Modell.
Das konnte er sich auch leisten, denn sein Sohn war in den Krieg gegen die Ukraine gezogen, ging Ende Oktober 2023 los, um Essen zu organisieren und kam nicht wieder. Mit der staatlichen Abfindung beim Tod eines Angehörigen im Krieg kann man sich bequem ein neues Auto leisten.
So kam es, dass zuerst das neue Auto da war und die sterblichen Überreste seines Sohnes viel später bei Asat ankamen. Am 10. Oktober 24 teilte er mit, dass sein Sohn Denis Asatowitsch Scharapow (Foto), geboren am 10.11.2000, am 14. Oktober bestattet würde.
OM, 24.10.24
Kirill Wjunow kommt aus der Region Krasnojarsk, ist 20 Jahre alt und leistet seinen Wehrdienst in der Region Kurgan. Am 14. Oktober 24 hatte Kirill plötzlich viel Geld auf seinem Konto. Der russische Staat hatte ihm 405.000 Rubel überwiesen, also etwa 4.000 €. Das entspricht der Prämie, die der Staat zahlt, wenn Wehrpflichtige einen Vertrag mit dem russischen Militär abschließen.
Nur - Kirill hatte keinen Vertrag abgeschlossen und hat das auch nicht vor. "Ich bin Mechaniker. Ich bin erst 20 Jahre alt, ich habe gerade erst die Fachschule abgeschlossen. Ich habe überhaupt keine weiteren Pläne. Ich will einfach nur lebendig von hier zurückkommen“, sagt Kirill.
Wie Kirill ging es auch sechs weiteren Wehrpflichtigen der Einheit. Der Staat weigert sich, das Geld zurück zu nehmen und für Kirill scheint die Sache aussichtslos. "Aber morgen sollten wir nach Rostow und an die Grenze geschickt werden. Ich verstehe, dass dies eine Einbahnstraße ist. Ich hatte nie vor, einen Vertrag zu unterschreiben, und das habe ich auch nicht vor! Helft mir hier rauszukommen," schreibt er.
- Nachricht: 09.10.24
- Name: Alexej Borissowitsch Tretjakow
- Geboren: 03. November 1985
- Wohnort: Stadt Kumertau, ca. 58.000 Einwohner
- Region: Baschkortostan
- Ausbildung: unbekannt
- Beruf: unbekannt
- Familie: unbekannt
- Militärvertrag: 18. August 2024
- Getötet: 28. September 2024
- Begräbnis: 10. Oktober 2024