Wir beobachten die Situation in 63 Regionen Russlands und haben damit 77,6 % der Gesamtbevölkerung Russlands im Blick. Alle registrierten Kriegstoten stammen aus offenen Quellen und werden von uns auf die Originalinformation verlinkt. Es kann allerdings vorkommen, dass diese von den Verfassern nachträglich gelöscht werden. Neu dabei ist die Region Kursk, die an die Ukraine angrenzt.
Nicht berücksichtigt werden von uns Daten aus den beiden "Volksrepubliken" Donezk und Luhansk sowie von der Krim. Deren Armeen setzen sich zum überwiegenden Teil aus Bürgern Russlands zusammen, so dass wir diese Todesfälle meist in den Regionen verzeichnen können. Die ukrainischen Bürger, die auf der Seite Russlands fallen, nehmen wir nicht auf.
Neu dabei ist die Region Kursk mit etwa 1,1 Millionen Einwohnern. Damit erfassen wir statt 76,8% jetzt 77,6% der russischen Bevölkerung. Wie zu erwarten war, ergeben sich daraus keine zusätzlichen Erkenntnisse.
Ebenfalls eingeflossen sind neue Daten zum Wagnerfriedhof Samara. Hier sind 35 neue Namen bekannt geworden, die wir noch nicht komplett auf Doppelnennungen abgeglichen haben.
Allgemeine Situation
Der Zuwachs an russischen Kriegstoten bleibt konstant auf hohem Niveau. Bei aller Vorsicht haben wir den Eindruck, dass sich kritische Stimmen in den Kommentaren zu den Todesmeldungen und in den Telegramkanälen mehren. Und wir meinen dabei nicht die ukrainischen Forenteilnehmer, deren Namen man inzwischen kennt und die im Auftrag der Ukraine die Meldungen kommentieren.
Die nebenstehende Tabelle zeigt die gefallenen russischen Soldaten bis Ende Mai 2023 pro 100 Tausend Einwohner - eine beinahe lineare Entwicklung. Russland wirft immer neue Soldaten in den Kampf, um die bisherigen Gebietsgewinne zu festigen. Menschen scheinen keine Rolle zu spielen.
Zusatzinformationen
Wir nehmen in die Statistik nur solche Kriegstote auf, wo es Hinweise auf die Heimatregion gibt. Alle anderen fallen unter den Tisch. Häufig kommen die Nachrichten von Verwandten, Kollegen oder Soldaten aus dem selben Trupp. Fehlt ein weiterer Hinweis auf den Lebensmittelpunkt, nehmen wir an, dass der getötete Soldat aus der selben Region wie der Berichterstatter stammt. Das muss nicht immer zutreffen.
Alle weiteren Informationen sind statistisch wenig aussagekräftig. Man kann schon froh sein, wenn der Name in der Todesnachricht genannt wird, statt unser Vater, Bruder, Schwager oder ein Kosenamen. Auch lange Texte enthalten häufig wenig Verwertbares. Wer genauere Informationen über Alter, Beruf, militärischer Rang, Todesort usw haben möchte, müsste danach sehr umfangreich recherchieren. Das ist uns in diesem Zusammenhang nicht möglich.
Tabellen
Zum Zwecke der Übersichtlichkeit haben wir alle Tabellen in gesonderten Dateien untergebracht.
Abschätzung Gesamtzahl aller russischen Kriegstoten
Wir haben 77,6 % der Gesamtbevölkerung Russlands im Blick. Damit lassen sich ziemlich genaue Zahlen für ganz Russland ableiten – dies bedeutet aktuell zum 31.05..23 etwa 25.100 getötete russische Soldaten. Wir wissen, dass wir mit unseren Zahlen nur bedingt die Realität abbilden. Viele Kriegstote werden öffentlich verschwiegen. Das bringt uns zu folgenden Überlegungen:
- Der ehemalige russische Offizier Vitaly Votanovsky hat die Friedhöfe in der gesamten Region Krasnodar aufgesucht und dabei die Gräber von Kriegstoten ermittelt, die von den Medien nicht veröffentlicht wurden. Man kann also davon ausgehen, dass zumindest in dieser Region die meisten gefallenen Soldaten auch erfasst wurden. Insgesamt haben wir in Krasnodar (Stand 31.05.23) 756 gefallene Soldaten gelistet, davon wurden 438 in den Medien veröffentlicht, Vitaly Votanovsky oder seine Mitstreiter haben bis zu diesem Zeitpunkt die Gräber von 318 weiteren Gefallenen aufgezählt. Das bedeutet, dass in der Region Krasnodar gerundet etwa 60% aller Kriegstoten durch die Medien veröffentlicht wurden.
- Auch am Beispiel der Toten von Makijiwka ergeben sich ähnliche Relationen. 89 tote Soldaten wurden gemeldet, wir haben 137 gelistet, das ergibt etwa 65 Prozent der öffentlich gemachten Opfer.
- BBC/Mediazone stellen ähnliche Überlegungen an. Sie sind auf Grund von Besuchen auf russischen Friedhöfen zum Ergebnis gelangt, dass die tatsächlichen Todeszahlen etwa doppelt so hoch sind, wie die veröffentlichten.
- Die Kriegstoten stellen aber nur einen Teil der Opferzahlen dar. Viele Soldaten wurden schwer traumatisiert – an Körper und Seele. Die BBC trifft dazu folgende Aussage: Nach Beobachtungen des US Center for Naval Analysis kommen auf jeden russischen Soldaten, der während des Krieges in der Ukraine getötet wurde, im Durchschnitt etwa dreieinhalb Verwundete.
Damit ergeben sich folgende Modelle, dargestellt mit gerundeten Zahlen:
Todeszahlen |
Ganz |
Errechnete |
Verwundete |
|
Nach Medianzone/BBC doppelte Opferzahl (Stand 02.06.23) |
|
24,470 |
48.940 |
171.290 |
Nach OM nur 60% erfasst (Stand 14.05.23) |
19.445 |
25.100 |
41.800 |
146.300 |
Resumee: Die russischen Kriegstoten belaufen sich Stand 31.05.23 auf mindestens 42.000 bis 49.000 gefallene Soldaten. Dazu kommen mindestens 146.000 bis 171.000 ersthaft verwundete Soldaten.
Zum Schluss wollen wir noch Vergleichszahlen aus anderen Kriegen vorlegen. Damit jedem Leser auch die Dramatik der aktuellen Todeszahlen bewusst wird. Bitte beachtet, dass diese Zahlen nur die Kriegstoten jener genannten Länder benennen, die Opfer unter den Soldaten der betroffenen Ländern wesentlich höher sind, von der Zivilbevölkerung ganz zu schweigen.
Vergleichszahlen | USA | Sowjetunion | Russland |
Koreakrieg 1950-1953 | 40.000 | ||
Vietnamkrieg 1963 – 1973 | 58.220 | ||
Afghanistan 1979 – 1989 | 14.500 | ||
1. Tschetschenienkrieg 1994 – 1996 | 14.000 | ||
2. Tschetschenienkrieg 1999 – 2009 | 3.684 | ||
Irakkrieg 2003 – 2011 | 5.272 | ||
Afghanistan 2001 – 2021 Gesamte US-geführte Koalition Inkl. Private Sicherheitsdienste |
7.263 |
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