Mitte Juni 23 wurde auf einem Militärgelände in Sewastopol (Krim) ein neues Denkmal eröffnet. Es ist der Besatzung des Rettungsschleppers „Wassili Bekh“ gewidmet, der genau ein Jahr zuvor durch zwei von einer ukrainischen Drohne abgeschossenen Raketen versenkt worden war. Vier Militärs und sieben Zivilisten kamen dabei ums Leben, mindestens 12 weitere zivile Besatzungsmitglieder wurden erheblich verletzt. Der Untergang der „Wassili Bekh“ war eine entscheidende Niederlage Russlands im Krieg gegen die Ukraine. Sie leitete das Ende der Besetzung der ukrainischen Schlangeninsel durch russisches Militär ein. Der Versuch, die gesamte Schwarzmeerküste der Ukraine im Handstreich zu erobern, scheiterte auch von See her.
Bereits am ersten Tag des Kriegs gegen die Ukraine am 24.02.22 lief die „Moskwa“, Russlands Flaggschiff im Schwarzen Meer, und ein weiteres Militärschiff die Schlangeninsel an und forderten per Funk das dort stationierte Militär auf, sich zu ergeben. Die Antwort stand stellvertretend für den Behauptungswillen der ukrainischen Bevölkerung: „Russisches Kriegsschiff, fick dich!“
Die kleine Garnison war schnell erobert und die Insel wurde zu einem russischen Militärstützpunkt ausgebaut. Doch mit der Versorgung der Besatzer haperte es. Die Insel wurde regelmäßig vom Festland aus beschossen, genau so wie die Versorgungsschiffe, die Nachschub auf die Insel bringen sollten. Am 17. Juni 22 sollte die „Wassili Bekh“ das auf der Insel stationierte Militär mit Nachschub versorgen - also mit Personal, Waffen und Munition. Nach Angaben des britischen Geheimdienstes hatte das Schiff auch ein Tor-Raketensystem an Bord.
Der Rettungsschlepper „Wassili Bekh“ war ein modernes, ziviles Schiff der russischen Marine. Es war erst 2016 vom Stapel gelaufen , die Besatzung bestand aus 26 Personen, es konnte zusätzlich 36 Personen befördern. Es war konzipiert, um in Seenot geratene Schiffe abzuschleppen, Brände auf See zu bekämpfen, andere Schiffe mit Wasser und Strom zu versorgen, verletztes Personal zu evakuieren und als Tauchrettungsplattform zu fungieren. Niemals hätte es für einen militärischen Einsatz verwendet werden dürfen. Auf dem Weg zur Insel wurde der Schlepper von zwei Anti-Schiffsraketen getroffen, die von einer Drohne abgeschossen wurden. Das Schiff sank unverzüglich.
Ende Juni 2022 zogen sich die russischen Soldaten eilig von der Insel zurück. Militärisch war deren Situation aussichtslos geworden. Die zurückgeblieben Waffen wurden später durch Luftangriffe zerstört. Die Ukraine nahm die Insel wieder in Besitz.
Der Einsatz eines zivilen Schiffs im Krieg hatte ein Nachspiel der üblichen Verschleierungen in der Verantwortung für das Desaster. Angeblich wären niedere Dienstgrade dem eindeutigen Befehl des Kommandeurs der Schwarzmeerflotte nicht gefolgt. Für die zivilen verletzten Überlebenden und für die Angehörigen der Toten bedeutet das, dass die Fragen einer Entschädigung oder Versorgung bis heute nicht geklärt sind.
Da wir zivile Kriegstote nicht in unsere Listen aufnehmen und auch keine Soldaten von der ukrainischen Krim, wollen wir mit diesem Beitrag die zivilen Opfer unter der Besatzung der „Wassili Bekh“ vorstellen:
Swetlana Wladimirowna Nefedowskaja Schiffskoch 09.11.1975-17.06.2022 |
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Sergey Fedorovich Kustov Oberst des Sanitätsdienstes (im Ruhestand), Schiffsarzt 08.04.1961-17.06.2022 |
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Sergej Michailowitsch Badun 3. Mechaniker 07.09.1973-17.06.2022 |
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Andrej Wiktorowitsch Gawrilenko 2. Elektromechaniker 26.01.1961-17.06.2022 |
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Gennadi Wladimirowitsch Manoilenko Taucher 1. Klasse 28.04.1977-17.06.2022 |
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Konstantin Pawlowitsch Schmargun Älterer Seemann 27.10.1965-17.06.2022 |
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Sergej Alexandrowitsch Krasnokutsky Matrose 1. Klasse 14.07.1973-02.07.2022 (gestorben im Burdenko-Krankenhaus) |
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