Eine Frage der Ökonomie

Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis - das gilt nicht nur in der Ökonomie, sondern auch in den Niederungen des russischen Angriffskrieges. Jeden Monat muss das russische Militär etwa 30.000 Männer rekrutieren, um die Gefallenen, Verwundeten oder ausgebrannten Soldaten an der Front zu ersetzen. Dafür werden Antrittsprämien ausgelobt, die regional stark schwanken. In Baschkortostan zahlte man zuletzt 500.000 Rubel (5.000€), während man in St. Petersburg bereits 1,3 Millionen Rubel (13.000€) auf den Tisch legte. Da jede Region Russlands angehalten ist, ein bestimmtes Kontingent an Rekruten zu erfüllen, ergibt sich eine einfache Rechnung: Baschkortostan hat es einfacher neue Soldaten zu rekrutieren als St. Petersburg. Das erklärt dann auch die hohen Verluste, die die Baschkiren zur Zeit verzeichnen müssen.

Nach einer aktuellen Telegram-Nachricht legt Tatarstan sogar noch etwas oben drauf und bezahlt zum Antritt 1,5 Millionen Rubel (15.000€). Dem dortigen Rekrutierungsbüro ist es egal, aus welchem Teil Russlands die Männer kommen. Je länger der Krieg dauert, um so mehr Geld muss der Staat in die Hand nehmen, um neue Soldaten zu gewinnen.

Und noch eine Erkenntnis wollen wir voranstellen. Letztlich spielt die steigende Todesrate unter dem eigenen Militär für den russischen Staat keine überragende Rolle. Von den russischen Bürgern ist kein Widerstand zu erwarten, wie sich in all den Kommentaren in den öffentlichen Medien manifestiert. Je länger der Krieg dauert, um so entscheidender werden die ökonomischen Faktoren.

Der russische Angriffskrieg hat sich in einen Stellungskrieg verwandelt, bei dem keine großen Geländegewinne oder Verluste mehr zu erwarten sind. Beide Seiten haben sich eingegraben und versuchen dem Gegner die größtmöglichen Verluste an Mensch, Material und Wirtschaftsleistung zuzufügen. Die Situation ähnelt der des ersten Weltkrieges, der letztlich auf Grund der größeren gemeinsamen wirtschaftlichen Potenz der Siegermächte entschieden wurde.