Heute sind wir in der Oblast Lipezk - etwa 450 km südöstlich von Moskau - und dort in der Stadt Usman. Das Städtchen hat etwa 20.000 Einwohner und liegt am gleichnamigen Fluss Usman, einem indirekten Zufluss zum Don. Im Bezirk der Stadt lebte Pawel Vitaliewitsch Ermakow, geboren am 29. Juli 1983. Pawel war kein Einheimischer, sondern aus einem Dorf in der Region Moskau zugezogen. Und Pawel wollte ein Haus in seiner neuen Heimat kaufen.
Pawel hatte einen Job beim städtischen Wasserversorger. Das Einkommen reichte nicht, um sich den Wunsch nach einem Eigenheim zu erfüllen. Dazu hatte er noch ein Problem mit seiner Vergangenheit, auf Grund einer Vorstrafe durfte er keinen Wehrdienst ableisten.
Da kam die Suche nach Freiwilligen für den Krieg gegen die Ukraine durch das russische Militär gerade recht. Denn die Antrittsprämie zusammen mit dem hohen Verdienst hätten Pawel es ermöglicht, das gewünschte Haus zu erwerben. Seine Vorstafe war in diesem Fall kein Problem - als Freiwilliger nimmt das Militär beinahe jeden.
Am 10. Juni 24 schloss Pawel einen Militärvertrag ab. In seinem Fall ist die Anreise für russische Verhältnisse gar nicht so weit. Mit dem Auto sind es etwa 600 bis 700 km, mit dem Zug etwa einen Tag.
Was danach genau passiert, wissen wir nicht. Aber Pawel hatte keinen Wehrdienst abgeleistet, er hätte zumindest an Waffen ausgebildet werden müssen. Doch vielleicht brauchen solch entbehrliche Soldaten nicht einmal Waffen, wenn sie als Kanonenfutter in den Angriff geschickt werden. Verbürgt ist - Pawel Vitaliewitsch Ermakow war 14 Tage nach Vertragsschluss, also am 24. Juni tot. Er wird kein Haus kaufen können.
Das Drama ist damit noch nicht zu Ende. Denn zumindest die Angehörigen können sich nach dem Soldatentod über eine hohe Abfindung von mindestens sieben Millionen Rubel freuen. Dumm nur, Pawel war nicht verheiratet, hatte keine Kinder und auch mit der Verwandschaft sieht es mau aus. Nadeschda aus Lipezk schrieb in einem Kommentar zur Todesmeldung: "Sein Bruder wurde am 18.03.22 aus Abchasien in die Ukraine geschickt und starb am 02.04.22 in Wolnowacha."
Das Grab von Pawel:
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