OMIm Krieg Russlands gegen die Ukraine gibt es in den letzten Monaten nur wenige Veränderungen an der Front. Russlands Offensive an vielen Abschnitten hat nur geringe Geländegewinne gebracht. Dagegen haben die täglichen menschlichen Verluste seit Kriegsbeginn einen neuen Höchststand erreicht. Zum 15. Febraur 2024 haben wir 44.674 russische Kriegstote namentlich erfasst, das bedeutet einen Zuwachs von 1.611 neuen Namen seit dem 31. Januar 2024 oder 4.722 gefundene Kriegstoten seit Beginn des Jahres.

Zum Vergleich - in der zweiten Hälfte des Jahres 2023 hatten wir durchschnittlich etwa 2.200 gefallene Soldaten pro Monat registriert.

Im Moment können wir mit unserem kleinen Team diese hohe Anzahl an Kriegstoten kaum noch verarbeiten und in unsere Listen eintragen. Denn das Recherchieren nach Ortsangaben, gelöschten Einträgen usw. ist sehr aufwendig. Wir tingeln dabei virtuell durch die Dörfer Russlands, sind in Orten, die wir niemals vorher gehört haben und deren Namen häufig gar nicht eindeutig sind.

Nimmt man z.B. die Region Swerdlowsk: Von den über 4 Millionen Einwohner leben knapp ein Drittel in der Hauptstadt Jekaterinburg. Folglich müsste jeder dritte Kriegstote aus der Region ein Bewohner der Hauptstadt sein. Das trifft nicht zu, es sind die Bewohner vom Land, die im Krieg gegen die Ukraine getötet werden.

Aus diesen Zahlen ergeben sich folgende Einschätzungen:

  Ermittelte
Kriegstote
Geschätzte
Kriegstote
Geschätzte
Verletzte
Geschätzte
Gesamtverluste
Unsere Statistik, Stand 15.02.24 44.674 74.500 261.000 335.000
BBC, Stand 02.02.24 43.460 87.000 k.A. k.A

Alle von uns erfassten Kriegstoten stammen aus öffentlichen Quellen, wir veröffentlichen sie unter Angabe der Originalquelle. Wir bekommen unsere Zahlen aus den regionalen Medien in Russland, aus regionalen systemkritischen Quellen, aus Telegramkanälen und durch nicht von uns betriebene Bots, die die sozialen Netzwerke VKontakte, OK und Instagram auf Stichworte durchsuchen.

Wir wissen, dass wir mit unseren Zahlen nur bedingt die Realität abbilden. Viele Kriegstote werden öffentlich verschwiegen. Das bringt uns zu folgenden Überlegungen:

Aktuell haben wir die Kriegstoten auf einem Denkmal in Solnetschnogorsk, Region Moskau, erfasst und dabei festgestellt, dass wir etwa 60% aller Namen bereits in unserer Datenbank hatten. Bei den dort veröffentlichten Söldnern der Gruppe Wagner war es allerdings umgekehrt, hier kannten wir nur den kleineren Teil der Kriegstoten. Auch das bestätigte unsere Erfahrungen.

Dem gegenüber bleibt die BBC bei ihrer Einschätzung, dass sie nur etwa die Hälfte aller Kriegstoten erfassen würden. Zitat: "Zu diesem Schluss kamen wir durch eine systematische Untersuchung der Situation auf Friedhöfen in 70 russischen Siedlungen."

Dieser Einschätzung können wir uns nicht anschließen, da wir doch zahlreiche Regionen Russlands kennen, in denen Freiwillige den überwiegenden Teil der Kriegstoten erfassen (Beispiele: Burjatien, Irkutsk, Krasnodar, Tschuwaschien, Pskow)  oder wo die Verwaltungen alle Verluste in ihren Telegram-Kanälen veröffentlichen (Beispiele: Komi, Sachalin).