Zum 20. September 2024 legte der BBC/Mediazone/Medusa-Verbund eine neue Abschätzung der russischen Verluste im Krieg gegen die Ukraine vor. Danach wären mehr als 70.000 Kriegstote erfasst worden, die genaue Zahl nennt der Beitrag nicht.

Die meisten im Beitrag vorgetragenen Erkenntnisse sind für die regelmäßigen Leser unserer Webseite nicht neu - zum Beispiel Freiwillige stellen die höchste Zahl an Todesopfern, manche mit schnellem Tod an der Front, die berüchtigten "Fleischangriffe" bewirken hohe Verluste usw.

Langsam macht sich aber negativ bemerkbar, dass jener von der BBC finanzierte Verbund seine Daten nicht offenlegt. So können Differenzen nicht ausgeräumt werden, weil wir die Datenbasis nicht vergleichen können.

Der größte Posten sind dabei die Verluste der beiden "Volksrepubliken" Donezk und Luhansk. BBC schätzt, dass zwischen 21.000 und 23.500 zusätzliche Todesopfer addiert werden müssten. Wie diese Zahl zustande kommt, wird nur nebulös erklärt:

Nach der Untersuchung veröffentlichter Nachrufe und Nachrichten über die Suche nach LDNR-Mitgliedern, die schon lange keinen Kontakt mehr hatten, kamen wir zu dem Schluss, dass bis Ende September dieses Jahres 21.000 bis 23.500 Menschen gestorben sein könnten.

Donezk und Luhansk hatten ab dem Kriegsgeschehen 2014 ein Heer von über 30.000 Mann aufgebaut. Rekrutiert wurden die Soldaten aus diesen ukrainischen Regionen und aus ganz Russland. Es gab Schätzungen, dass jene Rebelleneinheiten jedoch zum großen Teil mit russischen Staatsbürgern bestückt waren, die Kommandeure waren sowieso alles Russen. Seit Ende 2022 sind die beiden Separatistenarmeen in das reguläre russische Militär integriert.

Wir erfassen alle im Krieg getöteten Soldaten auf russischer Seite, also auch Ukrainer, die für Russland kämpfen und meinen deshalb, dass die Verluste der beiden Volksrepubliken auch in unseren Zahlen enthalten sind - solange wir nicht mit konkreteren Angaben überzeugt werden.

Die BBC hat zudem ab ihrer ersten Abschätzung der gesamten Opferzahlen Russlands angenommen, dass nur 50% der tatsächlichen Todesfälle auch erfasst würden. Zuletzt haben sich unseren Abschätzungen etwas angenähert, die BBC schrieb, dass zwischen 55% und 70% aller Opfer erfasst würden. Und im aktuellen Beitrag wird diese Spanne auf 45% bis  65% aller erfassten Todesfälle korrigiert.

Kommen wir zu den anderen Kriegsopfern, den verletzten Soldaten. Aktuell geht die BBC hier von 1,7 bis 2 schwer verletzten Soldaten pro russischem Kriegstoten aus, nähme man die leichter verletzten Soldaten dazu, so käme man auf einen Faktor 4 - also vier verletzte Soldaten auf einen Kriegstoten. "Diese Einschätzung wird sowohl durch die Meinung einer Reihe unabhängiger Experten als auch durch zahlreiche Beweise aus der Front bestätigt", schreibt die BBC.

Damit ergibt sich folgende vergleichende Zusammenstellung mit gerundeten Zahlen (berechnet nach realen Zahlen):

  Ermittelte
Kriegstote
Geschätzte
Gesamtzahl
Geschätzte
Verletzte
Gesamt-
verluste
Unsere Statistik
(15.09.2024)
70.400 117.000
60% erfasst
411.000
3,5 Verletzte
pro Kriegstoten
528.000
Britischer Geheimdienst
(05.09.24)
      610.000
BBC (20.09.24)
minimal Abschätzung
mit 65% erfasst *
70.000 108.000 (schwer Verletzte) 183.000 290.000
BBC (20.09.24)
maximale Abschätzung
mit 45% erfasst*
70.000
(DVR/LVR) 23.500
208.000 (leicht - schwer) 830.000
(nur schwer) 416.000
1.040.000
623.000

*Anmerkung: Die BBC schreibt in der Folge: "Somit könnte die Zahl der unwiederbringlichen Verluste auf russischer Seite unter Berücksichtigung der Schwerverletzten zwischen 387 und 540.000 Menschen liegen."

Damit keine Missverständnisse aufkommen - wir schätzen die Arbeit der BBC als seriös ein und sind weit davon entfernt, jene veröffentlichten Abschätzungen zu kritisieren. Zudem verfügt die BBC über weit mehr Ressourcen als wir aufbieten können. Unsere eigentliche Datenbasis ist sowieso fast identisch - nämlich die erfassten Kriegstoten. Sowohl die geringste als auch die maximale Abschätzung zeigen, dass dieser Krieg mit ungeheuren Opferzahlen auf russischer Seite einhergeht.

Russland hat in zweieinhalb Jahren mehr Kriegstote zu verzeichnen als die USA in ihren verlustreichen Kriegen in Korea und Vietnam zusammen.